% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. Momoi, am 22. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 133: Die zertanzten Schuhe} \markright{KHM 133: Die zertanzten Schuhe} Es war einmal ein K"onig, der hatte zw"olf T"ochter, eine %S.217 immer sch"oner als die andere. Sie schliefen zusammen in %S.217 einem Saal, wo ihre Betten nebeneinanderstanden, und %S.217 abends, wenn sie darin lagen, schlo"s der K"onig die T"ur %S.217 zu und verriegelte sie. Wenn er aber am Morgen die T"ure %S.217 aufschlo"s, so sah er, da"s ihre Schuhe zertanzt waren, %S.217 und niemand konnte herausbringen, wie das zugegangen %S.217 war. Da lie"s der K"onig ausrufen, wer's k"onnte ausfindig %S.217 machen, wo sie in der Nacht tanzten, der sollte sich eine %S.217 davon zur Frau w"ahlen und nach seinem Tod K"onig sein; %S.217 wer sich aber meldete und es nach drei Tagen und %S.217 N"achten nicht herausbr"achte, der h"atte sein Leben verwirkt. %S.217 Nicht lange, so meldete sich ein K"onigssohn und %S.217 erbot sich, das Wagnis zu unternehmen. Er ward wohl %S.217 aufgenommen und abends in ein Zimmer gef"uhrt, das an %S.217 den Schlafsaal stie"s. Sein Bett war da aufgeschlagen, und %S.218 er sollte achthaben, wo sie hingingen und tanzten; und %S.218 damit sie nichts heimlich treiben konnten oder zu einem %S.218 andern Ort hinausgingen, war auch die Saalt"ure offen %S.218 gelassen. Dem K"onigssohn fiel's aber wie Blei auf die %S.218 Augen, und er schlief ein, und als er am Morgen aufwachte, %S.218 waren alle zw"olfe zum Tanz gewesen, denn ihre %S.218 Schuhe standen da und hatten L"ocher in den Sohlen. Den %S.218 zweiten und dritten Abend ging's nicht anders, und da %S.218 ward ihm sein Haupt ohne Barmherzigkeit abgeschlagen. %S.218 Es kamen hernach noch viele und meldeten sich zu dem %S.218 Wagest"uck, sie mu"sten aber alle ihr Leben lassen. Nun %S.218 trug sich's zu, da"s ein armer Soldat, der eine Wunde %S.218 hatte und nicht mehr dienen konnte, sich auf dem Weg %S.218 nach der Stadt befand, wo der K"onig wohnte. Da begegnete %S.218 ihm eine alte Frau, die fragte ihn, wo er hin wollte. %S.218 >>Ich wei"s selber nicht recht<<, sprach er, und setzte im %S.218 Scherz hinzu: >>Ich h"atte wohl Lust, ausfindig zu %S.218 machen, wo die K"onigst"ochter ihre Schuhe vertanzen, %S.218 und darnach K"onig zu werden.<< >>Das ist so schwer %S.218 nicht<<, sagte die Alte, >>du mu"st den Wein nicht trinken, %S.218 der dir abends gebracht wird, und mu"st tun, als w"arst du %S.218 fest eingeschlafen.<< Darauf gab sie ihm ein M"antelchen %S.218 und sprach: >>Wenn du das umh"angst, so bist du unsichtbar %S.218 und kannst den zw"olfen dann nachschleichen.<< Wie %S.218 der Soldat den guten Rat bekommen hatte, ward's Ernst %S.218 bei ihm, so da"s er ein Herz fa"ste, vor den K"onig ging %S.218 und sich als Freier meldete. Er ward so gut aufgenommen %S.218 wie die andern auch, und wurden ihm k"onigliche %S.218 Kleider angetan. Abends zur Schlafenszeit ward er in das %S.218 Vorzimmer gef"uhrt, und als er zu Bette gehen wollte, %S.218 kam die "alteste und brachte ihm einen Becher Wein; aber %S.218 er hatte sich einen Schwamm unter das Kinn gebunden, %S.218 lie"s den Wein da hineinlaufen und trank keinen Tropfen. %S.218 Dann legte er sich nieder, und als er ein Weilchen gelegen %S.218 hatte, fing er an zu schnarchen wie im tiefsten Schlaf. %S.218 Das h"orten die zw"olf K"onigst"ochter, lachten, und die %S.219 "alteste sprach: >>Der h"atte auch sein Leben sparen k"onnen.<< %S.219 Danach standen sie auf, "offneten Schr"anke, Kisten %S.219 und Kasten und holten pr"achtige Kleider heraus; putzten %S.219 sich vor den Spiegeln, sprangen herum und freuten sich %S.219 auf den Tanz. Nur die j"ungste sagte: >>Ich wei"s nicht, ihr %S.219 freut euch, aber mir ist so wunderlich zumute: gewi"s %S.219 widerf"ahrt uns ein Ungl"uck.<< >>Du bist eine Schneegans<<, %S.219 sagte die "alteste, >>die sich immer f"urchtet. Hast du %S.219 vergessen, wieviel K"onigss"ohne schon umsonst dagewesen %S.219 sind? Dem Soldaten h"att ich nicht einmal brauchen %S.219 einen Schlaftrunk zu geben, der L"ummel w"are doch nicht %S.219 aufgewacht.<< Wie sie alle fertig waren, sahen sie erst nach %S.219 dem Soldaten, aber der hatte die Augen zugetan, r"uhrte %S.219 und regte sich nicht, und sie glaubten nun ganz sicher zu %S.219 sein. Da ging die "alteste an ihr Bett und klopfte daran; %S.219 alsbald sank es in die Erde, und sie stiegen durch die %S.219 "Offnung hinab, eine nach der andern, die "alteste voran. %S.219 Der Soldat, der alles mit angesehen hatte, zauderte nicht %S.219 lange, hing sein M"antelchen um und stieg hinter der %S.219 j"ungsten mit hinab. Mitten auf der Treppe trat er ihr ein %S.219 wenig aufs Kleid, da erschrak sie und rief: >>Was ist das? %S.219 Wer h"alt mich am Kleid?<< >>Sei nicht so einf"altig<<, sagte %S.219 die "alteste, >>du bist an einem Haken h"angengeblieben.<< %S.219 Da gingen sie vollends hinab, und wie sie unten waren, %S.219 standen sie in einem wunderpr"achtigen Baumgang, da %S.219 waren alle Bl"atter von Silber und schimmerten und %S.219 gl"anzten. Der Soldat dachte: >>Du willst dir ein Wahrzeichen %S.219 mitnehmen<<, und brach einen Zweig davon ab: da %S.219 fuhr ein gewaltiger Krach aus dem Baume. Die j"ungste %S.219 rief wieder: >>Es ist nicht richtig, habt ihr den Knall %S.219 geh"ort?<< Die "alteste aber sprach: >>Das sind Freudensch"usse, %S.219 weil wir unsere Prinzen bald erl"ost haben.<< Sie %S.219 kamen darauf in einen Baumgang, wo alle Bl"atter von %S.219 Gold, und endlich in einen dritten, wo sie klarer Demant %S.219 waren; von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es %S.219 jedesmal krachte, da"s die j"ungste vor Schrecken zusammenfuhr: %S.220 aber die "alteste blieb dabei, es w"aren Freudensch"usse. %S.220 Sie gingen weiter und kamen zu einem gro"sen %S.220 Wasser, darauf standen zw"olf Schifflein, und in jedem %S.220 Schifflein sa"s ein sch"oner Prinz, die hatten auf die zw"olfe %S.220 gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber %S.220 setzte sich mit der j"ungsten ein. Da sprach der Prinz: %S.220 >>Ich wei"s nicht, das Schiff ist heute viel schwerer, und %S.220 ich mu"s aus allen Kr"aften rudern, wenn ich es fortbringen %S.220 soll.<< >>Wovon sollte das kommen<<, sprach die j"ungste, %S.220 >>als vom warmen Wetter, es ist mir auch so hei"s %S.220 zumut.<< Jenseits des Wassers aber stand ein sch"ones, %S.220 hellerleuchtetes Schlo"s, woraus eine lustige Musik %S.220 erschallte von Pauken und Trompeten. Sie ruderten hin"uber, %S.220 traten ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten; %S.220 der Soldat tanzte aber unsichtbar mit, und wenn %S.220 eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, da"s %S.220 er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der %S.220 j"ungsten ward auch angst dar"uber, aber die "alteste %S.220 brachte sie immer zum Schweigen. Sie tanzten da bis drei %S.220 Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt %S.220 waren und sie aufh"oren mu"sten. Die Prinzen fuhren sie %S.220 "uber das Wasser wieder zur"uck, und der Soldat setzte %S.220 sich diesmal vornenhin zur "altesten. Am Ufer nahmen sie %S.220 von ihren Prinzen Abschied und versprachen, in der %S.220 folgenden Nacht wiederzukommen. Als sie an der %S.220 Treppe waren, lief der Soldat voraus und legte sich in %S.220 sein Bett, und als die zw"olf langsam und m"ude heraufgetrippelt %S.220 kamen, schnarchte er schon wieder so laut, da"s %S.220 sie's alle h"oren konnten, und sie sprachen: >>Vor dem %S.220 sind wir sicher.<< Da taten sie ihre sch"onen Kleider aus, %S.220 brachten sie weg, stellten die zertanzten Schuhe unter das %S.220 Bett und legten sich nieder. Am andern Morgen wollte %S.220 der Soldat nichts sagen, sondern das wunderliche Wesen %S.220 noch mit ansehen, und ging die zweite und die dritte %S.220 Nacht wieder mit. Da war alles wie das erstemal, und sie %S.220 tanzten jedesmal, bis die Schuhe entzwei waren. Das %S.221 drittemal aber nahm er zum Wahrzeichen einen Becher %S.221 mit. Als die Stunde gekommen war, wo er antworten %S.221 sollte, steckte er die drei Zweige und den Becher zu sich %S.221 und ging vor den K"onig, die zw"olfe aber standen hinter %S.221 der T"ure und horchten, was er sagen w"urde. Als der %S.221 K"onig die Frage tat: >>Wo haben meine zw"olf T"ochter %S.221 ihre Schuhe in der Nacht vertanzt?<<, so antwortete er: %S.221 >>Mit zw"olf Prinzen in einem unterirdischen Schlo"s<<, %S.221 berichtete, wie es zugegangen war, und holte die Wahrzeichen %S.221 hervor. Da lie"s der K"onig seine T"ochter kommen %S.221 und fragte sie, ob der Soldat die Wahrheit gesagt %S.221 h"atte, und da sie sahen, da"s sie verraten waren und %S.221 Leugnen nichts half, so mu"sten sie alles eingestehen. %S.221 Darauf fragte ihn der K"onig, welche er zur Frau haben %S.221 wollte. Er antwortete: >>Ich bin nicht mehr jung, so gebt %S.221 mir die "alteste.<< Da ward noch an selbigem Tage die %S.221 Hochzeit gehalten und ihm das Reich nach des K"onigs %S.221 Tode versprochen. Aber die Prinzen wurden auf so viel %S.221 Tage wieder verw"unscht, als sie N"achte mit den zw"olfen %S.221 getanzt hatten. %S.221