% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Ueno, am 1. April 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 2. April 2001 % \maerchentitel{KHM 130: Ein"auglein, Zwei"auglein und Drei"auglein} \markright{KHM 130: Ein"auglein, Zwei"auglein und Drei"auglein} Es war eine Frau, die hatte drei T"ochter, davon hie"s die %S.206 "alteste \emph{Ein"auglein}, weil sie nur ein einziges Auge mitten %S.206 auf der Stirn hatte, und die mittelste \emph{Zwei"auglein}, weil %S.206 sie zwei Augen hatte wie andere Menschen, und die %S.206 j"ungste \emph{Drei"auglein}, weil sie drei Augen hatte, und das %S.206 dritte stand bei ihr gleichfalls mitten auf der Stirne. %S.206 Darum aber, da"s Zwei"auglein nicht anders aussah als %S.206 andere Menschenkinder, konnten es die Schwestern und %S.206 die Mutter nicht leiden. Sie sprachen zu ihm: >>Du mit %S.206 deinen zwei Augen bist nicht besser als das gemeine %S.206 Volk, du geh"orst nicht zu uns.<< Sie stie"sen es herum und %S.206 warfen ihm schlechte Kleider hin und gaben ihm nicht %S.206 mehr zu essen, als was sie "ubriglie"sen, und taten ihm %S.206 Herzeleid an, wo sie nur konnten. %S.206 Es trug sich zu, da"s Zwei"auglein hinaus ins Feld gehen %S.206 und die Ziege h"uten mu"ste, aber noch ganz hungrig war, %S.206 weil ihm seine Schwestern so wenig zu essen gegeben %S.206 hatten. Da setzte es sich auf einen Rain und fing an zu %S.206 weinen und so zu weinen, da"s zwei B"achlein aus seinen %S.206 Augen herabflossen. Und wie es in seinem Jammer einmal %S.207 aufblickte, stand eine Frau neben ihm, die fragte: %S.207 >>Zwei"auglein, was weinst du?<< Zwei"auglein antwortete: %S.207 >>Soll ich nicht weinen? Weil ich zwei Augen habe wie %S.207 andre Menschen, so k"onnen mich meine Schwestern und %S.207 meine Mutter nicht leiden, sto"sen mich aus einer Ecke in %S.207 die andere, werfen mir alte Kleider hin und geben mir %S.207 nichts zu essen, als was sie "ubriglassen. Heute haben sie %S.207 mir so wenig gegeben, da"s ich noch ganz hungrig bin.<< %S.207 Sprach die weise Frau: >>Zwei"auglein, trockne dir dein %S.207 Angesicht, ich will dir etwas sagen, da"s du nicht mehr %S.207 hungern sollst. Sprich nur zu deiner Ziege: %S.207 \begin{verse} {\frq}Zicklein, meck, \\ %S.207 Tischlein, deck{\flq}, %S.207 \end{verse} so wird ein sauber gedecktes Tischlein vor dir stehen und %S.207 das sch"onste Essen darauf, da"s du essen kannst, soviel du %S.207 Lust hast. Und wenn du satt bist und das Tischlein nicht %S.207 mehr brauchst, so sprich nur: %S.207 \begin{verse} {\frq}Zicklein, meck, \\ %S.207 Tischlein, weg{\flq}, %S.207 \end{verse} so wird's vor deinen Augen wieder verschwinden.<< Darauf %S.207 ging die weise Frau fort. Zwei"auglein aber dachte: %S.207 >>Ich mu"s gleich einmal versuchen, ob es wahr ist, was sie %S.207 gesagt hat, denn mich hungert gar zu sehr<<, und sprach: %S.207 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.207 Tischlein, deck<<, %S.207 \end{verse} und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, so stand da %S.207 ein Tischlein, mit einem wei"sen T"uchlein gedeckt, darauf %S.207 ein Teller mit Messer und Gabel und silbernem L"offel, %S.207 die sch"onsten Speisen standen rundherum, rauchten und %S.207 waren noch warm, als w"aren sie eben aus der K"uche %S.207 gekommen. Da sagte Zwei"auglein das k"urzeste Gebet %S.207 her, das es wu"ste: >>Herr Gott, sei unser Gast zu aller %S.207 Zeit, Amen<<, langte zu und lie"s sich's wohl schmecken. %S.207 Und als es satt war, sprach es, wie die weise Frau gelehrt %S.207 hatte: %S.207 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.208 Tischlein, weg.<< %S.208 \end{verse} Alsbald war das Tischchen und alles, was darauf stand, %S.208 wieder verschwunden. >>Das ist ein sch"oner Haushalt<<, %S.208 dachte Zwei"auglein und war ganz vergn"ugt und guter %S.208 Dinge. %S.208 Abends, als es mit seiner Ziege heimkam, fand es ein %S.208 irdenes Sch"usselchen mit Essen, das ihm die Schwestern %S.208 hingestellt hatten, aber es r"uhrte nichts an. Am andern %S.208 Tag zog es mit seiner Ziege wieder hinaus und lie"s die %S.208 paar Brocken, die ihm gereicht wurden, liegen. Das %S.208 erstemal und das zweitemal beachteten es die Schwestern %S.208 gar nicht, wie es aber jedesmal geschah, merkten sie auf %S.208 und sprachen: >>Es ist nicht richtig mit dem Zwei"auglein, %S.208 das l"a"st jedesmal das Essen stehen und hat doch sonst %S.208 alles aufgezehrt, was ihm gereicht wurde; das mu"s %S.208 andere Wege gefunden haben.<< Damit sie aber hinter die %S.208 Wahrheit k"amen, sollte Ein"auglein mitgehen, wenn %S.208 Zwei"auglein die Ziege auf die Weide trieb, und sollte %S.208 achten, was es da vorh"atte und ob ihm jemand etwas %S.208 Essen und Trinken br"achte. %S.208 Als nun Zwei"auglein sich wieder aufmachte, trat Ein"auglein %S.208 zu ihm und sprach: >>Ich will mit ins Feld und sehen, %S.208 da"s die Ziege auch recht geh"utet und ins Futter getrieben %S.208 wird.<< Aber Zwei"auglein merkte, was Ein"auglein im %S.208 Sinne hatte, und trieb die Ziege hinaus in hohes Gras und %S.208 sprach: >>Komm, Ein"auglein, wir wollen uns hinsetzen, %S.208 ich will dir was vorsingen.<< Ein"auglein setzte sich hin %S.208 und war von dem ungewohnten Weg und von der Sonnenhitze %S.208 m"ude, und Zwei"auglein sang immer: %S.208 \begin{verse} >>Ein"auglein, wachst du? \\ %S.208 Ein"auglein, schl"afst du?<< %S.208 \end{verse} Da tat Ein"auglein das eine Auge zu und schlief ein. Und %S.208 als Zwei"auglein sah, da"s Ein"auglein fest schlief und %S.208 nichts verraten konnte, sprach es: %S.208 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.209 Tischlein, deck<<, %S.209 \end{verse} und setzte sich an sein Tischlein und a"s und trank, bis es %S.209 satt war, dann rief es wieder: %S.209 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.209 Tischlein, weg<<, %S.209 \end{verse} und alles war augenblicklich verschwunden. Zwei"auglein %S.209 weckte nun Ein"auglein und sprach: >>Ein"auglein, du %S.209 willst h"uten und schl"afst dabei ein, derweil h"atte die %S.209 Ziege in alle Welt laufen k"onnen; komm, wir wollen %S.209 nach Haus gehen.<< Da gingen sie nach Haus, und %S.209 Zwei"auglein lie"s wieder sein Sch"usselchen unanger"uhrt %S.209 stehen, und Ein"auglein konnte der Mutter nicht verraten, %S.209 warum es nicht essen wollte, und sagte zu seiner Entschuldigung: %S.209 >>Ich war drau"sen eingeschlafen.<< %S.209 Am andern Tag sprach die Mutter zu Drei"auglein: >>Diesmal %S.209 sollst du mitgehen und achthaben, ob Zwei"auglein %S.209 drau"sen i"st und ob ihm jemand Essen und Trinken %S.209 bringt, denn essen und trinken mu"s es heimlich.<< Da trat %S.209 Drei"auglein zum Zwei"auglein und sprach: >>Ich will mitgehen %S.209 und sehen, ob auch die Ziege recht geh"utet und ins %S.209 Futter getrieben wird.<< Aber Zwei"auglein merkte, was %S.209 Drei"auglein im Sinne hatte, und trieb die Ziege hinaus ins %S.209 hohe Gras und sprach: >>Wir wollen uns dahin setzen, %S.209 Drei"auglein, ich will dir was vorsingen.<< Drei"auglein %S.209 setzte sich und war m"ude von dem Weg und der Sonnenhitze, %S.209 und Zwei"auglein hub wieder das vorige Liedlein an %S.209 und sang: %S.209 \begin{verse} >>Drei"auglein, wachst du?<< %S.209 \end{verse} Aber statt da"s es nun singen mu"ste: %S.209 \begin{verse} >>Drei"auglein, schl"afst du?<<, %S.209 \end{verse} sang es aus Unbedachtsamkeit: %S.209 \begin{verse} >>\emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?<<, %S.209 \end{verse} und sang immer: %S.209 \begin{verse} >>Drei"auglein, wachst du? \\ %S.209 \emph{Zwei"auglein}, schl"afst du?<< %S.209 \end{verse} Da fielen dem Drei"auglein seine zwei Augen zu und %S.210 schliefen, aber das dritte, weil es von dem Spr"uchlein %S.210 nicht angeredet war, schlief nicht ein. Zwar tat es %S.210 Drei"auglein zu, aber nur aus List, gleich als schlief es %S.210 auch damit; doch blinzelte es und konnte alles gar wohl %S.210 sehen. Und als Zwei"auglein meinte, Drei"auglein schliefe %S.210 fest, sagte es sein Spr"uchlein: %S.210 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.210 Tischlein, deck<<, %S.210 \end{verse} a"s und trank nach Herzenslust und hie"s dann das %S.210 Tischlein wieder fortgehen, %S.210 \begin{verse} >>Zicklein, meck, \\ %S.210 Tischlein, weg<<, %S.210 \end{verse} und Drei"auglein hatte alles mit angesehen. Da kam %S.210 Zwei"auglein zu ihm, weckte es und sprach: >>Ei, %S.210 Drei"auglein, bist du eingeschlafen? Du kannst gut h"uten! %S.210 Komm, wir wollen heimgehen.<< Und als sie nach Haus %S.210 kamen, a"s Zwei"auglein wieder nicht, und Drei"auglein %S.210 sprach zur Mutter: >>Ich wei"s nun, warum das hochm"utige %S.210 Ding nicht i"st; wenn sie drau"sen zur Ziege spricht: %S.210 \begin{verse} {\frq}Zicklein, meck, \\ %S.210 Tischlein, deck{\flq}, %S.210 \end{verse} so steht ein Tischlein vor ihr, das ist mit dem besten %S.210 Essen besetzt, viel besser, als wir's hier haben; und wenn %S.210 sie satt ist, so spricht sie: %S.210 \begin{verse} {\frq}Zicklein, meck, \\ %S.210 Tischlein, weg{\flq}, %S.210 \end{verse} und alles ist wieder verschwunden; ich habe alles genau %S.210 mit angesehen. Zwei Augen hatte sie mir mit einem %S.210 Spr"uchlein eingeschl"afert, aber das eine auf der Stirne, %S.210 das war zum Gl"uck wachgeblieben.<< Da rief die neidische %S.210 Mutter: >>Willst du's besser haben als wir? Die Lust %S.210 soll dir vergehen!<< Sie holte ein Schlachtmesser und stie"s %S.210 es der Ziege ins Herz, da"s sie tot hinfiel. %S.210 Als Zwei"auglein das sah, ging es voll Trauer hinaus, %S.210 setzte sich auf den Feldrain und weinte seine bitteren %S.210 Tr"anen. Da stand auf einmal die weise Frau wieder neben %S.211 ihm und sprach: >>Zwei"auglein, was weinst du?<< >>Soll ich %S.211 nicht weinen!<< antwortete es. >>Die Ziege, die mir jeden %S.211 Tag, wenn ich Euer Spr"uchlein hersagte, den Tisch so %S.211 sch"on deckte, ist von meiner Mutter totgestochen; nun %S.211 mu"s ich wieder Hunger und Kummer leiden.<< Die weise %S.211 Frau sprach: >>Zwei"auglein, ich will dir einen guten Rat %S.211 erteilen, bitt deine Schwestern, da"s sie dir das Eingeweide %S.211 von der geschlachteten Ziege geben, und vergrab %S.211 es vor der Haust"ur in die Erde, so wird's dein Gl"uck %S.211 sein.<< Da verschwand sie, und Zwei"auglein ging heim %S.211 und sprach zu den Schwestern: >>Liebe Schwestern, gebt %S.211 mir doch etwas von meiner Ziege, ich verlange nichts %S.211 Gutes, gebt mir nur das Eingeweide.<< Da lachten sie und %S.211 sprachen: >>[Das] kannst du haben, wenn du weiter nichts %S.211 willst.<< Und Zwei"auglein nahm das Eingeweide und %S.211 vergrub's abends in aller Stille nach dem Rate der weisen %S.211 Frau vor die Haust"ure. %S.211 Am andern Morgen, als sie insgesamt erwachten und vor %S.211 die Haust"ure traten, so stand da ein wunderbarer pr"achtiger %S.211 Baum, der hatte Bl"atter von Silber, und Fr"uchte von %S.211 Gold hingen dazwischen, da"s wohl nichts Sch"oneres und %S.211 K"ostlicheres auf der weiten Welt war. Sie wu"sten aber %S.211 nicht, wie der Baum in der Nacht dahingekommen war, %S.211 nur Zwei"auglein merkte, da"s er aus den Eingeweiden der %S.211 Ziege aufgewachsen war, denn er stand gerade da, wo es %S.211 sie in die Erde begraben hatte. Da sprach die Mutter zu %S.211 Ein"auglein: >>Steig hinauf, mein Kind, und brich uns die %S.211 Fr"uchte von dem Baume ab.<< Ein"auglein stieg hinauf, %S.211 aber wie es einen von den goldenen "Apfeln greifen %S.211 wollte, so fuhr ihm der Zweig aus den H"anden; und das %S.211 geschah jedesmal, so da"s es keinen einzigen Apfel brechen %S.211 konnte, es mochte sich anstellen, wie es wollte. Da %S.211 sprach die Mutter: >>Drei"auglein, steig du hinauf, du %S.211 kannst mit deinen drei Augen besser um dich schauen als %S.211 Ein"auglein.<< Ein"auglein rutschte herunter, und Drei"auglein %S.211 stieg hinauf. Aber Drei"auglein war nicht geschickter %S.212 und mochte schauen, wie es wollte, die goldenen "Apfel %S.212 wichen immer zur"uck. Endlich ward die Mutter ungeduldig %S.212 und stieg selbst hinauf, konnte aber sowenig wie %S.212 Ein"auglein und Drei"auglein die Frucht fassen und griff %S.212 immer in die leere Luft. Da sprach Zwei"auglein: >>Ich will %S.212 mich einmal hinaufmachen, vielleicht gelingt mir's eher.<< %S.212 Die Schwestern riefen zwar: >>Du, mit deinen zwei %S.212 Augen, was willst du wohl!<< Aber Zwei"auglein stieg %S.212 hinauf, und die goldenen "Apfel zogen sich nicht vor ihm %S.212 zur"uck, sondern lie"sen sich von selbst in seine Hand %S.212 herab, also da"s es einen nach dem andern abpfl"ucken %S.212 konnte und ein ganzes Sch"urzchen voll mit herunterbrachte. %S.212 Die Mutter nahm sie ihm ab, und statt da"s sie, %S.212 Ein"auglein und Drei"auglein daf"ur das arme Zwei"auglein %S.212 h"atten besser behandeln sollen, so wurden sie nur neidisch, %S.212 da"s es allein die Fr"uchte holen konnte, und gingen %S.212 noch h"arter mit ihm um. %S.212 Es trug sich zu, als sie einmal beisammen an dem Baum %S.212 standen, da"s ein junger Ritter daherkam. >>Geschwind, %S.212 Zwei"auglein<<, riefen die zwei Schwestern, >>kriech unter, %S.212 da"s wir uns deiner nicht sch"amen m"ussen<<, und st"urzten %S.212 "uber das arme Zwei"auglein in aller Eil ein leeres Fa"s, das %S.212 gerade neben dem Baume stand, und schoben die goldenen %S.212 "Apfel, die es abgebrochen hatte, auch darunter. Als %S.212 nun der Ritter n"aher kam, war es ein sch"oner Herr, der %S.212 hielt still, bewunderte den pr"achtigen Baum von Gold %S.212 und Silber und sprach zu den beiden Schwestern: >>Wem %S.212 geh"ort dieser sch"one Baum? Wer mir einen Zweig davon %S.212 g"abe, k"onnte daf"ur verlangen, was er wollte.<< Da antworteten %S.212 Ein"auglein und Drei"auglein, der Baum geh"orte %S.212 ihnen zu, und sie wollten ihm einen Zweig wohl abbrechen. %S.212 Sie gaben sich auch beide gro"se M"uhe, aber sie %S.212 waren es nicht imstande, denn die Zweige und Fr"uchte %S.212 wichen jedesmal vor ihnen zur"uck. Da sprach der Ritter: %S.212 >>Das ist ja wunderlich, da"s der Baum euch zugeh"ort und %S.212 ihr doch nicht Macht habt, etwas davon abzubrechen.<< %S.213 Sie blieben dabei, der Baum w"are ihr Eigentum. Indem %S.213 sie aber so sprachen, rollte Zwei"auglein aus dem Fasse %S.213 ein paar goldene "Apfel heraus, so da"s sie zu den F"u"sen %S.213 des Ritters liefen, denn Zwei"auglein war b"os, da"s Ein"auglein %S.213 und Drei"auglein nicht die Wahrheit sagten. Wie %S.213 der Ritter die "Apfel sah, erstaunte er und fragte, wo sie %S.213 herk"amen. Ein"auglein und Drei"auglein antworteten, sie %S.213 h"atten noch eine Schwester, die d"urfte sich aber nicht %S.213 sehen lassen, weil sie nur zwei Augen h"atte, wie andere %S.213 gemeine Menschen. Der Ritter aber verlangte, sie zu %S.213 sehen, und rief: >>Zwei"auglein, komm hervor.<< Da kam %S.213 Zwei"auglein ganz getrost unter dem Fa"s hervor, und der %S.213 Ritter war verwundert "uber seine gro"se Sch"onheit und %S.213 sprach: >>Du, Zwei"auglein, kannst mir gewi"s einen %S.213 Zweig von dem Baum abbrechen.<< >>Ja<<, antwortete %S.213 Zwei"auglein, >>das will ich wohl k"onnen, denn der Baum %S.213 geh"ort mir.<< Und stieg hinauf und brach mit leichter %S.213 M"uhe einen Zweig mit seinen silbernen Bl"attern und %S.213 goldenen Fr"uchten ab und reichte ihn dem Ritter hin. Da %S.213 sprach der Ritter: >>Zwei"auglein, was soll ich dir daf"ur %S.213 geben?<< >>Ach<<, antwortete Zwei"auglein, >>ich leide Hunger %S.213 und Durst, Kummer und Not vom fr"uhen Morgen %S.213 bis zum sp"aten Abend: wenn Ihr mich mitnehmen und %S.213 erl"osen wollt, so w"are ich gl"ucklich.<< Da hob der Ritter %S.213 das Zwei"auglein auf sein Pferd und brachte es heim auf %S.213 sein v"aterliches Schlo"s; dort gab er ihm sch"one Kleider, %S.213 Essen und Trinken nach Herzenslust, und weil er es so %S.213 liebhatte, lie"s er sich mit ihm einsegnen und ward die %S.213 Hochzeit in gro"ser Freude gehalten. %S.213 Wie nun Zwei"auglein so von dem sch"onen Rittersmann %S.213 fortgef"uhrt ward, da beneideten die zwei Schwestern ihm %S.213 erst recht sein Gl"uck. >>Der wunderbare Baum bleibt uns %S.213 doch<<, dachten sie, >>k"onnen wir auch keine Fr"uchte %S.213 davon brechen, so wird doch jedermann davor stehenbleiben, %S.213 zu uns kommen und ihn r"uhmen; wer wei"s, wo %S.213 unser Weizen noch bl"uht!<< Aber am andern Morgen war %S.214 der Baum verschwunden und ihre Hoffnung dahin. Und %S.214 wie Zwei"auglein zu seinem K"ammerlein hinaussah, so %S.214 Stand er zu seiner gro"sen Freude davor und war ihm also %S.214 nachgefolgt. %S.214 Zwei"auglein lebte lange Zeit vergn"ugt. Einmal kamen %S.214 zwei arme Frauen zu ihm auf das Schlo"s und baten um %S.214 ein Almosen. Da sah ihnen Zwei"auglein ins Gesicht und %S.214 erkannte ihre Schwestern Ein"auglein und Drei"auglein, %S.214 die so in Armut geraten waren, da"s sie umherziehen und %S.214 vor den T"uren ihr Brot suchen mu"sten. Zwei"auglein aber %S.214 hie"s sie willkommen und tat ihnen Gutes und pflegte sie, %S.214 also da"s die beiden von Herzen bereuten, was sie ihrer %S.214 Schwester in der Jugend B"oses angetan hatten. %S.214