% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Ueno, am 26. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 1. April 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 164: Der faule Heinz} \markright{KHM 164: Der faule Heinz} Heinz war faul, und obgleich er weiter nichts zu tun %S.293 hatte, als seine Ziege t"aglich auf die Weide zu treiben, so %S.293 seufzte er dennoch, wenn er nach vollbrachtem Tagewerk %S.293 abends nach Hause kam. >>Es ist in Wahrheit eine %S.293 schwere Last<<, sagte er, >>und ein m"uhseliges Gesch"aft, %S.293 so eine Ziege jahraus, jahrein bis in den sp"aten Herbst ins %S.293 Feld zu treiben. Und wenn man sich noch dabei hinlegen %S.293 und schlafen k"onnte! Aber nein, da mu"s man die Augen %S.293 aufhaben, damit sie die jungen B"aume nicht besch"adigt, %S.293 durch die He"cke in einen Garten dringt oder gar davonl"auft. %S.293 Wie soll da einer zur Ruhe kommen und seines %S.293 Lebens froh werden!<< Er setzte sich, sammelte seine %S.293 Gedanken und "uberlegte, wie er seine Schultern von %S.293 dieser B"urde frei machen k"onnte. Lange war alles Nachsinnen %S.294 vergeblich, pl"otzlich fiel's ihm wie Schuppen von %S.294 den Augen. >>Ich wei"s, was ich tue<<, rief er aus, >>ich %S.294 heirate die di"cke Trine, die hat auch eine Ziege und kann %S.294 meine mit austreiben, so brauche ich mich nicht l"anger %S.294 zu qu"alen.<< %S.294 Heinz erhob sich also, setzte seine m"uden Glieder in %S.294 Bewegung, ging quer "uber die Stra"se, denn weiter war %S.294 der Weg nicht, wo die Eltern der di"cken Trine wohnten, %S.294 und hielt um ihre arbei[t]same und tugendreiche Tochter %S.294 an. Die Eltern besannen sich nicht lange: >>Gleich und %S.294 gleich gesellt sich gern<<, meinten sie und willigten ein. %S.294 Nun ward die di"cke Trine Heinzens Frau und trieb die %S.294 beiden Ziegen aus. Heinz hatte gute Tage und brauchte %S.294 sich von keiner andern Arbeit zu erholen als von seiner %S.294 eigenen Faulheit. Nur dann und wann ging er mit hinaus %S.294 und sagte: >>Es geschieht blo"s, damit mir die Ruhe %S.294 hernach desto besser schmeckt: man verliert sonst alles %S.294 Gef"uhl daf"ur.<< %S.294 Aber die di"cke Trine war nicht minder faul. >>Lieber %S.294 Heinz<<, sprach sie eines Tages, >>warum sollen wir uns %S.294 das Leben ohne Not sauer machen und unsere beste %S.294 Jugendzeit verk"ummern? Ist es nicht besser, wir geben %S.294 die beiden Ziegen, die jeden Morgen einen mit ihrem %S.294 Me"ckern im besten Schlafe st"oren, unserm Nachbar, und %S.294 der gibt uns einen Bienenstock daf"ur? Den Bienenstock %S.294 stellen wir an einen sonnigen Platz hinter das Haus und %S.294 bek"ummern uns weiter nicht darum. Die Bienen brauchen %S.294 nicht geh"utet und nicht ins Feld getrieben zu werden: %S.294 sie fliegen aus, finden den Weg nach Haus von %S.294 selbst wieder und sammeln Honig, ohne da"s es uns die %S.294 geringste M"uhe macht.<< >>Du hast wie eine verst"andige %S.294 Frau gesprochen<<, antwortete Heinz, >>deinen Vorschlag %S.294 wollen wir ohne Zaudern ausf"uhren; au"serdem schmeckt %S.294 und n"ahrt der Honig besser als die Ziegenmilch und l"a"st %S.294 sich auch l"anger aufbewahren.<< %S.294 Der Nachbar gab f"ur die beiden Ziegen gerne einen %S.295 Bienenstock. Die Bienen flogen unerm"udlich vom fr"uhen %S.295 Morgen bis zum sp"aten Abend aus und ein und f"ullten %S.295 den Stock mit dem sch"onsten Honig, so da"s Heinz im %S.295 Herbst einen ganzen Krug voll herausnehmen konnte. %S.295 Sie stellten den Krug auf ein Brett, das oben an der Wand %S.295 in ihrer Schlafkammer befestigt war, und weil sie f"urchteten, %S.295 er k"onnte ihnen gestohlen werden oder die M"ause %S.295 k"onnten dar"uber geraten, so holte Trine einen starken %S.295 Haselstock herbei und legte ihn neben ihr Bett, damit sie %S.295 ihn, ohne unn"otigerweise aufzustehen, mit der Hand %S.295 erreichen und die ungebetenen G"aste von dem Bette aus %S.295 verjagen k"onnte. %S.295 Der faule Heinz verlie"s das Bett nicht gerne vor Mittag: %S.295 >>Wer fr"uh aufsteht<<, sprach er, >>sein Gut verzehrt.<< %S.295 Eines Morgens, als er so am hellen Tage noch in den %S.295 Federn lag und von dem langen Schlaf ausruhte, sprach %S.295 er zu seiner Frau: >>Die Weiber lieben die S"u"sigkeit, und %S.295 du naschest von dem Honig, es ist besser, ehe er von dir %S.295 allein ausgegessen wird, da"s wir daf"ur eine Gans mit %S.295 einem jungen G"anslein erhandeln.<< >>Aber nicht eher<<, %S.295 erwiderte Trine, >>als bis wir ein Kind haben, das sie %S.295 h"utet. Soll ich mich etwa mit den jungen G"ansen plagen %S.295 und meine Kr"afte dabei unn"otigerweise zusetzen?<< %S.295 >>Meinst du<<, sagte Heinz, >>der Junge werde G"anse %S.295 h"uten? Heutzutage gehorchen die Kinder nicht mehr: sie %S.295 tun nach ihrem eigenen Willen, weil sie sich kl"uger %S.295 d"unken als die Eltern, gerade wie jener Knecht, der die %S.295 Kuh suchen sollte und drei Amseln nachjagte.<< >>Oh<<, %S.295 antwortete Trine, >>dem soll es schlecht bekommen, %S.295 wenn er nicht tut, was ich sage. Einen Stock will ich %S.295 nehmen und mit ungez"ahlten Schl"agen ihm die Haut %S.295 gerben. Siehst du, Heinz<<, rief sie in ihrem Eifer und %S.295 fa"ste den Stock, mit dem sie die M"ause verjagen wollte, %S.295 >>siehst du, so will ich auf ihn losschlagen.<< Sie holte aus, %S.295 traf aber ungl"ucklicherweise den Honigkrug "uber dem %S.295 Bette. Der Krug sprang wider die Wand und fiel in %S.296 Scherben herab, und der sch"one Honig flo"s auf den %S.296 Boden. >>Da liegt nun die Gans mit dem jungen G"anslein<<, %S.296 sagte Heinz, >>und braucht nicht geh"utet zu werden. %S.296 Aber ein Gl"uck ist es, da"s mir der Krug nicht auf %S.296 den Kopf gefallen ist, wir haben alle Ursache, mit %S.296 unserm Schicksal zufrieden zu sein.<< Und da er in einer %S.296 Scherbe noch etwas Honig bemerkte, so langte er danach %S.296 und sprach ganz vergn"ugt: >>Das Restchen, Frau, wollen %S.296 wir uns noch schme"cken lassen und dann nach dem %S.296 gehabten Schre"cken ein wenig ausruhen, was tut's, wenn %S.296 wir etwas sp"ater als gew"ohnlich aufstehen, der Tag ist %S.296 doch noch lang genug.<< >>Ja<<, antwortete Trine, >>man %S.296 kommt immer noch zu rechter Zeit. Wei"st du, die %S.296 Schne"cke war einmal zur Hochzeit eingeladen, machte %S.296 sich auf den Weg, kam aber zur Kindtaufe an. Vor dem %S.296 Haus st"urzte sie noch "uber den Zaun und sagte: {\frq}Eilen tut %S.296 nicht gut.{\flq}<< %S.296