% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 01. April 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 100: Des Teufels ru"siger Bruder} \markright{KHM 100: Des Teufels ru"siger Bruder} Ein abgedankter Soldat hatte nichts zu leben und wu"ste %S.83 sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald, %S.83 und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein %S.83 kleines M"annchen, das war aber der Teufel. Das M"annchen %S.83 sagte zu ihm: >>Was fehlt dir? Du siehst ja so %S.83 tr"ubselig aus.<< Da sprach der Soldat: >>Ich habe Hunger, %S.83 aber kein Geld.<< Der Teufel sagte: >>Willst du dich bei %S.83 mir vermieten und mein Knecht sein, so sollst du f"ur dein %S.83 Lebtag genug haben; sieben Jahre sollst du mir dienen, %S.83 hernach bist du wieder frei. Aber eins sag ich dir, du %S.83 darfst dich nicht waschen, nicht k"ammen, nicht schnippen, %S.83 keine N"agel und Haare abschneiden und kein Wasser %S.83 aus den Augen wischen.<< Der Soldat sprach: >>Frisch %S.83 dran, wenn's nicht anders sein kann<<, und ging mit dem %S.83 M"annchen fort, das f"uhrte ihn geradewegs in die H"olle %S.83 hinein. Dann sagte es ihm, was er zu tun h"atte: er m"u"ste %S.83 das Feuer sch"uren unter den Kesseln, wo die H"ollenbraten %S.83 drins"a"sen, das Haus reinhalten, den Kehrdreck hinter %S.83 die T"ure tragen und "uberall auf Ordnung sehen; aber %S.83 guckte er ein einziges Mal in die Kessel hinein, so w"urde %S.83 es ihm schlimm ergehen. Der Soldat sprach: >>Es ist gut, %S.83 ich will's schon besorgen.<< Da ging nun der alte Teufel %S.83 wieder hinaus auf seine Wanderung, und der Soldat trat %S.83 seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte und trug den %S.83 Kehrdreck hinter die T"ure, alles, wie es befohlen war. %S.83 Wie der alte Teufel wiederkam, sah er nach, ob alles %S.83 geschehen war, zeigte sich zufrieden und ging zum zweitenmal %S.83 fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht %S.84 um, da standen die Kessel ringsherum in der H"olle, und %S.84 war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und %S.84 brutzelte darin. Er h"atte f"ur sein Leben gerne hineingeschaut, %S.84 wenn es ihm der Teufel nicht so streng verboten %S.84 h"atte; endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob %S.84 vom ersten Kessel ein klein bi"schen den De"ckel auf und %S.84 guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier %S.84 darinsitzen: >>Aha, Vogel<<, sprach er, >>treff ich dich %S.84 hier? Du hast mich gehabt, jetzt hab ich dich<<, lie"s %S.84 geschwind den De"ckel fallen, sch"urte das Feuer und legte %S.84 noch frisch zu. Danach ging er zum zweiten Kessel, hob %S.84 ihn auch ein wenig auf und guckte, da sa"s sein F"ahnrich %S.84 darin: >>Aha, Vogel, treff ich dich hier? Du hast mich %S.84 gehabt, jetzt hab ich dich<<, machte den De"ckel wieder zu %S.84 und trug noch einen Klotz herbei, der sollte ihm erst %S.84 recht hei"s machen. Nun wollte er auch sehen, wer im %S.84 dritten Kessel s"a"se, da war's gar ein General: >>Aha, %S.84 Vogel, treff ich dich hier? Du hast mich gehabt, jetzt hab %S.84 ich dich<<, holte den Blasbalg und lie"s das H"ollenfeuer %S.84 recht unter ihm fla"ckern. Also tat er sieben Jahr seinen %S.84 Dienst in der H"olle, wusch sich nicht, k"ammte sich %S.84 nicht, schnippte sich nicht, schnitt sich die N"agel und %S.84 Haare nicht und wischte sich kein Wasser aus den %S.84 Augen; und die sieben Jahre waren ihm so kurz, da"s er %S.84 meinte, es w"are nur ein halbes Jahr gewesen. Als nun die %S.84 Zeit vollends herum war, kam der Teufel und sagte: %S.84 >>Nun, Hans, was hast du gemacht?<< >>Ich habe das Feuer %S.84 unter den Kesseln gesch"urt, ich habe gekehrt und den %S.84 Kehrdreck hinter die T"ure getragen.<< >>Aber du hast auch %S.84 in die Kessel geguckt; dein Gl"uck ist, da"s du noch Holz %S.84 zugelegt hast, sonst war dein Leben verloren; jetzt ist %S.84 deine Zeit herum, willst du wieder heim?<< >>Ja<<, sagte der %S.84 Soldat, >>ich wollt auch gerne sehen, was mein Vater %S.84 daheim macht.<< Sprach der Teufel: >>Damit du deinen %S.84 verdienten Lohn kriegst, geh und raffe dir deinen Ranzen %S.84 voll Kehrdreck und nimm's mit nach Haus. Du sollst %S.85 auch gehen ungewaschen und ungek"ammt, mit langen %S.85 Haaren am Kopf und am Bart, mit ungeschnittenen %S.85 N"ageln und mit tr"uben Augen, und wenn du gefragt %S.85 wirst, woher du k"amst, sollst du sagen: {\frq}Aus der H"olle{\flq}, %S.85 und wenn du gefragt wirst, wer du w"arst, sollst du sagen: %S.85 {\frq}Des Teufels ru"siger Bruder, und mein K"onig auch.{\flq}<< %S.85 Der Soldat schwieg still und tat, was der Teufel sagte, %S.85 aber er war mit seinem Lohn gar nicht zufrieden. %S.85 Sobald er nun wieder oben im Wald war, hob er seinen %S.85 Ranzen vom R"u"cken und wollt ihn aussch"utten; wie er %S.85 ihn aber "offnete, so war der Kehrdreck pures Gold %S.85 geworden. >>Das h"atte ich mir nicht gedacht<<, sprach er, %S.85 war vergn"ugt und ging in die Stadt hinein. Vor dem %S.85 Wirtshaus stand der Wirt, und wie ihn der herankommen %S.85 sah, erschrak er, weil Hans so entsetzlich aussah, "arger %S.85 als eine Vogelscheuche. Er rief ihn an und fragte: %S.85 >>Woher kommst du?<< >>Aus der H"olle.<< >>Wer bist du?<< %S.85 >>Dem Teufel sein ru"siger Bruder, und mein K"onig %S.85 auch.<< Nun wollte der Wirt ihn nicht einlassen, wie er %S.85 ihm aber das Gold zeigte, ging er und klinkte selber die %S.85 T"ure auf. Da lie"s sich Hans die beste Stube geben und %S.85 k"ostlich aufwarten, a"s und trank sich satt, wusch sich %S.85 aber nicht und k"ammte sich nicht, wie ihm der Teufel %S.85 gehei"sen hatte, und legte sich endlich schlafen. Dem %S.85 Wirt aber stand der Ranzen voll Gold vor Augen und %S.85 lie"s ihm keine Ruhe, bis er in der Nacht hinschlich und %S.85 ihn wegstahl. %S.85 Wie nun Hans am andern Morgen aufstand, den Wirt %S.85 bezahlen und weitergehen wollte, da war sein Ranzen %S.85 weg. Er fa"ste sich aber kurz, dachte: >>Du bist ohne %S.85 Schuld ungl"ucklich gewesen<<, und kehrte wieder um, %S.85 geradezu in die H"olle; da klagte er dem alten Teufel seine %S.85 Not und bat ihn um H"ulfe. Der Teufel sagte: >>Setze %S.85 dich, ich will dich waschen, k"ammen, schnippen, die %S.85 Haare und N"agel schneiden und die Augen auswischen<<, %S.85 und als er mit ihm fertig war, gab er ihm den Ranzen %S.86 wieder voll Kehrdreck und sprach: >>Geh hin und sage %S.86 dem Wirt, er sollte dir dein Gold wieder herausgeben, %S.86 sonst wollt ich kommen und ihn abholen, und er sollte %S.86 an deinem Platz das Feuer sch"uren.<< Hans ging hinauf %S.86 und sprach zum Wirt: >>Du hast mein Gold gestohlen, %S.86 gibst du's nicht wieder, so kommst du in die H"olle an %S.86 meinen Platz und sollst aussehen so gr"aulich wie ich.<< Da %S.86 gab ihm der Wirt das Gold und noch mehr dazu und bat %S.86 ihn, nur still davon zu sein; und Hans war nun ein %S.86 reicher Mann. %S.86 Hans machte sich auf den Weg heim zu seinem Vater, %S.86 kaufte sich einen schlechten Linnenkittel auf den Leib, %S.86 ging herum und machte Musik, denn das hatte er bei dem %S.86 Teufel in der H"olle gelernt. Es war aber ein alter K"onig %S.86 im Land, vor dem mu"st er spielen, und der geriet %S.86 dar"uber in solche Freude, da"s er dem Hans seine "alteste %S.86 Tochter zur Ehe versprach. Als die aber h"orte, da"s sie so %S.86 einen gemeinen Kerl im wei"sen Kittel heiraten sollte, %S.86 sprach sie: >>Eh ich das t"at, wollt ich lieber ins tiefste %S.86 Wasser gehen.<< Da gab ihm der K"onig die j"ungste, die %S.86 wollt's ihrem Vater zuliebe gerne tun; und also bekam %S.86 des Teufels ru"siger Bruder die K"onigstochter, und als %S.86 der alte K"onig gestorben war, auch das ganze Reich. %S.86