% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 14. Januar 2001 % \maerchentitel{KHM 102: Der Zaunk"onig und der B"ar} \markright{KHM 102: Der Zaunk"onig und der B"ar} Zur Sommerszeit gingen einmal der B"ar und der Wolf im %S.92 Wald spazieren, da h"orte der B"ar so sch"onen Gesang von %S.92 einem Vogel und sprach: >>Bruder Wolf, was ist das f"ur %S.92 ein Vogel, der so sch"on singt?<< >>Das ist der K"onig der %S.92 V"ogel<<, sagte der Wolf, >>vor dem m"ussen wir uns neigen<<, %S.92 es war aber der Zaunk"onig. >>Wenn das ist<<, sagte %S.92 der B"ar, >>so m"ocht ich auch gerne seinen k"oniglichen %S.92 Palast sehen, komm und f"uhre mich hin.<< >>Das geht %S.92 nicht so, wie du meinst<<, sprach der Wolf, >>du mu"st %S.92 warten, bis die Frau K"onigin kommt.<< Bald darauf kam %S.92 die Frau K"onigin und hatte Futter im Schnabel, und der %S.92 Herr K"onig auch, und wollten ihre Jungen "atzen. Der %S.92 B"ar w"are gerne nun gleich hinterdreingegangen, aber der %S.92 Wolf hielt ihn am "Armel und sagte: >>Nein, du mu"st %S.92 warten, bis Herr und Frau K"onigin wieder fort sind.<< %S.92 Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, %S.92 und trabten wieder ab. Der B"ar aber hatte keine Ruhe, %S.92 wollte den k"oniglichen Palast sehen und ging nach einer %S.92 kurzen Weile wieder vor. Da waren K"onig und K"onigin %S.92 richtig ausgeflogen; er guckte hinein und sah f"unf oder %S.93 sechs Junge, die lagen darin. >>Ist das der k"onigliche %S.93 Palast!<< rief der B"ar. >>Das ist ein erb"armlicher Palast! Ihr %S.93 seid auch keine K"onigskinder, ihr seid unehrliche Kinder.<< %S.93 Wie das die jungen Zaunk"onige h"orten, wurden sie %S.93 gewaltig b"os und schrien: >>Nein, das sind wir nicht, %S.93 unsere Eltern sind ehrliche Leute; B"ar, das soll ausgemacht %S.93 werden mit dir.<< Dem B"ar und dem Wolf ward %S.93 angst, sie kehrten um und setzten sich in ihre H"ohlen. %S.93 Die jungen Zaunk"onige aber schrien und l"armten fort, %S.93 und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie: %S.93 >>Wir r"uhren kein Fliegenbeinchen an, und sollten wir %S.93 verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir ehrliche %S.93 Kinder sind oder nicht: der B"ar ist da gewesen und hat %S.93 uns gescholten.<< Da sagte der alte K"onig: >>Seid nur %S.93 ruhig, das soll ausgemacht werden.<< Flog darauf mit der %S.93 Frau K"onigin dem B"aren vor seine H"ohle und rief hinein: %S.93 >>Alter Brummb"ar, warum hast du meine Kinder gescholten? %S.93 Das soll dir "ubel bekommen, das wollen wir in %S.93 einem blutigen Krieg ausmachen.<< Also war dem B"aren %S.93 der Krieg angek"undigt und ward alles vierf"u"sige Getier %S.93 berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh und was die %S.93 Erde sonst alles tr"agt. Der Zaunk"onig aber berief alles, %S.93 was in der Luft fliegt; nicht allein die V"ogel gro"s und %S.93 klein, sondern auch die M"ucken, Hornissen, Bienen und %S.93 Fliegen mu"sten herbei. %S.93 Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da %S.93 schickte der Zaunk"onig Kundschafter aus, wer der kommandierende %S.93 General des Feindes w"are. Die M"ucke war %S.93 die listigste von allen, schw"armte im Wald, wo der Feind %S.93 sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt %S.93 auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da %S.93 stand der B"ar, rief den Fuchs vor sich und sprach: %S.93 >>Fuchs, du bist der schlauste unter allem Getier, du sollst %S.93 General sein und uns anf"uhren.<< >>Gut<<, sagte der Fuchs, %S.93 >>aber was f"ur Zeichen wollen wir verabreden?<< Niemand %S.93 wu"ste es. Da sprach der Fuchs: >>Ich habe einen sch"onen, %S.94 langen buschigen Schwanz, der sieht aus fast wie ein %S.94 roter Federbusch; wenn ich den Schwanz in die H"ohe %S.94 halte, so geht die Sache gut, und ihr m"u"st darauf losmarschieren; %S.94 la"s ich ihn aber herunterh"angen, so lauft, was %S.94 ihr k"onnt.<< Als die M"ucke das geh"ort hatte, flog sie %S.94 wieder heim und verriet dem Zaunk"onig alles haarklein. %S.94 Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte geliefert %S.94 werden, hu, da kam das vierf"u"sige Getier dahergerennt %S.94 mit Gebraus, da"s die Erde zitterte; Zaunk"onig mit seiner %S.94 Armee kam auch durch die Luft daher, die %S.94 schnurrte, schrie und schw"armte, da"s einem angst und %S.94 bange ward; und gingen sie da von beiden Seiten aneinander. %S.94 Der Zaunk"onig aber schickte die Hornisse hinab, %S.94 sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und %S.94 aus Leibeskr"aften stechen. Wie nun der Fuchs den %S.94 ersten Stich bekam, zuckte er, da"s er das eine Bein %S.94 aufhob, doch ertrug er's und hielt den Schwanz noch in %S.94 der H"ohe; beim zweiten Stich mu"st er ihn einen Augenblick %S.94 herunterlassen; beim dritten aber konnte er sich %S.94 nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen %S.94 die Beine. Wie das die Tiere sahen, meinten sie, %S.94 alles w"are verloren, und fingen an zu laufen, jeder in %S.94 seine H"ohle; und hatten die V"ogel die Schlacht gewonnen. %S.94 Da flog der Herr K"onig und die Frau K"onigin heim zu %S.94 ihren Kindern und riefen: >>Kinder, seid fr"ohlich, e"st und %S.94 trinkt nach Herzenslust, wir haben den Krieg gewonnen.<< %S.94 Die jungen Zaunk"onige aber sagten: >>Noch essen %S.94 wir nicht, der B"ar soll erst vors Nest kommen und %S.94 Abbitte tun und soll sagen, da"s wir ehrliche Kinder %S.94 sind.<< Da flog der Zaunk"onig vor das Loch des B"aren %S.94 und rief: >>Brummb"ar, du sollst vor das Nest zu meinen %S.94 Kindern gehen und Abbitte tun und sagen, da"s sie %S.94 ehrliche Kinder sind, sonst sollen dir die Rippen im Leib %S.94 zertreten werden.<< Da kroch der B"ar in der gr"o"sten %S.95 Angst hin und tat Abbitte. Jetzt waren die jungen Zaunk"onige %S.95 erst zufrieden, setzten sich zusammen, a"sen und %S.95 tranken und machten sich lustig bis in die sp"ate Nacht %S.95 hinein. %S.95