% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 15. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 186: Die wahre Braut} \markright{KHM 186: Die wahre Braut} Es war einmal ein M"adchen, das war jung und sch"on, %S.368 aber seine Mutter war ihm fr"uh gestorben, und die %S.368 Stiefmutter tat ihm alles gebrannte Herzeleid an. Wenn %S.368 sie ihm eine Arbeit auftrug, sie mochte noch so schwer %S.368 sein, so ging es unverdrossen daran und tat, was in seinen %S.368 Kr"aften stand. Aber es konnte damit das Herz der b"osen %S.368 Frau nicht r"uhren, immer war sie unzufrieden, immer %S.368 war es nicht genug. Je flei"siger es arbeitete, je mehr ward %S.368 ihm aufgelegt, und sie hatte keinen andern Gedanken, als %S.368 wie sie ihm eine immer gr"o"sere Last aufb"urden und das %S.368 Leben recht sauer machen wollte. %S.368 Eines Tags sagte sie zu ihm: >>Da hast du zw"olf Pfund %S.368 Federn, die sollst du abschlei"sen, und wenn du nicht %S.369 heute abend damit fertig bist, so wartet eine Tracht %S.369 Schl"age auf dich. Meinst du, du k"onntest den ganzen Tag %S.369 faulenzen?<< Das arme M"adchen setzte sich zu der Arbeit %S.369 nieder, aber die Tr"anen flossen ihm dabei "uber die Wangen %S.369 herab, denn es sah wohl, da"s es unm"oglich war, mit %S.369 der Arbeit in einem Tage zu Ende zu kommen. Wenn es %S.369 ein H"aufchen Federn vor sich liegen hatte und es seufzte %S.369 oder schlug in seiner Angst die H"ande zusammen, so %S.369 stoben sie auseinander, und es mu"ste sie wieder auflesen %S.369 und von neuem anfangen. Da st"utzte es einmal die %S.369 Ellbogen auf den Tisch, legte sein Gesicht in beide %S.369 H"ande und rief: >>Ist denn niemand auf Gottes Erdboden, %S.369 der sich meiner erbarmt?<< Indem h"orte es eine %S.369 sanfte Stimme, die sprach: >>Tr"oste dich, mein Kind, ich %S.369 bin gekommen, dir zu helfen.<< Das M"adchen blickte auf, %S.369 und eine alte Frau stand neben ihm. Sie fa"ste das M"adchen %S.369 freundlich an der Hand und sprach: >>Vertraue mir %S.369 nur an, was dich dr"uckt.<< Da sie so herzlich sprach, so %S.369 erz"ahlte ihr das M"adchen von seinem traurigen Leben, %S.369 da"s ihm eine Last auf die andere gelegt w"urde und es mit %S.369 den aufgegebenen Arbeiten nicht mehr zu Ende kommen %S.369 k"onnte. >>Wenn ich mit diesen Federn heute abend nicht %S.369 fertig bin, so schl"agt mich die Stiefmutter; sie hat mir's %S.369 angedroht, und ich wei"s, sie h"alt Wort.<< Ihre Tr"anen %S.369 fingen wieder an zu flie"sen, aber die gute Alte sprach: %S.369 >>Sei unbesorgt, mein Kind, ruhe dich aus, ich will derweil %S.369 deine Arbeit verrichten.<< Das M"adchen legte sich %S.369 auf sein Bett und schlief bald ein. Die Alte setzte sich an %S.369 den Tisch bei die Federn, hu! wie flogen sie von den %S.369 Kielen ab, die sie mit ihren d"urren H"anden kaum %S.369 ber"uhrte. Bald war sie mit den zw"olf Pfund fertig. Als %S.369 das M"adchen erwachte, lagen gro"se schneewei"se Haufen %S.369 aufget"urmt, und alles war im Zimmer reinlich aufger"aumt, %S.369 aber die Alte war verschwunden. Das M"adchen %S.369 dankte Gott und sa"s still, bis der Abend kam. Da trat die %S.369 Stiefmutter herein und staunte "uber die vollbrachte %S.370 Arbeit. >>Siehst du, Trulle<<, sprach sie, >>was man ausrichtet, %S.370 wenn man flei"sig ist? H"attest du nicht noch %S.370 etwas anderes vornehmen k"onnen? Aber da sitzest du %S.370 und legst die H"ande in den Scho"s.<< Als sie hinausging, %S.370 sprach sie: >>Die Kreatur kann mehr als Brot essen, ich %S.370 mu"s ihr schwerere Arbeit auflegen.<< %S.370 Am andern Morgen rief sie das M"adchen und sprach: %S.370 >>Da hast du einen L"offel, damit sch"opfe mir den gro"sen %S.370 Teich aus, der bei dem Garten liegt. Und wenn du damit %S.370 abends nicht zu Rand gekommen bist, so wei"st du, was %S.370 erfolgt.<< Das M"adchen nahm den L"offel und sah, da"s er %S.370 durchl"ochert war, und wenn er es auch nicht gewesen %S.370 w"are, es h"atte nimmermehr damit den Teich ausgesch"opft. %S.370 Es machte sich gleich an die Arbeit, kniete am %S.370 Wasser, in das seine Tr"anen fielen, und sch"opfte. Aber %S.370 die gute Alte erschien wieder, und als sie die Ursache von %S.370 seinem Kummer erfuhr, sprach sie: >>Sei getrost, mein %S.370 Kind, geh in das Geb"usch und lege dich schlafen, ich will %S.370 deine Arbeit schon tun.<< Als die Alte allein war, %S.370 ber"uhrte sie nur den Teich; wie ein Dunst stieg das %S.370 Wasser in die H"ohe und vermischte sich mit den Wolken. %S.370 Allm"ahlich ward der Teich leer, und als das M"adchen %S.370 vor Sonnenuntergang erwachte und herbeikam, so %S.370 sah es nur noch die Fische, die in dem Schlamm zappelten. %S.370 Es ging zu der Stiefmutter und zeigte ihr an, da"s die %S.370 Arbeit vollbracht w"are. >>Du h"attest l"angst fertig sein %S.370 sollen<<, sagte sie und ward bla"s vor "Arger, aber sie sann %S.370 etwas Neues aus. %S.370 Am dritten Morgen sprach sie zu dem M"adchen: >>Dort %S.370 in der Ebene mu"st du mir ein sch"ones Schlo"s bauen, und %S.370 zum Abend mu"s es fertig sein.<< Das M"adchen erschrak %S.370 und sagte: >>Wie kann ich ein so gro"ses Werk vollbringen?<< %S.370 >>Ich dulde keinen Widerspruch<<, schrie die Stiefmutter, %S.370 >>kannst du mit einem durchl"ocherten L"offel %S.370 einen Teich aussch"opfen, so kannst du auch ein Schlo"s %S.370 bauen. Noch heute will ich es beziehen, und wenn etwas %S.371 fehlt, sei es das geringste in K"uche oder Keller, so wei"st %S.371 du, was dir bevorsteht.<< Sie trieb das M"adchen fort, und %S.371 als es in das Tal kam, so lagen da die Felsen "ubereinander %S.371 aufget"urmt; mit aller seiner Kraft konnte es den kleinsten %S.371 nicht einmal bewegen. Es setzte sich nieder und weinte, %S.371 doch hoffte es auf den Beistand der guten Alten. Sie lie"s %S.371 auch nicht lange auf sich warten, kam und sprach ihm %S.371 Trost ein: >>Lege dich nur dort in den Schatten und %S.371 schlaf, ich will dir das Schlo"s schon bauen. Wenn es dir %S.371 Freude macht, so kannst du selbst darin wohnen.<< Als %S.371 das M"adchen weggegangen war, r"uhrte die Alte die %S.371 grauen Felsen an. Alsbald regten sie sich, r"uckten zusammen %S.371 und standen da, als h"atten Riesen die Mauer gebaut; %S.371 darauf erhob sich das Geb"aude, und es war, als ob %S.371 unz"ahlige H"ande unsichtbar arbeiteten und Stein auf %S.371 Stein legten. Der Boden dr"ohnte, gro"se S"aulen stiegen %S.371 von selbst in die H"ohe und stellten sich nebeneinander in %S.371 Ordnung. Auf dem Dach legten sich die Ziegeln zurecht, %S.371 und als es Mittag war, drehte sich schon die gro"se %S.371 Wetterfahne wie eine goldene Jungfrau mit fliegendem %S.371 Gewand auf der Spitze des Turms. Das Innere des %S.371 Schlosses war bis zum Abend vollendet. Wie es die Alte %S.371 anfing, wei"s ich nicht, aber die W"ande der Zimmer %S.371 waren mit Seide und Sammet bezogen, buntgestickte %S.371 St"uhle standen da und reichverzierte Armsessel an %S.371 Tischen von Marmor, kristallne Kronleuchter hingen %S.371 von der B"uhne herab und spiegelten sich in dem glatten %S.371 Boden; gr"une Papageien sa"sen in goldenen K"afigen und %S.371 fremde V"ogel, die lieblich sangen: "uberall war eine %S.371 Pracht, als wenn ein K"onig da einziehen sollte. Die %S.371 Sonne wollte eben untergehen, als das M"adchen erwachte %S.371 und ihm der Glanz von tausend Lichtern entgegenleuchtete. %S.371 Mit schnellen Schritten kam es heran und trat durch %S.371 das ge"offnete Tor in das Schlo"s. Die Treppe war mit %S.371 rotem Tuch belegt, und das goldene Gel"ander mit bl"uhenden %S.371 B"aumen besetzt. Als es die Pracht der Zimmer %S.372 erblickte, blieb es wie erstarrt stehen. Wer wei"s, wie lang %S.372 es so gestanden h"atte, wenn ihm nicht der Gedanke an %S.372 die Stiefmutter gekommen w"are. >>Ach<<, sprach es zu %S.372 sich selbst, >>wenn sie doch endlich zufriedengestellt w"are %S.372 und mir das Leben nicht l"anger zur Qual machen %S.372 wollte.<< Das M"adchen ging und zeigte ihr an, da"s das %S.372 Schlo"s fertig w"are. >>Gleich will ich einziehen<<, sagte sie %S.372 und erhob sich von ihrem Sitz. Als sie in das Schlo"s %S.372 eintrat, mu"ste sie die Hand vor die Augen halten, so %S.372 blendete sie der Glanz. >>Siehst du<<, sagte sie zu dem %S.372 M"adchen, >>wie leicht dir's geworden ist, ich h"atte dir %S.372 etwas Schwereres aufgeben sollen.<< Sie ging durch alle %S.372 Zimmer und sp"urte in allen Ecken, ob etwas fehlte oder %S.372 mangelhaft w"are, aber sie konnte nichts auffinden. >>Jetzt %S.372 wollen wir hinabsteigen<<, sprach sie und sah das M"adchen %S.372 mit boshaften Blicken an, >>K"uche und Keller mu"s %S.372 noch untersucht werden, und hast du etwas vergessen, so %S.372 sollst du deiner Strafe nicht entgehen.<< Aber das Feuer %S.372 brannte auf dem Herd, in den T"opfen kochten die Speisen, %S.372 Kluft und Schippe waren angelehnt und an den %S.372 W"anden das blanke Geschirr von Messing aufgestellt. %S.372 Nichts fehlte, selbst nicht der Kohlenkasten und die %S.372 Wassereimer. >>Wo ist der Eingang zum Keller?<< rief sie. %S.372 >>Wo der nicht mit Weinf"assern reichlich angef"ullt ist, so %S.372 wird dir's schlimm ergehen.<< Sie hob selbst die Fallt"ure %S.372 auf und stieg die Treppe hinab, aber kaum hatte sie zwei %S.372 Schritte getan, so st"urzte die schwere Fallt"ure, die nur %S.372 angelehnt war, nieder. Das M"adchen h"orte einen Schrei, %S.372 hob die T"ure schnell auf, um ihr zu Hilfe zu kommen, %S.372 aber sie war hinabgest"urzt, und es fand sie entseelt auf %S.372 dem Boden liegen. %S.372 Nun geh"orte das pr"achtige Schlo"s dem M"adchen ganz %S.372 allein. Es wu"ste sich in der ersten Zeit gar nicht in seinem %S.372 Gl"uck zu finden, sch"one Kleider hingen in den Schr"anken, %S.372 die Truhen waren mit Gold und Silber oder mit %S.372 Perlen und Edelsteinen angef"ullt, und es hatte keinen %S.373 Wunsch, den es nicht erf"ullen konnte. Bald ging der Ruf %S.373 von der Sch"onheit und dem Reichtum des M"adchens %S.373 durch die ganze Welt. Alle Tage meldeten sich Freier, %S.373 aber keiner gefiel ihr. Endlich kam auch der Sohn eines %S.373 K"onigs, der ihr Herz zu r"uhren wu"ste, und sie verlobte %S.373 sich mit ihm. In dem Schlo"sgarten stand eine gr"une %S.373 Linde, darunter sa"sen sie eines Tages vertraulich zusammen, %S.373 da sagte er zu ihr: >>Ich will heimziehen und die %S.373 Einwilligung meines Vaters zu unserer Verm"ahlung %S.373 holen; ich bitte dich, harre mein hier unter dieser Linde, %S.373 in wenigen Stunden bin ich wieder zur"uck.<< Das M"adchen %S.373 k"u"ste ihn auf den linken Backen und sprach: >>Bleib %S.373 mir treu und la"s dich von keiner andern auf diesen %S.373 Backen k"ussen. Ich will hier unter der Linde warten, bis %S.373 du wieder zur"uckkommst.<< %S.373 Das M"adchen blieb unter der Linde sitzen, bis die Sonne %S.373 unterging, aber [er] kam nicht wieder zur"uck. Sie sa"s %S.373 drei Tage von Morgen bis Abend und erwartete ihn, aber %S.373 vergeblich. Als er am vierten Tag noch nicht da war, so %S.373 sagte sie: >>Gewi"s ist ihm ein Ungl"uck begegnet, ich will %S.373 ausgehen und ihn suchen und nicht eher wiederkommen, %S.373 als bis ich ihn gefunden habe.<< Sie packte drei von ihren %S.373 sch"onsten Kleidern zusammen, eins mit gl"anzenden Sternen %S.373 gestickt, das zweite mit silbernen Monden, das dritte %S.373 mit goldenen Sonnen, band eine Handvoll Edelsteine in %S.373 ihr Tuch und machte sich auf. Sie fragte allerorten nach %S.373 ihrem Br"autigam, aber niemand hatte ihn gesehen, niemand %S.373 wu"ste von ihm. Weit und breit wanderte sie durch %S.373 die Welt, aber sie fand ihn nicht. Endlich vermietete sie %S.373 sich bei einem Bauer als Hirtin und vergrub ihre Kleider %S.373 und Edelsteine unter einem Stein. %S.373 Nun lebte sie als eine Hirtin, h"utete ihre Herde, war %S.373 traurig und voll Sehnsucht nach ihrem Geliebten. Sie %S.373 hatte ein K"albchen, das gew"ohnte sie an sich, f"utterte es %S.373 aus der Hand, und wenn sie sprach: %S.373 \begin{verse} >>K"albchen, K"albchen, knie nieder, \\ %S.374 vergi"s nicht deine Hirtin wieder, \\ %S.374 wie der K"onigssohn die Braut verga"s, \\ %S.374 die unter der gr"unen Linde sa"s<<, %S.374 \end{verse} so kniete das K"albchen nieder und ward von ihr gestreichelt. %S.374 Als sie ein paar Jahre einsam und kummervoll gelebt %S.374 hatte, so verbreitete sich im Lande das Ger"ucht, da"s die %S.374 Tochter des K"onigs ihre Hochzeit feiern wollte. Der %S.374 Weg nach der Stadt ging an dem Dorf vorbei, wo das %S.374 M"adchen wohnte, und es trug sich zu, als sie einmal ihre %S.374 Herde austrieb, da"s der Br"autigam vor"uberzog. Er sa"s %S.374 stolz auf seinem Pferd und sah sie nicht an, aber als sie %S.374 ihn ansah, so erkannte sie ihren Liebsten. Es war, als ob %S.374 ihr ein scharfes Messer in das Herz schnitte. >>Ach<<, sagte %S.374 sie, >>ich glaubte, er w"are mir treu geblieben, aber er hat %S.374 mich vergessen.<< %S.374 Am andern Tag kam er wieder des Wegs. Als er in ihrer %S.374 N"ahe war, sprach sie zum K"albchen: %S.374 \begin{verse} >>K"albchen, K"albchen, knie nieder, \\ %S.374 vergi"s nicht deine Hirtin wieder, \\ %S.374 wie der K"onigssohn die Braut verga"s, \\ %S.374 die unter der gr"unen Linde sa"s.<< %S.374 \end{verse} Als er die Stimme vernahm, blickte er herab und hielt %S.374 sein Pferd an. Er schaute der Hirtin ins Gesicht, hielt %S.374 dann die Hand vor die Augen, als wollte er sich auf etwas %S.374 besinnen, aber schnell ritt er weiter und war bald verschwunden. %S.374 >>Ach<<, sagte sie, >>er kennt mich nicht %S.374 mehr<<, und ihre Trauer ward immer gr"o"ser. %S.374 Bald darauf sollte an dem Hofe des K"onigs drei Tage lang %S.374 ein gro"ses Fest gefeiert werden, und das ganze Land %S.374 ward dazu eingeladen. >>Nun will ich das Letzte versuchen<<, %S.374 dachte das M"adchen, und als der Abend kam, %S.374 ging es zu dem Stein, unter dem es seine Sch"atze vergraben %S.374 hatte. Sie holte das Kleid mit den goldenen Sonnen %S.374 hervor, legte es an und schm"uckte sich mit den Edelsteinen. %S.374 Ihre Haare, die sie unter einem Tuch verborgen %S.375 hatte, band sie auf, und sie fielen in langen Locken an ihr %S.375 herab. So ging sie nach der Stadt und ward in der %S.375 Dunkelheit von niemand bemerkt. Als sie in den hell %S.375 erleuchteten Saal trat, wichen alle voll Verwunderung %S.375 zur"uck, aber niemand wu"ste, wer sie war. Der K"onigssohn %S.375 ging ihr entgegen, doch er erkannte sie nicht. Er %S.375 f"uhrte sie zum Tanz und war so entz"uckt "uber ihre %S.375 Sch"onheit, da"s er an die andere Braut gar nicht mehr %S.375 dachte. Als das Fest vor"uber war, verschwand sie im %S.375 Gedr"ange und eilte vor Tagesanbruch in das Dorf, wo sie %S.375 ihr Hirtenkleid wieder anlegte. %S.375 Am andern Abend nahm sie das Kleid mit den silbernen %S.375 Monden heraus und steckte einen Halbmond von Edelsteinen %S.375 in ihre Haare. Als sie auf dem Fest sich zeigte, %S.375 wendeten sich alle Augen nach ihr, aber der K"onigssohn %S.375 eilte ihr entgegen, und ganz von Liebe erf"ullt, tanzte er %S.375 mit ihr allein und blickte keine andere mehr an. Ehe sie %S.375 wegging, mu"ste sie ihm versprechen, den letzten Abend %S.375 nochmals zum Fest zu kommen. %S.375 Als sie zum drittenmal erschien, hatte sie das Sternenkleid %S.375 an, das bei jedem ihrer Schritte funkelte, und Haarband %S.375 und G"urtel waren Sterne von Edelsteinen. Der K"onigssohn %S.375 hatte schon lange auf sie gewartet und dr"angte sich %S.375 zu ihr hin. >>Sage mir nur, wer du bist<<, sprach er, >>mir %S.375 ist, als wenn ich dich schon lange gekannt h"atte.<< >>Wei"st %S.375 du nicht<<, antwortete sie, >>was ich tat, als du von mir %S.375 schiedest?<< Da trat sie zu ihm heran und k"u"ste ihn auf %S.375 den linken Backen: in dem Augenblick fiel es wie Schuppen %S.375 von seinen Augen, und er erkannte die wahre Braut. %S.375 >>Komm<<, sagte er zu ihr, >>hier ist meines Bleibens nicht %S.375 l"anger<<, reichte ihr die Hand und f"uhrte sie hinab zu dem %S.375 Wagen. Als w"are der Wind vorgespannt, so eilten die %S.375 Pferde zu dem Wunderschlo"s. Schon von weitem gl"anzten %S.375 die erleuchteten Fenster. Als sie bei der Linde vorbeifuhren, %S.375 schw"armten unz"ahlige Gl"uhw"urmer darin, sie %S.375 sch"uttelte ihre "Aste und sendete ihre D"ufte herab. Auf %S.376 der Treppe bl"uhten die Blumen, aus dem Zimmer %S.376 schallte der Gesang der fremden V"ogel, aber in dem Saal %S.376 stand der ganze Hof versammelt, und der Priester wartete, %S.376 um den Br"autigam mit der wahren Braut zu verm"ahlen. %S.376