% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 24. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 197: Die Kristallkugel} \markright{KHM 197: Die Kristallkugel} Es war einmal eine Zauberin, die hatte drei S"ohne, die %S.415 sich br"uderlich liebten; aber die Alte traute ihnen nicht %S.415 und dachte, sie wollten ihr ihre Macht rauben. Da verwandelte %S.416 sie den "altesten in einen Adler, der mu"ste auf %S.416 einem Felsengebirge hausen, und man sah ihn manchmal %S.416 am Himmel in gro"sen Kreisen auf- und niederschweben. %S.416 Den zweiten verwandelte sie in einen Walfisch, der lebte %S.416 im tiefen Meer, und man sah nur, wie er zuweilen einen %S.416 m"achtigen Wasserstrahl in die H"ohe warf. Beide hatten %S.416 nur zwei Stunden jeden Tag ihre menschliche Gestalt. %S.416 Der dritte Sohn, da er f"urchtete, sie m"ochte ihn auch in %S.416 ein rei"sendes Tier verwandeln, in einen B"aren oder einen %S.416 Wolf, so ging er heimlich fort. Er hatte aber geh"ort, da"s %S.416 auf dem Schlo"s der goldenen Sonne eine verw"unschte %S.416 K"onigstochter s"a"se, die auf Erl"osung harrte; es m"u"ste %S.416 aber jeder sein Leben daran wagen, schon dreiundzwanzig %S.416 J"unglinge w"aren eines j"ammerlichen Todes gestorben %S.416 und nur noch einer "ubrig, dann d"urfte keiner mehr %S.416 kommen. Und da sein Herz ohne Furcht war, so fa"ste er %S.416 den Entschlu"s, das Schlo"s von der goldenen Sonne %S.416 aufzusuchen. Er war schon lange Zeit herumgezogen %S.416 und hatte es nicht finden k"onnen, da geriet er in einen %S.416 gro"sen Wald und wu"ste nicht, wo der Ausgang war. Auf %S.416 einmal erblickte er in der Ferne zwei Riesen, die winkten %S.416 ihm mit der Hand, und als er zu ihnen kam, sprachen sie: %S.416 >>Wir streiten um einen Hut, wem er zugeh"oren soll, und %S.416 da wir beide gleich stark sind, so kann keiner den andern %S.416 "uberw"altigen; die kleinen Menschen sind kl"uger als wir, %S.416 daher wollen wir dir die Entscheidung "uberlassen.<< >>Wie %S.416 k"onnt ihr euch um einen alten Hut streiten?<< sagte der %S.416 J"ungling. >>Du wei"st nicht, was er f"ur Eigenschaften hat, %S.416 es ist ein W"unschhut, wer den aufsetzt, der kann sich %S.416 hinw"unschen, wohin er will, und im Augenblick ist er %S.416 dort.<< >>Gebt mir den Hut<<, sagte der J"ungling, >>ich will %S.416 ein St"uck Wegs gehen, und wenn ich euch dann rufe, so %S.416 lauft um die Wette, und wer am ersten bei mir ist, dem %S.416 soll er geh"oren.<< Er setzte den Hut auf und ging fort, %S.416 dachte aber an die K"onigstochter, verga"s die Riesen und %S.416 ging immer weiter. Einmal seufzte er aus Herzensgrund %S.417 und rief: >>Ach, w"are ich doch auf dem Schlo"s der %S.417 goldenen Sonne!<< Und kaum waren die Worte "uber seine %S.417 Lippen, so stand er auf einem hohen Berg vor dem Tor %S.417 des Schlosses. %S.417 Er trat hinein und ging durch alle Zimmer, bis er in dem %S.417 letzten die K"onigstochter fand. Aber wie erschrak er, als %S.417 er sie anblickte: sie hatte ein aschgraues Gesicht voll %S.417 Runzeln, tr"ube Augen und rote Haare. >>Seid Ihr die %S.417 K"onigstochter, deren Sch"onheit alle Welt r"uhmt?<< rief er %S.417 aus. >>Ach<<, erwiderte sie, >>das ist meine Gestalt nicht, %S.417 die Augen der Menschen k"onnen mich nur in dieser %S.417 H"a"slichkeit erblicken, aber damit du wei"st, wie ich %S.417 aussehe, so schau in den Spiegel, der l"a"st sich nicht %S.417 irremachen, der zeigt dir mein Bild, wie es in Wahrheit %S.417 ist.<< Sie gab ihm den Spiegel in die Hand, und er sah %S.417 darin das Abbild der sch"onsten Jungfrau, die auf der %S.417 Welt war, und sah, wie ihr vor Traurigkeit die Tr"anen %S.417 "uber die Wangen rollten. Da sprach er: >>Wie kannst du %S.417 erl"ost werden? Ich scheue keine Gefahr.<< Sie sprach: %S.417 >>Wer die kristallne Kugel erlangt und h"alt sie dem Zauberer %S.417 vor, der bricht damit seine Macht, und ich kehre in %S.417 meine wahre Gestalt zur"uck. Ach<<, setzte sie hinzu, %S.417 >>schon so mancher ist darum in seinen Tod gegangen, %S.417 und du junges Blut, du jammerst mich, wenn du dich in %S.417 die gro"sen Gef"ahrlichkeiten begibst.<< >>Mich kann nichts %S.417 abhalten<<, sprach er, >>aber sage mir, was ich tun mu"s.<< %S.417 >>Du sollst alles wissen<<, sprach die K"onigstochter, %S.417 >>wenn du den Berg, auf dem das Schlo"s steht, hinabgehst, %S.417 so wird unten an einer Quelle ein wilder Auerochs %S.417 stehen, mit dem mu"st du k"ampfen. Und wenn es dir %S.417 gl"uckt, ihn zu t"oten, so wird sich aus ihm ein feuriger %S.417 Vogel erheben, der tr"agt in seinem Leib ein gl"uhendes Ei, %S.417 und in dem Ei steckt als Dotter die Kristallkugel. Er l"a"st %S.417 aber das Ei nicht fallen, bis er dazu gedr"angt wird, f"allt es %S.417 aber auf die Erde, so z"undet es und verbrennt alles in %S.417 seiner N"ahe, und das Ei selbst zerschmilzt und mit ihm %S.418 die kristallne Kugel, und all deine M"uhe ist vergeblich %S.418 gewesen.<< %S.418 Der J"ungling stieg hinab zu der Quelle, wo der Auerochse %S.418 schnaubte und ihn anbr"ullte. Nach langem Kampf %S.418 stie"s er ihm sein Schwert in den Leib, und er sank nieder. %S.418 Augenblicklich erhob sich aus ihm der Feuervogel und %S.418 wollte fortfliegen, aber der Adler, der Bruder des J"unglings, %S.418 der zwischen den Wolken daherzog, st"urzte auf %S.418 ihn herab, jagte ihn nach dem Meer hin und stie"s ihn mit %S.418 seinem Schnabel an, so da"s er in der Bedr"angnis das Ei %S.418 fallen lie"s. Es fiel aber nicht in das Meer, sondern auf %S.418 eine Fischerh"utte, die am Ufer stand, und die fing gleich %S.418 an zu rauchen und wollte in Flammen aufgehen. Da %S.418 erhoben sich im Meer haushohe Wellen, str"omten "uber %S.418 die H"utte und bezwangen das Feuer. Der andere Bruder, %S.418 der Walfisch, war herangeschwommen und hatte das %S.418 Wasser in die H"ohe getrieben. Als der Brand gel"oscht %S.418 war, suchte der J"ungling nach dem Ei und fand es %S.418 gl"ucklicherweise; es war noch nicht geschmolzen, aber %S.418 die Schale war von der pl"otzlichen Abk"uhlung durch das %S.418 kalte Wasser zerbr"ockelt, und er konnte die Kristallkugel %S.418 unversehrt herausnehmen. %S.418 Als der J"ungling zu dem Zauberer ging und sie ihm %S.418 vorhielt, so sagte dieser: >>Meine Macht ist zerst"ort, und %S.418 du bist von nun an der K"onig vom Schlo"s der goldenen %S.418 Sonne. Auch deinen Br"udern kannst du die menschliche %S.418 Gestalt damit zur"uckgeben.<< Da eilte der J"ungling zu der %S.418 K"onigstochter, und als er in ihr Zimmer trat, so stand sie %S.418 da in vollem Glanz ihrer Sch"onheit, und beide wechselten %S.418 voll Freude ihre Ringe miteinander. %S.418