% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Katsumoto am 02. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 31. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 81: Bruder Lustig} \markright{KHM 81: Bruder Lustig} Es war einmal ein gro"ser Krieg, und als der Krieg zu %S.392 Ende war, bekamen viele Soldaten ihren Abschied. Nun %S.392 bekam der \emph{Bruder Lustig} auch seinen Abschied und sonst %S.392 nichts als ein kleines Laibchen Kommi"sbrot und vier %S.392 Kreuzer an Geld; damit zog er fort. Der heilige Petrus %S.392 aber hatte sich als ein armer Bettler an den Weg gesetzt, %S.393 und wie der Bruder Lustig daherkam, bat er ihn um ein %S.393 Almosen. Er antwortete: >>Lieber Bettelmann, was soll %S.393 ich dir geben? Ich bin Soldat gewesen und habe meinen %S.393 Abschied bekommen und habe sonst nichts als das kleine %S.393 Kommi"sbrot und vier Kreuzer Geld, wenn das all ist, %S.393 mu"s ich betteln, so gut wie du. Doch geben will ich dir %S.393 was.<< Darauf teilte er den Laib in vier Teile und gab %S.393 davon dem Apostel einen und auch einen Kreuzer. Der %S.393 heilige Petrus bedankte sich, ging weiter und setzte sich %S.393 in einer andern Gestalt wieder als Bettelmann dem Soldaten %S.393 an den Weg, und als er zu ihm kam, bat er ihn, wie %S.393 das vorigemal, um eine Gabe. Der Bruder Lustig sprach %S.393 wie vorher und gab ihm wieder ein Viertel von dem Brot %S.393 und einen Kreuzer. Der heil.\,Petrus bedankte sich und %S.393 ging weiter, setzte sich aber zum drittenmal in einer %S.393 andern Gestalt als ein Bettler an den Weg und sprach den %S.393 Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das %S.393 dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heil.\,%S.393 Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter %S.393 und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen %S.393 Kreuzer. Damit ging er in ein Wirtshaus, a"s das Brot und %S.393 lie"s sich f"ur den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig %S.393 war, zog er weiter, und da ging ihm der heil.\,Petrus %S.393 gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten %S.393 entgegen und redete ihn an: >>Guten Tag, Kamerad, %S.393 kannst du mir nicht ein St"uck Brot geben und einen %S.393 Kreuzer zu einem Trunk?<< >>Wo soll ich's hernehmen<<, %S.393 antwortete der Bruder Lustig, >>ich habe meinen %S.393 Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommi"sbrot %S.393 und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind %S.393 mir auf der Landstra"se begegnet, davon hab ich jedem %S.393 ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld %S.393 gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirtshaus gegessen %S.393 und f"ur den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt %S.393 bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so %S.393 k"onnen wir miteinander betteln gehen.<< >>Nein<<, antwortete %S.394 der heil.\,Petrus, >>das wird just nicht n"otig sein: %S.394 ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit %S.394 will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche.<< %S.394 >>Ja<<, sagte der Bruder Lustig, >>davon verstehe ich %S.394 nichts, also mu"s ich allein betteln gehen.<< >>Nun komm %S.394 nur mit<<, sprach der heil.\,Petrus, >>wenn ich was verdiene, %S.394 sollst du die H"alfte davon haben.<< >>Das ist mir %S.394 wohl recht<<, sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie %S.394 miteinander fort. %S.394 Nun kamen sie an ein Bauernhaus und h"orten darin %S.394 gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so %S.394 lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am %S.394 Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. %S.394 >>La"st Euer Heulen und Weinen<<, sprach der heil.\,%S.394 Petrus, >>ich will den Mann wieder gesund machen<<, %S.394 nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken %S.394 augenblicklich, so da"s er aufstehen konnte und ganz %S.394 gesund war. Sprachen Mann und Frau in gro"ser Freude: %S.394 >>Wie k"onnen wir Euch lohnen? Was sollen wir Euch %S.394 geben?<< Der heil.\,Petrus aber wollte nichts nehmen, und %S.394 je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er %S.394 sich. Der Bruder Lustig aber stie"s den heil.\,Petrus an %S.394 und sagte: >>So nimm doch was, wir brauchen's ja.<< %S.394 Endlich brachte die B"auerin ein Lamm und sprach zu %S.394 dem heil.\,Petrus, das m"u"ste er annehmen, aber er wollte %S.394 es nicht. Da stie"s ihn der Bruder Lustig in die Seite und %S.394 sprach: >>Nimm's doch, dummer Teufel, wir brauchen's %S.394 ja.<< Da sagte der heil.\,Petrus endlich: >>Ja, das Lamm will %S.394 ich nehmen, aber ich trag's nicht; wenn du's willst, so %S.394 mu"st du es tragen.<< >>Das hat keine Not<<, sprach der %S.394 Bruder Lustig, >>das will ich schon tragen<<, und nahm's %S.394 auf die Schulter. Nun gingen sie fort und kamen in einen %S.394 Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer %S.394 geworden, er aber war hungrig, also sprach er zu dem %S.394 heil.\,Petrus: >>Schau, da ist ein sch"oner Platz, da k"onnten %S.394 wir das Lamm kochen und verzehren.<< >>Mir ist's recht<<, %S.395 antwortete der heil.\,Petrus, >>doch kann ich mit der %S.395 Kocherei nicht umgehen; willst du kochen, so hast du da %S.395 einen Kessel, ich will derweil auf und ab gehen, bis es gar %S.395 ist. Du mu"st aber nicht eher zu essen anfangen, als bis %S.395 ich wieder zur"uck bin; ich will schon zu rechter Zeit %S.395 kommen.<< >>Geh nur<<, sagte Bruder Lustig, >>ich verstehe %S.395 mich aufs Kochen, ich will's schon machen.<< Da %S.395 ging der heil.\,Petrus fort, und der Bruder Lustig schlachtete %S.395 das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den %S.395 Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon gar und %S.395 der Apostel noch immer nicht zur"uck, da nahm es der %S.395 Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das %S.395 Herz. >>Das soll das Beste sein<<, sprach er und versuchte %S.395 es, zuletzt aber a"s er es ganz auf. Endlich kam der heil.\,%S.395 Petrus zur"uck und sprach: >>Du kannst das ganze Lamm %S.395 allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.<< %S.395 Da nahm Bruder Lustig Messer und Gabel, tat, als suchte %S.395 er eifrig in dem Lammfleisch herum, konnte aber das %S.395 Herz nicht finden; endlich sagte er kurzweg: >>Es ist %S.395 keins da.<< >>Nun, wo soll's denn sein?<< sagte der Apostel. %S.395 >>Das wei"s ich nicht<<, antwortete der Bruder Lustig, %S.395 >>aber schau, was sind wir alle beide f"ur Narren, suchen %S.395 das Herz vom Lamm und f"allt keinem von uns ein, ein %S.395 Lamm hat ja kein Herz!<< >>Ei<<, sprach der heil.\,Petrus, %S.395 >>das ist was ganz Neues, jedes Tier hat ja ein Herz, %S.395 warum sollt ein Lamm kein Herz haben?<< >>Nein, gewi"slich, %S.395 Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht %S.395 nach, so wird dir's einfallen, es hat im Ernst keins.<< %S.395 >>Nun, es ist schon gut<<, sagte der heil.\,Petrus, >>ist kein %S.395 Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du %S.395 kannst's allein essen.<< >>Was ich halt nicht aufessen kann, %S.395 das nehm ich mit in meinem Ranzen<<, sprach der Bruder %S.395 Lustig, a"s das halbe Lamm und steckte das "ubrige in %S.395 seinen Ranzen. %S.395 Sie gingen weiter, da machte der heil.\,Petrus, da"s ein %S.395 gro"ses Wasser quer "uber den Weg flo"s und sie hindurch %S.396 mu"sten. Sprach der heil.\,Petrus: >>Geh du nur voran.<< %S.396 >>Nein<<, antwortete der Bruder Lustig, >>geh du voran<<, %S.396 und dachte: >>Wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib %S.396 ich zur"uck.<< Da schritt der heil.\,Petrus hindurch, und %S.396 das Wasser ging ihm nur bis ans Knie. Nun wollte %S.396 Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde %S.396 gr"o"ser und stieg ihm an den Hals. Da rief er: >>Bruder, %S.396 hilf mir.<< Sagte der heil.\,Petrus: >>Willst du auch gestehen, %S.396 da"s du das Herz von dem Lamm gegessen hast?<< %S.396 >>Nein<<, antwortete er, >>ich hab es nicht gegessen.<< Da %S.396 ward das Wasser noch gr"o"ser und stieg ihm bis an den %S.396 Mund: >>Hilf mir, Bruder<<, rief der Soldat. Sprach der %S.396 heil.\,Petrus noch einmal: >>Willst du auch gestehen, da"s %S.396 du das Herz vom Lamm gegessen hast?<< >>Nein<<, antwortete %S.396 er, >>ich hab es nicht gegessen.<< Der heil.\,Petrus %S.396 wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, lie"s das Wasser %S.396 wieder fallen und half ihm hin"uber. %S.396 Nun zogen sie weiter und kamen in ein Reich, da h"orten %S.396 sie, da"s die K"onigstochter todkrank l"age. >>Holla, Bruder<<, %S.396 sprach der Soldat zum heil.\,Petrus, >>da ist ein Fang %S.396 f"ur uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf %S.396 ewige Zeiten geholfen.<< Da war ihm der heil.\,Petrus %S.396 nicht geschwind genug: >>Nun, heb die Beine auf, Bruderherz<<, %S.396 sprach er zu ihm, >>da"s wir noch zu rechter %S.396 Zeit hinkommen.<< Der heil.\,Petrus ging aber immer %S.396 langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und %S.396 schob, bis sie endlich h"orten, die K"onigstochter w"are %S.396 gestorben. >>Da haben wir's<<, sprach der Bruder Lustig, %S.396 >>das kommt von deinem schl"afrigen Gang.<< >>Sei nur %S.396 still<<, antwortete der heil.\,Petrus, >>ich kann noch mehr %S.396 als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder %S.396 ins Leben erwecken.<< >>Nun, wenn das ist<<, sagte der %S.396 Bruder Lustig, >>so la"s ich mir's gefallen, das halbe %S.396 K"onigreich mu"st du uns aber zum wenigsten damit %S.396 verdienen.<< Darauf gingen sie in das k"onigliche Schlo"s, %S.396 wo alles in gro"ser Trauer war; der heil.\,Petrus aber sagte %S.397 zu dem K"onig, er wollte die Tochter wieder lebendig %S.397 machen. Da ward er zu ihr gef"uhrt, und dann sprach er: %S.397 >>Bringt mir einen Kessel mit Wasser<<, und wie der %S.397 gebracht war, hie"s er jedermann hinausgehen, und nur %S.397 der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt %S.397 er alle Glieder der Toten los und warf sie ins Wasser, %S.397 machte Feuer unter den Kessel und lie"s sie kochen. Und %S.397 wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, %S.397 nahm er das sch"one wei"se Gebein heraus und legte es auf %S.397 eine Tafel und reihte und legte es nach seiner nat"urlichen %S.397 Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er %S.397 davor und sprach dreimal: >>Im Namen der allerheiligsten %S.397 Dreifaltigkeit, Tote, steh auf.<< Und beim drittenmal %S.397 erhob sich die K"onigstochter lebendig, gesund und %S.397 sch"on. Nun war der K"onig dar"uber in gro"ser Freude und %S.397 sprach zum heil.\,Petrus: >>Begehre deinen Lohn, und %S.397 wenn's mein halbes K"onigreich w"are, so will ich dir's %S.397 geben.<< Der heil.\,Petrus aber antwortete: >>Ich verlange %S.397 nichts daf"ur.<< >>O du Hans Narr!<< dachte der Bruder %S.397 Lustig bei sich, stie"s seinen Kameraden in die Seite und %S.397 sprach: >>Sei doch nicht so dumm, wenn du nichts willst, %S.397 so brauch ich doch was.<< Der heil.\,Petrus aber wollte %S.397 nichts; doch weil der K"onig sah, da"s der andere gerne %S.397 was wollte, lie"s er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen %S.397 mit Gold anf"ullen. %S.397 Sie zogen darauf weiter, und wie sie in einen Wald %S.397 kamen, sprach der heil.\,Petrus zum Bruder Lustig: >>Jetzt %S.397 wollen wir das Gold teilen.<< >>Ja<<, antwortete er, >>das %S.397 wollen wir tun.<< Da teilte der heil.\,Petrus das Gold und %S.397 teilte es in drei Teile. Dachte der Bruder Lustig: >>Was er %S.397 wieder f"ur einen Sparren im Kopf hat! Macht drei Teile, %S.397 und unser sind zwei.<< Der heil.\,Petrus aber sprach: %S.397 >>Nun habe ich genau geteilt, ein Teil f"ur mich, ein Teil %S.397 f"ur dich und ein Teil f"ur den, der das Herz vom Lamm %S.397 gegessen hat.<< >>Oh, das hab ich gegessen<<, antwortete %S.397 der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, %S.398 >>das kannst du mir glauben.<< >>Wie kann das wahr sein<<, %S.398 sprach der heil.\,Petrus, >>ein Lamm hat ja kein Herz.<< %S.398 >>Ei was, Bruder, wo denkst du hin! Ein Lamm hat ja ein %S.398 Herz, so gut wie jedes Tier, warum sollte das allein keins %S.398 haben?<< >>Nun, es ist schon gut<<, sagte der heil.\,Petrus, %S.398 >>behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir %S.398 und will meinen Weg allein gehen.<< >>Wie du willst, %S.398 Bruderherz<<, antwortete der Soldat, >>leb wohl.<< %S.398 Da ging der heil.\,Petrus eine andere Stra"se, Bruder %S.398 Lustig aber dachte: >>Es ist gut, da"s er abtrabt, es ist doch %S.398 ein wunderlicher Heiliger.<< Nun hatte er zwar Geld %S.398 genug, wu"ste aber nicht mit umzugehen, vertat's, verschenkt's, %S.398 und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder %S.398 nichts. Da kam er in ein Land, wo er h"orte, da"s die %S.398 K"onigstochter gestorben w"are. >>Holla<<, dachte er, >>das %S.398 kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen %S.398 und mir's bezahlen lassen, da"s es eine Art hat.<< Ging %S.398 also zum K"onig und bot ihm an, die Tote wieder zu %S.398 erwecken. Nun hatte der K"onig geh"ort, da"s ein abgedankter %S.398 Soldat herumziehe und die Gestorbenen wieder %S.398 lebendig mache, und dachte, der Bruder Lustig w"are %S.398 dieser Mann, doch weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, %S.398 fragte er erst seine R"ate, die sagten aber, er k"onnte es %S.398 wagen, da seine Tochter doch tot w"are. Nun lie"s sich der %S.398 Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hie"s jedermann %S.398 hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser %S.398 und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil.\,%S.398 Petrus gesehen hatte. Das Wasser fing an zu kochen, und %S.398 das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und %S.398 tat es auf die Tafel; er wu"ste aber nicht, in welcher %S.398 Ordnung es liegen mu"ste, und legte alles verkehrt durcheinander. %S.398 Dann stellte er sich davor und sprach: >>Im %S.398 Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote, steh auf<<, %S.398 und sprach's dreimal, aber die Gebeine r"uhrten sich %S.398 nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls %S.398 umsonst. >>Du Blitzm"adel, steh auf<<, rief er, >>steh auf, %S.399 oder es geht dir nicht gut.<< Wie er das gesprochen, kam %S.399 der heil.\,Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als %S.399 verabschiedeter Soldat, durchs Fenster hereingegangen %S.399 und sprach: >>Du gottloser Mensch, was treibst du da, %S.399 wie kann die Tote auferstehen, da du ihr Gebein so %S.399 untereinander geworfen hast?<< >>Bruderherz, ich hab's %S.399 gemacht, so gut ich konnte<<, antwortete er. >>Diesmal %S.399 will ich dir aus der Not helfen, aber das sag ich dir, wo %S.399 du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du %S.399 ungl"ucklich, auch darfst du von dem K"onig nicht das %S.399 Geringste daf"ur begehren oder annehmen.<< Darauf legte %S.399 der heil.\,Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, %S.399 sprach dreimal zu ihr: >>Im Namen der allerheiligsten %S.399 Dreifaltigkeit, Tote, steh auf<<, und die K"onigstochter %S.399 stand auf, war gesund und sch"on wie vorher. Nun ging %S.399 der heil.\,Petrus wieder durchs Fenster hinaus; der Bruder %S.399 Lustig war froh, da"s es so gut abgelaufen war, "argerte %S.399 sich aber doch, da"s er nichts daf"ur nehmen sollte. >>Ich %S.399 m"ochte nur wissen<<, dachte er, >>was der f"ur Mucken im %S.399 Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das %S.399 nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.<< %S.399 Nun bot der K"onig dem Bruder Lustig an, was er haben %S.399 wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es %S.399 durch Anspielung und Listigkeit dahin, da"s ihm der %S.399 K"onig seinen Ranzen mit Gold f"ullen lie"s, und damit zog %S.399 er ab. Als er hinauskam, stand vor dem Tor der heil.\,%S.399 Petrus und sprach: >>Schau, was du f"ur ein Mensch bist, %S.399 habe ich dir nicht verboten, etwas zu nehmen, und nun %S.399 hast du den Ranzen doch voll Gold.<< >>Was kann ich %S.399 daf"ur<<, antwortete Bruder Lustig, >>wenn mir's hineingesteckt %S.399 wird.<< >>Das sag ich dir, da"s du nicht zum zweitenmal %S.399 solche Dinge unternimmst, sonst soll es dir %S.399 schlimm ergehen.<< >>Ei, Bruder, sorg doch nicht, jetzt %S.399 hab ich Gold, was soll ich mich da mit dem Knochenwaschen %S.399 abgeben.<< >>Ja<<, sprach der heil.\,Petrus, >>das Gold %S.399 wird lang dauern! Damit du aber hernach nicht wieder %S.400 auf unerlaubten Wegen gehst, so will ich deinem Ranzen %S.400 die Kraft geben, da"s alles, was du dir hinein w"unschest, %S.400 auch darin sein soll. Leb wohl, du siehst mich nun nicht %S.400 wieder.<< >>Gott befohlen<<, sprach der Bruder Lustig und %S.400 dachte: >>Ich bin froh, da"s du fortgehst, du wunderlicher %S.400 Kauz, ich will dir wohl nicht nachgehen.<< An die Wunderkraft %S.400 aber, die seinem Ranzen verliehen war, dachte %S.400 er nicht weiter. %S.400 Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher und vertat's %S.400 und verfumfeit's wie das erstemal. Als er nun nichts %S.400 mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirtshaus %S.400 vorbei und dachte: >>Das Geld mu"s fort<<, und lie"s sich %S.400 f"ur drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. %S.400 Wie er da sa"s und trank, kam ihm der Geruch von %S.400 gebratenen G"ansen in die Nase. Bruder Lustig schaute %S.400 und guckte und sah, da"s der Wirt zwei G"anse in der %S.400 Ofenr"ohre stehen hatte. Da fiel ihm ein, da"s ihm sein %S.400 Kamerad gesagt hatte, was er sich in seinen Ranzen %S.400 w"unschte, das sollte darin sein. >>Holla, das mu"st du mit %S.400 den G"ansen versuchen!<< Also ging er hinaus, und vor der %S.400 T"ure sprach er: >>So w"unsch ich die zwei gebratenen %S.400 G"anse aus der Ofenr"ohre in meinen Ranzen.<< Wie er das %S.400 gesagt hatte, schnallte er ihn auf und schaute hinein, da %S.400 lagen sie beide darin. >>Ach, so ist's recht<<, sprach er, %S.400 >>nun bin ich ein gemachter Kerl<<, ging fort auf eine %S.400 Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten %S.400 Essen war, kamen zwei Handwerksbursche daher und %S.400 sahen die eine Gans, die noch nicht anger"uhrt war, mit %S.400 hungrigen Augen an. Dachte der Bruder Lustig: >>Mit %S.400 einer hast du genug<<, rief die zwei Bursche herbei und %S.400 sprach: >>Da, nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine %S.400 Gesundheit.<< Sie bedankten sich, gingen damit ins %S.400 Wirtshaus, lie"sen sich eine Halbe Wein und ein Brot %S.400 geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu %S.400 essen. Die Wirtin sah zu und sprach zu ihrem Mann: %S.400 >>Die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, ob's nicht %S.401 eine von unsern aus der Ofenr"ohre ist.<< Der Wirt lief %S.401 hin, da war die Ofenr"ohre leer: >>Was, ihr Diebsgesindel, %S.401 so wohlfeil wollt ihr G"anse essen! Gleich bezahlt, oder %S.401 ich will euch mit gr"unem Haselsaft waschen.<< Die zwei %S.401 sprachen: >>Wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat %S.401 hat uns die Gans drau"sen auf der Wiese geschenkt.<< >>Ihr %S.401 sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, %S.401 aber als ein ehrlicher Kerl zur T"ur hinausgegangen, auf %S.401 den hab ich achtgehabt; ihr seid die Diebe und sollt %S.401 bezahlen.<< Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er %S.401 den Stock und pr"ugelte sie zur T"ure hinaus. %S.401 Bruder Lustig ging seiner Wege und kam an einen Ort, %S.401 da stand ein pr"achtiges Schlo"s und nicht weit davon ein %S.401 schlechtes Wirtshaus. Er ging in das Wirtshaus und bat %S.401 um ein Nachtlager, aber der Wirt wies ihn ab und sprach: %S.401 >>Es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer %S.401 G"aste.<< >>Das nimmt mich wunder<<, sprach der Bruder %S.401 Lustig, >>da"s sie zu Euch kommen und nicht in das %S.401 pr"achtige Schlo"s gehen.<< >>Ja<<, antwortete der Wirt, >>es %S.401 hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wer's noch %S.401 versucht hat, ist nicht lebendig wieder herausgekommen.<< %S.401 >>Wenn's andere versucht haben<<, sagte der Bruder %S.401 Lustig, >>will ich's auch versuchen.<< >>Das la"st nur %S.401 bleiben<<, sprach der Wirt, >>es geht Euch an den Hals.<< %S.401 >>Es wird nicht gleich an den Hals gehen<<, sagte der %S.401 Bruder Lustig, >>gebt mir nur die Schl"ussel und brav %S.401 Essen und Trinken mit.<< Nun gab ihm der Wirt die %S.401 Schl"ussel und Essen und Trinken, und damit ging der %S.401 Bruder Lustig ins Schlo"s, lie"s sich's gut schmecken, und %S.401 als er endlich schl"afrig wurde, legte er sich auf die Erde, %S.401 denn es war kein Bett da. Er schlief auch bald ein, in der %S.401 Nacht aber wurde er von einem gro"sen L"arm aufgeweckt, %S.401 und wie er sich ermunterte, sah er neun h"a"sliche %S.401 Teufel in dem Zimmer, die hatten einen Kreis um ihn %S.401 gemacht und tanzten um ihn herum. Sprach der Bruder %S.401 Lustig: >>Nun tanzt, solang ihr wollt, aber komm mir %S.402 keiner zu nah.<< Die Teufel aber drangen immer n"aher auf %S.402 ihn ein und traten ihm mit ihren garstigen F"u"sen fast ins %S.402 Gesicht. >>Habt Ruh, ihr Teufelsgespenster<<, sprach er, %S.402 aber sie trieben's immer "arger. Da ward der Bruder %S.402 Lustig b"os und rief: >>Holla, ich will bald Ruhe stiften!<<, %S.402 kriegte ein Stuhlbein und schlug mitten hinein. Aber %S.402 neun Teufel gegen einen Soldaten war doch zu viel, und %S.402 wenn er auf den vordern zuschlug, so packten ihn die %S.402 andern hinten bei den Haaren und rissen ihn erb"armlich. %S.402 >>Teufelspack<<, rief er, >>jetzt wird mir's zu arg: wartet %S.402 aber! Alle neune in meinen Ranzen hinein!<< Husch, %S.402 steckten sie darin, und nun schnallte er ihn zu und warf %S.402 ihn in eine Ecke. Da war's auf einmal still, und Bruder %S.402 Lustig legte sich wieder hin und schlief bis an den hellen %S.402 Morgen. Nun kamen der Wirt und der Edelmann, dem %S.402 das Schlo"s geh"orte, und wollten sehen, wie es ihm %S.402 ergangen w"are; als sie ihn gesund und munter erblickten, %S.402 erstaunten sie und fragten: >>Haben Euch denn die Geister %S.402 nichts getan?<< >>Warum nicht gar<<, antwortete Bruder %S.402 Lustig, >>ich habe sie alle neune in meinem Ranzen. %S.402 Ihr k"onnt Euer Schlo"s wieder ganz ruhig bewohnen, es %S.402 wird von nun an keiner mehr darin umgehen!<< Da %S.402 dankte ihm der Edelmann, beschenkte ihn reichlich und %S.402 bat ihn, in seinen Diensten zu bleiben, er wollte ihn auf %S.402 sein Lebtag versorgen. >>Nein<<, antwortete er, >>ich bin %S.402 an das Herumwandern gew"ohnt, ich will weiterziehen.<< %S.402 Da ging der Bruder Lustig fort, trat in eine Schmiede und %S.402 legte den Ranzen, worin die neun Teufel waren, auf den %S.402 Ambo"s und bat den Schmied und seine Gesellen zuzuschlagen. %S.402 Die schlugen mit ihren gro"sen H"ammern aus %S.402 allen Kr"aften zu, da"s die Teufel ein erb"armliches %S.402 Gekreisch erhoben. Wie er danach den Ranzen aufmachte, %S.402 waren achte tot, einer aber, der in einer Falte %S.402 gesessen hatte, war noch lebendig, schl"upfte heraus und %S.402 fuhr wieder in die H"olle. %S.402 Darauf zog der Bruder Lustig noch lange in der Welt %S.403 herum, und wer's w"u"ste, k"onnte viel davon erz"ahlen. %S.403 Endlich aber wurde er alt und dachte an sein Ende, da %S.403 ging er zu einem Einsiedler, der als ein frommer Mann %S.403 bekannt war, und sprach zu ihm: >>Ich bin das Wandern %S.403 m"ude und will nun trachten, in das Himmelreich zu %S.403 kommen.<< Der Einsiedler antwortete: >>Es gibt zwei %S.403 Wege, der eine ist breit und angenehm und f"uhrt zur %S.403 H"olle, der andere ist eng und rauh und f"uhrt zum %S.403 Himmel.<< >>Da m"u"st ich ein Narr sein<<, dachte der %S.403 Bruder Lustig, >>wenn ich den engen und rauhen Weg %S.403 gehen sollte.<< Machte sich auf und ging den breiten und %S.403 angenehmen Weg und kam endlich zu einem gro"sen %S.403 schwarzen Tor, und das war das Tor der H"olle. Bruder %S.403 Lustig klopfte an, und der Torw"achter guckte, wer da %S.403 w"are. Wie er aber den Bruder Lustig sah, erschrak er, %S.403 denn er war gerade der neunte Teufel, der mit in dem %S.403 Ranzen gesteckt hatte und mit einem blauen Auge %S.403 davongekommen war. Darum schob er den Riegel %S.403 geschwind wieder vor, lief zum Obersten der Teufel und %S.403 sprach: >>Drau"sen ist ein Kerl mit einem Ranzen und will %S.403 herein, aber la"st ihn beileibe nicht herein, er w"unscht %S.403 sonst die ganze H"olle in seinen Ranzen. Er hat mich %S.403 einmal garstig darin h"ammern lassen.<< Also ward dem %S.403 Bruder Lustig hinausgerufen, er sollte wieder abgehen, %S.403 er k"ame nicht herein. >>Wenn sie mich da nicht wollen<<, %S.403 dachte er, >>will ich sehen, ob ich im Himmel ein Unterkommen %S.403 finde, irgendwo mu"s ich doch bleiben.<< Kehrte %S.403 also um und zog weiter, bis er vor das Himmelstor kam, %S.403 wo er auch anklopfte. Der heil.\,Petrus sa"s gerade dabei %S.403 als Torw"achter; der Bruder Lustig erkannte ihn gleich %S.403 und dachte: >>Hier findest du einen alten Freund, da %S.403 wird's besser gehen.<< Aber der heil.\,Petrus sprach: >>Ich %S.403 glaube gar, du willst in den Himmel?<< >>La"s mich doch %S.403 ein, Bruder, ich mu"s doch wo einkehren; h"atten sie mich %S.403 in der H"olle aufgenommen, so w"ar ich nicht hierhergegangen.<< %S.403 >>Nein<<, sagte der heil.\,Petrus, >>du kommst %S.404 nicht herein.<< >>Nun, willst du mich nicht einlassen, so %S.404 nimm auch deinen Ranzen wieder: dann will ich gar %S.404 nichts von dir haben<<, sprach der Bruder Lustig. >>So gib %S.404 ihn her<<, sagte der heil.\,Petrus. Da reichte er den Ranzen %S.404 durchs Gitter in den Himmel hinein, und der heil.\,Petrus %S.404 nahm ihn und hing ihn neben seinen Sessel auf. Da %S.404 sprach der Bruder Lustig: >>Nun w"unsch ich mich selbst %S.404 in meinen Ranzen hinein.<< Husch, war er darin und sa"s %S.404 nun im Himmel, und der heil.\,Petrus mu"ste ihn darin %S.404 lassen. %S.404