% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1991", % volume = "2", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3192 [6]", % isbn = "3-15-003192-3", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1991" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 01. April 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 94: Die kluge Bauerntochter} \markright{KHM 94: Die kluge Bauerntochter} Es war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur %S.57 ein kleines H"auschen und eine alleinige Tochter, da %S.57 sprach die Tochter: >>Wir sollten den Herrn K"onig um %S.57 ein St"uckchen Rottland bitten.<< Da der K"onig ihre %S.57 Armut h"orte, schenkte er ihnen auch ein Eckchen Rasen, %S.57 den hackte sie und ihr Vater um, und wollten ein wenig %S.57 Korn und der Art Frucht darauf s"aen. Als sie den A"cker %S.57 beinah herum hatten, so fanden sie in der Erde einen %S.57 M"orsel von purem Gold. >>H"or<<, sagte der Vater zu dem %S.57 M"adchen, >>weil unser Herr K"onig ist so gn"adig gewesen %S.57 und hat uns diesen A"cker geschenkt, so m"ussen wir ihm %S.57 den M"orsel daf"ur geben.<< Die Tochter aber wollt es nicht %S.57 bewilligen und sagte: >>Vater, wenn wir den M"orsel %S.57 haben und haben den St"o"ser nicht, dann m"ussen wir %S.57 auch den St"o"ser herbeischaffen, darum schweigt lieber %S.57 still.<< Er wollte ihr aber nicht gehorchen, nahm den %S.57 M"orsel, trug ihn zum Herrn K"onig und sagte, den h"atte %S.57 er gefunden in der Heide, ob er ihn als eine Verehrung %S.57 annehmen wollte. Der K"onig nahm den M"orsel und %S.57 fragte, ob er nichts mehr gefunden h"atte. >>Nein<<, antwortete %S.57 der Bauer. Da sagte der K"onig, er sollte nun %S.57 auch den St"o"ser herbeischaffen. Der Bauer sprach, den %S.57 h"atten sie nicht gefunden; aber das half ihm so viel, als %S.57 h"att er's in den Wind gesagt, er ward ins Gef"angnis %S.57 gesetzt und sollte so lange da sitzen, bis er den St"o"ser %S.57 herbeigeschafft h"atte. Die Bedienten mu"sten ihm t"aglich %S.57 Wasser und Brot bringen, was man so in dem Gef"angnis %S.57 kriegt, da h"orten sie, wie der Mann als fortschrie: >>Ach, %S.58 h"att ich meiner Tochter geh"ort! Ach, ach, h"att ich meiner %S.58 Tochter geh"ort!<< Da gingen die Bedienten zum K"onig %S.58 und sprachen das, wie der Gefangene als fortschrie: %S.58 >>Ach, h"att ich doch meiner Tochter geh"ort!<<, und wollte %S.58 nicht essen und nicht trinken. Da befahl er den Bedienten, %S.58 sie sollten den Gefangenen vor ihn bringen, und da %S.58 fragte ihn der Herr K"onig, warum er also fortschrie: %S.58 >>Ach, h"att ich meiner Tochter geh"ort!<< >>Was hat Eure %S.58 Tochter denn gesagt?<< >>Ja, sie hat gesprochen, ich sollte %S.58 den M"orsel nicht bringen, sonst m"u"st ich auch den %S.58 St"o"ser schaffen.<< >>Habt Ihr so eine kluge Tochter, so %S.58 la"st sie einmal herkommen.<< Also mu"ste sie vor den %S.58 K"onig kommen, der fragte sie, ob sie denn so klug w"are, %S.58 und sagte, er wollte ihr ein R"atsel aufgeben, wenn sie das %S.58 treffen k"onnte, dann wollte er sie heiraten. Da sprach sie %S.58 gleich, ja, sie wollt's erraten. Da sagte der K"onig: %S.58 >>Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht na"ckend, nicht %S.58 geritten, nicht gefahren; nicht in dem Weg, nicht au"ser %S.58 dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten.<< %S.58 Da ging sie hin und zog sich aus splinterna"ckend, %S.58 da war sie nicht gekleidet, und nahm ein gro"ses Fischgarn %S.58 und setzte sich hinein und wi"ckelte es ganz um sich %S.58 herum, da war sie nicht na"ckend; und borgte einen Esel %S.58 f"urs Geld und band dem Esel das Fischgarn an den %S.58 Schwanz, darin er sie fortschleppen mu"ste, und war das %S.58 nicht geritten und nicht gefahren; der Esel mu"ste sie aber %S.58 in der Fahrgleise schleppen, so da"s sie nur mit der %S.58 gro"sen Zehe auf die Erde kam, und war das nicht in dem %S.58 Weg und nicht au"ser dem Wege. Und wie sie so daherkam, %S.58 sagte der K"onig, sie h"atte das R"atsel getroffen, und %S.58 es w"are alles erf"ullt. Da lie"s er ihren Vater los aus dem %S.58 Gef"angnis und nahm sie bei sich als seine Gemahlin und %S.58 befahl ihr das ganze k"onigliche Gut an. %S.58 Nun waren etliche Jahre herum, als der Herr K"onig %S.58 einmal auf die Parade zog, da trug es sich zu, da"s Bauern %S.58 mit ihren Wagen vor dem Schlo"s hielten, die hatten Holz %S.59 verkauft; etliche hatten Ochsen vorgespannt und etliche %S.59 Pferde. Da war ein Bauer, der hatte drei Pferde, davon %S.59 kriegte eins ein junges F"ullchen, das lief weg und legte %S.59 sich mitten zwischen zwei Ochsen, die vor dem Wagen %S.59 waren. Als nun die Bauern zusammenkamen, fingen sie %S.59 an, sich zu zanken, zu schmei"sen und zu l"armen, und %S.59 der Ochsenbauer wollte das F"ullchen behalten und sagte, %S.59 die Ochsen h"atten's gehabt; und der andere sagte, nein, %S.59 seine Pferde h"atten's gehabt, und es w"are sein. Der Zank %S.59 kam vor den K"onig, und der tat den Ausspruch, wo das %S.59 F"ullen gelegen h"atte, da sollt es bleiben; und also %S.59 bekam's der Ochsenbauer, dem's doch nicht geh"orte. Da %S.59 ging der andere weg, weinte und lamentierte "uber sein %S.59 F"ullchen. Nun hatte er geh"ort, wie da"s die Frau K"onigin %S.59 so gn"adig w"are, weil sie auch von armen Bauersleuten %S.59 gekommen w"are; ging er zu ihr und bat sie, ob sie ihm %S.59 nicht helfen k"onnte, da"s er sein F"ullchen wieder bek"ame. %S.59 Sagte sie: >>Ja, wenn Ihr mir versprecht, da"s Ihr mich %S.59 nicht verraten wollt, so will ich's Euch sagen. Morgen %S.59 fr"uh, wenn der K"onig auf der Wachtparade ist, so stellt %S.59 Euch hin mitten in die Stra"se, wo er vorbeikommen %S.59 mu"s, nehmt ein gro"ses Fischgarn und tut, als fischtet %S.59 Ihr, und fischt also fort und sch"uttet das Garn aus, als %S.59 wenn Ihr's voll h"attet<<, und sagte ihm auch, was er %S.59 antworten sollte, wenn er vom K"onig gefragt w"urde. %S.59 Also stand der Bauer am andern Tag da und fischte auf %S.59 einem tro"ckenen Platz. Wie der K"onig vorbeikam und %S.59 das sah, schickte er seinen Laufer hin, der sollte fragen, %S.59 was der n"arrische Mann vorh"atte. Da gab er zur Antwort: %S.59 >>Ich fische.<< Fragte der Laufer, wie er fischen %S.59 k"onnte, es w"are ja kein Wasser da. Sagte der Bauer: >>So %S.59 gut als zwei Ochsen k"onnen ein F"ullen kriegen, so gut %S.59 kann ich auch auf dem tro"ckenen Platz fischen.<< Der %S.59 Laufer ging hin und brachte dem K"onig die Antwort, da %S.59 lie"s er den Bauer vor sich kommen und sagte ihm, das %S.59 h"atte er nicht von sich, von wem er das h"atte: und sollt's %S.60 gleich bekennen. Der Bauer aber wollt's nicht tun und %S.60 sagte immer, Gott bewahr! er h"att es von sich. Sie legten %S.60 ihn aber auf ein Gebund Stroh und schlugen und drangsalten %S.60 ihn so lange, bis er's bekannte, da"s er's von der %S.60 Frau K"onigin h"atte. Als der K"onig nach Haus kam, sagte %S.60 er zu seiner Frau: >>Warum bist du so falsch mit mir, ich %S.60 will dich nicht mehr zur Gemahlin: deine Zeit ist um, %S.60 geh wieder hin, woher du kommen bist, in dein Bauernh"auschen.<< %S.60 Doch erlaubte er ihr eins, sie sollte sich das %S.60 Liebste und Beste mitnehmen, was sie w"u"ste, und das %S.60 sollte ihr Abschied sein. Sie sagte: >>Ja, lieber Mann, %S.60 wenn du's so befiehlst, will ich es auch tun<<, und fiel %S.60 "uber ihn her und k"u"ste ihn und sprach, sie wollte %S.60 Abschied von ihm nehmen. Dann lie"s sie einen starken %S.60 Schlaftrunk kommen, Abschied mit ihm zu trinken; der %S.60 K"onig tat einen gro"sen Zug, sie aber trank nur ein wenig. %S.60 Da geriet er bald in einen tiefen Schlaf, und als sie das %S.60 sah, rief sie einen Bedienten und nahm ein sch"ones %S.60 wei"ses Linnentuch und schlug ihn da hinein, und die %S.60 Bedienten mu"sten ihn in einen Wagen vor die T"ure %S.60 tragen, und fuhr sie ihn heim in ihr H"auschen. Da legte %S.60 sie ihn in ihr Bettchen, und er schlief Tag und Nacht in %S.60 einem fort, und als er aurwachte, sah er sich um und %S.60 sagte: >>Ach Gott, wo bin ich denn?<< Rief seinen Bedienten, %S.60 aber es war keiner da. Endlich kam seine Frau vors %S.60 Bett und sagte: >>Lieber Herr K"onig, Ihr habt mir befohlen, %S.60 ich sollte das Liebste und Beste aus dem Schlo"s %S.60 mitnehmen, nun hab ich nichts Besseres und Lieberes als %S.60 dich, da hab ich dich mitgenommen.<< Dem K"onig stiegen %S.60 die Tr"anen in die Augen, und er sagte: >>Liebe Frau, %S.60 du sollst mein sein und ich dein<<, und nahm sie wieder %S.60 mit ins k"onigliche Schlo"s und lie"s sich aufs neue mit ihr %S.60 verm"ahlen; und werden sie ja wohl noch auf den heutigen %S.60 Tag leben. %S.60