% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 14. Februar 2001 % % nolig_ck version (input e.g. Auf"|lage and Dru"cker % instead of Auflage and Drucker) % \maerchentitel{KHM 157: Der Sperling und seine vier Kinder} \markright{KHM 157: Der Sperling und seine vier Kinder} Ein Sperling hatte vier Junge in einem Schwalbennest. %S.272 Wie sie nun fl"ugg sind, sto"sen b"ose Buben das Nest ein, %S.272 sie kommen aber alle gl"ucklich in Windbraus davon. %S.272 Nun ist dem Alten leid, weil seine S"ohne in die Welt %S.272 kommen, da"s er sie nicht vor allerlei Gefahr erst verwarnet %S.272 und ihnen gute Lehren f"urgesagt habe. %S.272 Aufn Herbst kommen in einem Weizena"cker viel Sperlinge %S.272 zusammen, allda trifft der Alte seine vier Jungen an, %S.272 die f"uhrt er voll Freuden mit sich heim. >>Ach, meine %S.272 lieben S"ohne, was habt ihr mir den Sommer "uber Sorge %S.272 gemacht, dieweil ihr ohne meine Lehre in Winde kamet; %S.272 h"oret meine Worte und folget eurem Vater und sehet %S.273 euch wohl vor: kleine V"oglein haben gro"se Gef"ahrlichkeit %S.273 auszustehen!<< Darauf fragte er den "alteren, wo er %S.273 sich den Sommer "uber aufgehalten und wie er sich ern"ahret %S.273 h"atte. >>Ich habe mich in den G"arten gehalten, R"auplein %S.273 und W"urmlein gesucht, bis die Kirschen reif wurden.<< %S.273 >>Ach, mein Sohn<<, sagte der Vater, >>die Schnabelweid %S.273 ist nicht b"os, aber es ist gro"se Gefahr dabei, darum %S.273 habe fortan deiner wohl acht, und sonderlich, wenn Leut %S.273 in G"arten umhergehn, die lange gr"une Stangen tragen, %S.273 die inwendig hohl sind und oben ein L"ochlein haben.<< %S.273 >>Ja, mein Vater, wenn dann ein gr"un Bl"attlein aufs %S.273 L"ochlein mit Wachs geklebt w"are?<< spricht der Sohn. %S.273 >>Wo hast du das gesehen?<< >>In eines Kaufmanns Garten<<, %S.273 sagte der Junge. >>O mein Sohn<<, spricht der Vater, %S.273 >>Kauf"|leut, geschwinde Leut! Bist du um die Weltkinder %S.273 gewesen, so hast du Weltgeschmeidigkeit genug gelernt, %S.273 siehe und brauch's nur recht wohl und trau dir nicht zu %S.273 viel.<< %S.273 Darauf befragt er den andern: >>Wo hast du dein Wesen %S.273 gehabt?<< >>Zu Hofe<<, spricht der Sohn. >>Sperling und %S.273 alberne V"oglein dienen nicht an diesem Ort, da viel %S.273 Gold, Sammet, Seiden, Wehr, Harnisch, Sperber, Kauzen %S.273 und Blauf"u"s sind, halt dich zum Ro"sstall, da man %S.273 den Hafer schwingt oder wo man drischet, so kann dir's %S.273 Gl"uck mit gutem Fried auch dein t"aglich K"ornlein %S.273 bescheren.<< >>Ja, Vater<<, sagte dieser Sohn, >>wenn aber %S.273 die Stalljungen Hebritzen machen und ihre Maschen und %S.273 Schlingen ins Stroh binden, da bleibt auch mancher %S.273 behenken.<< >>Wo hast du das gesehen?<< sagte der Alte. %S.273 >>Zu Hof, beim Ro"sbuben.<< >>O mein Sohn, Hofbuben, %S.273 b"ose Buben! Bist du zu Hof und um die Herren gewesen %S.273 und hast keine Federn da gelassen, so hast du ziemlich %S.273 gelernet und wirst dich in der Welt wohl wissen auszurei"sen, %S.273 doch siehe dich um und auf; die W"olfe fressen %S.273 auch oft die gescheiten H"undlein.<< %S.273 Der Vater nimmt den dritten auch vor sich: >>Wo hast du %S.274 dein Heil versucht?<< >>Auf den Fahrwegen und Landstra"sen %S.274 hab ich K"ubel und Seil eingeworfen und da bisweilen %S.274 ein K"ornlein oder Gr"auplein angetroffen.<< >>Dies ist ja<<, %S.274 sagt der Vater, >>eine feine Nahrung, aber merk gleich %S.274 wohl auf die Schanz und siehe flei"sig auf, sonderlich %S.274 wenn sich einer b"u"cket und einen Stein aufheben will, da %S.274 ist dir nicht lang zu bleiben.<< >>Wahr ist's<<, sagt der %S.274 Sohn, >>wenn aber einer zuvor einen Wand- oder Handstein %S.274 im Busen oder Tasche tr"uge?<< >>Wo hast du dies %S.274 gesehn?<< >>Bei den Bergleuten, lieber Vater, wenn sie %S.274 ausfahren, f"uhren sie gemeinlich Handsteine bei sich.<< %S.274 >>Bergleut, Werkleut, anschl"agige Leut! Bist du um Bergburschen %S.274 gewesen, so hast du etwas gesehen und erfahren. %S.274 \begin{verse} Fahr hin und nimm deiner Sachen gleichwohl gut %S.274 acht, \\ %S.274 Bergbuben haben manchen Sperling mit Kobold %S.274 umbracht.<< %S.274 \end{verse} Endlich kommt der Vater an [den] j"ungsten Sohn: >>Du, %S.274 mein liebes Ga"ckennestle, du warst allzeit der alberst und %S.274 schw"achest, bleib du bei mir, die Welt hat viel grober %S.274 und b"oser V"ogel, die krumme Schn"abel und lange Krallen %S.274 haben und nur auf arme V"oglein lauern und sie %S.274 verschlu"cken; halt dich zu deinesgleichen und lies die %S.274 Spinnlein und R"auplein von den B"aumen oder H"auslein, %S.274 so bleibst du lang zufrieden.<< >>Du, mein lieber Vater, %S.274 wer sich n"ahrt ohn andrer Leut Schaden, der kommt lang %S.274 hin, und kein Sperber, Habicht, Aar oder Weih wird ihm %S.274 nicht schaden, wenn er zumal sich und seine ehrliche %S.274 Nahrung dem lieben Gott all Abend und Morgen treulich %S.274 befiehlt, welcher aller Wald- und Dorfv"oglein %S.274 Sch"opfer und Erhalter ist, der auch der jungen R"ablein %S.274 Geschrei und Gebet h"oret, denn ohne seinen Willen f"allt %S.274 auch kein Sperling oder Schneek"unglein auf die Erde.<< %S.274 >>Wo hast du dies gelernt?<< Antwortet der Sohn: >>Wie %S.274 mich der gro"se Windbraus von dir wegri"s, kam ich in %S.275 eine Kirche, da las ich den Sommer die Fliegen und %S.275 Spinnen von den Fenstern ab und h"orte diese Spr"uch %S.275 predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den %S.275 Sommer "uber ern"ahrt und beh"utet vor allem Ungl"uck %S.275 und grimmigen V"ogeln.<< >>Traun! mein lieber Sohn, %S.275 fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die %S.275 sumsenden Fliegen aufr"aumen und zirpst zu Gott wie die %S.275 jungen R"ablein und befiehlst dich dem ewigen Sch"opfer, %S.275 so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll %S.275 wilder t"u"ckischer V"ogel w"are. %S.275 \begin{verse} Denn wer dem Herrn befiehlt seine Sach, \\ %S.275 schweigt, leidet, wartet, betet, braucht Glimpf, tut %S.275 gemach, \\ %S.275 bewahrt Glaub und gut Gewissen rein, \\ %S.275 dem will Gott Schutz und Helfer sein.<< %S.275 \end{verse}