% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 17. August 2012 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. %% %% Jeder M"archentext ist mit einem Versalsatz geschm"uckt im Original. %% % \maerchentitel{Der Hund und der Sperling} % 29. %S.193 % Der Hund und der Sperling. %S.193 \lettrine[lines=1]{E}{in} Sch"aferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen der %S.193 ihn Hunger leiden lie"s. Wie ers nicht mehr aus"|halten konnte, %S.193 gieng er ganz traurig fort. Auf der Stra"se begegnete ihm ein %S.193 Sperling, der sprach {\oqs}Bruder Hund, warum bist du so traurig?{\cqs} %S.193 Antwortete der Hund {\oqs}ich bin so hungrig, und habe nichts %S.193 zu fressen.{\cqs} Da sprach der Sperling {\oqs}lieber Bruder, komm %S.193 mit in die Stadt, so will ich dich satt machen.{\cqs} Also giengen %S.193 sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen %S.193 kamen, sprach der Sperling zum Hund {\oqs}da bleib stehen, %S.193 ich will dir ein St"uck Fleisch herunter pi{\ck}en,{\cqs} setzte sich auf %S.193 den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte, %S.193 und pi{\ck}te, zog und zerrte so lang an einem St"uck, das am %S.193 Rande lag, bis es herunter rutschte. Da pa{\ck}te es der Hund, %S.193 lief in eine E{\ck}e und fra"s es auf. Sprach der Sperling {\oqs}nun %S.193 komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein %S.193 St"uck herunterpi{\ck}en, damit du satt wirst.{\cqs} Als der Hund das %S.193 zweite St"uck auch gefressen hatte, fragte der Sperling {\oqs}Bruder %S.193 Hund, bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja, Fleisch bin ich satt, antwortete %S.193 er, aber ich habe noch kein Brot gekriegt. Sprach der Sperling %S.193 % Kinderm"archen. Kl. Ausg. N %S.193 {\oqs}das sollst du auch haben, komm nur mit.{\cqs} Da f"uhrte er %S.194 ihn an einen Be{\ck}erladen, und pi{\ck}te an ein paar Br"otchen, %S.194 bis sie herunter rollten, und als der Hund mehr wollte, f"uhrte %S.194 er ihn zu einem andern, und holte ihm noch einmal Brot herab. %S.194 Wie das verzehrt war, sprach der Sperling {\oqs}Bruder Hund, %S.194 bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja, antwortete er; nun wollen wir ein %S.194 bis"|chen vor die Stadt gehen.{\cqs} %S.194 Nun giengen sie beide hinaus auf die Landstra"se, es war %S.194 aber warmes Wetter, und als sie ein Eckchen gegangen waren, %S.194 sprach der Hund {\oqs}ich bin m"ude und m"ochte gerne schlafen.{\cqs} %S.194 {\oqs}Ja, schlaf nur, antwortete der Sperling, ich will mich derweil %S.194 auf einen Zweig setzen.{\cqs} Der Hund legte sich also auf die %S.194 Stra"se, und schlief fest ein. W"ahrend er da schlief, kam ein %S.194 Fuhrmann heran gefahren, der hatte einen Wagen mit drei %S.194 Pferden, und hatte zwei F"asser Wein geladen. Der Sperling %S.194 aber sah, da"s er nicht aus"|biegen wollte, sondern in der Fahrglei"se %S.194 blieb, in welcher der Hund lag, da rief er {\oqs}Fuhrmann, %S.194 thus nicht, oder ich mach dich arm.{\cqs} der Fuhrmann aber %S.194 brummte vor sich {\oqs}du wirst mich nicht arm machen,{\cqs} knallte %S.194 mit der Peitsche, und trieb den Wagen "uber den Hund, da"s %S.194 ihn die R"ader todt fuhren. Da rief der Sperling {\oqs}du hast mir %S.194 meinen Bruder Hund todt gefahren, das soll dich Karre und %S.194 Gaul kosten.{\cqs} {\oqs}Ja Karre und Gaul, sagte der Fuhrmann, %S.194 was k"onntest du mir schaden!{\cqs} und fuhr fort. Da kroch der %S.194 Sperling unter das Wagentuch, und pi{\ck}te an dem einen Spuntloch %S.194 so lange, bis er den Spunt los"|brachte, da lief der ganze %S.194 Wein heraus, ohne da"s es der Fuhrmann merkte. Und als er %S.195 einmal umbli{\ck}te, sah er, da"s der Wagen tr"opfelte, untersuchte %S.195 und fand, da"s das eine Fa"s leer war. {\oqs}Ach, ich armer Mann!{\cqs} %S.195 rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} sprach der Sperling, und flog %S.195 dem einen Pferd auf den Kopf, und pi{\ck}te ihm die Augen aus. %S.195 Als der Fuhrmann das sah, zog er seine Ha{\ck}e heraus, und %S.195 wollte den Sperling treffen, aber der Sperling flog in die H"ohe, %S.195 und der Fuhrmann traf seinen Gaul auf den Kopf, da"s er todt %S.195 hinfiel. {\oqs}Ach, ich armer Mann!{\cqs} rief er. {\oqs}Noch nicht arm %S.195 genug{\cqs} sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den %S.195 zwei Pferden weiter fuhr, kroch der Sperling wieder unter das %S.195 Tuch, und pi{\ck}te auch den Spunt am zweiten Fa"s los, da"s %S.195 aller Wein heraus"|schwankte. Als es der Fuhrmann gewahr %S.195 wurde, rief er wieder {\oqs}ach ich armer Mann!{\cqs} aber der Sperling %S.195 antwortete {\oqs}noch nicht arm genug,{\cqs} setzte sich dem zweiten Pferd %S.195 auf den Kopf, und pi{\ck}te ihm die Augen aus. Der Fuhrmann %S.195 lief herbei, und holte mit seiner Ha{\ck}e aus, aber der Sperling %S.195 flog in die H"ohe, da traf der Schlag das Pferd, da"s es hinfiel. %S.195 {\oqs}Ach, ich armer Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} sprach %S.195 der Sperling, setzte sich auch dem dritten Pferd auf den Kopf, %S.195 und pi{\ck}te ihm nach den Augen. Der Fuhrmann in seinem Zorn, %S.195 ohne umzusehen, schlug auf den Sperling los, traf ihn aber %S.195 nicht, sondern schlug auch sein drittes Pferd todt. {\oqs}Ach, ich %S.195 armer Mann!{\cqs} rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} antwortete der %S.195 Sperling, jetzt will ich dich daheim arm machen,{\cqs} und flog %S.195 fort. %S.195 % N 2 %S.195 Der Fuhrmann mu"ste den Wagen stehen lassen, und gieng %S.196 voll Zorn und "Arger heim. {\oqs}Ach, sprach er zu seiner Frau, %S.196 was hab ich Ungl"uck gehabt, der Wein ist aus"|gelaufen, und %S.196 die Pferde sind alle drei todt.{\cqs} {\oqs}Ach, Mann, antwortete sie, %S.196 was f"ur ein b"oser Vogel ist ins Haus gekommen! er hat alle %S.196 V"ogel auf der Welt zusammen gebracht, und die sind droben %S.196 "uber unsern Waizen hergefallen, und fressen ihn auf.{\cqs} Da %S.196 stieg er hinauf und tausend und tausend V"ogel sa"sen auf dem %S.196 Boden und hatten den Waizen aufgefressen, und der Sperling %S.196 sa"s mitten darunter. Da rief der Fuhrmann {\oqs}ach ich armer %S.196 Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug, antwortete der Sperling, %S.196 Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben,{\cqs} und flog hinaus. %S.196 Da hatte der Fuhrmann all sein Gut verloren, gieng hinab %S.196 in seine Stube, und setzte sich hinter den Ofen, und war ganz %S.196 b"os und giftig. Der Sperling aber sa"s drau"sen vor dem Fenster, %S.196 und rief {\oqs}Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.{\cqs} Da griff %S.196 der Fuhrmann die Ha{\ck}e, und warf sie nach dem Sperling, %S.196 aber er schmi"s das Fenster entzwei und traf den Vogel nicht. %S.196 Der Sperling h"upfte nun herein, setzte sich auf den Ofen und %S.196 rief {\oqs}Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.{\cqs} Dieser, ganz toll %S.196 und blind vor Wuth, schl"agt den Ofen entzwei, und so fort, %S.196 wie der Sperling von einen Ort zum andern fliegt, sein ganzes %S.196 Hausger"ath, Spieglein, St"uhle, B"anke, Tisch, und zuletzt %S.196 die W"ande seines Hauses, und kann ihn nicht treffen. %S.196 Endlich aber erwischte er ihn doch, da sprach seine Frau {\oqs}soll %S.196 ich ihn todt schlagen?{\cqs} {\oqs}Nein, rief er, das w"are zu gelind, %S.196 der soll viel m"orderlicher sterben, ich will ihn verschlingen,{\cqs} %S.197 und nimmt ihn, und verschlingt ihn auf einmal. Der Sperling %S.197 aber f"angt an in seinem Leibe zu flattern, flattert wieder %S.197 herauf, dem Mann in den Mund, da streckt er den Kopf heraus %S.197 und ruft {\oqs}Fuhrmann, es kostet dir doch dein Leben.{\cqs} Der %S.197 Fuhrmann reicht seiner Frau die Ha{\ck}e, und spricht {\oqs}Frau, %S.197 schlag mir den Vogel im Munde todt.{\cqs} Die Frau schl"agt zu, %S.197 schl"agt aber fehl, und dem Fuhrmann gerade auf den Kopf, %S.197 so da"s er todt hinf"allt. Der Sperling aber fliegt auf und %S.197 davon. %S.197 %\vspace{3\baselineskip} %\divisionbar %S.197 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 193, Zeile 18 %% [falsch] %% Hund, bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja, Fleisch bin ich satt, antwortete %S.193 %% [richtig] %% Hund, bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja, Fleisch bin ich satt,{\cqs} antwortete %S.193 %% %% Seite 193, Zeile 19 %% [falsch] %% er, aber ich habe noch kein Brot gekriegt. Sprach der Sperling %S.193 %% [richtig] %% er, {\oqs}aber ich habe noch kein Brot gekriegt.{\cqs} Sprach der Sperling %S.193 %% %% Seite 194, Zeile 6 %% [falsch] %% bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja, antwortete er; nun wollen wir ein %S.194 %% [richtig] %% bist du nun satt?{\cqs} {\oqs}Ja,{\cqs} antwortete er {\oqs}nun wollen wir ein %S.194 %% %% Seite 194, Zeile 11 %% [falsch] %% {\oqs}Ja, schlaf nur, antwortete der Sperling, ich will mich derweil %S.194 %% [richtig] %% {\oqs}Ja, schlaf nur,{\cqs} antwortete der Sperling, {\oqs}ich will mich derweil %S.194 %% %% Seite 194, Zeile 23 %% [falsch] %% Gaul kosten.{\cqs} {\oqs}Ja Karre und Gaul, sagte der Fuhrmann, %S.194 %% [richtig] %% Gaul kosten.{\cqs} {\oqs}Ja Karre und Gaul,{\cqs} sagte der Fuhrmann, %S.194 %% %% Seite 194, Zeile 24 %% [falsch] %% was k"onntest du mir schaden!{\cqs} und fuhr fort. Da kroch der %S.194 %% [richtig] %% {\oqs}was k"onntest du mir schaden!{\cqs} und fuhr fort. Da kroch der %S.194 %% %% Seite 195, Zeile 4 %% [falsch] %% rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} sprach der Sperling, und flog %S.195 %% [richtig] %% rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug,{\cqs} sprach der Sperling, und flog %S.195 %% %% Seite 195, Zeile 10 %% [falsch] %% genug{\cqs} sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den %S.195 %% [richtig] %% genug,{\cqs} sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den %S.195 %% %% Seite 195, Zeile 19 %% [falsch] %% {\oqs}Ach, ich armer Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} sprach %S.195 %% [richtig] %% {\oqs}Ach, ich armer Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug,{\cqs} sprach %S.195 %% %% Seite 195, Zeile 24 %% [falsch] %% armer Mann!{\cqs} rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug{\cqs} antwortete der %S.195 %% [richtig] %% armer Mann!{\cqs} rief er. {\oqs}Noch nicht arm genug,{\cqs} antwortete der %S.195 %% %% Seite 196, Zeile 3 %% [falsch] %% was hab ich Ungl"uck gehabt, der Wein ist aus"|gelaufen, und %S.196 %% [richtig] %% {\oqs}was hab ich Ungl"uck gehabt, der Wein ist aus"|gelaufen, und %S.196 %% %% Seite 196, Zeile 5 %% [falsch] %% was f"ur ein b"oser Vogel ist ins Haus gekommen! er hat alle %S.196 %% [richtig] %% {\oqs}was f"ur ein b"oser Vogel ist ins Haus gekommen! er hat alle %S.196 %% %% Seite 196, Zeile 11 %% [falsch] %% Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug, antwortete der Sperling, %S.196 %% [richtig] %% Mann!{\cqs} {\oqs}Noch nicht arm genug,{\cqs} antwortete der Sperling, %S.196 %% %% Seite 196, Zeile 12 %% [falsch] %% Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben,{\cqs} und flog hinaus. %S.196 %% [richtig] %% {\oqs}Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben,{\cqs} und flog hinaus. %S.196 %% %% Seite 196, Zeile 26 %% [falsch] %% ich ihn todt schlagen?{\cqs} {\oqs}Nein, rief er, das w"are zu gelind, %S.196 %% [richtig] %% ich ihn todt schlagen?{\cqs} {\oqs}Nein,{\cqs} rief er, {\oqs}das w"are zu gelind, %S.196 %%