% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 20. August 2012 % %%% Besonderheiten f"ur den Fraktursatz: %% "| zur Vermeidung von Ligaturen; %% (Eingabe: e.g. auf"|fressen und Hof"|leute %% statt auffressen und Hofleute) %% "| auch f"ur das sogenannte runde s -- oder Schluss s -- im %% Kompositum (ansonsten wird dieses durch LaTeX -- und khm.sty -- %% von dem langen s richtig unterschieden und gesetzt); %% (Eingabe: e.g. Aus"|gang statt Ausgang) %% {} f"ur das runde s au"ser Komposita; %% (Eingabe: e.g. s{}' statt s') %% {\ck} f"ur ,,ck``, das bei der Silbentrennung am Zeilenende %% in die Form ,,k-k`` umgewandelt werden soll. %% %% Jeder M"archentext ist mit einem Versalsatz geschm"uckt im Original. %% % \maerchentitel{Rothk"appchen} % 17. %S.116 % Rothk"appchen. %S.116 \lettrine[lines=1]{E}{s} war einmal eine kleine s"u"se Dirne, die hatte jedermann %S.116 lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Gro"smutter, %S.116 die wu"ste gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. %S.116 Einmal schenkte sie ihm ein K"appchen von rothem Sammet, %S.116 und weil ihm das so wohl stand, und es nichts anders mehr %S.116 tragen wollte, hie"s es nur das Rothk"appchen. Da sagte einmal %S.116 seine Mutter zu ihm {\oqs}komm, Rothk"appchen, da hast du ein %S.116 St"uck Kuchen und eine Flasche Wein, die bring der Gro"smutter %S.116 hinaus: weil sie krank und schwach ist, wird sie sich daran %S.116 laben; sey aber h"ubsch artig und gr"u"s sie von mir, geh auch %S.116 ordentlich, und lauf nicht vom Weg ab, sonst f"allst du, und %S.116 zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Gro"smutter nichts.{\cqs} %S.116 Rothk"appchen sagte {\oqs}ich will schon alles gut aus"|richten,{\cqs} %S.116 und gab der Mutter die Hand. Die Gro"smutter aber wohnte %S.116 drau"sen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun %S.116 Rothk"appchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf: Rothk"appchen %S.116 aber wu"ste nicht, was er f"ur ein b"oses Thier war, %S.116 und f"urchtete sich nicht vor ihm. {\oqs}Guten Tag, Rothk"appchen,{\cqs} %S.116 sprach er {\oqs}Sch"onen Dank, Wolf.{\cqs} {\oqs}Wo hinaus so fr"uh, Rothk"appchen?{\cqs} %S.116 {\oqs}Zur Gro"smutter.{\cqs} {\oqs}Was tr"agst du unter der %S.117 Sch"urze?{\cqs} {\oqs}Kuchen und Wein, f"ur die kranke und schwache %S.117 Gro"smutter; gestern haben wir geba{\ck}en, da soll sie sich etwas %S.117 zu gut thun und sich st"arken.{\cqs} {\oqs}Rothk"appchen, wo wohnt deine %S.117 Gro"smutter?{\cqs} {\oqs}Noch eine gute Viertelstunde im Wald, unter %S.117 den drei gro"sen Eichb"aumen, da steht ihr Haus, unten sind %S.117 die Nu"she{\ck}en, das wirst du ja wissen{\cqs} sagte Rothk"appchen. %S.117 Der Wolf dachte bei sich {\oqs}das junge, zarte M"adchen, das ist %S.117 ein guter Bissen f"ur dich: wie f"angst dus an, da"s du den %S.117 kriegst.{\cqs} Da gieng er ein Weilchen neben Rothk"appchen her, %S.117 dann sprach er {\oqs}Rothk"appchen, sieh einmal die sch"onen Blumen, %S.117 die im Walde stehen, warum guckst du nicht um dich? ich %S.117 glaube, du h"orst gar nicht darauf, wie die V"oglein so lieblich %S.117 singen? du gehst ja f"ur dich hin als wie zur Schule, und ist %S.117 so lustig hau"sen in dem Wald.{\cqs} %S.117 Rothk"appchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie %S.117 die Sonne durch die B"aume hin und her sprang, und alles voll %S.117 sch"oner Blumen stand, dachte es {\oqs}ei, wenn ich der Gro"smutter %S.117 einen Strau"s mitbringe, der wird ihr auch lieb seyn; es ist %S.117 noch fr"uh, da"s ich doch zu rechter Zeit ankomme, und sprang %S.117 in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen %S.117 hatte, meint es, dort st"unde eine noch sch"onere, und lief darnach, %S.117 und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf %S.117 aber gieng gerades"|wegs nach dem Haus der Gro"smutter, und %S.117 klopfte an die Th"ure. {\oqs}Wer ist drau"sen?{\cqs} {\oqs}Rothk"appchen, das %S.117 bringt dir Kuchen und Wein, mach auf.{\cqs} {\oqs}Dr"uck nur auf die %S.117 Klinke, rief die Gro"smutter, ich bin zu schwach, und kann %S.118 nicht aufstehen.{\cqs} Der Wolf dr"u{\ck}te auf die Klinke, und er trat %S.118 hinein, ohne ein Wort zu sprechen, geradezu an das Bett der %S.118 Gro"smutter, und verschlu{\ck}te sie. Dann nahm er ihre Kleider, %S.118 that sie an, setzte sich ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett, %S.118 und zog die Vorh"ange vor. %S.118 Rothk"appchen aber war herum gelaufen nach Blumen, und %S.118 als es so viel hatte, da"s es keine mehr tragen konnte, fiel ihm %S.118 die Gro"smutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg %S.118 zu ihr. Es wunderte sich, da"s die Th"ure aufstand, und wie %S.118 es in die Stube kam, sahs so seltsam darin aus, da"s es dachte %S.118 {\oqs}ei, du mein Gott, wie "angstlich wird mirs heut zu Muth, und %S.118 bin sonst so gern bei der Gro"smutter!{\cqs} Drauf gieng es zum %S.118 Bett, und zog die Vorh"ange zur"uck: da lag die Gro"smutter, %S.118 und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt, und sah so wunderlich %S.118 aus. {\oqs}Ei, Gro"smutter, was hast du f"ur gro"se Ohren!{\cqs} %S.118 {\oqs}Da"s ich dich besser h"oren kann.{\cqs} {\oqs}Ei, Gro"smutter, was hast %S.118 du f"ur gro"se Augen!{\cqs} {\oqs}Da"s ich dich besser sehen kann.{\cqs} {\oqs}Ei, %S.118 Gro"smutter, was hast du f"ur gro"se H"ande!{\cqs} {\oqs}Da"s ich dich %S.118 besser pa{\ck}en kann.{\cqs} {\oqs}Aber Gro"smutter, was hast du f"ur ein %S.118 entsetzlich gro"ses Maul!{\cqs} {\oqs}Da"s ich dich besser fressen kann.{\cqs} Und %S.118 wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und %S.118 auf das arme Rothk"appchen, und verschlang es. %S.118 Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er %S.118 sich wieder ins Bett, schlief ein, und fieng an "uberlaut zu schnarchen. %S.118 Der J"ager gieng eben vorbei, und dachte bei sich {\oqs}wie %S.118 kann die alte Frau so schnarchen, du mu"st einmal nachsehen, %S.119 ob ihr etwas fehlt.{\cqs} Da trat er in die Stube, und wie er vors %S.119 Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. %S.119 Nun wollte er seine B"uchse anlegen, da fiel ihm ein {\oqs}vielleicht %S.119 hat er die Gro"smutter gefressen und ich kann sie noch erretten,{\cqs} %S.119 und scho"s nicht, sondern nahm eine Scheere, und schnitt dem %S.119 schlafenden Wolf den Bauch auf. Wie er ein paar Schnitte %S.119 gethan, da sah er das rothe K"appchen leuchten, und wie er %S.119 noch ein wenig geschnitten, da sprang das M"adchen heraus, und %S.119 rief {\oqs}ach, wie war ich erschro{\ck}en, was wars so dunkel in %S.119 dem Wolf seinem Leib!{\cqs} Und dann kam die alte Gro"smutter auch %S.119 lebendig heraus. Rothk"appchen aber holte gro"se schwere Steine, %S.119 damit f"ullten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, %S.119 wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, da"s er %S.119 gleich niedersank und sich todt fiel. %S.119 Da waren alle drei vergn"ugt; der J"ager nahm den Pelz %S.119 vom Wolf, die Gro"smutter a"s den Kuchen und trank den Wein, %S.119 den Rothk"appchen gebracht hatte, und Rothk"appchen dachte bei %S.119 sich {\oqs}du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Weg ab in %S.119 den Wald laufen, wenn dirs die Mutter verboten hat.{\cqs} %S.119 \divisionbar %S.119 Es wird auch erz"ahlt, da"s einmal, als Rothk"appchen der %S.119 alten Gro"smutter wieder Geba{\ck}enes brachte, ein anderer Wolf %S.119 ihm zugesprochen, und es vom Wege habe ableiten wollen. %S.119 Rothk"appchen aber h"utete sich, und gieng gerade fort seines %S.119 Wegs, und sagte der Gro"smutter, da"s es den Wolf gesehen, %S.120 da"s er ihm guten Tag gew"unscht habe, aber so b"os aus den %S.120 Augen geguckt: {\oqs}wenns nicht auf offner Stra"se gewesen w"are, %S.120 er h"atte mich gefressen.{\cqs} {\oqs}Komm, sagte die Gro"smutter, wir %S.120 wollen die Th"ure verschlie"sen, da"s er nicht herein kann.{\cqs} Bald %S.120 darnach klopfte der Wolf an und rief {\oqs}mach auf, Gro"smutter, %S.120 ich bin das Rothk"appchen, ich bring dir Geba{\ck}enes.{\cqs} Sie schwiegen %S.120 aber still, und machten die Th"ure nicht auf, da gieng der %S.120 B"ose etlichemal um das Haus, und sprang endlich aufs Dach, %S.120 und wollte warten bis Rothk"appchen Abends nach Haus gieng, %S.120 dann wollt er ihm nachschleichen, und wollts in der Dunkelheit %S.120 fressen. Aber die Gro"smutter merkte, was er im Sinn hatte. %S.120 Nun stand vor dem Haus ein gro"ser Steintrog; da sprach sie %S.120 zu dem Kind {\oqs}nimm den Eimer, Rothk"appchen, gestern hab ich %S.120 W"urste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, %S.120 in den Trog.{\cqs} Rothk"appchen trug so lange bis der gro"se gro"se %S.120 Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den W"ursten %S.120 dem Wolf in die Nase, er schnupperte und gu{\ck}te hinab, endlich %S.120 machte er den Hals so lang, da"s er sich nicht mehr halten %S.120 konnte, und anfieng zu rutschen: so rutschte er vom Dach %S.120 herab, und gerade in den gro"sen Trog hinein und ertrank. %S.120 Rothk"appchen aber gieng fr"ohlich nach Haus, und that ihm niemand %S.120 etwas zu Leid. %S.120 %\divisionbar %S.120 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 117, Zeile 7 %% [falsch] %% die Nu"she{\ck}en, das wirst du ja wissen{\cqs} sagte Rothk"appchen. %S.117 %% [richtig] %% die Nu"she{\ck}en, das wirst du ja wissen,{\cqs} sagte Rothk"appchen. %S.117 %% %% Seite 117, Zeile 20 %% [falsch] %% noch fr"uh, da"s ich doch zu rechter Zeit ankomme, und sprang %S.117 %% [richtig] %% noch fr"uh, da"s ich doch zu rechter Zeit ankomme,{\cqs} und sprang %S.117 %% %% Seite 118, Zeile 1 %% [falsch] %% Klinke, rief die Gro"smutter, ich bin zu schwach, und kann %S.118 %% [richtig] %% Klinke,{\cqs} rief die Gro"smutter, {\oqs}ich bin zu schwach, und kann %S.118 %% %% Seite 120, Zeile 4 %% [falsch] %% er h"atte mich gefressen.{\cqs} {\oqs}Komm, sagte die Gro"smutter, wir %S.120 %% [richtig] %% er h"atte mich gefressen.{\cqs} {\oqs}Komm,{\cqs} sagte die Gro"smutter, {\oqs}wir %S.120 %%