% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von H. Shouzaki, am 26. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 116: Das blaue Licht} \markright{KHM 116: Das blaue Licht} Es war einmal ein Soldat, der hatte dem K"onig lange %S.151 Jahre treu gedient; als aber der Krieg zu Ende war und %S.151 der Soldat, der vielen Wunden wegen, die er empfangen %S.151 hatte, nicht weiter dienen konnte, sprach der K"onig zu %S.151 ihm: >>Du kannst heimgehen, ich brauche dich nicht %S.151 mehr; Geld bekommst du weiter nicht, denn Lohn erh"alt %S.151 nur der, welcher mir Dienste daf"ur leistet.<< Da wu"ste %S.151 der Soldat nicht, womit er sein Leben fristen sollte; ging %S.151 voll Sorgen fort und ging den ganzen Tag, bis er abends %S.151 in einen Wald kam. Als die Finsternis einbrach, sah er ein %S.151 Licht, dem n"aherte er sich und kam zu einem Haus, %S.151 darin wohnte eine Hexe. >>Gib mir doch ein Nachtlager %S.151 und ein wenig Essen und Trinken<<, sprach er zu ihr, >>ich %S.151 verschmachte sonst.<< >>Oho!<< antwortete sie, >>wer gibt %S.151 einem verlaufenen Soldaten etwas? Doch will ich barmherzig %S.151 sein und dich aufnehmen, wenn du tust, was ich %S.151 verlange.<< >>Was verlangst du?<< fragte der Soldat. >>Da"s %S.151 du mir morgen meinen Garten umgr"abst.<< Der Soldat %S.151 willigte ein und arbeitete den folgenden Tag aus allen %S.151 Kr"aften, konnte aber vor Abend nicht fertig werden. %S.151 >>Ich sehe wohl<<, sprach die Hexe, >>da"s du heute nicht %S.151 weiter kannst; ich will dich noch eine Nacht behalten, %S.151 daf"ur sollst du mir morgen ein Fuder Holz spalten und %S.151 klein machen.<< Der Soldat brauchte dazu den ganzen %S.151 Tag, und abends machte ihm die Hexe den Vorschlag, %S.151 noch eine Nacht zu bleiben. >>Du sollst mir morgen nur %S.151 eine geringe Arbeit tun, hinter meinem Hause ist ein %S.151 alter, wasserleerer Brunnen, in den ist mir mein Licht %S.151 gefallen, es brennt blau und verlischt nicht, das sollst du %S.151 mir wieder heraufholen.<< Den andern Tag f"uhrte ihn die %S.151 Alte zu dem Brunnen und lie"s ihn in einem Korb hinab. %S.151 Er fand das blaue Licht und machte ein Zeichen, da"s sie %S.151 ihn wieder hinaufziehen sollte. Sie zog ihn auch in die %S.152 H"ohe, als er aber dem Rand nahe war, reichte sie die %S.152 Hand hinab und wollte ihm das blaue Licht abnehmen. %S.152 >>Nein<<, sagte er und merkte ihre b"osen Gedanken, >>das %S.152 Licht gebe ich dir nicht eher, als bis ich mit beiden F"u"sen %S.152 auf dem Erdboden stehe.<< Da geriet die Hexe in Wut, %S.152 lie"s ihn wieder hinab in den Brunnen fallen und ging %S.152 fort. %S.152 Der arme Soldat fiel, ohne Schaden zu nehmen, auf den %S.152 feuchten Boden, und das blaue Licht brannte fort, aber %S.152 was konnte ihm das helfen? Er sah wohl, da"s er dem Tod %S.152 nicht entgehen w"urde. Er sa"s eine Weile ganz traurig, da %S.152 griff er zuf"allig in seine Tasche und fand seine Tabakspfeife, %S.152 die noch halb gestopft war. >>Das soll dein letztes %S.152 Vergn"ugen sein<<, dachte er, zog sie heraus, z"undete sie %S.152 an dem blauen Licht an und fing an zu rauchen. Als der %S.152 Dampf in der H"ohle umhergezogen war, stand auf einmal %S.152 ein kleines schwarzes M"annchen vor ihm und fragte: %S.152 >>Herr, was befiehlst du?<< >>Was habe ich dir zu befehlen?<< %S.152 erwiderte der Soldat ganz verwundert. >>Ich mu"s %S.152 alles tun<<, sagte das M"annchen, >>was du verlangst.<< %S.152 >>Gut<<, sprach der Soldat, >>so hilf mir zuerst aus dem %S.152 Brunnen.<< Das M"annchen nahm ihn bei der Hand und %S.152 f"uhrte ihn durch einen unterirdischen Gang, verga"s aber %S.152 nicht, das blaue Licht mitzunehmen. Es zeigte ihm %S.152 unterwegs die Sch"atze, welche die Hexe zusammengebracht %S.152 und da versteckt hatte, und der Soldat nahm so %S.152 viel Gold, als er tragen konnte. Als er oben war, sprach %S.152 er zu dem M"annchen: >>Nun geh hin, bind die alte Hexe %S.152 und f"uhre sie vor das Gericht.<< Nicht lange, so kam sie %S.152 auf einem wilden Kater mit furchtbarem Geschrei schnell %S.152 wie der Wind vorbeigeritten, und es dauerte abermals %S.152 nicht lang, so war das M"annchen zur"uck. >>Es ist alles %S.152 ausgerichtet<<, sprach es, >>und die Hexe h"angt schon am %S.152 Galgen.<< >>Herr, was befiehlst du weiter?<< fragte der %S.152 Kleine. >>In dem Augenblick nichts<<, antwortete der %S.152 Soldat, >>du kannst nach Haus gehen; sei nur gleich bei %S.153 der Hand, wenn ich dich rufe.<< >>Es ist nichts n"otig<<, %S.153 sprach das M"annchen, >>als da"s du deine Pfeife an dem %S.153 blauen Licht anz"undest, dann stehe ich gleich vor dir.<< %S.153 Darauf verschwand es vor seinen Augen. %S.153 Der Soldat kehrte in die Stadt zur"uck, aus der er gekommen %S.153 war. Er ging in den besten Gasthof und lie"s sich %S.153 sch"one Kleider machen, dann befahl er dem Wirt, ihm %S.153 ein Zimmer so pr"achtig als m"oglich einzurichten. Als es %S.153 fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das %S.153 schwarze M"annchen und sprach: >>Ich habe dem K"onig %S.153 treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich %S.153 hungern lassen, daf"ur will ich jetzt Rache nehmen.<< %S.153 >>Was soll ich tun?<< fragte der Kleine. >>Sp"at abends, %S.153 wenn die K"onigstochter im Bett liegt, so bring sie schlafend %S.153 hierher, sie soll M"agdedienste bei mir tun.<< Das %S.153 M"annchen sprach: >>F"ur mich ist das ein leichtes, f"ur dich %S.153 aber ein gef"ahrliches Ding, wenn das herauskommt, wird %S.153 es dir schlimm ergehen.<< Als es zw"olf geschlagen hatte, %S.153 sprang die T"ure auf, und das M"annchen trug die K"onigstochter %S.153 herein. >>Aha, bist du da?<< rief der Soldat. %S.153 >>Frisch an die Arbeit! Geh, hol den Besen und kehr die %S.153 Stube.<< Als sie fertig war, hie"s er sie zu seinem Sessel %S.153 kommen, streckte ihr die F"u"se entgegen und sprach: %S.153 >>Zieh mir die Stiefel aus<<, warf sie ihr dann ins Gesicht, %S.153 und sie mu"ste sie aufheben, reinigen und gl"anzend %S.153 machen. Sie tat aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, %S.153 stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei %S.153 dem ersten Hahnschrei trug sie das M"annchen wieder in %S.153 das k"onigliche Schlo"s und in ihr Bett zur"uck. %S.153 Am andern Morgen, als die K"onigstochter aufgestanden %S.153 war, ging sie zu ihrem Vater und erz"ahlte ihm, sie h"atte %S.153 einen wunderlichen Traum gehabt. >>Ich ward durch die %S.153 Stra"sen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer %S.153 eines Soldaten gebracht, dem mu"ste ich als Magd %S.153 dienen und aufwarten und alle gemeine Arbeit tun, die %S.153 Stube kehren und die Stiefel putzen. Es war nur ein %S.154 Traum, und doch bin ich so m"ude, als wenn ich wirklich %S.154 alles getan h"atte.<< >>Der Traum k"onnte wahr gewesen %S.154 sein<<, sprach der K"onig, >>ich will dir einen Rat geben, %S.154 stecke deine Tasche voll Erbsen und mache ein klein %S.154 Loch in die Tasche, wirst du wieder abgeholt, so fallen %S.154 sie heraus und lassen die Spur auf der Stra"se.<< Als der %S.154 K"onig so sprach, stand das M"annchen unsichtbar dabei %S.154 und h"orte alles mit an. Nachts, als es die schlafende %S.154 K"onigstochter wieder durch die Stra"sen trug, fielen zwar %S.154 einzelne Erbsen aus der Tasche, aber sie konnten keine %S.154 Spur machen, denn das listige M"annchen hatte vorher in %S.154 allen Stra"sen Erbsen verstreut. Die K"onigstochter aber %S.154 mu"ste wieder bis zum Hahnenschrei M"agdedienste %S.154 tun. %S.154 Der K"onig schickte am folgenden Morgen seine Leute %S.154 aus, welche die Spur suchen sollten, aber es war vergeblich, %S.154 denn in allen Stra"sen sa"sen die armen Kinder und %S.154 lasen Erbsen auf und sagten: >>Es hat heut nacht Erbsen %S.154 geregnet.<< >>Wir m"ussen etwas anderes aussinnen<<, %S.154 sprach der K"onig, >>behalt deine Schuh an, wenn du dich %S.154 zu Bett legst, und ehe du von dort zur"uckkehrst, verstecke %S.154 einen davon; ich will ihn schon finden.<< Das %S.154 schwarze M"annchen vernahm den Anschlag, und als der %S.154 Soldat abends verlangte, er sollte die K"onigstochter wieder %S.154 herbeitragen, riet es ihm ab und sagte, gegen diese %S.154 List w"u"ste es kein Mittel, und wenn der Schuh bei ihm %S.154 gefunden w"urde, so k"onnte es ihm schlimm ergehen. %S.154 >>Tue, was ich dir sage<<, erwiderte der Soldat, und die %S.154 K"onigstochter mu"ste auch in der dritten Nacht wie eine %S.154 Magd arbeiten; sie versteckte aber, ehe sie zur"uckgetragen %S.154 wurde, einen Schuh unter das Bett. %S.154 Am andern Morgen lie"s der K"onig in der ganzen Stadt %S.154 den Schuh seiner Tochter suchen; er ward bei dem %S.154 Soldaten gefunden, und der Soldat selbst, der sich auf %S.154 Bitten des Kleinen zum Tor hinausgemacht hatte, ward %S.154 bald eingeholt und ins Gef"angnis geworfen. Er hatte sein %S.155 Bestes bei der Flucht vergessen, das blaue Licht und das %S.155 Gold, und hatte nur noch einen Dukaten in der Tasche. %S.155 Als er nun, mit Ketten belastet, an dem Fenster seines %S.155 Gef"angnisses stand, sah er einen seiner Kameraden vorbeigehen. %S.155 Er klopfte an die Scheibe, und als er herbeikam, %S.155 sagte er: >>Sei so gut und hol mir das kleine B"undelchen, %S.155 das ich in dem Gasthaus habe liegen lassen, ich %S.155 gebe dir daf"ur einen Dukaten.<< Der Kamerad lief hin und %S.155 brachte ihm das Verlangte. Sobald der Soldat wieder %S.155 allein war, steckte er seine Pfeife an und lie"s das %S.155 schwarze M"annchen kommen. >>Sei ohne Furcht<<, sprach %S.155 es zu seinem Herrn, >>geh hin, wo sie dich hinf"uhren, %S.155 und la"s alles geschehen, nimm nur das blaue Licht mit.<< %S.155 Am anderen Tag ward Gericht "uber den Soldaten gehalten, %S.155 und obgleich er nichts B"oses getan hatte, verurteilte %S.155 ihn der Richter doch zum Tode. Als er nun hinausgef"uhrt %S.155 wurde, bat er den K"onig um eine letzte Gnade. %S.155 >>Was f"ur eine?<< fragte der K"onig. >>Da"s ich auf dem Weg %S.155 noch eine Pfeife rauchen darf.<< >>Du kannst drei rauchen<<, %S.155 antwortete der K"onig, >>aber glaube nicht, da"s ich %S.155 dir das Leben schenke.<< Da zog der Soldat seine Pfeife %S.155 heraus und z"undete sie an dem blauen Licht an, und wie %S.155 ein paar Ringel von Rauch aufgestiegen waren, so stand %S.155 schon das M"annchen da, hatte einen kleinen Kn"uppel in %S.155 der Hand und sprach: >>Was befiehlt mein Herr?<< %S.155 >>Schlag mir da die falschen Richter und ihre H"ascher zu %S.155 Boden, und verschone auch den K"onig nicht, der mich so %S.155 schlecht behandelt hat.<< Da fuhr das M"annchen wie der %S.155 Blitz, zickzack, hin und her, und wen es mit seinem %S.155 Kn"uppel nur anr"uhrte, der fiel schon zu Boden und %S.155 getraute sich nicht mehr zu regen. Dem K"onig ward %S.155 angst, er legte sich auf das Bitten, und um nur das Leben %S.155 zu behalten, gab er dem Soldat das Reich und seine %S.155 Tochter zur Frau. %S.155