% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 01. April 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 98: Doktor Allwissend} \markright{KHM 98: Doktor Allwissend} Es war einmal ein armer Bauer namens \emph{Krebs}, der fuhr %S.75 mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte %S.75 es f"ur zwei Taler an einen Doktor. Wie ihm nun %S.75 das Geld ausbezahlt wurde, sa"s der Doktor gerade zu %S.75 Tisch; da sah der Bauer, wie er sch"on a"s und trank, und %S.75 das Herz ging ihm danach auf, und er w"are auch gern ein %S.75 Doktor gewesen. Also blieb er noch ein Weilchen stehen %S.75 und fragte endlich, ob er nicht auch k"onnte ein Doktor %S.76 werden. >>O ja<<, sagte der Doktor, >>das ist bald geschehen.<< %S.76 >>Was mu"s ich tun?<< fragte der Bau[e]r. >>Erstlich %S.76 kauf dir ein Abc-Buch, so eins, wo vorn ein G"o"ckelhahn %S.76 drin ist; zweitens mache deinen Wagen und deine zwei %S.76 Ochsen zu Geld und schaff dir damit Kleider an und was %S.76 sonst zur Doktorei geh"ort; drittens la"s dir ein Schild %S.76 malen mit den Worten {\frq}Ich bin der Doktor Allwissend{\flq} %S.76 und la"s das oben "uber deine Haust"ur nageln.<< Der Bauer %S.76 tat alles, wie's ihm gehei"sen war. Als er nun ein wenig %S.76 gedoktert hatte, aber noch nicht viel, ward einem reichen %S.76 gro"sen Herrn Geld gestohlen. Da ward ihm von dem %S.76 Doktor Allwissend gesagt, der in dem und dem Dorfe %S.76 wohnte und auch wissen m"u"ste, wo das Geld hingekommen %S.76 w"are. Also lie"s der Herr seinen Wagen anspannen, %S.76 fuhr hinaus ins Dorf und fragte bei ihm an, ob er der %S.76 Doktor Allwissend w"are. Ja, der w"ar er. So sollte er %S.76 mitgehen und das gestohlene Geld wiederschaffen. 0 ja, %S.76 aber die Grete, seine Frau, m"u"ste auch mit. Der Herr %S.76 war das zufrieden und lie"s sie beide in den Wagen sitzen, %S.76 und sie fuhren zusammen fort. Als sie auf den adligen %S.76 Hof kamen, war der Tisch gedeckt, da sollte er erst %S.76 mitessen. Ja, aber seine Frau, die Grete, auch, sagte er %S.76 und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. Wie nun der %S.76 erste Bediente mit einer Sch"ussel sch"onem Essen kam, %S.76 stie"s der Bauer seine Frau an und sagte: >>Grete, das war %S.76 der erste<<, und meinte, es w"are derjenige, welcher das %S.76 erste Essen br"achte. Der Bediente aber meinte, er h"atte %S.76 damit sagen wollen: >>Das ist der erste Dieb<<, und weil %S.76 er's nun wirklich war, ward ihm angst, und er sagte %S.76 drau"sen zu seinen Kameraden: >>Der Doktor wei"s alles, %S.76 wir kommen "ubel an: er hat gesagt, ich w"are der erste.<< %S.76 Der zweite wollte gar nicht herein, er mu"ste aber doch. %S.76 Wie er nun mit seiner Sch"ussel hereinkam, stie"s der %S.76 Bauer seine Frau an: >>Grete, das ist der zweite.<< Dem %S.76 Bedienten ward ebenfalls angst, und er machte, da"s er %S.76 hinauskam. Dem dritten ging's nicht besser, der Bauer %S.77 sagte wieder: >>Grete, das ist der dritte.<< Der vierte %S.77 mu"ste eine verdeckte Sch"ussel hereintragen, und der %S.77 Herr sprach zum Doktor, er sollte seine Kunst zeigen %S.77 und raten, was darunterl"age; es waren aber Krebse. Der %S.77 Bauer sah die Sch"ussel an, wu"ste nicht, wie er sich helfen %S.77 sollte, und sprach: >>Ach, ich armer \emph{Krebs}!<< Wie der %S.77 Herr das h"orte, rief er: >>Da, er wei"s es, nun wei"s er %S.77 auch, wer das Geld hat.<< %S.77 Dem Bedienten aber ward gewaltig angst, und er blinzelte %S.77 den Doktor an, er m"ochte einmal herauskommen. %S.77 Wie er nun hinauskam, gestanden sie ihm alle viere, sie %S.77 h"atten das Geld gestohlen; sie wollten's ja gerne herausgeben %S.77 und ihm eine schwere Summe dazu, wenn er sie %S.77 nicht verraten wollte: es ginge ihnen sonst an den Hals. %S.77 Sie f"uhrten ihn auch hin, wo das Geld versteckt lag. %S.77 Damit war der Doktor zufrieden, ging wieder hinein, %S.77 setzte sich an den Tisch und sprach: >>Herr, nun will ich %S.77 in meinem Buch suchen, wo das Geld steckt.<< Der f"unfte %S.77 Bediente aber kroch in den Ofen und wollte h"oren, ob %S.77 der Doktor noch mehr w"u"ste. Der sa"s aber und schlug %S.77 sein Abc-Buch auf, bl"atterte hin und her und suchte den %S.77 G"o"ckelhahn. Weil er ihn nicht gleich finden konnte, %S.77 sprach er: >>Du bist doch darin und mu"st auch heraus.<< %S.77 Da glaubte der im Ofen, er w"are gemeint, sprang voller %S.77 Schre"cken heraus und rief: >>Der Mann wei"s alles.<< Nun %S.77 zeigte der Doktor Allwissend dem Herrn, wo das Geld %S.77 lag, sagte aber nicht, wer's gestohlen hatte, bekam von %S.77 beiden Seiten viel Geld zur Belohnung und ward ein %S.77 ber"uhmter Mann. %S.77