% @book{bg_khm_kl-ausg_1833, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen. % {G}esammelt durch die {B}r{\"{u}}der {G}rimm. % {K}leine {A}usgabe. % {Z}weite verbesserte {A}uf{"|}lage", % publisher = "Gedruckt und verlegt bei G.\,Reimer", % address = "Berlin, Germany", % year = "1833", % language = "German", % } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata am 05. August 2012 % \maerchentitel{Der Wolf und die sieben jungen Geislein} % 4. %S.27 % Der Wolf und die sieben jungen Geislein. %S.27 Eine Geis hatte sieben junge Geislein, die sie m"utterlich %S.27 liebte und sorgf"altig vor dem Wolf h"utete. Eines Tags, als %S.27 sie ausgehen mu"ste, Futter zu holen, rief sie alle zusammen und %S.27 sagte {\oqs}liebe Kinder, ich mu"s ausgehen und Futter holen, wahrt %S.27 euch vor dem Wolf und la"st ihn nicht herein: seyd auf eurer %S.27 Hut, denn er verstellt sich oft, aber an seiner rauhen Stimme %S.27 und an seinen schwarzen Pfoten k"onnt ihr ihn erkennen: ist er %S.27 erst einmal im Hause, so fri"st er euch alle mit Haut und Haar.{\cqs} %S.27 Nicht lange darauf, als sie weggegangen war, kam auch schon %S.27 der Wolf vor die Hausth"ure, und rief mit seiner rauhen Stimme %S.27 {\oqs}liebe Kinder, macht auf, ich bin eure Mutter und hab euch %S.27 sch"one Sachen mitgebracht.{\cqs} Die sieben Geiserchen aber sprachen %S.27 {\oqs}unsere Mutter bist du nicht, die hat eine feine liebliche Stimme, %S.27 deine Stimme aber ist rauh: du bist der Wolf, und wir machen %S.27 dir nicht auf.{\cqs} Der Wolf aber besann sich auf eine List, gieng %S.27 fort zu einem Kr"amer und kaufte sich ein gro"s St"uck Kreide, %S.27 die a"s er und machte seine Stimme fein damit. Darnach gieng %S.27 er wieder zu der sieben Geislein Hausth"ure, und rief mit feiner %S.27 Stimme {\oqs}liebe Kinder, la"st mich ein, ich bin eure Mutter: jedes %S.27 von euch soll etwas haben.{\cqs} Er hatte aber seine Pfote in das %S.27 Fenster gelegt, das sahen die sieben Geiserchen und sprachen {\oqs}unsere %S.28 Mutter bist du nicht, die hat keinen schwarzen Fu"s, wie du: %S.28 du bist der Wolf und wir machen dir nicht auf.{\cqs} Der Wolf %S.28 gieng fort zu einem B"acker und sprach {\oqs}B"acker, bestreich mir %S.28 meine Pfote mit frischem Teig,{\cqs} und als der B"acker das gethan %S.28 hatte, gieng er zum M"uller und sprach {\oqs}M"uller, streu mir fein %S.28 wei"ses Mehl auf meine Pfote.{\cqs} Der M"uller wollte nicht. %S.28 {\oqs}Wenn du es nicht thust, sprach der Wolf, so fre"s ich dich.{\cqs} %S.28 Da that es der M"uller, denn er f"urchtet sich. %S.28 Nun gieng der Wolf wieder vor der sieben Geiserchen %S.28 Hausth"ure und sagte {\oqs}liebe Kinder, la"st mich ein, ich bin eure %S.28 Mutter: jedes von euch soll etwas geschenkt kriegen.{\cqs} Die sieben %S.28 Geiserchen wollten erst die Pfote sehen, und wie sie sahen da"s %S.28 sie schneewei"s war, und h"orten, wie fein die Stimme des Wolfes %S.28 klang, so glaubten sie, es w"are ihre Mutter, und machten %S.28 die Th"ure auf, und lie"sen den Wolf herein. Wie sie aber sahen %S.28 wer es war, da erschracken sie, und versteckten sich geschwind, %S.28 so gut es gieng: das eine unter den Tisch, das zweite ins Bett, %S.28 das dritte in den Ofen, das vierte in die K"uche, das f"unfte in %S.28 den Schrank, das sechste unter eine gro"se Sch"ussel, das siebente %S.28 in die Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte %S.28 sie, au"ser das j"ungste in der Wanduhr, das blieb am Leben. %S.28 Darauf, als er seine Lust geb"u"st, gieng er fort. %S.28 Bald darauf kam die Mutter nach Haus. Was mu"ste sie %S.28 sehen! die Hausth"ur stand offen; Tisch, Stuhl und B"anke waren %S.28 umgeworfen; die Sch"usseln in der K"uche waren zerbrochen; %S.28 Decke und Kissen aus dem Bett gezogen: das war ein Jammer! %S.29 {\oqs}Ach, rief sie, der Wolf ist da gewesen und hat meine lieben %S.29 Kinder gefressen, meine sieben Geiserchen sind todt!{\cqs} und fing %S.29 an zu weinen. Da sprang das j"ungste aus der Wanduhr %S.29 und rief: {\oqs}eins lebt noch, liebe Mutter{\cqs}, und erz"ahlte ihr, wie %S.29 das Ungl"uck gekommen war. %S.29 Der Wolf aber, nachdem er die starke Mahlzeit gehalten, %S.29 war satt und m"ud geworden, hatte sich auf eine gr"une Wiese %S.29 in den Sonnenschein gelegt, und war eingeschlafen. Die alte %S.29 Geis aber, die klug und listig war, dachte hin und her, wie sie %S.29 ihre Kinder noch retten k"onnte. Endlich kam ihr ein guter Gedanke, %S.29 und sie sagte zu dem j"ungsten Geislein {\oqs}nimm Zwirn, %S.29 Nadel und Scheere, und folge mir.{\cqs} Nun giengen sie beide %S.29 hinaus, und fanden den Wolf, wie er in tiefem Schlafe auf %S.29 der Wiese lag. {\oqs}Da liegt das Ungeth"um und schnarcht{\cqs} sagte %S.29 die Mutter und betrachtete ihn von allen Seiten,{\oqs}zum Abendessen %S.29 hat er meine sechs Kindlein hinuntergew"urgt, und hat %S.29 nicht weiter laufen k"onnen, und sich da hingestreckt! geschwind %S.29 gieb mir die Scheere her, vielleicht sind sie noch am Leben, ich %S.29 will ihm den Bauch aufschneiden.{\cqs} Damit ritzte sie dem Wolf %S.29 den Bauch auf, und die sechs Geiserchen, die er in der Gier %S.29 und Hast ganz verschluckt hatte, als sie Luft bekamen, sprangen %S.29 heraus, hatten keinen Schaden genommen, und freuten sich, da"s %S.29 sie aus dem dunkeln Gef"angni"s erl"ost waren. Sie herzten ihre %S.29 Mutter, aber die sprach {\oqs}geht und tragt gro"se und schwere %S.29 Wackersteine herbei.{\cqs} Damit mu"sten sie dem Wolf den Leib anf"ullen, %S.29 und die Alte n"ahte ihn so geschwind wieder zu, da"s er %S.30 nichts merkte und sich nicht einmal in seinem Schlafe regte. %S.30 Darnach sprangen sie alle davon, und versteckten sich hinter eine %S.30 Hecke. %S.30 Als der Wolf ausgeschlafen hatte, so f"uhlte er, da"s es ihm %S.30 so schwer im Leib war, und sprach {\oqs}es rumpelt und pumpelt %S.30 mir im Leib herum, und habe doch nur sechs Geiserchen gegessen.{\cqs} %S.30 Da dachte er, ein frischer Trunk werde ihm helfen, machte %S.30 sich in die H"ohe und suchte einen Brunnen. Wie er sich aber %S.30 "uber das Wasser b"uckte, und trinken wollte, konnte er sich vor %S.30 der Schwere der Steine nicht mehr halten, st"urzte hinab und %S.30 ertrank. Wie das die sieben Geiserchen sahen, kamen sie herzu %S.30 gelaufen, riefen {\oqs}der Wolf ist todt! der Wolf ist todt!{\cqs} und %S.30 tanzten vor Freude um den Brunnen. %S.30 %\vspace{4\baselineskip} %\divisionbar %S.30 %% %% ============================================================ %% Liste der im Originaltext enthaltenen zu korrigierenden %% W"orter, Interpunktions- und Anf"uhrungszeichen, usw. %% ============================================================ %% Seite 28, Zeile 8 %% [falsch] %% {\oqs}Wenn du es nicht thust, sprach der Wolf, so fre"s ich dich.{\cqs} %S.28 %% [richtig] %% {\oqs}Wenn du es nicht thust,{\cqs} sprach der Wolf, {\oqs}so fre"s ich dich.{\cqs} %S.28 %% %% Seite 29, Zeile 2 %% [falsch] %% {\oqs}Ach, rief sie, der Wolf ist da gewesen und hat meine lieben %S.29 %% [richtig] %% {\oqs}Ach,{\cqs} rief sie, {\oqs}der Wolf ist da gewesen und hat meine lieben %S.29 %% %% Seite 29, Zeile 3 %% [falsch] %% Kinder gefressen, meine sieben Geiserchen sind todt!{\cqs} und fing %S.29 %% [richtig] %% Kinder gefressen, meine sieben Geiserchen sind todt!{\cqs} und fieng %S.29 %%