% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Ueno, am 12. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 2. April 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 170: Lieb und Leid teilen} \markright{KHM 170: Lieb und Leid teilen} Es war einmal ein Schneider, der war ein z"ankischer %S.319 Mensch, und seine Frau, die gut, flei"sig und fromm war, %S.319 konnte es ihm niemals recht machen. Was sie tat, er war %S.319 unzufrieden, brummte, schalt, raufte und schlug sie. Als %S.319 die Obrigkeit endlich davon h"orte, lie"s sie ihn vorfordern %S.319 und ins Gef"angnis setzen, damit er sich bessern %S.319 sollte. Er sa"s eine Zeitlang bei Wasser und Brot, dann %S.319 wurde er wieder freigelassen, mu"ste aber geloben, seine %S.319 Frau nicht mehr zu schlagen, sondern friedlich mit ihr zu %S.319 leben, Lieb und Leid zu teilen, wie sich's unter Eheleuten %S.319 geb"uhrt. Eine Zeitlang ging es gut, dann aber geriet er %S.319 wieder in seine alte Weise, war m"urrisch und z"ankisch. %S.319 Und weil er sie nicht schlagen durfte, wollte er sie bei %S.319 den Haaren pa"cken und raufen. Die Frau entwischte ihm %S.319 und sprang auf den Hof hinaus, er lief aber mit der Elle %S.319 und Schere hinter ihr her, jagte sie herum und warf ihr %S.319 die Elle und Schere, und was ihm sonst zur Hand war, %S.319 nach. Wenn er sie traf, so lachte er, und wenn er sie %S.319 fehlte, so tobte und wetterte er. Er trieb es so lange, bis %S.319 die Nachbaren der Frau zu Hilfe kamen. Der Schneider %S.319 ward wieder vor die Obrigkeit gerufen und an sein %S.319 Versprechen erinnert. >>Liebe Herrn<<, antwortete er, %S.320 >>ich habe gehalten, was ich gelobt habe, ich habe sie %S.320 nicht geschlagen, sondern Lieb und Leid mit ihr geteilt.<< %S.320 >>Wie kann das sein<<, sprach der Richter, >>da sie abermals %S.320 so gro"se Klage "uber Euch f"uhrt?<< >>Ich habe sie %S.320 nicht geschlagen, sondern ihr nur, weil sie so wunderlich %S.320 aussah, die Haare mit der Hand k"ammen wollen; sie ist %S.320 mir aber entwichen und hat mich b"oslich verlassen. Da %S.320 bin ich ihr nachgeeilt und habe, damit sie zu ihrer Pflicht %S.320 zur"uckkehre, als eine gutgemeinte Erinnerung nachgeworfen, %S.320 was mir eben zur Hand war. Ich habe auch Lieb %S.320 und Leid mit ihr geteilt, denn sooft ich sie getroffen %S.320 habe, ist es mir lieb gewesen und ihr leid; habe ich sie %S.320 aber gefehlt, so ist es ihr lieb gewesen, mir aber leid.<< Die %S.320 Richter waren aber mit dieser Antwort nicht zufrieden, %S.320 sondern lie"sen ihm seinen verdienten Lohn auszahlen. %S.320