% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. Momoi, am 25. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 135: Die wei"se und die schwarze Braut} \markright{KHM 135: Die wei"se und die schwarze Braut} Eine Frau ging mit ihrer Tochter und Stieftochter "uber %S.229 Feld, Futter zu schneiden. Da kam der liebe Gott als ein %S.229 armer Mann zu ihnen gegangen und fragte: >>Wo f"uhrt %S.229 der Weg ins Dorf?<< >>Wenn Ihr ihn wissen wollt<<, sprach %S.229 die Mutter, >>so sucht ihn selber<<, und die Tochter setzte %S.229 hinzu: >>Habt Ihr Sorge, da"s Ihr ihn nicht findet, so %S.229 nehmt Euch einen Wegweiser mit.<< Die Stieftochter aber %S.229 sprach: >>Armer Mann, ich will dich f"uhren, komm mit %S.229 mir.<< Da z"urnte der liebe Gott "uber die Mutter und %S.229 Tochter, wendete ihnen den R"u"cken zu und verw"unschte %S.229 sie, da"s sie sollten schwarz werden wie die Nacht und %S.229 h"a"slich wie die S"unde. Der armen Stieftochter aber war %S.229 Gott gn"adig und ging mit ihr, und als sie nahe am Dorf %S.229 waren, sprach er einen Segen "uber sie und sagte: >>W"ahle %S.229 dir drei Sachen aus, die will ich dir gew"ahren.<< Da sprach %S.229 das M"adchen: >>Ich m"ochte gern so sch"on und rein %S.229 werden wie die Sonne<<; alsbald war sie wei"s und sch"on %S.229 wie der Tag. >>Dann m"ochte ich einen Geldbeutel haben, %S.229 der nie leer w"urde<<, den gab ihr der liebe Gott auch, %S.229 sprach aber: >>Vergi"s das Beste nicht.<< Sagte sie: >>Ich %S.229 w"unsche mir zum dritten das ewige Himmelreich nach %S.229 meinem Tode.<< Das ward ihr auch gew"ahrt, und also %S.229 schied der liebe Gott von ihr. %S.229 Als die Stiefmutter mit ihrer Tochter nach Hause kam %S.229 und sah, da"s sie beide kohlschwarz und h"a"slich waren, %S.229 die Stieftochter aber wei"s und sch"on, so stieg die Bosheit %S.229 in ihrem Herzen noch h"oher, und sie hatte nichts anders %S.229 im Sinn, als wie sie ihr ein Leid antun k"onnte. Die %S.229 Stieftochter aber hatte einen Bruder namens Reginer, den %S.229 liebte sie sehr und erz"ahlte ihm alles, was geschehen war. %S.229 Nun sprach Reginer einmal zu ihr: >>Liebe Schwester, ich %S.229 will dich abmalen, damit ich dich best"andig vor Augen %S.229 sehe, denn meine Liebe zu dir ist so gro"s, da"s ich dich %S.230 immer anbli"cken m"ochte.<< Da antwortete sie: >>Aber ich %S.230 bitte dich, la"s niemand das Bild sehen.<< Er malte nun %S.230 seine Schwester ab und hing das Bild in seiner Stube auf; %S.230 er wohnte aber in des K"onigs Schlo"s, weil er bei ihm %S.230 Kutscher war. Alle Tage ging er davorstehen und dankte %S.230 Gott f"ur das Gl"uck seiner lieben Schwester. Nun war %S.230 aber gerade dem K"onig, bei dem er diente, seine Gemahlin %S.230 verstorben, und die war so sch"on gewesen, da"s man %S.230 keine finden konnte, die ihr gliche, und der K"onig war %S.230 dar"uber in tiefer Trauer. Die Hofdiener bemerkten aber, %S.230 da"s der Kutscher t"aglich vor dem sch"onen Bilde stand, %S.230 mi"sg"onnten's ihm und meldeten es dem K"onig. Da lie"s %S.230 dieser das Bild vor sich bringen, und als er sah, da"s es in %S.230 allem seiner verstorbenen Frau glich, nur noch sch"oner %S.230 war, so verliebte er sich sterblich hinein. Er lie"s den %S.230 Kutscher vor sich kommen und fragte, wen das Bild %S.230 vorstellte. Der Kutscher sagte, es w"are seine Schwester, %S.230 so entschlo"s sich der K"onig, keine andere als diese zur %S.230 Gemahlin zu nehmen, gab ihm Wagen und Pferde und %S.230 pr"achtige Goldkleider und schickte ihn fort, seine %S.230 erw"ahlte Braut abzuholen. Wie Reginer mit der Botschaft %S.230 ankam, freute sich seine Schwester, allein die %S.230 Schwarze war eifers"uchtig "uber das Gl"uck, "argerte sich %S.230 "uber alle Ma"sen und sprach zu ihrer Mutter: >>Was helfen %S.230 nun all Eure K"unste, da Ihr mir ein solches Gl"uck doch %S.230 nicht verschaffen k"onnt.<< >>Sei still<<, sagte die Alte, >>ich %S.230 will dir's schon zuwenden.<< Und durch ihre Hexenk"unste %S.230 tr"ubte sie dem Kutscher die Augen, da"s er halb blind %S.230 war, und der Wei"sen verstopfte sie die Ohren, da"s sie %S.230 halb taub war. Darauf stiegen sie in den Wagen, erst die %S.230 Braut in den herrlichen k"oniglichen Kleidern, dann die %S.230 Stiefmutter mit ihrer Tochter, und Reginer sa"s auf dem %S.230 Bock, um zu fahren. Wie sie eine Weile unterwegs %S.230 waren, rief der Kutscher: %S.230 \begin{verse} >>Deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.231 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.231 da"s Wind dich nicht best"aubt, \\ %S.231 da"s du fein sch"on zum K"onig kommst.<< %S.231 \end{verse} Die Braut fragte: >>Was sagt mein lieber Bruder?<< >>Ach<<, %S.231 sprach die Alte, >>er hat gesagt, du solltest dein g"ulden %S.231 Kleid ausziehen und es deiner Schwester geben.<< Da zog %S.231 sie's aus und tat's der Schwarzen an, die gab ihr daf"ur %S.231 einen schlechten grauen Kittel. So fuhren sie weiter; "uber %S.231 ein Weilchen rief der Bruder abermals: %S.231 \begin{verse} >>Deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.231 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.231 da"s Wind dich nicht best"aubt \\ %S.231 und du fein sch"on zum K"onig kommst.<< %S.231 \end{verse} Die Braut fragte: >>Was sagt mein lieber Bruder?<< >>Ach<<, %S.231 sprach die Alte, >>er hat gesagt, du solltest deine g"uldene %S.231 Haube abtun und deiner Schwester geben.<< Da tat sie die %S.231 Haube ab und tat sie der Schwarzen auf und sa"s im %S.231 blo"sen Haar. So fuhren sie weiter; wiederum "uber ein %S.231 Weilchen rief der Bruder: %S.231 \begin{verse} >>Deck dich zu, mein Schwesterlein, \\ %S.231 da"s Regen dich nicht n"a"st, \\ %S.231 da"s Wind dich nicht best"aubt \\ %S.231 und du fein sch"on zum K"onig kommst.<< %S.231 \end{verse} Die Braut fragte: >>Was sagt mein lieber Bruder?<< >>Ach<<, %S.231 sprach die Alte, >>er hat gesagt, du m"ochtest einmal aus %S.231 dem Wagen sehen.<< Sie fuhren aber gerade auf einer %S.231 Br"u"cke "uber ein tiefes Wasser. Wie nun die Braut aufstand %S.231 und aus dem Wagen sich herausb"uckte, da stie"sen %S.231 sie die beiden hinaus, da"s sie mitten ins Wasser st"urzte. %S.231 Als sie versunken war, in demselben Augenblick, stieg %S.231 eine schneewei"se Ente aus dem Wasserspiegel hervor %S.231 und schwamm den Flu"s hinab. Der Bruder hatte gar %S.231 nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie %S.231 an den Hof kamen. Da brachte er dem K"onig die %S.231 Schwarze als seine Schwester und meinte, sie w"ar's wirklich, %S.231 weil es ihm tr"ube vor den Augen war und er doch %S.232 die Goldkleider schimmern sah. Der K"onig, wie er die %S.232 grundlose H"a"slichkeit an seiner vermeinten Braut %S.232 erblickte, ward sehr b"os und befahl, den Kutscher in eine %S.232 Grube zu werfen, die voll Ottern und Schlangengez"ucht %S.232 war. Die alte Hexe aber wu"ste den K"onig doch so zu %S.232 bestri"cken und durch ihre K"unste ihm die Augen zu %S.232 verblenden, da"s er sie und ihre Tochter behielt, ja da"s sie %S.232 ihm ganz leidlich vorkam und er sich wirklich mit ihr %S.232 verheiratete. %S.232 Einmal abends, w"ahrend die schwarze Braut dem K"onig %S.232 auf dem Sch"o"se sa"s, kam eine wei"se Ente zum Gossenstein %S.232 in die K"uche geschwommen und sagte zum K"uchenjungen: %S.232 \begin{verse} >>J"ungelchen, mach Feuer an, \\ %S.232 da"s ich meine Federn w"armen kann.<< %S.232 \end{verse} Das tat der K"uchenjunge und machte ihr ein Feuer auf %S.232 dem Herd; da kam die Ente und setzte sich daneben, %S.232 sch"uttelte sich und strich sich die Federn mit dem Schnabel %S.232 zurecht. W"ahrend sie so sa"s und sich wohltat, fragte %S.232 sie: %S.232 \begin{verse} >>Was macht mein Bruder Reginer?<< %S.232 \end{verse} Der K"uchenjunge antwortete: %S.232 \begin{verse} >>Liegt in der Grube gefangen \\ %S.232 bei Ottern und bei Schlangen.<< %S.232 \end{verse} Fragte sie weiter: %S.232 \begin{verse} >>Was macht die schwarze Hexe im Haus?<< %S.232 \end{verse} Der K"uchenjunge antwortete: %S.232 \begin{verse} >>Die sitzt warm \\ %S.232 ins K"onigs Arm.<< %S.232 \end{verse} Sagte die Ente: %S.232 \begin{verse} >>Da"s Gott erbarm!<< %S.232 \end{verse} Und schwamm den Gossenstein hinaus. %S.232 Den folgenden Abend kam sie wieder und tat dieselben %S.232 Fragen, und den dritten Abend noch einmal. Da konnte %S.232 es der K"uchenjunge nicht l"anger "ubers Herz bringen, %S.232 ging zu dem K"onig und entdeckte ihm alles. Der K"onig %S.233 aber wollte es selbst sehen, ging den andern Abend hin, %S.233 und wie die Ente den Kopf durch den Gossenstein %S.233 hereinstreckte, nahm er sein Schwert und hieb ihr den %S.233 Hals durch, da ward sie auf einmal zum sch"onsten %S.233 M"adchen und glich genau dem Bild, das der Bruder von %S.233 ihr gemacht hatte. Der K"onig war voll Freuden; und weil %S.233 sie ganz na"s dastand, lie"s er k"ostliche Kleider bringen %S.233 und lie"s sie damit bekleiden. Dann erz"ahlte sie ihm, wie %S.233 sie durch List und Falschheit w"are betrogen und zuletzt %S.233 in den Flu"s hinabgeworfen worden; und ihre erste Bitte %S.233 war, da"s ihr Bruder aus der Schlangenh"ohle herausgeholt %S.233 w"urde. Und als der K"onig diese Bitte erf"ullt hatte, ging %S.233 er in die Kammer, wo die alte Hexe sa"s, und fragte: %S.233 >>Was verdient die, welche das und das tut?<< Und %S.233 erz"ahlte, was geschehen war. Da war sie so verblendet, %S.233 da"s sie nichts merkte, und sprach: >>Die verdient, da"s %S.233 man sie nackt auszieht und in ein Fa"s mit N"ageln legt %S.233 und da"s man vor das Fa"s ein Pferd spannt und das Pferd %S.233 in alle Welt schickt.<< Das geschah alles an ihr und ihrer %S.233 schwarzen Tochter. Der K"onig aber heiratete die wei"se %S.233 und sch"one Braut und belohnte den treuen Bruder, %S.233 indem er ihn zu einem reichen und angesehenen Mann %S.233 machte. %S.233