% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 8. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 182: Die Geschenke des kleinen Volkes} \markright{KHM 182: Die Geschenke des kleinen Volkes} Ein Schneider und ein Goldschmied wanderten zusammen %S.358 und vernahmen eines Abends, als die Sonne hinter %S.358 die Berge gesunken war, den Klang einer fernen Musik, %S.358 die immer deutlicher ward; sie t"onte ungew"ohnlich, aber %S.358 so anmutig, da"s sie aller M"udigkeit verga"sen und rasch %S.358 weiterschritten. Der Mond war schon aufgestiegen, als %S.358 sie zu einem H"ugel gelangten, auf dem sie eine Menge %S.358 kleiner M"anner und Frauen erblickten, die sich bei den %S.358 H"anden gefa"st hatten und mit gr"o"ster Lust und Freudigkeit %S.359 im Tanze herumwirbelten: sie sangen dazu auf das %S.359 lieblichste; und das war die Musik, die die Wanderer %S.359 geh"ort hatten. In der Mitte sa"s ein Alter, der etwas %S.359 gr"o"ser war als die "ubrigen, der einen buntfarbigen Rock %S.359 trug und dem ein eisgrauer Bart "uber die Brust herabhing. %S.359 Die beiden blieben voll Verwunderung stehen und %S.359 sahen dem Tanz zu. Der Alte winkte, sie sollten eintreten, %S.359 und das kleine Volk "offnete bereitwillig seinen %S.359 Kreis. Der Goldschmied, der einen H"ocker hatte und %S.359 wie alle Buckeligen keck genug war, trat herzu; der %S.359 Schneider empfand zuerst einige Scheu und hielt sich %S.359 zur"uck, doch als er sah, wie es so lustig herging, fa"ste er %S.359 sich ein Herz und kam nach. Alsbald schlo"s sich der %S.359 Kreis wieder, und die Kleinen sangen und tanzten in den %S.359 wildesten Spr"ungen weiter, der Alte aber nahm ein breites %S.359 Messer, das an seinem G"urtel hing, wetzte es, und als %S.359 es hinl"anglich gesch"arft war, blickte er sich nach den %S.359 Fremdlingen um. Es ward ihnen angst, aber sie hatten %S.359 nicht lange Zeit, sich zu besinnen, der Alte packte den %S.359 Goldschmied und schor in der gr"o"sten Geschwindigkeit %S.359 ihm Haupthaar und Bart glatt hinweg; ein gleiches %S.359 geschah hierauf dem Schneider. Doch ihre Angst verschwand, %S.359 als der Alte nach vollbrachter Arbeit beiden %S.359 freundlich auf die Schulter klopfte, als wollte er sagen, %S.359 sie h"atten es gut gemacht, da"s sie ohne Str"auben alles %S.359 willig h"atten geschehen lassen. Er zeigte mit dem Finger %S.359 auf einen Haufen Kohlen, der zur Seite lag, und deutete %S.359 ihnen durch Geb"arden an, da"s sie ihre Taschen damit %S.359 f"ullen sollten. Beide gehorchten, obgleich sie nicht wu"sten, %S.359 wozu ihnen die Kohlen dienen sollten, und gingen %S.359 dann weiter, um ein Nachtlager zu suchen. Als sie ins Tal %S.359 gekommen waren, schlug die Glocke des benachbarten %S.359 Klosters zw"olf Uhr; augenblicklich verstummte der %S.359 Gesang, alles war verschwunden, und der H"ugel lag in %S.359 einsamem Mondschein. %S.359 Die beiden Wanderer fanden eine Herberge und deckten %S.360 sich auf dem Strohlager mit ihren R"ocken zu, verga"sen %S.360 aber wegen ihrer M"udigkeit die Kohlen zuvor herauszunehmen. %S.360 Ein schwerer Druck auf ihren Gliedern weckte %S.360 sie fr"uher als gew"ohnlich. Sie griffen in die Taschen und %S.360 wollten ihren Augen nicht trauen, als sie sahen, da"s sie %S.360 nicht mit Kohlen, sondern mit reinem Gold angef"ullt %S.360 waren; auch Haupthaar und Bart war gl"ucklich wieder in %S.360 aller F"ulle vorhanden. Sie waren nun reiche Leute geworden, %S.360 doch besa"s der Goldschmied, der seiner habgierigen %S.360 Natur gem"a"s die Taschen besser gef"ullt hatte, noch %S.360 einmal soviel als der Schneider. Ein Habgieriger, wenn er %S.360 viel hat, verlangt noch mehr, der Goldschmied machte %S.360 dem Schneider den Vorschlag, noch einen Tag zu verweilen, %S.360 am Abend wieder hinauszugehen, um sich bei dem %S.360 Alten auf dem Berge noch gr"o"sere Sch"atze zu holen. Der %S.360 Schneider wollte nicht und sagte: >>Ich habe genug und %S.360 bin zufrieden: jetzt werde ich Meister, heirate meinen %S.360 angenehmen Gegenstand (wie er seine Liebste nannte) %S.360 und bin ein gl"ucklicher Mann.<< Doch wollte er, ihm zu %S.360 Gefallen, den Tag noch bleiben. Abends hing der Goldschmied %S.360 noch ein paar Taschen "uber die Schulter, um %S.360 recht einsacken zu k"onnen, und machte sich auf den Weg %S.360 zu dem H"ugel. Er fand, wie in der vorigen Nacht, das %S.360 kleine Volk bei Gesang und Tanz, der Alte schor ihn %S.360 abermals glatt und deutete ihm an, Kohlen mitzunehmen. %S.360 Er z"ogerte nicht einzustecken, was nur in seine %S.360 Taschen gehen wollte, kehrte ganz gl"uckselig heim und %S.360 deckte sich mit dem Rock zu. >>Wenn das Gold auch %S.360 dr"uckt<<, sprach er, >>ich will das schon ertragen<<, und %S.360 schlief endlich mit dem s"u"sen Vorgef"uhl ein, morgen als %S.360 steinreicher Mann zu erwachen. Als er die Augen "offnete, %S.360 erhob er sich schnell, um die Taschen zu untersuchen, %S.360 aber wie erstaunte er, als er nichts herauszog als %S.360 schwarze Kohlen, er mochte so oft hineingreifen, als er %S.360 wollte. >>Noch bleibt mir das Gold, das ich die Nacht %S.360 vorher gewonnen habe<<, dachte er und holte es herbei, %S.361 aber wie erschrak er, als er sah, da"s es ebenfalls wieder %S.361 zu Kohle geworden war. Er schlug sich mit der schwarzbest"aubten %S.361 Hand an die Stirne, da f"uhlte er, da"s der %S.361 ganze Kopf kahl und glatt war wie der Bart. Aber sein %S.361 Mi"sgeschick war noch nicht zu Ende, er merkte erst %S.361 jetzt, da"s ihm zu dem H"ocker auf dem R"ucken noch ein %S.361 zweiter, ebenso gro"ser vorn auf der Brust gewachsen %S.361 war. Da erkannte er die Strafe seiner Habgier und begann %S.361 laut zu weinen. Der gute Schneider, der davon aufgeweckt %S.361 ward, tr"ostete den Ungl"ucklichen, so gut es gehen %S.361 wollte, und sprach: >>Du bist mein Geselle auf der Wanderschaft %S.361 gewesen, du sollst bei mir bleiben und mit von %S.361 meinem Schatz zehren.<< Er hielt Wort, aber der arme %S.361 Goldschmied mu"ste sein Lebtag die beiden H"ocker tragen %S.361 und seinen kahlen Kopf mit einer M"utze bedecken. %S.361