% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von M. Hirao, am 28. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 174: Die Eule} \markright{KHM 174: Die Eule} Vor ein paar hundert Jahren, als die Leute noch lange %S.326 nicht so klug und verschmitzt waren, als sie heutzutage %S.326 sind, hat sich in einer kleinen Stadt eine seltsame %S.326 Geschichte zugetragen. Von ungef"ahr war eine von den %S.326 gro"sen Eulen, die man Schuhu nennt, aus dem benachbarten %S.326 Walde bei n"achtlicher Weile in die Scheuer eines %S.326 B"urgers geraten und wagte sich, als der Tag anbrach, aus %S.326 Furcht vor den andern V"ogeln, die, wenn sie sich blicken %S.326 l"a"st, ein furchtbares Geschrei erheben, nicht wieder aus %S.326 ihrem Schlupfwinkel heraus. Als nun der Hausknecht %S.326 morgens in die Scheuer kam, um Stroh zu holen, %S.326 erschrak er bei dem Anblick der Eule, die da in einer %S.326 Ecke sa"s, so gewaltig, da"s er fortlief und seinem Herrn %S.326 ank"undigte, ein Ungeheuer, wie er zeit seines Lebens %S.326 keins erblickt h"atte, s"a"se in der Scheuer, drehte die %S.326 Augen im Kopf herum und k"onnte einen ohne Umst"ande %S.326 verschlingen. >>Ich kenne dich schon<<, sagte der Herr, %S.326 >>einer Amsel im Felde nachzujagen, dazu hast du Mut %S.326 genug, aber wenn du ein totes Huhn liegen siehst, so %S.326 holst du dir erst einen Stock, ehe du ihm nahe kommst. %S.326 Ich mu"s nur selbst einmal nachsehen, was das f"ur ein %S.326 Ungeheuer ist<<, setzte der Herr hinzu, ging ganz tapfer %S.326 zur Scheuer hinein und blickte umher. Als er aber das %S.326 seltsame und greuliche Tier mit eigenen Augen sah, so %S.326 geriet er in nicht geringere Angst als der Knecht. Mit ein %S.326 paar S"atzen sprang er hinaus, lief zu seinen Nachbarn %S.326 und bat sie flehentlich, ihm gegen ein unbekanntes und %S.326 gef"ahrliches Tier Beistand zu leisten; ohnehin k"onnte die %S.326 ganze Stadt in Gefahr kommen, wenn es aus der Scheuer, %S.326 wo es s"a"se, herausbr"ache. Es entstand gro"ser L"arm und %S.326 Geschrei in allen Stra"sen: die B"urger kamen, mit Spie"sen, %S.326 Heugabeln, Sensen und "Axten bewaffnet, herbei, %S.326 als wollten sie gegen den Feind ausziehen; zuletzt %S.327 erschienen auch die Herrn des Rats mit dem B"urgermeister %S.327 an der Spitze. Als sie sich auf dem Markt geordnet %S.327 hatten, zogen sie zu der Scheuer und umringten sie von %S.327 allen Seiten. Hierauf trat einer der beherztesten hervor %S.327 und ging mit gef"alltem Spie"s hinein, kam aber gleich %S.327 darauf mit einem Schrei und totenbleich wieder herausgelaufen %S.327 und konnte kein Wort hervorbringen. Noch %S.327 zwei andere wagten sich hinein, es erging ihnen aber %S.327 nicht besser. Endlich trat einer hervor, ein gro"ser starker %S.327 Mann, der wegen seiner Kriegstaten ber"uhmt war, und %S.327 sprach: >>Mit blo"sen Ansehen werdet ihr das Unget"um %S.327 nicht vertreiben, hier mu"s Ernst gebraucht werden, aber %S.327 ich sehe, da"s ihr alle zu Weibern geworden seid und %S.327 keiner den Fuchs bei"sen will.<< Er lie"s sich Harnisch, %S.327 Schwert und Spie"s bringen und r"ustete sich. Alle r"uhmten %S.327 seinen Mut, obgleich viele um sein Leben besorgt %S.327 waren. Die beiden Scheuertore wurden aufgetan, und %S.327 man erblickte die Eule, die sich indessen in die Mitte auf %S.327 einen gro"sen Querbalken gesetzt hatte. Er lie"s eine %S.327 Leiter herbeibringen, und als er sie anlegte und sich %S.327 bereitete hinaufzusteigen, so riefen ihm alle zu, er solle %S.327 sich m"annlich halten, und empfahlen ihn dem heiligen %S.327 Georg, der den Drachen get"otet hatte. Als er bald oben %S.327 war und die Eule sah, da"s er an sie wollte, auch von der %S.327 Menge und dem Geschrei des Volks verwirrt war und %S.327 nicht wu"ste wohinaus, so verdrehte sie die Augen, %S.327 str"aubte die Federn, sperrte die Fl"ugel auf, gnappte mit %S.327 dem Schnabel und lie"s ihr schuhu, schuhu mit rauher %S.327 Stimme h"oren. >>Sto"s zu, sto"s zu!<< rief die Menge drau"sen %S.327 dem tapfern Helden zu. >>Wer hier st"ande, wo ich %S.327 stehe<<, antwortete er, >>der w"urde nicht {\frq}Sto"s zu{\flq} rufen.<< %S.327 Er setzte zwar den Fu"s noch eine Staffel h"oher, dann %S.327 aber fing er an zu zittern und machte sich halb ohnm"achtig %S.327 auf den R"uckweg. %S.327 Nun war keiner mehr "ubrig, der sich in die Gefahr h"atte %S.327 begeben wollen. >>Das Ungeheuer<<, sagten sie, >>hat den %S.328 st"arksten Mann, der unter uns zu finden war, durch sein %S.328 Gnappen und Anhauchen allein vergiftet und t"odlich %S.328 verwundet, sollen wir andern auch unser Leben in die %S.328 Schanze schlagen?<< Sie ratschlagten, was zu tun w"are, %S.328 wenn die ganze Stadt nicht sollte zugrunde gehen. Lange %S.328 Zeit schien alles vergeblich, bis endlich der B"urgermeister %S.328 einen Ausweg fand. >>Meine Meinung geht dahin<<, %S.328 sprach er, >>da"s wir aus gemeinem S"ackel diese Scheuer %S.328 samt allem, was darinliegt, Getreide, Stroh und Heu, %S.328 dem Eigent"umer bezahlen und ihn schadlos halten, dann %S.328 aber das ganze Geb"aude und mit ihm das f"urchterliche %S.328 Tier abbrennen, so braucht doch niemand sein Leben %S.328 daranzusetzen. Hier ist keine Gelegenheit zu sparen, und %S.328 Knauserei w"are "ubel angewendet.<< Alle stimmten ihm %S.328 bei. Also ward die Scheuer an vier Ecken angez"undet und %S.328 mit ihr die Eule j"ammerlich verbrannt. Wer's nicht glauben %S.328 will, der gehe hin und frage selbst nach. %S.328