% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 16. August 2012 % \maerchentitel{Sneewittchen} % 27. %S.177 % Sneewittchen. %S.177 Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen %S.177 wie Federn vom Himmel herab, da sa"s eine K"onigin an einem %S.177 Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und %S.177 n"ahte. Und wie sie so n"ahte und nach dem Schnee aufblickte, %S.177 stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei %S.177 Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rothe im wei"sen %S.177 Schnee so sch"on aussah, dachte sie bei sich {\oqs}h"att ich ein Kind %S.177 so wei"s wie Schnee, so roth wie Blut, und so schwarz wie der %S.177 Rahmen.{\cqs} Bald darauf bekam sie ein T"ochterlein, das war %S.177 so wei"s wie Schnee, so roth wie Blut, und so schwarzhaarig %S.177 wie Ebenholz, und wurde darum das Sneewittchen (Schneewei"schen) %S.177 genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die %S.177 K"onigin. %S.177 "Uber ein Jahr nahm sich der K"onig eine andere Gemahlin: %S.177 sie war eine sch"one Frau, aber stolz auf ihre Sch"onheit, und %S.177 konnte nicht leiden, da"s sie von jemand darin sollte "ubertroffen %S.177 werden. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, wenn sie vor %S.177 den trat und sich darin beschaute, sprach sie: %S.177 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.177 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.177 \end{verse} % Kinderm"archen. Kl. Ausg. M %S.177 so antwortete der Spiegel %S.178 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste im Land.{\cqs} %S.178 \end{verse} Da war sie zufrieden, denn sie wu"ste, da"s der Spiegel die %S.178 Wahrheit sagte. %S.178 Sneewittchen aber wuchs heran, und wurde immer sch"oner, %S.178 und als es sieben Jahr alt war, war es so sch"on, wie der %S.178 klare Tag, und sch"oner als die K"onigin selbst. Einmal als %S.178 diese ihren Spiegel fragte %S.178 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.178 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.178 \end{verse} so antwortete er %S.178 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste hier, \\ %S.178 aber Sneewittchen ist tausendmal sch"oner als ihr.{\cqs} %S.178 \end{verse} Da erschrak die K"onigin und ward gelb und gr"un vor Neid. %S.178 Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, kehrte sich ihr %S.178 das Herz im Leibe herum, so ha"ste sie das M"adchen. Und der %S.178 Neid und Hochmuth wuchsen, und wurden so gro"s in ihr, da"s %S.178 sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen %S.178 J"ager und sprach {\oqs}bring das Kind hinaus in den Wald, ich %S.178 wills nicht mehr vor meinen Augen sehen.{\cqs} Dort sollst dus t"odten, %S.178 und mir Lung und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.{\cqs} %S.178 Der J"ager gehorchte, und f"uhrte es hinaus, als er nun den %S.178 Hirschf"anger gezogen hatte, und Sneewittchens unschuldiges Herz %S.178 durchbohren wollte, fieng es an zu weinen, und sprach {\oqs}ach, lieber %S.178 J"ager, la"s mir mein Leben; ich will in den wilden Wald %S.178 laufen, und nimmermehr wieder heim kommen.{\cqs} Und weil es %S.178 so sch"on war, hatte der J"ager Mitleiden, und sprach {\oqs}so lauf %S.179 hin, du armes Kind.{\cqs} {\oqs}Die wilden Thiere werden dich bald gefressen %S.179 haben{\cqs} dachte er, und doch wars ihm als w"ar ein Stein %S.179 von seinem Herzen gew"alzt, weil er es nicht zu t"odten brauchte. %S.179 Und weil gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, %S.179 stach er ihn ab, nahm Lung und Leber heraus, und brachte sie %S.179 als Wahrzeichen der K"onigin mit. Der Koch mu"ste sie in Salz %S.179 kochen, und das boshafte Weib a"s sie auf, und meinte, sie h"atte %S.179 Sneewittchens Lunge und Leber gegessen. %S.179 Nun war das arme Sneewittchen in dem gro"sen Wald mutterseelig %S.179 allein, und ward ihm so angst, da"s es alle Bl"atter an den %S.179 B"aumen ansah, und nicht wu"ste wie es sich helfen sollte. Da %S.179 fieng es an zu laufen, und lief "uber die spitzen Steine und durch %S.179 die Dornen, und die wilden Thiere sprangen an ihm vorbei, %S.179 aber sie thaten ihm nichts. Es lief so lang nur die F"u"se noch %S.179 fort konnten, bis es bald Abend werden wollte, da sah es ein %S.179 kleines H"auschen, und gieng hinein sich zu ruhen. In dem %S.179 H"auschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, da"s es %S.179 nicht zu sagen ist. Da stand ein wei"s gedecktes Tischlein mit %S.179 sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem L"offelein, %S.179 ferner sieben Messerlein und G"ablein, und sieben Becherlein. An %S.179 der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt, und %S.179 schneewei"se Laken dar"uber gedeckt. Sneewittchen, weil es so %S.179 hungrig und durstig war, a"s von jedem Tellerlein ein wenig %S.179 Gem"us und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen %S.179 Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. %S.179 % M 2 %S.179 Hernach weil es so m"ude war, legte es es sich in ein Bettchen, %S.180 aber keins pa"ste; das eine war zu lang, das andere zu kurz, %S.180 bis endlich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, %S.180 befahl sich Gott, und schlief ein. %S.180 Als es nun ganz dunkel war, kamen die Herrn von dem %S.180 H"auslein, das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach %S.180 Erz hackten und gruben. Sie z"undeten ihre sieben Lichtlein an, %S.180 und wie es nun hell im H"auslein ward, sahen sie, da"s jemand %S.180 darin gewesen, denn es stand nicht alles so in der Ordnung %S.180 wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach {\oqs}wer hat auf meinem %S.180 St"uhlchen gesessen?{\cqs} Der zweite {\oqs}wer hat von meinem Tellerchen %S.180 gegessen?{\cqs} Der dritte {\oqs}wer hat von meinem Br"otchen %S.180 genommen?{\cqs} Der vierte {\oqs}wer hat von meinem Gem"uschen gegessen?{\cqs} %S.180 Der f"unfte {\oqs}wer hat mit meinem G"abelchen gestochen?{\cqs} %S.180 Der sechste {\oqs}wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?{\cqs} Der %S.180 siebente {\oqs}wer hat aus meinem Becherlein getrunken?{\cqs} Dann %S.180 sah sich der erste um, und sah da"s auf seinem Bett eine kleine %S.180 D"alle war, da sprach er {\oqs}wer hat in mein Bettchen getreten?{\cqs} %S.180 Die andern kamen gelaufen, und riefen {\oqs}in meinem hat auch %S.180 jemand gelegen.{\cqs} Der siebente aber, als der in sein Bett sah, %S.180 erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief %S.180 er die andern, die kamen herbeigelaufen, und schrien vor Verwunderung, %S.180 holten ihre sieben Lichtlein, und beleuchteten Sneewittchen. %S.180 {\oqs}Ei, du mein Gott! ei du mein Gott! riefen sie, %S.180 was ist das Kind sch"on!{\cqs} und hatten so gro"se Freude, da"s sie %S.180 es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen lie"sen. %S.180 Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem %S.181 eine Stunde, da war die Nacht herum. %S.181 Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es %S.181 die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich %S.181 und fragten {\oqs}wie hei"st du?{\cqs} {\oqs}Ich hei"se Sneewittchen{\cqs} antwortete %S.181 es. {\oqs}Wie bist du in unser Haus gekommen?{\cqs} sprachen weiter %S.181 die Zwerge. Da erz"ahlte es ihnen, da"s seine Stiefmutter es %S.181 h"atte wollen umbringen lassen, der J"ager ihm aber das Leben %S.181 geschenkt, und da w"ar es gelaufen den ganzen Tag, bis es endlich %S.181 ihr H"auslein gefunden. Die Zwerge sprachen {\oqs}willst du %S.181 unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, n"ahen und %S.181 stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so %S.181 kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.{\cqs} %S.181 Das versprach Sneewittchen, und blieb bei ihnen. Es hielt %S.181 ordentlich Haus, Morgens giengen sie in die Berge, und suchten %S.181 Erz und Gold, Abends kamen sie wieder, und da mu"ste ihr %S.181 Essen bereitet seyn. Den Tag "uber war das M"adchen allein, %S.181 da warnten es die guten Zwerglein und sprachen {\oqs}h"ute dich vor %S.181 deiner Stiefmutter, die wird bald wissen da"s du hier bist; la"s %S.181 ja niemand herein.{\cqs} %S.181 Die K"onigin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und %S.181 Leber glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders, als wieder %S.181 die erste und allersch"onste zu seyn, und trat vor ihren Spiegel, %S.181 und sprach %S.181 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.181 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.181 \end{verse} Da antwortete der Spiegel %S.182 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste hier, \\ %S.182 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.182 bei den sieben Zwergen \\ %S.182 ist noch tausendmal sch"oner als ihr.{\cqs} %S.182 \end{verse} Da erschrak sie, denn sie wu"ste, da"s der Spiegel keine Unwahrheit %S.182 sprach, und merkte, da"s der J"ager sie betrogen hatte, %S.182 und Sneewittchen noch am Leben war. Und da sann und sann %S.182 sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte; denn so lange sie %S.182 nicht die sch"onste war im ganzen Land, lie"s ihr der Neid keine %S.182 Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, f"arbte %S.182 sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Kr"amerin, %S.182 und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt gieng sie "uber %S.182 die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Th"ure, %S.182 und rief {\oqs}sch"one Waare feil! feil!{\cqs} Sneewittchen guckte zum %S.182 Fenster heraus und rief {\oqs}guten Tag, liebe Frau, was habt ihr %S.182 zu verkaufen?{\cqs} {\oqs}Gute Waare, sch"one Waare, antwortete sie, %S.182 Schn"urriemen von allen Farben,{\cqs} dabei holte sie einen hervor, %S.182 der aus bunter Seide geflochten war. {\oqs}Die ehrliche Frau kann %S.182 ich herein lassen{\cqs} dachte Sneewittchen, riegelte die Th"ure auf, %S.182 und kaufte sich den h"ubschen Schn"urriemen. {\oqs}Kind, sprach die %S.182 Alte, wie du aussiehst! komm, ich will dich einmal ordentlich %S.182 schn"uren.{\cqs} Sneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor sie, %S.182 und lie"s sich mit dem neuen Schn"urriemen schn"uren; aber die %S.182 Alte schn"urte geschwind, und schn"urte so fest, da"s dem Sneewittchen %S.182 der Athem vergieng, und es f"ur todt hinfiel. {\oqs}Nun %S.183 bist du die sch"onste gewesen,{\cqs} sprach sie und eilte hinaus. %S.183 Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben %S.183 Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes %S.183 Sneewittchen auf der Erde liegen fanden, und regte und bewegte %S.183 sich nicht, als w"ar es todt. Sie hoben es in die H"ohe, %S.183 und weil sie sahen, da"s es zu fest geschn"urt war, schnitten sie %S.183 den Schn"urriemen entzwei: da fieng es an ein wenig zu athmen, %S.183 und ward nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge %S.183 h"orten, was geschehen war, sprachen sie {\oqs}die alte Kr"amerfrau %S.183 war niemand als die K"onigin, h"ute dich und la"s keinen Menschen %S.183 herein, wenn wir nicht bei dir sind.{\cqs} %S.183 Das b"ose Weib aber, als es nach Haus gekommen war, %S.183 gieng vor den Spiegel und fragte %S.183 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.183 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.183 \end{verse} Da antwortete er wie sonst %S.183 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste hier, \\ %S.183 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.183 bei den sieben Zwergen \\ %S.183 ist noch tausendmal sch"oner als ihr.{\cqs} %S.183 \end{verse} Als sie das h"orte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak %S.183 sie, denn sie sah wohl, da"s Sneewittchen wieder lebendig geworden %S.183 war. {\oqs}Nun aber, sprach sie, will ich etwas aussinnen, %S.183 das dich zu Grunde richten soll,{\cqs} und mit Hexenk"unsten, die sie %S.183 verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete %S.183 sie sich, und nahm die Gestalt eines andern Weibes an. %S.184 So gieng sie hin "uber die sieben Berge zu den sieben Zwergen, %S.184 klopfte an die Th"ure, und rief {\oqs}gute Waare feil! feil!{\cqs} Sneewittchen %S.184 schaute heraus und sprach {\oqs}geht nur weiter, ich darf %S.184 niemand hereinlassen.{\cqs} {\oqs}Das Ansehen wird dir doch erlaubt %S.184 seyn{\cqs} sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus, hielt ihn %S.184 in die H"ohe. Da gefiel er dem Kinde so gut, da"s es sich beth"oren %S.184 lie"s, und die Th"ure "offnete. Als es den Kamm erhandelt %S.184 hatte, sprach die Alte {\oqs}nun will ich dich einmal ordentlich %S.184 k"ammen.{\cqs} Das arme Sneewittchen dachte an nichts, und gew"ahrte %S.184 es, aber die Alte hatte kaum den Kamm in die Haare %S.184 gesteckt, als das Gift darin wirkte, und das M"adchen ohne Besinnung %S.184 niederfiel. {\oqs}Du Ausbund von Sch"onheit, jetzt ists um %S.184 dich geschehen{\cqs} sprach das boshafte Weib, und gieng fort. Zum %S.184 Gl"uck aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach %S.184 Haus kamen. Als sie Sneewittchen wie todt auf der Erde liegen %S.184 sahen, hatten sie gleich die b"ose Stiefmutter in Verdacht, %S.184 suchten nach, und fanden den giftigen Kamm, und wie sie ihn %S.184 herausgezogen, kam Sneewittchen wieder zu sich, und erz"ahlte %S.184 ihnen, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal %S.184 auf seiner Hut zu seyn, und niemand die Th"ure zu "offnen. %S.184 Die K"onigin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach %S.184 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.184 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.184 \end{verse} Da antwortete er, wie vorher %S.184 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste hier, \\ %S.184 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.185 bei den sieben Zwergen \\ %S.185 ist noch tausendmal sch"oner als ihr.{\cqs} %S.185 \end{verse} Als sie den Spiegel so reden h"orte, zitterte und bebte sie vor %S.185 Zorn. {\oqs}Sneewittchen soll sterben, rief sie, und wenn es mein %S.185 eigenes Leben kostet.{\cqs} Darauf gieng sie in eine ganz verborgene %S.185 einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen %S.185 giftigen giftigen Apfel. "Au"serlich sah er sch"on aus, wei"s mit %S.185 rothen Backen, da"s jeder, der ihn erblickte, Lust darnach bekam, %S.185 aber wer ein St"uckchen davon a"s, der mu"ste sterben. Als der %S.185 Apfel fertig war, f"arbte sie sich das Gesicht, und verkleidete %S.185 sich in eine Bauersfrau, und so gieng sie "uber die sieben Berge %S.185 zu den sieben Zwergen und klopfte an. Sneewittchen streckte den %S.185 Kopf zum Fenster heraus und sprach {\oqs}ich darf keinen Menschen %S.185 einlassen, die sieben Zwerge haben mir's verboten.{\cqs} {\oqs}Mir auch %S.185 recht, antwortete die B"aurin, meine "Apfel will ich schon los %S.185 werden. Da, einen will ich dir schenken.{\cqs} {\oqs}Nein, sprach Sneewittchen, %S.185 ich darf nichts annehmen.{\cqs} F"urchtest du dich vor Gift? %S.185 sprach die Alte. Siehst du, ich schneide den Apfel in zwei %S.185 Theile; den rothen Backen i"s du, den wei"sen will ich essen.{\cqs} %S.185 Der Apfel war aber so k"unstlich gemacht, da"s der rothe Backen %S.185 allein vergiftet war. Sneewittchen lusterte den sch"onen Apfel %S.185 an, und als es sah, da"s die B"aurin davon a"s, so konnte es %S.185 nicht l"anger widerstehen, streckte die Hand hinaus, und nahm %S.185 die giftige H"alfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im %S.185 Mund, so fiel es todt zur Erde nieder. Da betrachtete es die %S.185 K"onigin mit grausigen Blicken, und lachte "uberlaut, und sprach %S.186 {\oqs}wei"s wie Schnee, roth wie Blut, schwarz wie Ebenholz! diesmal %S.186 k"onnen dich die Zwerge nicht wieder erwecken.{\cqs} Und als %S.186 sie daheim den Spiegel befragte %S.186 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.186 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.186 \end{verse} so antwortete er endlich %S.186 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste im Land.{\cqs} %S.186 \end{verse} Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz %S.186 Ruhe haben kann. %S.186 Die Zwerglein, wie sie Abends nach Haus kamen, fanden %S.186 Sneewittchen auf der Erde liegen, und regte sich kein Athem %S.186 mehr, und es war todt. Sie hoben es auf, suchten ob sie was %S.186 giftiges f"anden, schn"urten es auf, k"ammten ihm die Haare, %S.186 wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; %S.186 das liebe Kind war todt, und blieb todt. Sie legten es auf %S.186 eine Bahre, und setzten sich alle siebene daran, und beweinten %S.186 es, und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, %S.186 aber es sah noch frisch aus, wie ein lebender Mensch, und %S.186 hatte noch seine sch"onen rothen Backen. Sie sprachen {\oqs}das k"onnen %S.186 wir nicht in die schwarze Erde versenken,{\cqs} und lie"sen einen %S.186 durchsichtigen Sarg von Glas machen, da"s man es von allen %S.186 Seiten sehen konnte, legten es hinein, und schrieben mit goldenen %S.186 Buchstaben seinen Namen darauf, und da"s es eine K"onigstochter %S.186 w"are. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den %S.186 Berg und einer von ihnen blieb immer dabei, und bewachte ihn. %S.186 Und die Thiere kamen auch, und beweinten Sneewittchen, erst %S.187 eine Eule, dann eine Rabe, zuletzt ein T"aubchen. %S.187 Nun lag Sneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg und %S.187 verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schlief, denn es %S.187 war noch so wei"s als Schnee, so roth als Blut, und so schwarzhaarig %S.187 wie Ebenholz. Es geschah aber, da"s ein K"onigssohn in %S.187 den Wald gerieth, und zu dem Zwergenhaus kam, da zu "ubernachten. %S.187 Der sah auf dem Berg den Sarg, und das sch"one %S.187 Sneewittchen darin, und las, was mit goldenen Buchstaben %S.187 darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen {\oqs}la"st %S.187 mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr daf"ur haben wollt.{\cqs} %S.187 Aber die Zwerge antworteten {\oqs}wir geben ihn nicht um alles %S.187 Gold in der Welt.{\cqs} Da sprach er {\oqs}so schenkt mir ihn, denn %S.187 ich kann nicht leben, ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es %S.187 ehren und hochhalten, wie mein Liebstes.{\cqs} Wie er so sprach, %S.187 empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm, und gaben %S.187 ihm den Sarg. Der K"onigssohn lie"s ihn nun von seinen Dienern %S.187 auf den Schultern forttragen. Da geschah es, da"s sie %S.187 "uber einen Strauch stolperten, und von dem Sch"uttern fuhr %S.187 der giftige Apfelgr"utz, den Sneewittchen abgebissen hatte, aus %S.187 dem Hals, und es ward wieder lebendig. Da richtete es sich %S.187 auf und sprach {\oqs}ach, Gott! wo bin ich?{\cqs} Der K"onigssohn %S.187 sagte voll Freude {\oqs}du bist bei mir,{\cqs} und erz"ahlte, was sich zugetragen %S.187 hatte, und sprach {\oqs}ich habe dich lieber, als alles auf %S.187 der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schlo"s, du sollst %S.187 meine Gemahlin werden.{\cqs} Da war ihm Sneewittchen gut, und %S.187 gieng mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit gro"ser Pracht und %S.188 Herrlichkeit angeordnet. %S.188 Zu dem Fest war aber auch Sneewittchens gottlose Stiefmutter %S.188 eingeladen. Wie sie sich nun mit sch"onen Kleidern angethan %S.188 hatte, trat sie vor den Spiegel, und sprach %S.188 \begin{verse} {\oqs}Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.188 wer ist die sch"onste im ganzen Land?{\cqs} %S.188 \end{verse} Der Spiegel antwortete %S.188 \begin{verse} {\oqs}Frau K"onigin, ihr seyd die sch"onste hier, \\ %S.188 aber die junge K"onigin ist tausendmal sch"oner als ihr!{\cqs} %S.188 \end{verse} Da stie"s das b"ose Weib einen Fluch aus, und ward ihr so %S.188 angst, so angst, da"s sie sich nicht zu lassen wu"ste. Sie wollte %S.188 zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen: doch lie"s es ihr %S.188 keine Ruhe, sie mu"ste fort, und die junge K"onigin sehen. Und %S.188 wie sie hineintrat, erkannte sie Sneewittchen, und vor Angst %S.188 und Schrecken stand sie da, und konnte sich nicht regen. Aber %S.188 es waren schon eiserne Pantoffeln "uber Kohlenfeuer gestellt, und %S.188 wurden gl"uhend herein gebracht: da mu"ste sie die feuerrothen %S.188 Schuhe anziehen, und darin tanzen, da"s ihr die F"u"se j"ammerlich %S.188 verbrannten: und sie durfte nicht aufh"oren bis sie sich todt %S.188 getanzt hatte. %S.188 %\vspace{3\baselineskip} %\divisionbar %S.188 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 177, Zeile 18 %% [falsch] %% den trat und sich darin beschaute, sprach sie: %S.177 %% [richtig] %% den trat und sich darin beschaute, sprach sie %S.177 %% %% Seite 178, Zeile 20 %% [falsch] %% wills nicht mehr vor meinen Augen sehen.{\cqs} Dort sollst dus t"odten, %S.178 %% [richtig] %% wills nicht mehr vor meinen Augen sehen. Dort sollst dus t"odten, %S.178 %% %% Seite 179, Zeile 3 %% [falsch] %% haben{\cqs} dachte er, und doch wars ihm als w"ar ein Stein %S.179 %% [richtig] %% haben,{\cqs} dachte er, und doch wars ihm als w"ar ein Stein %S.179 %% %% Seite 180, Zeile 24 %% [falsch] %% {\oqs}Ei, du mein Gott! ei du mein Gott! riefen sie, %S.180 %% [richtig] %% {\oqs}Ei, du mein Gott! ei du mein Gott!{\cqs} riefen sie, %S.180 %% %% Seite 180, Zeile 25 %% [falsch] %% was ist das Kind sch"on!{\cqs} und hatten so gro"se Freude, da"s sie %S.180 %% [richtig] %% {\oqs}was ist das Kind sch"on!{\cqs} und hatten so gro"se Freude, da"s sie %S.180 %% %% Seite 181, Zeile 5 %% [falsch] %% und fragten {\oqs}wie hei"st du?{\cqs} {\oqs}Ich hei"se Sneewittchen{\cqs} antwortete %S.181 %% [richtig] %% und fragten {\oqs}wie hei"st du?{\cqs} {\oqs}Ich hei"se Sneewittchen,{\cqs} antwortete %S.181 %% %% Seite 182, Zeile 17 %% [falsch] %% zu verkaufen?{\cqs} {\oqs}Gute Waare, sch"one Waare, antwortete sie, %S.182 %% [richtig] %% zu verkaufen?{\cqs} {\oqs}Gute Waare, sch"one Waare,{\cqs} antwortete sie, %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 18 %% [falsch] %% Schn"urriemen von allen Farben,{\cqs} dabei holte sie einen hervor, %S.182 %% [richtig] %% {\oqs}Schn"urriemen von allen Farben,{\cqs} dabei holte sie einen hervor, %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 20 %% [falsch] %% ich herein lassen{\cqs} dachte Sneewittchen, riegelte die Th"ure auf, %S.182 %% [richtig] %% ich herein lassen,{\cqs} dachte Sneewittchen, riegelte die Th"ure auf, %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 21 %% [falsch] %% und kaufte sich den h"ubschen Schn"urriemen. {\oqs}Kind, sprach die %S.182 %% [richtig] %% und kaufte sich den h"ubschen Schn"urriemen. {\oqs}Kind,{\cqs} sprach die %S.182 %% %% Seite 182, Zeile 22 %% [falsch] %% Alte, wie du aussiehst! komm, ich will dich einmal ordentlich %S.182 %% [richtig] %% Alte, {\oqs}wie du aussiehst! komm, ich will dich einmal ordentlich %S.182 %% %% Seite 183, Zeile 24 %% [falsch] %% war. {\oqs}Nun aber, sprach sie, will ich etwas aussinnen, %S.183 %% [richtig] %% war. {\oqs}Nun aber,{\cqs} sprach sie, {\oqs}will ich etwas aussinnen, %S.183 %% %% Seite 184, Zeile 6 %% [falsch] %% seyn{\cqs} sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus, hielt ihn %S.184 %% [richtig] %% seyn,{\cqs} sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus, hielt ihn %S.184 %% %% Seite 184, Zeile 14 %% [falsch] %% dich geschehen{\cqs} sprach das boshafte Weib, und gieng fort. Zum %S.184 %% [richtig] %% dich geschehen,{\cqs} sprach das boshafte Weib, und gieng fort. Zum %S.184 %% %% Seite 185, Zeile 5 %% [falsch] %% Zorn. {\oqs}Sneewittchen soll sterben, rief sie, und wenn es mein %S.185 %% [richtig] %% Zorn. {\oqs}Sneewittchen soll sterben,{\cqs} rief sie, {\oqs}und wenn es mein %S.185 %% %% Seite 185, Zeile 16 %% [falsch] %% recht, antwortete die B"aurin, meine "Apfel will ich schon los %S.185 %% [richtig] %% recht,{\cqs} antwortete die B"aurin, {\oqs}meine "Apfel will ich schon los %S.185 %% %% Seite 185, Zeile 17 %% [falsch] %% werden. Da, einen will ich dir schenken.{\cqs} {\oqs}Nein, sprach Sneewittchen, %S.185 %% [richtig] %% werden. Da, einen will ich dir schenken.{\cqs} {\oqs}Nein,{\cqs} sprach Sneewittchen, %S.185 %% %% Seite 185, Zeile 18 %% [falsch] %% ich darf nichts annehmen.{\cqs} F"urchtest du dich vor Gift? %S.185 %% [richtig] %% {\oqs}ich darf nichts annehmen.{\cqs} F"urchtest du dich vor Gift?{\cqs} %S.185 %% %% Seite 185, Zeile 19 %% [falsch] %% sprach die Alte. Siehst du, ich schneide den Apfel in zwei %S.185 %% [richtig] %% sprach die Alte. {\oqs}Siehst du, ich schneide den Apfel in zwei %S.185 %% %% Seite 187, Zeile 2 %% [falsch] %% eine Eule, dann eine Rabe, zuletzt ein T"aubchen. %S.187 %% [richtig] %% eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein T"aubchen. %S.187 %%