% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 28. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 175: Der Mond} \markright{KHM 175: Der Mond} Vorzeiten gab es ein Land, wo die Nacht immer dunkel %S.328 und der Himmel wie ein schwarzes Tuch dar"ubergebreitet %S.328 war, denn es ging dort niemals der Mond auf, und %S.328 kein Stern blinkte in der Finsternis. Bei Erschaffung der %S.328 Welt hatte das n"achtliche Licht ausgereicht. Aus diesem %S.328 Land gingen einmal vier Bursche auf die Wanderschaft %S.328 und gelangten in ein anderes Reich, wo abends, wenn die %S.328 Sonne hinter den Bergen verschwunden war, auf einem %S.328 Eichbaum eine leuchtende Kugel stand, die weit und %S.328 breit ein sanftes Licht ausgo"s. Man konnte dabei alles %S.328 wohl sehen und unterscheiden, wenn es auch nicht so %S.328 gl"anzend wie die Sonne war. Die Wanderer standen still %S.329 und fragten einen Bauer, der da mit seinem Wagen %S.329 vorbeifuhr, was das f"ur ein Licht sei. >>Das ist der %S.329 Mond<<, antwortete dieser, >>unser Schulthei"s hat ihn f"ur %S.329 drei Taler gekauft und an den Eichbaum befestigt. Er %S.329 mu"s t"aglich "Ol aufgie"sen und ihn rein erhalten, damit er %S.329 immer hell brennt. Daf"ur erh"alt er von uns w"ochentlich %S.329 einen Taler.<< %S.329 Als der Bauer weggefahren war, sagte der eine von ihnen: %S.329 >>Diese Lampe k"onnten wir brauchen, wir haben daheim %S.329 einen Eichbaum, der ebenso gro"s ist, daran k"onnen wir %S.329 sie h"angen. Was f"ur eine Freude, wenn wir nachts nicht %S.329 in der Finsternis herumtappen!<< >>Wi"st ihr was?<< sprach %S.329 der zweite, >>wir wollen Wagen und Pferde holen und %S.329 den Mond wegf"uhren. Sie k"onnen sich hier einen andern %S.329 kaufen.<< >>Ich kann gut klettern<<, sprach der dritte, >>ich %S.329 will ihn schon herunterholen.<< Der vierte brachte einen %S.329 Wagen mit Pferden herbei, und der dritte stieg den Baum %S.329 hinauf, bohrte ein Loch in den Mond, zog ein Seil %S.329 hindurch und lie"s ihn herab. Als die gl"anzende Kugel auf %S.329 dem Wagen lag, deckten sie ein Tuch dar"uber, damit %S.329 niemand den Raub bemerken sollte. Sie brachten ihn %S.329 gl"ucklich in ihr Land und stellten ihn auf eine hohe %S.329 Eiche. Alte und junge freuten sich, als die neue Lampe %S.329 ihr Licht "uber alle Felder leuchten lie"s und Stuben und %S.329 Kammern damit erf"ullte. Die Zwerge kamen aus den %S.329 Felsenh"ohlen hervor, und die kleinen Wichtelm"anner %S.329 tanzten in ihren roten R"ockchen auf den Wiesen den %S.329 Ringeltanz. %S.329 Die vier versorgten den Mond mit "Ol, putzten den Docht %S.329 und erhielten w"ochentlich ihren Taler. Aber sie wurden %S.329 alte Greise, und als der eine erkrankte und seinen Tod %S.329 voraussah, verordnete er, da"s der vierte Teil des Mondes %S.329 als sein Eigentum ihm mit in das Grab sollte gegeben %S.329 werden. Als er gestorben war, stieg der Schulthei"s auf %S.329 den Baum und schnitt mit der He"ckenschere ein Viertel %S.329 ab, das in den Sarg gelegt ward. Das Licht des Mondes %S.330 nahm ab, aber noch nicht merklich. Als der zweite starb, %S.330 ward ihm das zweite Viertel mitgegeben, und das Licht %S.330 minderte sich. Noch schw"acher ward es nach dem Tod %S.330 des dritten, der gleichfalls seinen Teil mitnahm, und als %S.330 der vierte ins Grab kam, trat die alte Finsternis wieder %S.330 ein. Wenn die Leute abends ohne Laterne ausgingen, %S.330 stie"sen sie mit den K"opfen zusammen. %S.330 Als aber die Teile des Monds in der Unterwelt sich %S.330 wieder vereinigten, so wurden dort, wo immer Dunkelheit %S.330 geherrscht hatte, die Toten unruhig und erwachten %S.330 aus ihrem Schlaf. Sie erstaunten, als sie wieder sehen %S.330 konnten: das Mondlicht war ihnen genug, denn ihre %S.330 Augen waren so schwach geworden, da"s sie den Glanz %S.330 der Sonne nicht ertragen h"atten. Sie erhoben sich, wurden %S.330 lustig und nahmen ihre alte Lebensweise wieder an. %S.330 Ein Teil ging zum Spiel und Tanz, andere liefen in die %S.330 Wirtsh"auser, wo sie Wein forderten, sich betranken, %S.330 tobten und zankten und endlich ihre Kn"uttel aufhoben %S.330 und sich pr"ugelten. Der L"arm ward immer "arger und %S.330 drang endlich bis in den Himmel hinauf. %S.330 Der heil.\,Petrus, der das Himmelstor bewacht, glaubte, %S.330 die Unterwelt w"are in Aufruhr geraten, und rief die %S.330 himmlischen Heerscharen zusammen, die den b"osen %S.330 Feind, wenn er mit seinen Gesellen den Aufenthalt der %S.330 Seligen st"urmen wollte, zur"uckjagen sollten. Da sie aber %S.330 nicht kamen, so setzte er sich auf sein Pferd und ritt %S.330 durch das Himmelstor hinab in die Unterwelt. Da %S.330 brachte er die Toten zur Ruhe, hie"s sie sich wieder in %S.330 ihre Gr"aber legen und nahm den Mond mit fort, den er %S.330 oben am Himmel aufhing. %S.330