% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 28. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 176: Die Lebenszeit} \markright{KHM 176: Die Lebenszeit} Als Gott die Welt geschaffen hatte und allen Kreaturen %S.331 ihre Lebenszeit bestimmen wollte, kam der Esel und %S.331 fragte: >>Herr, wie lange soll ich leben?<< >>Drei"sig Jahre<<, %S.331 antwortete Gott, >>ist dir das recht?<< >>Ach Herr<<, erwiderte %S.331 der Esel, >>das ist eine lange Zeit. Bedenke mein %S.331 m"uhseliges Dasein: von Morgen bis in die Nacht schwere %S.331 Lasten tragen, Korns"a"cke in die M"uhle schleppen, damit %S.331 andere das Brot essen, mit nichts als mit Schl"agen und %S.331 Fu"stritten ermuntert und aufgefrischt zu werden! Erla"s %S.331 mir einen Teil der langen Zeit.<< Da erbarmte sich Gott %S.331 und schenkte ihm achtzehn Jahre. Der Esel ging getr"ostet %S.331 weg, und der Hund erschien. >>Wie lange willst du %S.331 leben?<< sprach Gott zu ihm. >>Dem Esel sind drei"sig %S.331 Jahre zu viel, du aber wirst damit zufrieden sein.<< %S.331 >>Herr<<, antwortete der Hund, >>ist das dein Wille? %S.331 Bedenke, was ich laufen mu"s, das halten meine F"u"se so %S.331 lange nicht aus; und habe ich erst die Stimme zum Bellen %S.331 verloren und die Z"ahne zum Bei"sen, was bleibt mir %S.331 "ubrig, als aus einer E"cke in die andere zu laufen und zu %S.331 knurren?<< Gott sah, da"s er recht hatte, und erlie"s ihm %S.331 zw"olf Jahre. Darauf kam der Affe. >>Du willst wohl gerne %S.331 drei"sig Jahre leben?<< sprach der Herr zu ihm. >>Du %S.331 brauchst nicht zu arbeiten, wie der Esel und der Hund, %S.331 und bist immer guter Dinge.<< >>Ach Herr<<, antwortete %S.331 er, >>das sieht so aus, ist aber anders. Wenn's Hirsenbrei %S.331 regnet, habe ich keinen L"offel. Ich soll immer lustige %S.331 Streiche machen, Gesichter schneiden, damit die Leute %S.331 lachen, und wenn sie mir einen Apfel reichen und ich %S.331 bei"se hinein, so ist er sauer. Wie oft steckt die Traurigkeit %S.331 hinter dem Spa"s! Drei"sig Jahre halte ich das nicht %S.331 aus.<< Gott war gn"adig und schenkte ihm zehn Jahre. %S.331 Endlich erschien der Mensch, war freudig, gesund und %S.331 frisch und bat Gott, ihm seine Zeit zu bestimmen. >>Drei"sig %S.332 Jahre sollst du leben<<, sprach der Herr, >>ist dir das %S.332 genug?<< >>Welch eine kurze Zeit!<< rief der Mensch. %S.332 >>Wenn ich mein Haus gebaut habe und das Feuer auf %S.332 meinem eigenen Herde brennt; wenn ich B"aume %S.332 gepflanzt habe, die bl"uhen und Fr"uchte tragen, und ich %S.332 meines Lebens froh zu werden gedenke, so soll ich %S.332 sterben! O Herr, verl"angere meine Zeit.<< >>Ich will dir %S.332 die achtzehn Jahre des Esels zulegen<<, sagte Gott. >>Das %S.332 ist nicht genug<<, erwiderte der Mensch. >>Du sollst auch %S.332 die zw"olf Jahre des Hundes haben.<< >>Immer noch zu %S.332 wenig.<< >>Wohlan<<, sagte Gott, >>ich will dir noch die zehn %S.332 Jahre des Affen geben, aber mehr erh"altst du nicht.<< Der %S.332 Mensch ging fort, war aber nicht zufriedengestellt. %S.332 Also lebt der Mensch siebenzig Jahr. Die ersten drei"sig %S.332 sind seine menschlichen Jahre, die gehen schnell dahin; %S.332 da ist er gesund, heiter, arbeitet mit Lust und freut sich %S.332 seines Daseins. Hierauf folgen die achtzehn Jahre des %S.332 Esels, da wird ihm eine Last nach der andern aufgelegt: %S.332 er mu"s das Korn tragen, das andere n"ahrt, und Schl"age %S.332 und Tritte sind der Lohn seiner treuen Dienste. Dann %S.332 kommen die zw"olf Jahre des Hundes, da liegt er in den %S.332 E"cken, knurrt und hat keine Z"ahne mehr zum Bei"sen. %S.332 Und wenn diese Zeit vor"uber ist, so machen die zehn %S.332 Jahre des Affen den Beschlu"s. Da ist der Mensch %S.332 schwachk"opfig und n"arrisch, treibt alberne Dinge und %S.332 wird ein Spott der Kinder. %S.332