% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 14. August 2012 % \maerchentitel{Die kluge Else} % 19. %S.126 % Die kluge Else. %S.126 Es war ein Mann, der hatte eine Tochter, die hie"s die \emph{kluge} %S.126 \emph{Else}. Als sie nun erwachsen war, sprach der Vater {\oqs}wir wollen %S.126 sie heirathen lassen.{\cqs} {\oqs}Ja, sagte die Mutter, wenn nur %S.126 einer k"ame, der sie haben wollte.{\cqs} Endlich kam von weither %S.126 einer, der hie"s \emph{Hans} und hielt um sie an unter der Bedingung, %S.126 da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oqs}O, %S.126 sprach der Vater, die hat Zwirn im Kopf,{\cqs} und die Mutter %S.126 sagte {\oqs}ach, die sieht den Wind auf der Gasse laufen, und h"ort %S.126 die Fliegen husten.{\cqs} {\oqs}Ja, sprach der Hans, wenn sie nicht recht %S.126 gescheidt ist, so nehm ich sie nicht.{\cqs} Als sie nun zu Tisch %S.126 sa"sen und gegessen hatten, sprach die Mutter {\oqs}Else geh in den %S.126 Keller, und hol Bier.{\cqs} Da nahm die Else den Krug von der %S.126 Wand, gieng in den Keller, und klappte unterwegs brav mit %S.126 dem Deckel, damit ihr die Zeit ja nicht lang w"urde. Als sie %S.126 unten war, holte sie ein St"uhlchen, und stellte es vors Fa"s, %S.126 damit sie sich nicht zu b"ucken brauchte, und ihrem R"ucken etwa %S.126 nicht weh th"ate, und unverhofften Schaden n"ahme. Dann that %S.126 sie die Kanne vor sich, und drehte den Hahn auf, und w"ahrend %S.126 der Zeit da"s das Bier hinein lief, wollte sie doch ihre Augen %S.126 nicht m"u"sig lassen, und sah oben an die Wand hinauf, und %S.127 erblickte nach vielem Hin- und Herschauen eine Kreuzhacke gerade %S.127 "uber sich, welche die Maurer da aus Versehen hatten stecken %S.127 lassen. Da fieng die kluge Else an zu weinen, und sprach %S.127 {\oqs}wenn ich den Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und das %S.127 ist gro"s, und wir schicken das Kind in den Keller, da"s es hier %S.127 soll Bier zapfen, so f"allt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf %S.127 und schl"agts todt.{\cqs} %S.127 Da blieb sie sitzen, und weinte aus Jammer "uber das bevorstehende %S.127 Ungl"uck. Die oben sa"sen warteten auf den Trunk, %S.127 aber die kluge Else kam immer nicht. Da sprach die Frau zur %S.127 Magd {\oqs}geh doch hinunter in den Keller, und sieh wo die Else %S.127 bleibt.{\cqs} Die Magd gieng und fand sie vor dem Fasse sitzend %S.127 und laut schreiend. {\oqs}Else, was weinst du?{\cqs} fragte die Magd. %S.127 {\oqs}Ach, antwortete sie, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans %S.127 kriege, und wir kriegen ein Kind, und das ist gro"s, und soll %S.127 hier Trinken zapfen, so f"allt ihm vielleicht die Kreuzhacke auf %S.127 den Kopf und schl"agts todt.{\cqs} Da sprach die Magd {\oqs}was haben %S.127 wir f"ur eine kluge Else!{\cqs} setzte sich zu ihr, und fieng auch an %S.127 "uber das Ungl"uck zu weinen. "Uber eine Weile, als die Magd %S.127 nicht wiederkam, und die droben durstig nach dem Trank waren, %S.127 sprach der Mann zum Knecht {\oqs}geh doch hinunter in den Keller, %S.127 und sieh wo die Else und die Magd bleibt.{\cqs} Der Knecht gieng %S.127 hinab, da sa"s die kluge Else und die Magd, und weinten beide %S.127 zusammen, da fragte er {\oqs}was weint ihr denn?{\cqs} {\oqs}Ach, sprach %S.127 die Else, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege, und %S.127 wir kriegen ein Kind, und das ist gro"s, und soll hier Trinken %S.128 zapfen, so f"allt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schl"agts %S.128 todt.{\cqs} Da sprach der Knecht {\oqs}was haben wir f"ur eine kluge %S.128 Else!{\cqs} setzte sich zu ihr und fieng auch an laut zu heulen. Oben %S.128 warteten sie auf den Knecht, als er aber immer nicht kam, %S.128 sprach der Mann zur Frau {\oqs}geh doch hinunter in den Keller, %S.128 und sieh wo die Else bleibt.{\cqs} Die Frau gieng hinab, und fand %S.128 alle drei in Wehklagen, und fragte nach der Ursache, da erz"ahlte %S.128 ihr die Else auch, da"s ihr zuk"unftiges Kind wohl w"urde %S.128 von der Kreuzhacke todtgeschlagen werden, wenn es erst gro"s %S.128 w"are, und Bier zapfen sollte, und die Kreuzhacke fiele herab. %S.128 Da sprach die Mutter gleichfalls {\oqs}ach, was haben wir f"ur eine %S.128 kluge Else!{\cqs} setzte sich hin, und weinte mit. Der Mann oben %S.128 wartete auch ein Weilchen, als aber seine Frau nicht wieder %S.128 kam, und sein Durst immer st"arker ward, sprach er {\oqs}ich mu"s %S.128 nur selber in den Keller gehn und sehen, wo die Else bleibt.{\cqs} %S.128 Als er aber in den Keller kam, und alle da bei einander sa"sen %S.128 und weinten, und er die Ursache h"orte, da"s das Kind der Else %S.128 schuld w"are, das sie vielleicht einmal zur Welt br"achte, und %S.128 von der Kreuzhacke k"onnte todtgeschlagen werden, wenn es gerade %S.128 zur Zeit, wo sie herab fiele, darunter s"a"se, Bier zu zapfen: %S.128 da rief er {\oqs}was f"ur eine kluge Else!{\cqs} setzte sich, und weinte auch %S.128 mit. Der Br"autigam blieb lange oben allein, da niemand %S.128 wiederkommen wollte, dachte er {\oqs}sie werden unten auf dich warten, %S.128 du mu"st auch hingehen, und sehen was sie vorhaben.{\cqs} %S.128 Als er hinab kam, sa"sen da f"unfe, und schrien und jammerten %S.128 ganz erb"armlich, einer immer besser als der andere. {\oqs}Was f"ur %S.129 ein Ungl"uck ist denn geschehen?{\cqs} fragte er. {\oqs}Ach, lieber Hans, %S.129 sprach die Else, wann wir einander heirathen, und haben ein %S.129 Kind, und es ist gro"s, und wir schickens vielleicht hierher Trinken %S.129 zu zapfen, da kann ihm ja die Kreuzhacke, die da oben ist %S.129 stecken geblieben, wenn sie herabfallen sollte, den Kopf zerschlagen, %S.129 da"s es liegen bleibt; sollen wir da nicht weinen?{\cqs} {\oqs}Nun, %S.129 sprach Hans, mehr Verstand ist f"ur meinen Haushalt nicht %S.129 n"othig; weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich haben,{\cqs} %S.129 packte sie bei der Hand, und nahm sie mit hinauf, und hielt %S.129 Hochzeit mit ihr. %S.129 Als sie der Hans eine Weil hatte, sprach er {\oqs}Frau, ich %S.129 will ausgehen arbeiten, und uns Geld verdienen, geh du ins %S.129 Feld, und schneid das Korn, da"s wir Brot haben.{\cqs} {\oqs}Ja, %S.129 mein lieber Hans, das will ich thun.{\cqs} Nachdem der Hans fort %S.129 war, kochte sie sich einen guten Brei, und nahm ihn mit ins %S.129 Feld. Als sie vor den Acker kam, sprach sie zu sich selbst {\oqs}was %S.129 thu ich? schneid ich ehr oder e"s ich ehr? hei, ich will erst essen.{\cqs} %S.129 Nun a"s sie ihren Topf mit Brei aus, und als sie dick satt %S.129 war, sprach sie wieder {\oqs}was thu ich? schneid ich ehr, oder schlaf %S.129 ich ehr? hei, ich will erst schlafen.{\cqs} Da legte sie sich ins Korn %S.129 und schlief ein. Der Hans war l"angst zu Haus, aber die Else %S.129 wollte nicht kommen, da sprach er {\oqs}was hab ich f"ur eine kluge %S.129 Else, die ist so flei"sig da"s sie nicht einmal nach Haus kommt %S.129 und i"st.{\cqs} Als sie aber noch immer ausblieb, und es Abend %S.129 ward, gieng der Hans hinaus und wollte sehen, was sie geschnitten %S.129 % Kinderm"archen. Kl. Ausg. J %S.129 h"atte: aber es war nichts geschnitten, sondern sie lag %S.130 im Korn und schlief. Da eilte Hans geschwind heim, und %S.130 holte ein Vogelgarn mit kleinen Schellen, und h"angte es um %S.130 sie herum; und sie schlief noch immer fort. Dann lief er heim, %S.130 setzte sich auf seinen Stuhl, und schlo"s die Hausth"ure zu. %S.130 Endlich erwachte die kluge Else, wie es schon ganz dunkel war, %S.130 und als sie aufstand, rappelte es um sie herum, bei jedem %S.130 Schritte, den sie that. Da erschrak sie, und ward irre, ob sie %S.130 auch wirklich die kluge Else w"are, und sprach {\oqs}bin ichs, oder %S.130 bin ichs nicht?{\cqs} Sie wu"ste aber nicht was sie darauf antworten %S.130 sollte, und stand eine Zeitlang zweifelhaft: endlich dachte sie %S.130 {\oqs}ich will nach Haus gehen und fragen, ob ichs bin, oder nicht, %S.130 die werdens ja wissen.{\cqs} Da lief sie vor ihre Hausth"ure, die %S.130 war verschlossen, also klopfte sie an das Fenster und rief {\oqs}Hans, %S.130 ist die Else drinnen?{\cqs} {\oqs}Ja, antwortete der Hans, sie ist drinnen.{\cqs} %S.130 Da erschrack sie und sprach {\oqs}ach Gott, dann bin ichs %S.130 nicht,{\cqs} und gieng vor eine andere Th"ur; aber als die Leute das %S.130 Klingeln der Schellen h"orten, wollten sie nicht aufmachen, und %S.130 so giengs ihr "uberall: da lief sie fort zum Dorf hinaus. %S.130 %\vspace{3\baselineskip} %\divisionbar %S.130 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 126, Zeile 3 %% [falsch] %% sie heirathen lassen.{\cqs} {\oqs}Ja, sagte die Mutter, wenn nur %S.126 %% [richtig] %% sie heirathen lassen.{\cqs} {\oqs}Ja,{\cqs} sagte die Mutter, {\oqs}wenn nur %S.126 %% %% Seite 126, Zeile 6 %% [falsch] %% da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oqs}O, %S.126 %% [richtig] %% da"s die kluge Else auch recht gescheidt w"are. {\oqs}O,{\cqs} %S.126 %% %% Seite 126, Zeile 7 %% [falsch] %% sprach der Vater, die hat Zwirn im Kopf,{\cqs} und die Mutter %S.126 %% [richtig] %% sprach der Vater, {\oqs}die hat Zwirn im Kopf,{\cqs} und die Mutter %S.126 %% %% Seite 126, Zeile 9 %% [falsch] %% die Fliegen husten.{\cqs} {\oqs}Ja, sprach der Hans, wenn sie nicht recht %S.126 %% [richtig] %% die Fliegen husten.{\cqs} {\oqs}Ja,{\cqs} sprach der Hans, {\oqs}wenn sie nicht recht %S.126 %% %% Seite 127, Zeile 15 %% [falsch] %% {\oqs}Ach, antwortete sie, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans %S.127 %% [richtig] %% {\oqs}Ach,{\cqs} antwortete sie, {\oqs}soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans %S.127 %% %% Seite 127, Zeile 25 %% [falsch] %% zusammen, da fragte er {\oqs}was weint ihr denn?{\cqs} {\oqs}Ach, sprach %S.127 %% [richtig] %% zusammen, da fragte er {\oqs}was weint ihr denn?{\cqs} {\oqs}Ach,{\cqs} sprach %S.127 %% %% Seite 127, Zeile 26 %% [falsch] %% die Else, soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege, und %S.127 %% [richtig] %%die Else, {\oqs}soll ich nicht weinen! wenn ich den Hans kriege, und %S.127 %% %% Seite 129, Zeile 2 %% [falsch] %% ein Ungl"uck ist denn geschehen?{\cqs} fragte er. {\oqs}Ach, lieber Hans, %S.129 %% [richtig] %% ein Ungl"uck ist denn geschehen?{\cqs} fragte er. {\oqs}Ach, lieber Hans,{\cqs} %S.129 %% %% Seite 129, Zeile 3 %% [falsch] %% sprach die Else, wann wir einander heirathen, und haben ein %S.129 %% [richtig] %% sprach die Else, {\oqs}wann wir einander heirathen, und haben ein %S.129 %% %% Seite 129, Zeile 7 %% [falsch] %% da"s es liegen bleibt; sollen wir da nicht weinen?{\cqs} {\oqs}Nun, %S.129 %% [richtig] %% da"s es liegen bleibt; sollen wir da nicht weinen?{\cqs} {\oqs}Nun,{\cqs} %S.129 %% %% Seite 129, Zeile 8 %% [falsch] %% sprach Hans, mehr Verstand ist f"ur meinen Haushalt nicht %S.129 %% [richtig] %% sprach Hans, {\oqs}mehr Verstand ist f"ur meinen Haushalt nicht %S.129 %% %% Seite 130, Zeile 15 %% [falsch] %% ist die Else drinnen?{\cqs} {\oqs}Ja, antwortete der Hans, sie ist drinnen.{\cqs} %S.130 %% [richtig] %% ist die Else drinnen?{\cqs} {\oqs}Ja,{\cqs} antwortete der Hans, {\oqs}sie ist drinnen.{\cqs} %S.130 %%