% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 23. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % % nolig_ck version (input e.g. Auf"|lage and Dru"cker % instead of Auflage and Drucker) % \maerchentitel{KHM 193: Der Trommler} \markright{KHM 193: Der Trommler} Eines Abends ging ein junger Trommler ganz allein auf %S.397 dem Feld und kam an einen See, da sah er an dem Ufer %S.397 drei St"uckchen wei"se Leinewand liegen. >>Was f"ur feines %S.397 Leinen<<, sprach er und steckte eines davon in die Tasche. %S.397 Er ging heim, dachte nicht weiter an seinen Fund und %S.397 legte sich zu Bett. Als er eben einschlafen wollte, war es %S.397 ihm, als nennte jemand seinen Namen. Er horchte und %S.397 vernahm eine leise Stimme, die ihm zurief: >>Trommeler, %S.397 Trommeler, wach auf.<< Er konnte, da es finstere Nacht %S.398 war, niemand sehen, aber es kam ihm vor, als schwebte %S.398 eine Gestalt vor seinem Bett auf und ab. >>Was willst du?<< %S.398 fragte er. >>Gib mir mein Hemdchen zur"uck<<, antwortete %S.398 die Stimme, >>das du mir gestern abend am See weggenommen %S.398 hast.<< >>Du sollst es wieder haben<<, sprach der %S.398 Trommler, >>wenn du mir sagst, wer du bist.<< >>Ach<<, %S.398 erwiderte die Stimme, >>ich bin die Tochter eines m"achtigen %S.398 K"onigs, aber ich bin in die Gewalt einer Hexe %S.398 geraten und bin auf den Glasberg gebannt. Jeden Tag %S.398 mu"s ich mich mit meinen zwei Schwestern im See baden, %S.398 aber ohne mein Hemdchen kann ich nicht wieder fortfliegen. %S.398 Meine Schwestern haben sich fortgemacht, ich %S.398 aber habe zur"uckbleiben m"ussen. Ich bitte dich, gib mir %S.398 mein Hemdchen wieder.<< >>Sei ruhig, armes Kind<<, %S.398 sprach der Trommler, >>ich will dir's gerne zur"uckgeben.<< %S.398 Er holte es aus seiner Tasche und reichte es ihr in %S.398 der Dunkelheit hin. Sie erfa"ste es hastig und wollte damit %S.398 fort. >>Weile einen Augenblick<<, sagte er, >>vielleicht kann %S.398 ich dir helfen.<< >>Helfen kannst du mir nur, wenn du auf %S.398 den Glasberg steigst und mich aus der Gewalt der Hexe %S.398 befreist. Aber zu dem Glasberg kommst du nicht, und %S.398 wenn du auch ganz nahe daran w"arst, so kannst du nicht %S.398 hinauf.<< >>Was ich will, das kann ich<<, sagte der Trommler, %S.398 >>ich habe Mitleid mit dir, und ich f"urchte mich vor %S.398 nichts. Aber ich wei"s den Weg nicht, der nach dem %S.398 Glasberge f"uhrt.<< >>Der Weg geht durch den gro"sen %S.398 Wald, in dem die Menschenfresser hausen<<, antwortete %S.398 sie, >>mehr darf ich dir nicht sagen.<< Darauf h"orte er, wie %S.398 sie fortschwirrte. %S.398 Bei Anbruch des Tags machte sich der Trommler auf, %S.398 hing seine Trommel um und ging ohne Furcht geradezu %S.398 in den Wald hinein. Als er ein Weilchen gegangen war %S.398 und keinen Riesen erblickte, so dachte er: >>Ich mu"s die %S.398 Langeschl"afer aufwe"cken<<, hing die Trommel vor und %S.398 schlug einen Wirbel, da"s die V"ogel aus den B"aumen mit %S.398 Geschrei auf"|flogen. Nicht lange, so erhob sich auch ein %S.399 Riese in die H"ohe, der im Gras gelegen und geschlafen %S.399 hatte, und war so gro"s wie eine Tanne. >>Du Wicht<<, rief %S.399 er ihm zu, >>was trommelst du hier und weckst mich aus %S.399 dem besten Schlaf?<< >>Ich trommle<<, antwortete er, >>weil %S.399 viele Tausende hinter mir herkommen, damit sie den %S.399 Weg wissen.<< >>Was wollen die hier in meinem Wald?<< %S.399 fragte der Riese. >>Sie wollen dir den Garaus machen und %S.399 den Wald von einem Unget"um, wie du bist, s"aubern.<< %S.399 >>Oho<<, sagte der Riese, >>ich trete euch wie Ameisen %S.399 tot.<< >>Meinst du, du k"onntest gegen sie etwas ausrichten?<< %S.399 sprach der Trommler. >>Wenn du dich b"uckst, um %S.399 einen zu pa"cken, so springt er fort und versteckt sich; %S.399 wie du dich aber niederlegst und schl"afst, so kommen sie %S.399 aus allen Geb"uschen herbei und kriechen an dir hinauf. %S.399 Jeder hat einen Hammer von Stahl am G"urtel ste"cken, %S.399 damit schlagen sie dir den Sch"adel ein.<< Der Riese ward %S.399 verdrie"slich und dachte: >>Wenn ich mich mit dem listigen %S.399 Volk befasse, so k"onnte es doch zu meinem Schaden %S.399 ausschlagen. W"olfen und B"aren dr"u"cke ich die Gurgel %S.399 zusammen, aber vor den Erdw"urmen kann ich mich %S.399 nicht sch"utzen.<< >>H"or, kleiner Kerl<<, sprach er, >>zieh %S.399 wieder ab, ich verspreche dir, da"s ich dich und deine %S.399 Gesellen in Zukunft in Ruhe lassen will, und hast du %S.399 noch einen Wunsch, so sag's mir, ich will dir wohl etwas %S.399 zu Gefallen tun.<< >>Du hast lange Beine<<, sprach der %S.399 Trommler, >>und kannst schneller laufen als ich, trag %S.399 mich zum Glasberge, so will ich den Meinigen ein Zeichen %S.399 zum R"uckzug geben, und sie sollen dich diesmal in %S.399 Ruhe lassen.<< >>Komm her, Wurm<<, sprach der Riese, %S.399 >>setz dich auf meine Schulter, ich will dich tragen, wohin %S.399 du verlangst.<< Der Riese hob ihn hinauf, und der %S.399 Trommler fing oben an, nach Herzenslust auf der Trommel %S.399 zu wirbeln. Der Riese dachte: >>Das wird das Zeichen %S.399 sein, da"s das andere Volk zur"uckgehen soll.<< Nach einer %S.399 Weile stand ein zweiter Riese am Weg, der nahm den %S.399 Trommler dem ersten ab und steckte ihn in sein Knopf"|loch. %S.400 Der Trommler fa"ste den Knopf, der wie eine %S.400 Sch"ussel gro"s war, hielt sich daran und schaute ganz %S.400 lustig umher. Dann kamen sie zu einem dritten, der %S.400 nahm ihn aus dem Knopf"|loch und setzte ihn auf den %S.400 Rand seines Hutes; da ging der Trommler oben auf und %S.400 ab und sah "uber die B"aume hinaus, und als er in blauer %S.400 Ferne einen Berg erblickte, so dachte er: >>Das ist gewi"s %S.400 der Glasberg<<, und er war es auch. Der Riese tat nur %S.400 noch ein paar Schritte, so waren sie an dem Fu"s des %S.400 Bergs angelangt, wo ihn der Riese absetzte. Der Trommler %S.400 verlangte, er sollte ihn auch auf die Spitze des Glasberges %S.400 tragen, aber der Riese sch"uttelte mit dem Kopf, %S.400 brummte etwas in den Bart und ging in den Wald zur"uck. %S.400 Nun stand der arme Trommler vor dem Berg, der so %S.400 hoch war, als wenn drei Berge aufeinandergesetzt w"aren, %S.400 und dabei so glatt wie ein Spiegel, und wu"ste keinen Rat, %S.400 um hinaufzukommen. Er fing an zu klettern, aber vergeblich, %S.400 er rutschte immer wieder herab. >>Wer jetzt ein %S.400 Vogel w"are<<, dachte er, aber was half das W"unschen, es %S.400 wuchsen ihm keine Fl"ugel. Indem er so stand und sich %S.400 nicht zu helfen wu"ste, erblickte er nicht weit von sich %S.400 zwei M"anner, die heftig miteinander stritten. Er ging auf %S.400 sie zu und sah, da"s sie wegen eines Sattels uneins waren, %S.400 der vor ihnen auf der Erde lag und den jeder von ihnen %S.400 haben wollte. >>Was seid ihr f"ur Narren<<, sprach er, %S.400 >>zankt euch um einen Sattel und habt kein Pferd dazu.<< %S.400 >>Der Sattel ist wert, da"s man darum streitet<<, antwortete %S.400 der eine von den M"annern, >>wer darauf sitzt und %S.400 w"unscht sich irgendwohin, und w"ar's am Ende der Welt, %S.400 der ist im Augenblick angelangt, wie er den Wunsch %S.400 ausgesprochen hat. Der Sattel geh"ort uns gemeinschaftlich, %S.400 die Reihe, darauf zu reiten, ist an mir, aber der %S.400 andere will es nicht zulassen.<< >>Den Streit will ich bald %S.400 austragen<<, sagte der Trommler, ging eine Stre"cke weit %S.400 und steckte einen wei"sen Stab in die Erde. Dann kam er %S.401 zur"uck und sprach: >>Jetzt lauft nach dem Ziel, wer %S.401 zuerst dort ist, der reitet zuerst.<< Beide setzten sich in %S.401 Trab, aber kaum waren sie ein paar Schritte weg, so %S.401 schwang sich der Trommler auf den Sattel, w"unschte sich %S.401 auf den Glasberg, und ehe man die Hand umdrehte, war %S.401 er dort. Auf dem Berg oben war eine Ebne, da stand ein %S.401 altes steinernes Haus, und vor dem Haus lag ein gro"ser %S.401 Fischteich, dahinter aber ein finsterer Wald. Menschen %S.401 und Tiere sah er nicht, es war alles still, nur der Wind %S.401 raschelte in den B"aumen, und die Wolken zogen ganz %S.401 nah "uber seinem Haupt weg. Er trat an die T"ure und %S.401 klopfte an. Als er zum drittenmal geklopft hatte, "offnete %S.401 eine Alte mit braunem Gesicht und roten Augen die %S.401 T"ure; sie hatte eine Brille auf ihrer langen Nase und sah %S.401 ihn scharf an, dann fragte sie, was sein Begehren w"are. %S.401 >>Einla"s, Kost und Nachtlager<<, antwortete der Trommler. %S.401 >>Das sollst du haben<<, sagte die Alte, >>wenn du %S.401 daf"ur drei Arbeiten verrichten willst.<< >>Warum nicht?<< %S.401 antwortete er. >>Ich scheue keine Arbeit, und wenn sie %S.401 noch so schwer ist.<< Die Alte lie"s ihn ein, gab ihm Essen %S.401 und abends ein gutes Bett. Am Morgen, als er ausgeschlafen %S.401 hatte, nahm die Alte einen Fingerhut von ihrem %S.401 d"urren Finger, reichte ihn dem Trommler hin und sagte: %S.401 >>Jetzt geh an die Arbeit und sch"opfe den Teich drau"sen %S.401 mit diesem Fingerhut aus; aber ehe es Nacht wird, mu"st %S.401 du fertig sein, und alle Fische, die in dem Wasser sind, %S.401 m"ussen nach ihrer Art und Gr"o"se ausgesucht und nebeneinandergelegt %S.401 sein.<< >>Das ist eine seltsame Arbeit<<, %S.401 sagte der Trommler, ging aber zu dem Teich und fing an %S.401 zu sch"opfen. Er sch"opfte den ganzen Morgen, aber was %S.401 kann man mit einem Fingerhut bei einem gro"sen Wasser %S.401 ausrichten, und wenn man tausend Jahre sch"opft? Als es %S.401 Mittag war, dachte er: >>Es ist alles umsonst und ist %S.401 einerlei, ob ich arbeite oder nicht<<, hielt ein und setzte %S.401 sich nieder. Da kam ein M"adchen aus dem Haus gegangen, %S.401 stellte ihm ein K"orbchen mit Essen hin und sprach: %S.402 >>Du sitzest da so traurig, was fehlt dir?<< Er blickte es an %S.402 und sah, da"s es wundersch"on war. >>Ach<<, sagte er, >>ich %S.402 kann die erste Arbeit nicht vollbringen, wie wird es mit %S.402 den andern werden? Ich bin ausgegangen, eine K"onigstochter %S.402 zu suchen, die hier wohnen soll, aber ich habe sie %S.402 nicht gefunden; ich will weitergehen.<< >>Bleib hier<<, sagte %S.402 das M"adchen, >>ich will dir aus deiner Not helfen. Du bist %S.402 m"ude, lege deinen Kopf in meinen Scho"s und schlaf. %S.402 Wenn du wieder aufwachst, so ist die Arbeit getan.<< Der %S.402 Trommler lie"s sich das nicht zweimal sagen. Sobald ihm %S.402 die Augen zufielen, drehte sie einen Wunschring und %S.402 sprach: >>Wasser herauf, Fische heraus.<< Alsbald stieg das %S.402 Wasser wie ein wei"ser Nebel in die H"ohe und zog mit %S.402 den andern Wolken fort, und die Fische schnalzten, %S.402 sprangen ans Ufer und legten sich nebeneinander, jeder %S.402 nach seiner Gr"o"se und Art. Als der Trommler erwachte, %S.402 sah er mit Erstaunen, da"s alles vollbracht war. Aber das %S.402 M"adchen sprach: >>Einer von den Fischen liegt nicht bei %S.402 seinesgleichen, sondern ganz allein. Wenn die Alte heute %S.402 abend kommt und sieht, da"s alles geschehen ist, was sie %S.402 verlangt hat, so wird sie fragen: {\frq}Was soll dieser Fisch %S.402 allein?{\flq} Dann wirf ihr den Fisch ins Angesicht und %S.402 sprich: {\frq}Der soll f"ur dich sein, alte Hexe.{\flq}<< Abends kam %S.402 die Alte, und als sie die Frage getan hatte, so warf er ihr %S.402 den Fisch ins Gesicht. Sie stellte sich, als merkte sie es %S.402 nicht, und schwieg still, aber sie blickte ihn mit boshaften %S.402 Augen an. Am andern Morgen sprach sie: >>Gestern %S.402 hast du es zu leicht gehabt, ich mu"s dir schwerere Arbeit %S.402 geben. Heute mu"st du den ganzen Wald umhauen, %S.402 das Holz in Scheite spalten und in Klaftern legen, %S.402 und am Abend mu"s alles fertig sein.<< Sie gab ihm eine %S.402 Axt, einen Schl"ager und zwei Keile. Aber die Axt war %S.402 von Blei, der Schl"ager und die Keile waren von Blech. %S.402 Als er anfing zu hauen, so legte sich die Axt um, %S.402 und Schl"ager und Keile dr"uckten sich zusammen. Er %S.402 wu"ste sich nicht zu helfen, aber mittags kam das M"adchen %S.403 wieder mit dem Essen und tr"ostete ihn. >>Lege %S.403 deinen Kopf in meinen Scho"s<<, sagte sie, >>und schlaf, %S.403 wenn du aufwachst, so ist die Arbeit getan.<< Sie drehte %S.403 ihren Wunschring, in dem Augenblick sank der ganze %S.403 Wald mit Krachen zusammen, das Holz spaltete sich von %S.403 selbst und legte sich in Klaftern zusammen; es war, als ob %S.403 unsichtbare Riesen die Arbeit vollbr"achten. Als er aufwachte, %S.403 sagte das M"adchen: >>Siehst du, das Holz ist %S.403 geklaftert und gelegt: nur ein einziger Ast ist "ubrig, aber %S.403 wenn die Alte heute abend kommt und fragt, was der Ast %S.403 solle, so gib ihr damit einen Schlag und sprich: {\frq}Der soll %S.403 f"ur dich sein, du Hexe.{\flq}<< Die Alte kam. >>Siehst du<<, %S.403 sprach sie, >>wie leicht die Arbeit war: aber f"ur wen liegt %S.403 der Ast noch da?<< >>F"ur dich, du Hexe<<, antwortete er %S.403 und gab ihr einen Schlag damit. Aber sie tat, als f"uhlte sie %S.403 es nicht, lachte h"ohnisch und sprach: >>Morgen fr"uh sollst %S.403 du alles Holz auf einen Haufen legen, es anz"unden und %S.403 verbrennen.<< Er stand mit Anbruch des Tages auf und %S.403 fing an, das Holz herbeizuholen, aber wie kann ein %S.403 einziger Mensch einen ganzen Wald zusammentragen? %S.403 Die Arbeit r"uckte nicht fort. Doch das M"adchen verlie"s %S.403 ihn nicht in der Not: es brachte ihm mittags seine Speise, %S.403 und als er gegessen hatte, legte er seinen Kopf in den %S.403 Scho"s und schlief ein. Bei seinem Erwachen brannte der %S.403 ganze Holzsto"s in einer ungeheuern Flamme, die ihre %S.403 Zungen bis in den Himmel ausstreckte. >>H"or mich an<<, %S.403 sprach das M"adchen, >>wenn die Hexe kommt, wird sie %S.403 dir allerlei auftragen: tust du ohne Furcht, was sie verlangt, %S.403 so kann sie dir nichts anhaben; f"urchtest du dich %S.403 aber, so packt dich das Feuer und verzehrt dich. Zuletzt, %S.403 wenn du alles getan hast, so pa"cke sie mit beiden H"anden %S.403 und wirf sie mitten in die Glut.<< Das M"adchen ging fort, %S.403 und die Alte kam herangeschlichen. >>Hu! mich friert<<, %S.403 sagte sie, >>aber das ist ein Feuer, das brennt, das w"armt %S.403 mir die alten Knochen, da wird mir wohl. Aber dort liegt %S.403 ein Klotz, der will nicht brennen, den hol mir heraus. %S.404 Hast du das noch getan, so bist du frei und kannst %S.404 ziehen, wohin du willst. Nur munter hinein.<< Der %S.404 Trommler besann sich nicht lange, sprang mitten in die %S.404 Flammen, aber sie taten ihm nichts, nicht einmal die %S.404 Haare konnten sie ihm versengen. Er trug den Klotz %S.404 heraus und legte ihn hin. Kaum aber hatte das Holz die %S.404 Erde ber"uhrt, so verwandelte es sich, und das sch"one %S.404 M"adchen stand vor ihm, das ihm in der Not geholfen %S.404 hatte; und an den seidenen, goldgl"anzenden Kleidern, %S.404 die es anhatte, merkte er wohl, da"s es die K"onigstochter %S.404 war. Aber die Alte lachte giftig und sprach: >>Du meinst, %S.404 du h"attest sie, aber du hast sie noch nicht.<< Eben wollte %S.404 sie auf das M"adchen losgehen und es fortziehen, da %S.404 packte er die Alte mit beiden H"anden, hob sie in die %S.404 H"ohe und warf sie den Flammen in den Rachen, die "uber %S.404 ihr zusammenschlugen, als freuten sie sich, da"s sie eine %S.404 Hexe verzehren sollten. %S.404 Die K"onigstochter blickte darauf den Trommler an, und %S.404 als sie sah, da"s es ein sch"oner J"ungling war, und %S.404 bedachte, da"s er sein Leben darangesetzt hatte, um sie zu %S.404 erl"osen, so reichte sie ihm die Hand und sprach: >>Du %S.404 hast alles f"ur mich gewagt, aber ich will auch f"ur dich %S.404 alles tun. Versprichst du mir deine Treue, so sollst du %S.404 mein Gemahl werden. An Reicht"umern fehlt es uns %S.404 nicht, wir haben genug an dem, was die Hexe hier %S.404 zusammengetragen hat.<< Sie f"uhrte ihn in das Haus, da %S.404 standen Kisten und Kasten, die mit ihren Sch"atzen angef"ullt %S.404 waren. Sie lie"sen Gold und Silber liegen und nahmen %S.404 nur die Edelsteine. Sie wollte nicht l"anger auf dem %S.404 Glasberg bleiben, da sprach er zu ihr: >>Setze dich zu mir %S.404 auf meinen Sattel, so fliegen wir hinab wie V"ogel.<< >>Der %S.404 alte Sattel gef"allt mir nicht<<, sagte sie, >>ich brauche nur %S.404 an meinem Wunschring zu drehen, so sind wir zu %S.404 Haus.<< >>Wohlan<<, antwortete der Trommler, >>so %S.404 w"unsch uns vor das Stadttor.<< Im Nu waren sie dort, der %S.404 Trommler aber sprach: >>Ich will erst zu meinen Eltern %S.405 gehen und ihnen Nachricht geben, harre mein hier auf %S.405 dem Feld, ich will bald zur"uck sein.<< >>Ach<<, sagte die %S.405 K"onigstochter, >>ich bitte dich, nimm dich in acht, k"usse %S.405 deine Eltern bei deiner Ankunft nicht auf die rechte %S.405 Wange, denn sonst wirst du alles vergessen, und ich %S.405 bleibe hier allein und verlassen auf dem Feld zur"uck.<< %S.405 >>Wie kann ich dich vergessen?<< sagte er und versprach %S.405 ihr in die Hand, recht bald wiederzukommen. Als er in %S.405 sein v"aterliches Haus trat, wu"ste niemand, wer er war, %S.405 so hatte er sich ver"andert, denn die drei Tage, die er auf %S.405 dem Glasberg zugebracht hatte, waren drei lange Jahre %S.405 gewesen. Da gab er sich zu erkennen, und seine Eltern %S.405 fielen ihm vor Freude um den Hals, und er war so %S.405 bewegt in seinem Herzen, da"s er sie auf beide Wangen %S.405 k"u"ste und an die Worte des M"adchens nicht dachte. Wie %S.405 er ihnen aber den Ku"s auf die rechte Wange gegeben %S.405 hatte, verschwand ihm jeder Gedanke an die K"onigstochter. %S.405 Er leerte seine Taschen aus und legte H"andevoll %S.405 der gr"o"sten Edelsteine auf den Tisch. Die Eltern wu"sten %S.405 gar nicht, was sie mit dem Reichtum anfangen sollten. %S.405 Da baute der Vater ein pr"achtiges Schlo"s, von G"arten, %S.405 W"aldern und Wiesen umgeben, als wenn ein F"urst darin %S.405 wohnen sollte. Und als es fertig war, sagte die Mutter: %S.405 >>Ich habe ein M"adchen f"ur dich ausgesucht, in drei %S.405 Tagen soll die Hochzeit sein.<< Der Sohn war mit allem %S.405 zufrieden, was die Eltern wollten. %S.405 Die arme K"onigstochter hatte lange vor der Stadt gestanden %S.405 und auf die R"uckkehr des J"unglings gewartet. Als es %S.405 Abend ward, sprach sie: >>Gewi"s hat er seine Eltern auf %S.405 die rechte Wange gek"u"st und hat mich vergessen.<< Ihr %S.405 Herz war voll Trauer, sie w"unschte sich in ein einsames %S.405 Waldh"auschen und wollte nicht wieder an den Hof ihres %S.405 Vaters zur"uck. Jeden Abend ging sie in die Stadt und %S.405 ging an seinem Haus vor"uber; er sah sie manchmal, aber %S.405 er kannte sie nicht mehr. Endlich h"orte sie, wie die Leute %S.405 sagten: >>Morgen wird seine Hochzeit gefeiert.<< Da %S.406 sprach sie: >>Ich will versuchen, ob ich sein Herz wiedergewinne.<< %S.406 Als der erste Hochzeitstag gefeiert ward, da %S.406 drehte sie ihren Wunschring und sprach: >>Ein Kleid, so %S.406 gl"anzend wie die Sonne.<< Alsbald lag das Kleid vor ihr %S.406 und war so gl"anzend, als wenn es aus lauter Sonnenstrahlen %S.406 gewebt w"are. Als alle G"aste sich versammelt hatten, %S.406 so trat sie in den Saal. Jedermann wunderte sich "uber das %S.406 sch"one Kleid, am meisten die Braut, und da sch"one %S.406 Kleider ihre gr"o"ste Lust waren, so ging sie zu der %S.406 Fremden und fragte, ob sie es ihr verkaufen wollte. >>F"ur %S.406 Geld nicht<<, antwortete sie, >>aber wenn ich die erste %S.406 Nacht vor der T"ure verweilen darf, wo der Br"autigam %S.406 schl"aft, so will ich es hingeben.<< Die Braut konnte ihr %S.406 Verlangen nicht bezwingen und willigte ein, aber sie %S.406 mischte dem Br"autigam einen Schlaftrunk in seinen %S.406 Nachtwein, wovon er in tiefen Schlaf verfiel. Als nun %S.406 alles still geworden war, so kauerte sich die K"onigstochter %S.406 vor die T"ure der Schlafkammer, "offnete sie ein wenig %S.406 und rief hinein: %S.406 \begin{verse} >>Trommler, Trommler, h"or mich an, \\ %S.406 hast du mich denn ganz vergessen? \\ %S.406 Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? \\ %S.406 Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein %S.406 Leben? \\ %S.406 Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? \\ %S.406 Trommler, Trommler, h"or mich an.<< %S.406 \end{verse} Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht %S.406 auf, und als der Morgen anbrach, mu"ste die K"onigstochter %S.406 unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten %S.406 Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach: >>Ein %S.406 Kleid, so silbern als der Mond.<< Als sie mit dem Kleid, %S.406 das so zart war wie der Mondschein, bei dem Fest %S.406 erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und %S.406 gab es ihr f"ur die Erlaubnis, auch die zweite Nacht vor %S.406 der T"ure der Schlafkammer zubringen zu d"urfen. Da rief %S.407 sie in n"achtlicher Stille: %S.407 \begin{verse} >>Trommler, Trommler, h"or mich an, \\ %S.407 hast du mich denn ganz vergessen? \\ %S.407 Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? \\ %S.407 Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein %S.407 Leben? \\ %S.407 Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? \\ %S.407 Trommler, Trommler, h"or mich an.<< %S.407 \end{verse} Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk bet"aubt, war %S.407 nicht zu erwe"cken. Traurig ging sie den Morgen wieder %S.407 zur"uck in ihr Waldhaus. Aber die Leute im Haus hatten %S.407 die Klage des fremden M"adchens geh"ort und erz"ahlten %S.407 dem Br"autigam davon; sie sagten ihm auch, da"s es ihm %S.407 nicht m"oglich gewesen w"are, etwas davon zu vernehmen, %S.407 weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein gesch"uttet %S.407 h"atten. Am dritten Abend drehte die K"onigstochter den %S.407 Wunschring und sprach: >>Ein Kleid, flimmernd wie %S.407 Sterne.<< Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die %S.407 Braut "uber die Pracht des Kleides, das die andern weit %S.407 "ubertraf, ganz au"ser sich und sprach: >>Ich soll und mu"s %S.407 es haben.<< Das M"adchen gab es, wie die andern, f"ur die %S.407 Erlaubnis, die Nacht vor der T"ure des Br"autigams zuzubringen. %S.407 Der Br"autigam aber trank den Wein nicht, der %S.407 ihm vor dem Schlafengehen gereicht wurde, sondern go"s %S.407 ihn hinter das Bett. Und als alles im Haus still geworden %S.407 war, so h"orte er eine sanfte Stimme, die ihn anrief: %S.407 \begin{verse} >>Trommler, Trommler, h"or mich an, \\ %S.407 hast du mich denn ganz vergessen? \\ %S.407 Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? \\ %S.407 Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein %S.407 Leben? \\ %S.407 Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? \\ %S.407 Trommler, Trommler, h"or mich an.<< %S.407 \end{verse} Pl"otzlich kam ihm das Ged"achtnis wieder. >>Ach<<, rief %S.407 er, >>wie habe ich so treulos handeln k"onnen, aber der %S.407 Ku"s, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens %S.408 auf die rechte Wange gegeben habe, der ist schuld %S.408 daran, der hat mich bet"aubt.<< Er sprang auf, nahm die %S.408 K"onigstochter bei der Hand und f"uhrte sie zu dem Bett %S.408 seiner Eltern. >>Das ist meine rechte Braut<<, sprach er, %S.408 >>wenn ich die andere heirate, so tue ich gro"ses Unrecht.<< %S.408 Die Ehern, als sie h"orten, wie alles sich zugetragen hatte, %S.408 willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder %S.408 angez"undet, Pauken und Trompeten herbeigeholt, die %S.408 Freunde und Verwandten eingeladen wiederzukommen, %S.408 und die wahre Hochzeit ward mit gro"ser Freude gefeiert. %S.408 Die erste Braut behielt die sch"onen Kleider zur %S.408 Entsch"adigung und gab sich zufrieden. %S.408