% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von H. Shouzaki, am 26. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 119: Die sieben Schwaben} \markright{KHM 119: Die sieben Schwaben} Einmal waren sieben Schwaben beisammen, der erste %S.159 war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der %S.159 Marli, der vierte der Jergli, der f"unfte der Michal, der %S.159 sechste der Hans, der siebente der Veitli; die hatten alle %S.159 siebene sich vorgenommen, die Welt zu durchziehen, %S.159 Abenteuer zu suchen und gro"se Taten zu vollbringen. %S.159 Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher %S.159 gingen, sahen sie's f"ur gut an, da"s sie sich zwar nur einen %S.159 einzigen, aber recht starken und langen Spie"s machen %S.159 lie"sen. Diesen Spie"s fa"sten sie alle siebene zusammen an, %S.159 vorn ging der k"uhnste und m"annlichste, das mu"ste der %S.159 Herr Schulz sein, und dann folgten die andern nach der %S.160 Reihe, und der Veitli war der letzte. %S.160 Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen %S.160 weiten Weg gegangen waren, auch noch ein gut St"uck bis %S.160 in das Dorf hatten, wo sie "uber Nacht bleiben mu"sten, %S.160 da"s in der D"ammerung auf einer Wiese ein gro"ser Ro"sk"afer %S.160 oder eine Hornisse nicht weit von ihnen hinter %S.160 einer Staude vorbeiflog und feindlich brummelte. Der %S.160 Herr Schulz erschrak, da"s er fast den Spie"s h"atte fallen %S.160 lassen und ihm der Angstschwei"s am ganzen Leibe ausbrach. %S.160 >>Horcht, horcht<<, rief er seinen Gesellen, >>Gott, %S.160 ich h"ore eine Trommel!<< Der Jackli, der hinter ihm den %S.160 Spie"s hielt und dem ich wei"s nicht was f"ur ein Geruch in %S.160 die Nase kam, sprach: >>Etwas ist ohne Zweifel vorhanden, %S.160 denn ich schmeck das Pulver und den Z"undstrick.<< %S.160 Bei diesen Worten hub der Herr Schulz an, die Flucht zu %S.160 ergreifen, und sprang im Hui "uber einen Zaun, weil er %S.160 aber gerade auf die Zinken eines Rechen sprang, der vom %S.160 Heumachen da liegengeblieben war, so fuhr ihm der Stiel %S.160 ins Gesicht und gab ihm einen ungewaschenen Schlag. %S.160 >>O wei, o wei<<, schrie der Herr Schulz, >>nimm mich %S.160 gefangen, ich ergeb mich, ich ergeb mich!<< Die andern %S.160 sechs h"upften auch alle einer "uber den andern herzu und %S.160 schrien: >>Gibst du dich, so geb ich mich auch, gibst du %S.160 dich, so geb ich mich auch.<< Endlich, wie kein Feind da %S.160 war, der sie binden und fortf"uhren wollte, merkten sie, %S.160 da"s sie betrogen waren; und damit die Geschichte nicht %S.160 unter die Leute k"ame und sie nicht genarrt und gespottet %S.160 w"urden, verschwuren sie sich, untereinander so lang %S.160 davon stillzuschweigen, bis einer unverhofft das Maul %S.160 auft"ate. %S.160 Hierauf zogen sie weiter. Die zweite Gef"ahrlichkeit, die %S.160 sie erlebten, kann aber mit der ersten nicht verglichen %S.160 werden. Nach etlichen Tagen trug sie ihr Weg durch ein %S.160 Brachfeld, da sa"s ein Hase in der Sonne und schlief, %S.160 streckte die Ohren in die H"ohe und hatte die gro"sen %S.160 gl"asernen Augen starr aufstehen. Da erschraken sie bei %S.161 dem Anblick des grausamen und wilden Tieres insgesamt %S.161 und hielten Rat, was zu tun das wenigst Gef"ahrliche %S.161 w"are. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das %S.161 Ungeheuer setzte ihnen nach und verschl"ange sie alle mit %S.161 Haut und Haar. Also sprachen sie: >>Wir m"ussen einen %S.161 gro"sen und gef"ahrlichen Kampf bestehen, frisch gewagt %S.161 ist halb gewonnen!<< Fa"sten alle siebene den Spie"s an, der %S.161 Herr Schulz vorn und der Veitli hinten. Der Herr Schulz %S.161 wollte den Spie"s noch immer anhalten, der Veitli aber %S.161 war hinten ganz mutig geworden, wollte losbrechen und %S.161 rief: %S.161 \begin{verse} >>Sto"s zu in aller Schwabe Name, \\ %S.161 sonst w"unsch i, da"s ihr m"ocht erlahme.<< %S.161 \end{verse} Aber der Hans wu"st ihn zu treffen und sprach: %S.161 \begin{verse} >>Beim Element, du hascht gut schw"atze, \\ %S.161 bischt stets der letscht beim Drachehetze.<< %S.161 \end{verse} Der Michal rief: %S.161 \begin{verse} >>Es wird nit fehle um ei Haar, \\ %S.161 so ischt es wohl der Teufel gar.<< %S.161 \end{verse} Drauf kam an den Jergli die Reihe, der sprach: %S.161 \begin{verse} >>Ischt er es nit, so ischt's sei Muter \\ %S.161 oder des Teufels Stiefbruder.<< %S.161 \end{verse} Der Marli hatte da einen guten Gedanken und sagte zum %S.161 Veitli: %S.161 \begin{verse} >>Gang, Veitli, gang, gang du voran, \\ %S.161 i will dahinte vor di stahn.<< %S.161 \end{verse} Der Veitli h"orte aber nicht drauf, und der Jackli sagte: %S.161 \begin{verse} >>Der Schulz, der mu"s der erschte sei, \\ %S.161 denn ihm geb"uhrt die Ehr allei.<< %S.161 \end{verse} Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach %S.161 gravit"atisch: %S.161 \begin{verse} >>So zieht denn herzhaft in den Streit, \\ %S.161 hieran erkennt man tapfre Leut.<< %S.161 \end{verse} Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr %S.161 Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie %S.161 aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind %S.162 immer n"aher kam, schrie er in gro"ser Angst: >>Hau! %S.162 Hurlehau! Hau! Hauhau!<< Davon erwachte der Has, %S.162 erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz %S.162 so feldfl"uchtig sah, da rief er voll Freude: %S.162 \begin{verse} >>Potz, Veitli, lueg, lueg, was isch[t] das? \\ %S.162 das Ungeh"uer ischt a Has.<< %S.162 \end{verse} Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und %S.162 kam an die Mosel, ein mosiges, stilles und tiefes Wasser, %S.162 dar"uber nicht viel Br"u"cken sind, sondern man an %S.162 mehrern Orten sich mu"s in Schiffen "uberfahren lassen. %S.162 Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, %S.162 riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine %S.162 Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hin"uberkommen %S.162 k"onnte. Der Mann verstand wegen der Weite und wegen %S.162 ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein %S.162 Trierisch: >>Wat? Wat?<< Da meinte der Herr Schulz, er %S.162 spr"ache nicht anders als: >>Wade, wade durchs Wasser<<, %S.162 und hub an, weil er der vorderste war, sich auf den Weg %S.162 zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, %S.162 so versank er in den Schlamm und in die antreibenden %S.162 tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hin"uber an %S.162 das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und %S.162 quakte >>wat, wat, wat<<. Die sechs andern h"orten das %S.162 dr"uben und sprachen: >>Unser Gesell, der Herr Schulz, %S.162 ruft uns, kann er hin"uberwaden, warum wir nicht auch?<< %S.162 Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und %S.162 ertranken, also da"s ein Frosch ihrer sechse ums Leben %S.162 brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder %S.162 nach Haus kam. %S.162