% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Ueno, am 31. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 2. April 2001 % \maerchentitel{KHM 128: Die faule Spinnerin} \markright{KHM 128: Die faule Spinnerin} Auf einem Dorfe lebte ein Mann und eine Frau, und die %S.199 Frau war so faul, da"s sie immer nichts arbeiten wollte; %S.199 und was ihr der Mann zu spinnen gab, das spann sie nicht %S.199 fertig, und was sie auch spann, haspelte sie nicht, sondern %S.199 lie"s alles auf dem Klauel gewickelt liegen. Schalt sie %S.199 nun der Mann, so war sie mit ihrem Maul doch vornen %S.199 und sprach: >>Ei, wie sollt ich haspeln, da ich keinen %S.199 Haspel habe, geh du erst in den Wald und schaff mir %S.199 einen.<< >>Wenn's daran liegt<<, sagte der Mann, >>so will %S.199 ich in den Wald gehen und Haspelholz holen.<< Da %S.199 f"urchtete sich die Frau, wenn er das Holz h"atte, da"s er %S.199 daraus einen Haspel machte und sie abhaspeln und dann %S.199 wieder frisch spinnen m"u"ste. Sie besann sich ein bi"schen, %S.199 da kam ihr ein guter Einfall, und sie lief dem %S.200 Manne heimlich nach in den Wald. Wie er nun auf einen %S.200 Baum gestiegen war, das Holz auszulesen und zu hauen, %S.200 schlich sie darunter in das Geb"usch, wo er sie nicht sehen %S.200 konnte, und rief hinauf: %S.200 \begin{verse} >>Wer Haspelholz haut, der stirbt, \\ %S.200 wer da haspelt, der verdirbt.<< %S.200 \end{verse} Der Mann horchte, legte die Axt eine Weile nieder und %S.200 dachte nach, was das wohl zu bedeuten h"atte. >>Ei was<<, %S.200 sprach er endlich, >>was wird's gewesen sein! Es hat dir in %S.200 den Ohren geklungen, mache dir keine unn"otige %S.200 Furcht.<< Also ergriff er die Axt von neuem und wollte %S.200 zuhauen, da rief's wieder von unten herauf: %S.200 \begin{verse} >>Wer Haspelholz haut, der stirbt, \\ %S.200 wer da haspelt, der verdirbt.<< %S.200 \end{verse} Er hielt ein, kriegte angst und bang und sann dem Ding %S.200 nach. Wie aber ein Weilchen vorbei war, kam ihm das %S.200 Herz wieder, und er langte zum drittenmal nach der Axt %S.200 und wollte zuhauen. Aber zum dritten Male rief's und %S.200 sprach's laut: %S.200 \begin{verse} >>Wer Haspelholz haut, der stirbt, \\ %S.200 wer da haspelt, der verdirbt.<< %S.200 \end{verse} Da hatte er's genug, und alle Lust war ihm vergangen, so %S.200 da"s er eilends den Baum herunterstieg und sich auf den %S.200 Heimweg machte. Die Frau lief, was sie konnte, auf %S.200 Nebenwegen, damit sie eher nach Haus k"ame. Wie er %S.200 nun in die Stube trat, tat sie unschuldig, als w"are nichts %S.200 vorgefallen, und sagte: >>Nun, bringst du ein gutes %S.200 Haspelholz?<< >>Nein<<, sprach er, >>ich sehe wohl, es geht %S.200 mit dem Haspeln nicht<<, erz"ahlte ihr, was ihm im Walde %S.200 begegnet war, und lie"s sie von nun an damit in Ruhe. %S.200 Bald hernach fing der Mann doch wieder an, sich "uber %S.200 die Unordnung im Hause zu "argern. >>Frau<<, sagte er, >>es %S.200 ist doch eine Schande, da"s das gesponnene Garn da auf %S.200 dem Klauel liegenbleibt.<< >>Wei"st du was<<, sprach sie, %S.200 >>weil wir doch zu keinem Haspel kommen, so stell dich %S.200 auf den Boden, und ich steh unten, da will ich dir den %S.201 Klauel hinaufwerfen, und du wirfst ihn herunter, so %S.201 gibt's doch einen Strang.<< >>Ja, das geht<<, sagte der %S.201 Mann. Also taten sie das, und wie sie fertig waren, %S.201 sprach er: >>Das Garn ist nun gestr"angt, nun mu"s es auch %S.201 gekocht werden.<< Der Frau ward wieder angst, sie sprach %S.201 zwar: >>Ja, wir wollen's gleich morgen fr"uh kochen<<, %S.201 dachte aber bei sich auf einen neuen Streich. Fr"uhmorgens %S.201 stand sie auf, machte Feuer an und stellte den Kessel bei, %S.201 allein statt des Garns legte sie einen Klumpen Werg hinein %S.201 und lie"s es immerzu kochen. Darauf ging sie zum Manne, %S.201 der noch zu Bette lag, und sprach zu ihm: >>Ich mu"s %S.201 einmal ausgehen, steh derweil auf und sieh nach dem %S.201 Garn, das im Kessel "uberm Feuer steht; aber du mu"st's %S.201 beizeit tun, gib wohl acht, denn wo der Hahn kr"aht und %S.201 du s"ahest nicht nach, wird das Garn zu Werg.<< Der Mann %S.201 war bei der Hand und wollte nichts vers"aumen, stand %S.201 eilends auf, so schnell er konnte, und ging in die K"uche. %S.201 Wie er aber zum Kessel kam und hineinsah, so erblickte er %S.201 mit Schrecken nichts als einen Klumpen Werg. Da %S.201 schwieg der arme Mann m"auschenstill, dachte, er h"att's %S.201 versehen und w"are schuld daran, und sprach in Zukunft %S.201 gar nicht mehr von Garn und Spinnen. Aber das mu"st du %S.201 selbst sagen, es war eine garstige Frau. %S.201