% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 1. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 180: Die ungleichen Kinder Evas} \markright{KHM 180: Die ungleichen Kinder Evas} Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben waren, %S.350 so mu"sten sie auf unfruchtbarer Erde sich ein Haus %S.350 bauen und im Schwei"se ihres Angesichts ihr Brot essen. %S.350 Adam hackte das Feld, und Eva spann Wolle. Eva %S.350 brachte jedes Jahr ein Kind zur Welt, die Kinder waren %S.350 aber ungleich, einige sch"on, andere h"a"slich. Nachdem %S.350 eine geraume Zeit verlaufen war, sendete Gott einen %S.350 Engel an die beiden und lie"s ihnen entbieten, da"s er %S.350 kommen und ihren Haushalt schauen wollte. Eva, freudig, %S.350 da"s der Herr so gn"adig war, s"auberte emsig ihr %S.350 Haus, schm"uckte es mit Blumen und streute Binsen auf %S.350 den Estrich. Dann holte sie ihre Kinder herbei, aber nur %S.350 die sch"onen. Sie wusch und badete sie, k"ammte ihnen die %S.350 Haare, legte ihnen neugewaschene Hemder an und %S.350 ermahnte sie, in der Gegenwart des Herrn sich anst"andig %S.350 und z"uchtig zu betragen. Sie sollten sich vor ihm sittig %S.350 neigen, die Hand darbieten und auf seine Fragen bescheiden %S.350 und verst"andig antworten. Die h"a"slichen Kinder %S.350 aber sollten sich nicht sehen lassen. Das eine verbarg sie %S.350 unter das Heu, das andere unter das Dach, das dritte in %S.350 das Stroh, das vierte in den Ofen, das f"unfte in den %S.350 Keller, das sechste unter eine Kufe, das siebente unter %S.350 das Weinfa"s, das achte unter ihren alten Pelz, das neunte %S.350 und zehnte unter das Tuch, aus dem sie ihnen Kleider zu %S.351 machen pflegte, und das elfte und zw"olfte unter das %S.351 Leder, aus dem sie ihnen die Schuhe zuschnitt. Eben war %S.351 sie fertig geworden, als es an die Haust"ure klopfte. Adam %S.351 blickte durch eine Spalte und sah, da"s es der Herr war. %S.351 Ehrerbietig "offnete er, und der himmlische Vater trat ein. %S.351 Da standen die sch"onen Kinder in der Reihe, neigten %S.351 sich, boten ihm die H"ande dar und knieten nieder. Der %S.351 Herr aber fing an sie zu segnen, legte auf den ersten seine %S.351 H"ande und sprach: >>Du sollst ein gewaltiger K"onig %S.351 werden<<, ebenso zu dem zweiten: >>du ein F"urst<<, zu %S.351 dem dritten: >>du ein Graf<<, zu dem vierten: >>du ein %S.351 Ritter<<, zu dem f"unften: >>du ein Edelmann<<, zu dem %S.351 sechsten: >>du ein B"urger<<, zum siebenten: >>du ein Kaufmann<<, %S.351 zu dem achten: >>du ein gelehrter Mann<<. Er %S.351 erteilte ihnen also allen seinen reichen Segen. Als Eva %S.351 sah, da"s der Herr so mild und gn"adig war, dachte sie: %S.351 >>Ich will meine ungestalten Kinder herbeiholen, vielleicht %S.351 da"s er ihnen auch seinen Segen gibt.<< Sie lief also %S.351 und holte sie aus dem Heu, Stroh, Ofen, und wo sie %S.351 sonst hin versteckt waren, hervor. Da kam die ganze %S.351 grobe, schmutzige, grindige und ru"sige Schar. Der Herr %S.351 l"achelte, betrachtete sie alle und sprach: >>Auch diese will %S.351 ich segnen.<< Er legte auf den ersten die H"ande und %S.351 sprach zu ihm: >>Du sollst werden ein Bauer<<, zu dem %S.351 zweiten: >>du ein Fischer<<, zu dem dritten: >>du ein %S.351 Schmied<<, zu dem vierten: >>du ein Lohgerber<<, zu dem %S.351 f"unften: >>du ein Weber<<, zu dem sechsten: >>du ein %S.351 Schuhmacher<<, zu dem siebenten: >>du ein Schneider<<, %S.351 zu dem achten: >>du ein T"opfer<<, zu dem neunten: >>du %S.351 ein Karrenf"uhrer<<, zu dem zehnten: >>du ein Schiffer<<, zu %S.351 dem elften: >>du ein Bote<<, zu dem zw"olften: >>du ein %S.351 Hausknecht dein Lebelang.<< %S.351 Als Eva das alles mit angeh"ort hatte, sagte sie: >>Herr, wie %S.351 teilst du deinen Segen so ungleich! Es sind doch alle %S.351 meine Kinder, die ich geboren habe: deine Gnade sollte %S.351 "uber alle gleich ergehen.<< Gott aber erwiderte: >>Eva, das %S.352 verstehst du nicht. Mir geb"uhrt und ist not, da"s ich die %S.352 ganze Welt mit deinen Kindern versehe: wenn sie alle %S.352 F"ursten und Herrn w"aren, wer sollte Korn bauen, dreschen, %S.352 mahlen und ba"cken? Wer schmieden, weben, %S.352 zimmern, bauen, graben, schneiden und n"ahen? Jeder %S.352 soll seinen Stand vertreten, da"s einer den andern erhalte %S.352 und alle ern"ahrt werden wie am Leib die Glieder.<< Da %S.352 antwortete Eva: >>Ach, Herr, vergib, ich war zu rasch, %S.352 da"s ich dir einredete. Dein g"ottlicher Wille geschehe %S.352 auch an meinen Kindern.<< %S.352