% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 24. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 199: Der Stiefel von B"uffelleder} \markright{KHM 199: Der Stiefel von B"uffelleder} Ein Soldat, der sich vor nichts f"urchtet, k"ummert sich %S.425 auch um nichts. So einer hatte seinen Abschied erhalten, %S.425 und da er nichts gelernt hatte und nichts verdienen %S.425 konnte, so zog er umher und bat gute Leute um ein %S.425 Almosen. Auf seinen Schultern hing ein alter Wettermantel, %S.425 und ein Paar Reiterstiefeln von B"uffelleder waren %S.425 ihm auch noch geblieben. Eines Tages ging er, ohne auf %S.425 Weg und Steg zu achten, immer ins Feld hinein und %S.425 gelangte endlich in einen Wald. Er wu"ste nicht, wo er %S.425 war, sah aber auf einem abgehauenen Baumstamm einen %S.425 Mann sitzen, der gut gekleidet war und einen gr"unen %S.425 J"agerrock trug. Der Soldat reichte ihm die Hand, lie"s %S.425 sich neben ihm auf das Gras nieder und streckte seine %S.425 Beine aus. >>Ich sehe, du hast feine Stiefel an, die gl"anzend %S.425 gewichst sind<<, sagte er zu dem J"ager, >>wenn du %S.425 aber herumziehen m"u"stest wie ich, so w"urden sie nicht %S.425 lange halten. Schau die meinigen an, die sind von B"uffelleder %S.426 und haben schon lange gedient, gehen aber durch %S.426 dick und d"unn.<< Nach einer Weile stand der Soldat auf %S.426 und sprach: >>Ich kann nicht l"anger bleiben, der Hunger %S.426 treibt mich fort. Aber, Bruder Wichsstiefel, wohinaus %S.426 geht der Weg?<< >>Ich wei"s es selber nicht<<, antwortete %S.426 der J"ager, >>ich habe mich in dem Wald verirrt.<< >>So geht %S.426 dir's ja wie mir<<, sprach der Soldat, >>gleich und gleich %S.426 gesellt sich gern, wir wollen beieinander bleiben und den %S.426 Weg suchen.<< Der J"ager l"achelte ein wenig, und sie %S.426 gingen zusammen fort immer weiter, bis die Nacht einbrach. %S.426 >>Wir kommen aus dem Wald nicht heraus<<, %S.426 sprach der Soldat, >>aber ich sehe dort in der Ferne ein %S.426 Licht schimmern, da wird's etwas zu essen geben.<< Sie %S.426 fanden ein Steinhaus, klopften an die T"ure, und ein altes %S.426 Weib "offnete. >>Wir suchen ein Nachtquartier<<, sprach %S.426 der Soldat, >>und etwas Unterfutter f"ur den Magen, denn %S.426 der meinige ist so leer wie ein alter Tornister.<< >>Hier %S.426 k"onnt ihr nicht bleiben<<, antwortete die Alte, >>das ist ein %S.426 R"auberhaus, und ihr tut am kl"ugsten, da"s ihr euch %S.426 fortmacht, bevor sie heimkommen, denn finden sie euch, %S.426 so seid ihr verloren.<< >>Es wird so schlimm nicht sein<<, %S.426 antwortete der Soldat, >>ich habe seit zwei Tagen keinen %S.426 Bissen genossen, und es ist mir einerlei, ob ich hier %S.426 umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Ich gehe %S.426 herein.<< Der J"ager wollte nicht folgen, aber der Soldat %S.426 zog ihn am "Armel mit sich: >>Komm, Bruderherz, es %S.426 wird nicht gleich an den Kragen gehen.<< Die Alte hatte %S.426 Mitleiden und sagte: >>Kriecht hinter den Ofen, wenn sie %S.426 etwas "ubriglassen und eingeschlafen sind, so will ich's %S.426 euch zustecken.<< Kaum sa"sen sie in der Ecke, so kamen %S.426 zw"olf R"auber hereingest"urmt, setzten sich an den Tisch, %S.426 der schon gedeckt war, und forderten mit Ungest"um das %S.426 Essen. Die Alte trug einen gro"sen Braten herein, und die %S.426 R"auber lie"sen sich's wohl schmecken. Als der Geruch %S.426 von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er %S.426 zum J"ager: >>Ich halt's nicht l"anger aus, ich setze mich an %S.427 den Tisch und esse mit.<< >>Du bringst uns ums Leben<<, %S.427 sprach der J"ager und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat %S.427 fing an, laut zu husten. Als die R"auber das h"orten, %S.427 warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und %S.427 entdeckten die beiden hinter dem Ofen. >>Aha, ihr %S.427 Herrn<<, riefen sie, >>sitzt ihr in der Ecke? Was wollt ihr %S.427 hier? Seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? Wartet, ihr %S.427 sollt an einem d"urren Ast das Fliegen lernen.<< >>Nur %S.427 manierlich<<, sprach der Soldat, >>mich hungert, gebt mir %S.427 zu essen, hernach k"onnt ihr mit mir machen, was ihr %S.427 wollt.<< Die R"auber stutzten, und der Anf"uhrer sprach: %S.427 >>Ich sehe, du f"urchtest dich nicht; gut, Essen sollst du %S.427 haben, aber hernach mu"st du sterben.<< >>Das wird sich %S.427 finden<<, sagte der Soldat, setzte sich an den Tisch und %S.427 fing an, tapfer in den Braten einzuhauen. >>Bruder %S.427 Wichsstiefel, komm und i"s<<, rief er dem J"ager zu, >>du %S.427 wirst hungrig sein, so gut als ich, und einen bessern %S.427 Braten kannst du zu Haus nicht haben<<; aber der J"ager %S.427 wollte nicht essen. Die R"auber sahen dem Soldaten mit %S.427 Erstaunen zu und sagten: >>Der Kerl macht keine %S.427 Umst"ande.<< Hernach sprach er: >>Das Essen w"are schon %S.427 gut, nun schafft auch einen guten Trunk herbei.<< Der %S.427 Anf"uhrer war in der Laune, sich das auch noch gefallen %S.427 zu lassen, und rief der Alten zu: >>Hol eine Flasche aus %S.427 dem Keller, und zwar von dem besten.<< Der Soldat zog %S.427 den Propfen heraus, da"s es knallte, ging mit der Flasche %S.427 zu dem J"ager und sprach: >>Gib acht, Bruder, du sollst %S.427 dein blaues Wunder sehen: jetzt will ich eine Gesundheit %S.427 auf die ganze Sippschaft ausbringen.<< Dann schwenkte er %S.427 die Flasche "uber den K"opfen der R"auber, rief: >>Ihr sollt %S.427 alle leben, aber das Maul auf und die rechte Hand in der %S.427 H"ohe<<, und tat einen herzhaften Zug. Kaum waren die %S.427 Worte heraus, so sa"sen sie alle bewegungslos, als w"aren %S.427 sie von Stein, hatten das Maul offen und streckten den %S.427 rechten Arm in die H"ohe. Der J"ager sprach zu dem %S.427 Soldaten: >>Ich sehe, du kannst noch andere Kunstst"ucke, %S.428 aber nun komm und la"s uns heimgehen.<< >>Oho, Bruderherz, %S.428 das w"are zu fr"uh abmarschiert, wir haben den %S.428 Feind geschlagen und wollen erst Beute machen. Die %S.428 sitzen da fest und sperren das Maul vor Verwunderung %S.428 auf; sie d"urfen sich aber nicht r"uhren, bis ich es erlaube. %S.428 Komm, i"s und trink.<< Die Alte mu"ste noch eine Flasche %S.428 von dem besten holen, und der Soldat stand nicht eher %S.428 auf, als bis er wieder f"ur drei Tage gegessen hatte. %S.428 Endlich als der Tag kam, sagte er: >>Nun ist Zeit, da"s wir %S.428 das Zelt abbrechen, und damit wir einen kurzen Marsch %S.428 haben, so soll die Alte uns den n"achsten Weg nach der %S.428 Stadt zeigen.<< Als sie dort angelangt waren, ging er zu %S.428 seinen alten Kameraden und sprach: >>Ich habe drau"sen %S.428 im Wald ein Nest voll Galgenv"ogel aufgefunden, kommt %S.428 mit, wir wollen es ausheben.<< Der Soldat f"uhrte sie an %S.428 und sprach zu dem J"ager: >>Du mu"st wieder mit zur"uck %S.428 und zusehen, wie sie flattern, wenn wir sie an den F"u"sen %S.428 packen.<< Er stellte die Mannschaft rings um die R"auber %S.428 herum, dann nahm er die Flasche, trank einen Schluck, %S.428 schwenkte sie "uber ihnen her und rief: >>Ihr sollt alle %S.428 leben!<< Augenblicklich hatten sie ihre Bewegung wieder, %S.428 wurden aber niedergeworfen und an H"anden und F"u"sen %S.428 mit Stricken gebunden. Dann hie"s sie der Soldat wie %S.428 S"acke auf einen Wagen werfen und sagte: >>Fahrt sie nur %S.428 gleich vor das Gef"angnis.<< Der J"ager aber nahm einen %S.428 von der Mannschaft beiseite und gab ihm noch eine %S.428 Bestellung mit. %S.428 >>Bruder Wichsstiefel<<, sprach der Soldat, >>wir haben %S.428 den Feind gl"ucklich "uberrumpelt und uns wohlgen"ahrt, %S.428 jetzt wollen wir als Nachz"ugler in aller Ruhe hinterhermarschieren.<< %S.428 Als sie sich der Stadt n"aherten, so sah der %S.428 Soldat, wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadttor %S.428 dr"angten, lautes Freudengeschrei erhuben und gr"une %S.428 Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er, da"s die %S.428 ganze Leibwache herangezogen kam. >>Was soll das hei"sen?<< %S.428 sprach er ganz verwundert zu dem J"ager. >>Wei"st %S.429 du nicht<<, antwortete er, >>da"s der K"onig lange Zeit aus %S.429 seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zur"uck, und da %S.429 gehen ihm alle entgegen.<< >>Aber wo ist der K"onig<<, %S.429 sprach der Soldat, >>ich sehe ihn nicht.<< >>Hier ist er<<, %S.429 antwortete der J"ager, >>ich bin der K"onig und habe meine %S.429 Ankunft melden lassen.<< Dann "offnete er seinen J"agerrock, %S.429 da"s man die k"oniglichen Kleider sehen konnte. %S.429 Der Soldat erschrak, fiel auf die Knie und bat ihn um %S.429 Vergebung, da"s er ihn in der Unwissenheit wie seinesgleichen %S.429 behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet %S.429 habe. Der K"onig aber reichte ihm die Hand und %S.429 sprach: >>Du bist ein braver Soldat und hast mir das %S.429 Leben gerettet. Du sollst keine Not mehr leiden, ich will %S.429 schon f"ur dich sorgen. Und wenn du einmal ein St"uck %S.429 guten Braten essen willst, so gut als in dem R"auberhaus, %S.429 so komm nur in die k"onigliche K"uche. Willst du aber %S.429 eine Gesundheit ausbringen, so sollst du erst bei mir %S.429 Erlaubnis dazu holen.<< %S.429