% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 14. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 106: Der arme M"ullerbursch und das K"atzchen} \markright{KHM 106: Der arme M"ullerbursch und das K"atzchen} In einer M"uhle lebte ein alter M"uller, der hatte weder %S.102 Frau noch Kinder, und drei M"ullerburschen dienten bei %S.102 ihm. Wie sie nun etliche Jahre bei ihm gewesen waren, %S.102 sagte er eines Tags zu ihnen: >>Ich bin alt und will mich %S.102 hinter den Ofen setzen; zieht aus, und wer mir das beste %S.102 Pferd nach Haus bringt, dem will ich die M"uhle geben, %S.102 und er soll mich daf"ur bis an meinen Tod verpflegen.<< %S.102 Der dritte von den Burschen war aber der Kleinknecht, %S.102 der ward von den andern f"ur albern gehalten, dem g"onnten %S.102 sie die M"uhle nicht; und er wollte sie hernach nicht %S.102 einmal. Da zogen alle drei miteinander aus, und wie sie %S.102 vor das Dorf kamen, sagten die zwei zu dem albernen %S.102 Hans: >>Du kannst nur hierbleiben, du kriegst dein Lebtag %S.102 keinen Gaul.<< Hans aber ging doch mit, und als es %S.102 Nacht war, kamen sie an eine H"ohle, da hinein legten sie %S.102 sich schlafen. Die zwei Klugen warteten, bis Hans eingeschlafen %S.102 war, dann stiegen sie auf, machten sich fort und %S.102 lie"sen H"anschen liegen und meinten's recht fein gemacht %S.102 zu haben; ja, es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun %S.102 die Sonne kam und Hans aufwachte, lag er in einer tiefen %S.102 H"ohle; er guckte sich "uberall um und rief: >>Ach Gott, %S.102 wo bin ich!<< Da erhob er sich und krappelte die H"ohle %S.102 hinauf, ging in den Wald und dachte: >>Ich bin %S.102 hier ganz allein und verlassen, wie soll ich nun zu einem %S.103 Pferd kommen!<< Indem er so in Gedanken dahinging, %S.103 begegnete ihm ein kleines buntes K"atzchen, das sprach %S.103 ganz freundlich: >>Hans, wo willst du hin?<< >>Ach, du %S.103 kannst mir doch nicht helfen.<< >>Was dein Begehren ist, %S.103 wei"s ich wohl<<, sprach das K"atzchen, >>du willst einen %S.103 h"ubschen Gaul haben. Komm mit mir und sei sieben %S.103 Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen %S.103 geben, sch"oner, als du dein Lebtag einen gesehen hast.<< %S.103 >>Nun, das ist eine wunderliche Katze<<, dachte Hans, %S.103 >>aber sehen will ich doch, ob das wahr ist, was sie sagt.<< %S.103 Da nahm sie ihn mit in ihr verw"unschtes Schl"o"schen und %S.103 hatte da lauter K"atzchen, die ihr dienten; die sprangen %S.103 flink die Treppe auf und ab, waren lustig und guter %S.103 Dinge. Abends, als sie sich zu Tisch setzten, mu"sten drei %S.103 Musik machen: eins strich den Ba"s, das andere die %S.103 Geige, das dritte setzte die Trompete an und blies die %S.103 Ba"cken auf, so sehr es nur konnte. Als sie gegessen %S.103 hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze %S.103 sagte: >>Nun komm, Hans, und tanze mit mir.<< >>Nein<<, %S.103 antwortete er, >>mit einer Miezekatze tanze ich nicht, das %S.103 habe ich noch niemals getan.<< >>So bringt ihn ins Bett<<, %S.103 sagte sie zu den K"atzchen. Da leuchtete ihm eins in seine %S.103 Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die %S.103 Str"umpfe, und zuletzt blies eins das Licht aus. Am %S.103 andern Morgen kamen sie wieder und halfen ihm aus %S.103 dem Bett: eins zog ihm die Str"umpfe an, eins band ihm %S.103 die Strumpfb"ander, eins holte die Schuhe, eins wusch %S.103 ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das %S.103 Gesicht ab. >>Das tut recht sanft<<, sagte Hans. Er mu"ste %S.103 aber auch der Katze dienen und alle Tage Holz kleinmachen; %S.103 dazu kriegte er eine Axt von Silber und die Keile %S.103 und S"age von Silber, und der Schl"ager war von Kupfer. %S.103 Nun, da machte er's klein, blieb da im Haus, hatte sein %S.103 gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als die bunte %S.103 Katze und ihr Gesinde. Einmal sagte sie zu ihm: >>Geh %S.103 hin und m"ahe meine Wiese und mache das Gras tro"cken<<, %S.104 und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold %S.104 einen Wetzstein, hie"s ihn aber auch alles wieder richtig %S.104 abliefern. Da ging Hans hin und tat, was ihm gehei"sen %S.104 war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein %S.104 und Heu nach Haus und fragte, ob sie ihm noch nicht %S.104 seinen Lohn geben wollte. >>Nein<<, sagte die Katze, >>du %S.104 sollst mir erst noch einerlei tun, da ist Bauholz von %S.104 Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen und was n"otig ist, alles %S.104 von Silber, daraus baue mir erst ein kleines H"auschen.<< %S.104 Da baute Hans das H"auschen fertig und sagte, er h"atte %S.104 nun alles getan und h"atte noch kein Pferd. Doch waren %S.104 ihm die sieben Jahre herumgegangen wie ein halbes. %S.104 Fragte die Katze, ob er ihre Pferde sehen wollte. >>Ja<<, %S.104 sagte Hans. Da machte sie ihm das H"auschen auf, und %S.104 weil sie die T"ure so aufmacht, da stehen zw"olf Pferde, %S.104 ach, die waren gewesen ganz stolz, die hatten gebl"ankt %S.104 und gespiegelt, da"s sich sein Herz im Leibe dar"uber %S.104 freute. Nun gab sie ihm zu essen und zu trinken und %S.104 sprach: >>Geh heim, dein Pferd geb ich dir nicht mit; in %S.104 drei Tagen aber komm ich und bringe dir's nach.<< Also %S.104 machte Hans sich auf, und sie zeigte ihm den Weg zur %S.104 M"uhle. Sie hatte ihm aber nicht einmal ein neues Kleid %S.104 gegeben, sondern er mu"ste sein altes lumpiges Kittelchen %S.104 behalten, das er mitgebracht hatte und das ihm in den %S.104 sieben Jahren "uberall zu kurz geworden war. Wie er nun %S.104 heimkam, so waren die beiden andern M"ullerburschen %S.104 auch wieder da; jeder hatte zwar sein Pferd mitgebracht, %S.104 aber des einen seins war blind, des andern seins lahm. Sie %S.104 fragten: >>Hans, wo hast du dein Pferd?<< >>In drei Tagen %S.104 wird's nachkommen.<< Da lachten sie und sagten: >>Ja du, %S.104 Hans, wo willst du ein Pferd herkriegen, das wird was %S.104 Rechtes sein!<< Hans ging in die Stube, der M"uller sagte %S.104 aber, er sollte nicht an den Tisch kommen, er w"are so %S.104 zerrissen und zerlumpt, man m"u"ste sich sch"amen, wenn %S.104 jemand hereink"ame. Da gaben sie ihm ein bi"schen Essen %S.104 hinaus, und wie sie abends schlafen gingen, wollten ihm %S.105 die zwei andern kein Bett geben, und er mu"ste endlich %S.105 ins G"ansest"allchen kriechen und sich auf ein wenig hartes %S.105 Stroh legen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon %S.105 die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit %S.105 sechs Pferden, ei, die gl"anzten, da"s es sch"on war, und ein %S.105 Bedienter, der brachte noch ein siebentes, das war f"ur %S.105 den armen M"ullerbursch. Aus der Kutsche aber stieg eine %S.105 pr"achtige K"onigstochter und ging in die M"uhle hinein, %S.105 und die K"onigstochter war das kleine bunte K"atzchen, %S.105 dem der arme Hans sieben Jahr gedient hatte. Sie fragte %S.105 den M"uller, wo der Mahlbursch, der Kleinknecht, w"are. %S.105 Da sagte der M"uller: >>Den k"onnen wir nicht in die %S.105 M"uhle nehmen, der ist so verrissen und liegt im G"ansestall.<< %S.105 Da sagte die K"onigstochter, sie sollten ihn gleich %S.105 holen. Also holten sie ihn heraus, und er mu"ste sein %S.105 Kittelchen zusammenpa"cken, um sich zu bede"cken. Da %S.105 schnallte der Bediente pr"achtige Kleider aus und mu"ste %S.105 ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte %S.105 kein K"onig sch"oner aussehen. Danach verlangte die %S.105 Jungfrau, die Pferde zu sehen, welche die andern Mahlburschen %S.105 mitgebracht hatten, eins war blind, das andere %S.105 lahm. Da lie"s sie den Bedienten das siebente Pferd %S.105 bringen; wie der M"uller das sah, sprach er, so eins war %S.105 ihm noch nicht auf den Hof gekommen; >>und das ist f"ur %S.105 den dritten Mahlbursch<<, sagte sie. >>Da mu"s er die %S.105 M"uhle haben<<, sagte der M"uller, die K"onigstochter aber %S.105 sprach, da w"are das Pferd, er sollte seine M"uhle auch %S.105 behalten, und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in %S.105 die Kutsche und f"ahrt mit ihm fort. Sie fahren zuerst %S.105 nach dem kleinen H"auschen, das er mit dem silbernen %S.105 Werkzeug gebaut hat, da ist es ein gro"ses Schlo"s, und ist %S.105 alles darin von Silber und Gold; und da hat sie ihn %S.105 geheiratet, und war er reich, so reich, da"s er f"ur sein %S.105 Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, da"s wer %S.105 albern ist, deshalb nichts Rechtes werden k"onne. %S.105