% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 13. Februar 2001 % \maerchentitel{KHM 151*: Die zw"olf faulen Knechte} \markright{KHM 151*: Die zw"olf faulen Knechte} Zw"olf Knechte, die den ganzen Tag nichts getan hatten, %S.265 wollten sich am Abend nicht noch anstrengen, sondern %S.265 legten sich ins Gras und r"uhmten sich ihrer Faulheit. Der %S.265 erste sprach: >>Was geht mich eure Faulheit an, ich habe %S.265 mit meiner eigenen zu tun. Die Sorge f"ur den Leib ist %S.265 meine Hauptarbeit: ich esse nicht wenig und trinke desto %S.265 mehr. Wenn ich vier Mahlzeiten gehalten habe, so faste %S.265 ich eine kurze Zeit, bis ich wieder Hunger empfinde, das %S.265 bekommt mir am besten. Fr"uh aufstehn ist nicht meine %S.265 Sache, wenn es gegen Mittag geht, so suche ich mir schon %S.265 einen Ruheplatz aus. Ruft der Herr, so tue ich, als h"atte %S.265 ich es nicht geh"ort, und ruft er zum zweitenmal, so warte %S.265 ich noch eine Zeitlang, bis ich mich erhebe, und gehe %S.265 auch dann recht langsam. So l"a"st sich das Leben ertragen.<< %S.265 Der zweite sprach: >>Ich habe ein Pferd zu besorgen, %S.265 aber ich lasse ihm das Gebi"s im Maul, und wenn ich %S.265 nicht will, so gebe ich ihm kein Futter und sage, es habe %S.265 schon gefressen. Daf"ur lege ich mich in den Haferkasten %S.265 und schlafe vier Stunden. Hernach strecke ich wohl einen %S.265 Fu"s heraus und fahre damit dem Pferd ein paarmal "uber %S.265 den Leib, so ist es gestriegelt und geputzt; wer wird da %S.265 viel Umst"ande machen? Aber der Dienst ist mir doch %S.265 noch zu beschwerlich.<< Der dritte sprach: >>Wozu sich %S.265 mit Arbeit plagen? Dabei kommt nichts heraus. Ich legte %S.265 mich in die Sonne und schlief. Es fing an zu tr"opfeln, %S.265 aber weshalb aufstehen? Ich lie"s es in Gottes Namen %S.265 fortregnen. Zuletzt kam ein Platzregen, und zwar so %S.265 heftig, da"s er mir die Haare vom Kopf ausri"s und %S.265 wegschwemmte und ich ein Loch in den Sch"adel bekam. %S.265 Ich legte ein Pflaster darauf, und damit war's gut. Schaden %S.265 der Art habe ich schon mehr gehabt.<< Der vierte %S.265 sprach: >>Soll ich eine Arbeit angreifen, so d"ammere ich %S.265 erst eine Stunde herum, damit ich meine Kr"afte spare. %S.266 Hernach fange ich ganz gem"achlich an und frage, ob %S.266 nicht andere da w"aren, die mir helfen k"onnten. Die lasse %S.266 ich dann die Hauptarbeit tun und sehe eigentlich nur zu; %S.266 aber das ist mir auch noch zu viel.<< Der f"unfte sprach: %S.266 >>Was will das sagen! Denkt euch, ich soll den Mist aus %S.266 dem Pferdestall fortschaffen und auf den Wagen laden. %S.266 Ich lasse es langsam angehen, und habe ich etwas auf die %S.266 Gabel genommen, so hebe ich es nur halb in die H"ohe %S.266 und ruhe erst eine Viertelstunde, bis ich es vollends %S.266 hinaufwerfe. Es ist "ubrig genug, wenn ich des Tags ein %S.266 Fuder hinausfahre. Ich habe keine Lust, mich totzuarbeiten.<< %S.266 Der sechste sprach: >>Sch"amt euch, ich erschrecke %S.266 vor keiner Arbeit, aber ich lege mich drei Wochen hin %S.266 und ziehe nicht einmal meine Kleider aus. Wozu Schnallen %S.266 an die Schuhe? Die k"onnen mir immerhin von den %S.266 F"u"sen abfallen, es schadet nichts. Will ich eine Treppe %S.266 ersteigen, so ziehe ich einen Fu"s nach dem andern langsam %S.266 auf die erste Stufe herauf, dann z"ahle ich die "ubrigen, %S.266 damit ich wei"s, wo ich ruhen mu"s.<< Der siebente sprach: %S.266 >>Bei mir geht das nicht: mein Herr sieht auf meine %S.266 Arbeit, nur ist er den ganzen Tag nicht zu Haus. Doch %S.266 vers"aume ich nichts, ich laufe, soviel das m"oglich ist, %S.266 wenn man schleicht. Soll ich fortkommen, so m"u"sten %S.266 mich vier st"ammige M"anner mit allen Kr"aften fortschieben. %S.266 Ich kam dahin, wo auf einer Pritsche sechs nebeneinanderlagen %S.266 und schliefen; ich legte mich zu ihnen und %S.266 schlief auch. Ich war nicht wieder zu wecken, und %S.266 wollten sie mich heim haben, so mu"sten sie mich wegtragen.<< %S.266 Der achte sprach: >>Ich sehe wohl, da"s ich allein ein %S.266 munterer Kerl bin, liegt ein Stein vor mir, so gebe ich mir %S.266 nicht die M"uhe, meine Beine aufzuheben und dar"uber %S.266 hinwegzuschreiten, ich lege mich auf die Erde nieder, %S.266 und bin ich na"s, voll Kot und Schmutz, so bleibe ich %S.266 liegen, bis mich die Sonne wieder ausgetrocknet hat; %S.266 h"ochstens drehe ich mich so, da"s sie auf mich scheinen %S.266 kann.<< Der neunte sprach: >>Das ist was Rechts! Heute %S.267 lag das Brot vor mir, aber ich war zu faul, danach zu %S.267 greifen, und w"are fast Hungers gestorben. Auch ein %S.267 Krug stand dabei, aber so gro"s und schwer, da"s ich ihn %S.267 nicht in die H"ohe heben mochte und lieber Durst litt. %S.267 Mich nur umzudrehen, war mir zu viel, ich blieb den %S.267 ganzen Tag liegen wie ein Stock.<< Der zehnte sprach: %S.267 >>Mir hat die Faulheit Schaden gebracht, ein gebrochenes %S.267 Bein und geschwollene Waden. Unser drei lagen auf %S.267 einem Fahrweg, und ich hatte die Beine ausgestreckt. Da %S.267 kam jemand mit einem Wagen, und die R"ader gingen mir %S.267 dar"uber. Ich h"atte die Beine freilich zur"uckziehen k"onnen, %S.267 aber ich h"orte den Wagen nicht kommen: die M"ucken %S.267 summten mir um die Ohren, krochen mir zu der %S.267 Nase herein und zu dem Mund wieder heraus; wer will %S.267 sich die M"uhe geben, das Geschmei"s wegzujagen.<< Der %S.267 elfte sprach: >>Gestern habe ich meinen Dienst aufgesagt. %S.267 Ich hatte keine Lust, meinem Herrn die schweren B"ucher %S.267 noch l"anger herbeizuholen und wieder wegzutragen: das %S.267 nahm den ganzen Tag kein Ende. Aber die Wahrheit zu %S.267 sagen, er gab mir den Abschied und wollte mich auch %S.267 nicht l"anger behalten, denn seine Kleider, die ich im %S.267 Staub liegen lie"s, waren von den Motten zerfressen; und %S.267 das war recht.<< Der zw"olfte sprach: >>Heute mu"ste ich %S.267 mit dem Wagen "uber Feld fahren, ich machte mir ein %S.267 Lager von Stroh darauf und schlief richtig ein. Die Z"ugel %S.267 rutschten mir aus der Hand, und als ich erwachte, hatte %S.267 sich das Pferd beinahe losgerissen, das Geschirr war weg, %S.267 das R"uckenseil, Kummet, Zaum und Gebi"s. Es war einer %S.267 vorbeigekommen, der hatte alles fortgetragen. Dazu war %S.267 der Wagen in eine Pf"utze geraten und stand fest. Ich lie"s %S.267 ihn stehen und streckte mich wieder aufs Stroh. Der %S.267 Herr kam endlich selbst und schob den Wagen heraus, %S.267 und w"are er nicht gekommen, so l"age ich nicht hier, %S.267 sondern dort und schliefe in guter Ruh.<< %S.267