% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 12. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 183: Der Riese und der Schneider} \markright{KHM 183: Der Riese und der Schneider} Einem Schneider, der ein gro"ser Prahler war, aber ein %S.361 schlechter Zahler, kam es in den Sinn, ein wenig auszugehen %S.361 und sich in dem Wald umzuschauen. Sobald er nur %S.361 konnte, verlie"s er seine Werkstatt, %S.361 \begin{verse} wanderte seinen Weg, \\ %S.361 "uber Br"u"cke und Steg, \\ %S.361 bald da, bald dort, \\ %S.361 immer fort und fort. %S.361 \end{verse} Als er nun drau"sen war, erblickte er in der blauen Ferne %S.361 einen steilen Berg und dahinter einen himmelhohen %S.361 Turm, der aus einem wilden und finstern Wald hervorragte. %S.361 >>Potz Blitz!<< rief der Schneider, >>was ist das?<< %S.361 Und weil ihn die Neugierde gewaltig stach, so ging er %S.361 frisch darauf los. Was sperrte er aber Maul und Augen %S.362 auf, als er in die N"ahe kam, denn der Turm hatte Beine, %S.362 sprang in einem Satz "uber den steilen Berg und stand als %S.362 ein gro"sm"achtiger Riese vor dem Schneider. >>Was willst %S.362 du hier, du winziges Fliegenbein<<, rief der mit einer %S.362 Stimme, als wenn's von allen Seiten donnerte. Der %S.362 Schneider wisperte: >>Ich will mich umschauen, ob ich %S.362 mein St"uckchen Brot in dem Wald verdienen kann.<< %S.362 >>Wenn's um die Zeit ist<<, sagte der Riese, >>so kannst du %S.362 ja bei mir im Dienst eintreten.<< >>Wenn's sein mu"s, %S.362 warum das nicht? Was krieg ich aber f"ur einen Lohn?<< %S.362 >>Was du f"ur einen Lohn kriegst?<< sagte der Riese. >>Das %S.362 sollst du h"oren. J"ahrlich dreihundertundf"unfundsechzig %S.362 Tage, und wenn's ein Schaltjahr ist, noch einen obendrein. %S.362 Ist dir das recht?<< >>Meinetwegen<<, antwortete der %S.362 Schneider und dachte in seinem Sinn: >>Man mu"s sich %S.362 stre"cken nach seiner De"cke. Ich such mich bald wieder %S.362 loszumachen.<< %S.362 Darauf sprach der Riese zu ihm: >>Geh, kleiner Halunke, %S.362 und hol mir einen Krug Wasser.<< >>Warum nicht lieber %S.362 gleich den Brunnen mitsamt der Quelle?<< fragte der %S.362 Prahlhans und ging mit dem Krug zu dem Wasser. >>Was, %S.362 den Brunnen mitsamt der Quelle?<< brummte der Riese, %S.362 der ein bi"schen t"olpisch und albern war, in den Bart %S.362 hinein und fing an, sich zu f"urchten: >>Der Kerl kann %S.362 mehr als "Apfel braten: der hat einen Alraun im Leib. Sei %S.362 auf deiner Hut, alter Hans, das ist kein Diener f"ur dich.<< %S.362 Als der Schneider das Wasser gebracht hatte, befahl ihm %S.362 der Riese, in dem Wald ein paar Scheite Holz zu hauen %S.362 und heimzutragen. >>Warum nicht lieber den ganzen %S.362 Wald mit einem Streich, %S.362 \begin{verse} den ganzen Wald \\ %S.362 mit jung und alt, \\ %S.362 mit allem, was er hat, \\ %S.362 knorzig und glatt?<< %S.362 \end{verse} fragte das Schneiderlein und ging, das Holz zu hauen. %S.363 >>Was, %S.363 \begin{verse} den ganzen Wald \\ %S.363 mit jung und alt, \\ %S.363 mit allem, was er hat, \\ %S.363 knorzig und glatt? %S.363 \end{verse} Und den Brunnen mitsamt der Quelle?<< brummte der %S.363 leichtgl"aubige Riese in den Bart und f"urchtete sich noch %S.363 mehr: >>Der Kerl kann mehr als "Apfel braten, der hat %S.363 einen Alraun im Leib. Sei auf deiner Hut, alter Hans, das %S.363 ist kein Diener f"ur dich.<< Wie der Schneider das Holz %S.363 gebracht hatte, befahl ihm der Riese, zwei oder drei %S.363 wilde Schweine zum Abendessen zu schie"sen. >>Warum %S.363 nicht lieber gleich tausend auf einen Schu"s, und die alle %S.363 hierher?<< fragte der hoff"artige Schneider. >>Was?<< rief der %S.363 Hasenfu"s von einem Riesen und war heftig erschro"cken. %S.363 >>La"s es nur f"ur heute gut sein und lege dich schlafen.<< %S.363 Der Riese f"urchtete sich so gewaltig, da"s er die ganze %S.363 Nacht kein Auge zutun konnte und hin und her dachte, %S.363 wie er's anfangen sollte, um sich den verw"unschten %S.363 Hexenmeister von Diener je eher, je lieber vom Hals zu %S.363 schaffen. Kommt Zeit, kommt Rat. Am andern Morgen %S.363 gingen der Riese und der Schneider zu einem Sumpf, um %S.363 den ringsherum eine Menge Weidenb"aume standen. Da %S.363 sprach der Riese: >>H"or einmal, Schneider, setz dich auf %S.363 eine von den Weidenruten, ich m"ochte um mein Leben %S.363 gern sehen, ob du imstand bist, sie herabzubiegen.<< %S.363 Husch, sa"s das Schneiderlein oben, hielt den Atem ein %S.363 und machte sich schwer, so schwer, da"s sich die Gerte %S.363 niederbog. Als er aber wieder Atem sch"opfen mu"ste, da %S.363 schnellte sie ihn, weil er zum Ungl"uck kein B"ugeleisen in %S.363 die Tasche gesteckt hatte, zu gro"ser Freude des Riesen, %S.363 so weit in die H"ohe, da"s man ihn gar nicht mehr sehen %S.363 konnte. Wenn er nicht wieder heruntergefallen ist, so %S.363 wird er wohl noch oben in der Luft herumschweben. %S.363