% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von H. Shouzaki, am 26. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 115: Die klare Sonne bringt's an den Tag} \markright{KHM 115: Die klare Sonne bringt's an den Tag} Ein Schneidergesell reiste in der Welt auf sein Handwerk %S.149 herum und konnte er einmal keine Arbeit finden und war %S.149 die Armut bei ihm so gro"s, da"s er keinen Heller Zehrgeld %S.149 hatte. In der Zeit begegnete ihm auf dem Weg ein %S.149 Jude, und da dachte er, der h"atte viel Geld bei sich, und %S.149 stie"s Gott aus seinem Herzen, ging auf ihn los und %S.149 sprach: >>Gib mir dein Geld, oder ich schlag dich tot.<< %S.149 Da sagte der Jude: >>Schenkt mir doch das Leben, Geld %S.149 hab ich keins und nicht mehr als acht Heller.<< Der %S.149 Schneider aber sprach: >>Du hast doch Geld, und das soll %S.149 auch heraus<<, brauchte Gewalt und schlug ihn so lange, %S.149 bis er nah am Tod war. Und wie der Jude nun sterben %S.149 wollte, sprach er das letzte Wort: >>Die klare Sonne wird %S.149 es an den Tag bringen!<<, und starb damit. Der Schneidergesell %S.149 griff ihm in die Tasche und suchte nach Geld, er %S.149 fand aber nicht mehr als die acht Heller, wie der Jude %S.149 gesagt hatte. Da packte er ihn auf, trug ihn hinter einen %S.150 Busch und zog weiter auf sein Handwerk. Wie er nun %S.150 lange Zeit gereist war, kam er in eine Stadt bei einem %S.150 Meister in Arbeit, der hatte eine sch"one Tochter, in die %S.150 verliebte er sich und heiratete sie und lebte in einer guten, %S.150 vergn"ugten Ehe. %S.150 "Uber lang, als sie schon zwei Kinder hatten, starben %S.150 Schwiegervater und Schwiegermutter, und die jungen %S.150 Leute hatten den Haushalt allein. Eines Morgens, wie %S.150 der Mann auf dem Tisch vor dem Fenster sa"s, brachte %S.150 ihm die Frau den Kaffee, und als er ihn in die Unterschale %S.150 ausgegossen hatte und eben trinken wollte, da %S.150 schien die Sonne darauf, und der Widerschein blinkte %S.150 oben an der Wand so hin und her und machte Kringel %S.150 daran. Da sah der Schneider hinauf und sprach: >>Ja, die %S.150 will's gern an den Tag bringen und kann's nicht!<< Die %S.150 Frau sprach: >>Ei, lieber Mann, was ist denn das? Was %S.150 meinst du damit?<< Er antwortete: >>Das darf ich dir nicht %S.150 sagen.<< Sie aber sprach: >>Wenn du mich liebhast, mu"st %S.150 du mir's sagen<<, und gab ihm die allerbesten Worte, es %S.150 sollt's kein Mensch wiedererfahren, und lie"s ihm keine %S.150 Ruhe. Da erz"ahlte er, vor langen Jahren, wie er auf der %S.150 Wanderschaft ganz abgerissen und ohne Geld gewesen, %S.150 habe er einen Juden erschlagen, und der Jude habe in der %S.150 letzten Todesangst die Worte gesprochen: >>Die klare %S.150 Sonne wird's an den Tag bringen!<< Nun h"att's die Sonne %S.150 eben gern an den Tag bringen wollen und h"att an der %S.150 Wand geblinkt und Kringel gemacht, sie h"att's aber nicht %S.150 gekonnt. Danach bat er sie noch besonders, sie d"urfte es %S.150 niemand sagen, sonst k"am er um sein Leben, das versprach %S.150 sie auch. Als er sich aber zur Arbeit gesetzt hatte, %S.150 ging sie zu ihrer Gevatterin und vertraute ihr die %S.150 Geschichte, sie d"urfte sie aber keinem Menschen wiedersagen; %S.150 ehe aber drei Tage vergingen, wu"ste es die ganze %S.150 Stadt, und der Schneider kam vor das Gericht und ward %S.150 gerichtet. Da brachte es doch die klare Sonne an den Tag. %S.150