% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Ueno, am 31. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 1. April 2001 % % nolig_ck version (input e.g. Auf"|lage and Dru"cker % instead of Auflage and Drucker) % \maerchentitel{KHM 123: Die Alte im Wald} \markright{KHM 123: Die Alte im Wald} Es fuhr einmal ein armes Dienstm"adchen mit seiner %S.179 Herrschaft durch einen gro"sen Wald, und als sie mitten %S.179 darin waren, kamen R"auber aus dem Di"ckicht hervor %S.179 und ermordeten, wen sie fanden. Da kamen alle miteinander %S.180 um bis auf das M"adchen, das war in der Angst aus %S.180 dem Wagen gesprungen und hatte sich hinter einen Baum %S.180 verborgen. Wie die R"auber mit ihrer Beute fort waren, %S.180 trat es herbei und sah das gro"se Ungl"uck. Da fing es an, %S.180 bitterlich zu weinen, und sagte: >>Was soll ich armes %S.180 M"adchen nun anfangen, ich wei"s mich nicht aus dem %S.180 Wald herauszufinden, keine Menschenseele wohnt darin, %S.180 so mu"s ich gewi"s verhungern.<< Es ging herum, suchte %S.180 einen Weg, konnte aber keinen finden. Als es Abend %S.180 war, setzte es sich unter einen Baum, befahl sich Gott %S.180 und wollte da sitzenbleiben und nicht weggehen, m"ochte %S.180 geschehen, was immer wollte. Als es aber eine Weile da %S.180 gesessen hatte, kam ein wei"s T"aubchen zu ihm geflogen %S.180 und hatte ein kleines goldenes Schl"usselchen im Schnabel. %S.180 Das Schl"usselchen legte es ihm in die Hand und %S.180 sprach: >>Siehst du dort den gro"sen Baum, daran ist ein %S.180 kleines Schlo"s, das schlie"s mit dem Schl"usselchen auf, so %S.180 wirst du Speise genug finden und keinen Hunger mehr %S.180 leiden.<< Da ging es zu dem Baum und schlo"s ihn auf und %S.180 fand Milch in einem kleinen Sch"usselchen und Wei"sbrot %S.180 zum Einbro"cken dabei, da"s es sich satt essen konnte. Als %S.180 es satt war, sprach es: >>Jetzt ist es Zeit, wo die H"uhner %S.180 daheim auf"|fliegen, ich bin so m"ude, k"onnt ich mich doch %S.180 auch in mein Bett legen.<< Da kam das T"aubchen wieder %S.180 geflogen und brachte ein anderes goldenes Schl"usselchen %S.180 im Schnabel und sagte: >>Schlie"s dort den Baum auf, so %S.180 wirst du ein Bett finden.<< Da schlo"s es auf und fand ein %S.180 sch"ones weiches Bettchen; da betete es zum lieben Gott, %S.180 er m"ochte es beh"uten in der Nacht, legte sich und schlief %S.180 ein. Am Morgen kam das T"aubchen zum drittenmal, %S.180 brachte wieder ein Schl"usselchen und sprach: >>Schlie"s %S.180 dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden<<, und wie %S.180 es aufschlo"s, fand es Kleider, mit Gold und Edelsteinen %S.180 besetzt, so herrlich, wie sie keine K"onigstochter hat. %S.180 Also lebte es da eine Zeitlang und kam das T"aubchen alle %S.180 Tage und sorgte f"ur alles, was es bedurfte, und war das %S.181 ein stilles, gutes Leben. %S.181 Einmal aber kam das T"aubchen und sprach: >>Willst du %S.181 mir etwas zuliebe tun?<< >>Von Herzen gerne<<, sagte das %S.181 M"adchen. Da sprach das T"aubchen: >>Ich will dich zu %S.181 einem kleinen H"auschen f"uhren, da geh hinein, mittendrein %S.181 am Herd wird eine alte Frau sitzen und guten Tag %S.181 sagen. Aber gib ihr beileibe keine Antwort, sie mag auch %S.181 anfangen, was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand %S.181 weiter, da ist eine T"ure, die mach auf, so wirst du in eine %S.181 Stube kommen, wo eine Menge von Ringen allerlei Art %S.181 auf dem Tisch liegt, darunter sind pr"achtige mit glitzerigen %S.181 Steinen, die la"s aber liegen und suche einen schlichten %S.181 heraus, der auch darunter sein mu"s, und bring ihn zu mir %S.181 her, so geschwind du kannst.<< Das M"adchen ging zu dem %S.181 H"auschen und trat zu der T"ure ein; da sa"s eine Alte, die %S.181 machte gro"se Augen, wie sie es erblickte, und sprach: %S.181 >>Guten Tag, mein Kind.<< Es gab ihr aber keine Antwort %S.181 und ging auf die T"ure zu. >>Wo hinaus?<< rief sie und fa"ste %S.181 es beim Rock und wollte es festhalten. >>Das ist mein %S.181 Haus, da darf niemand herein, wenn ich's nicht haben %S.181 will.<< Aber das M"adchen schwieg still, machte sich von %S.181 ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf %S.181 dem Tisch eine "ubergro"se Menge von Ringen, die glitzten %S.181 und glimmerten ihm vor den Augen; es warf sie %S.181 herum und suchte nach dem schlichten, konnte ihn aber %S.181 nicht finden. Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie %S.181 daherschlich und einen Vogelk"afig in der Hand hatte und %S.181 damit fort wollte. Da ging es auf sie zu und nahm ihr den %S.181 K"afig aus der Hand, und wie es ihn aufhob und hineinsah, %S.181 sa"s ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im %S.181 Schnabel. Da nahm es den Ring und lief ganz froh damit %S.181 zum Haus hinaus und dachte, das wei"se T"aubchen %S.181 w"urde kommen und den Ring holen, aber es kam nicht. %S.181 Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf das %S.181 T"aubchen warten, und wie es so stand, da war es, %S.181 als w"are der Baum weich und biegsam und senkte seine %S.182 Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige %S.182 um es herum und waren zwei Arme, und wie es sich %S.182 umsah, war der Baum ein sch"oner Mann, der es umfa"ste %S.182 und herzlich k"u"ste und sagte: >>Du hast mich erl"ost und %S.182 aus der Gewalt der Alten befreit, die eine b"ose Hexe ist. %S.182 Sie hatte mich in einen Baum verwandelt, und alle Tage %S.182 ein paar Stunden war ich eine wei"se Taube, und solang %S.182 sie den Ring besa"s, konnte ich meine menschliche %S.182 Gestalt nicht wiedererhalten.<< Da waren auch seine %S.182 Bedienten und Pferde von dem Zauber frei, der sie auch %S.182 in B"aume verwandelt hatte, und standen neben ihm. Da %S.182 fuhren sie fort in sein Reich, denn er war eines K"onigs %S.182 Sohn, und sie heirateten sich und lebten gl"ucklich. %S.182