% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO am 10. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 30. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 70: Die drei Gl"uckskinder} \markright{KHM 70: Die drei Gl"uckskinder} Ein Vater lie"s einmal seine drei S"ohne vor sich kommen %S.366 und schenkte dem ersten einen Hahn, dem zweiten eine %S.366 Sense, dem dritten eine Katze. >>Ich bin schon alt<<, sagte %S.366 er, >>und mein Tod ist nah, da wollte ich euch vor %S.366 meinem Ende noch versorgen. Geld hab ich nicht, und %S.367 was ich euch jetzt gebe, scheint wenig wert, es kommt %S.367 aber blo"s darauf an, da"s ihr es verst"andig anwendet: %S.367 sucht euch nur ein Land, wo dergleichen Dinge noch %S.367 unbekannt sind, so ist euer Gl"uck gemacht.<< Nach dem %S.367 Tode des Vaters ging der "alteste mit seinem Hahn aus, %S.367 wo er aber hinkam, war der Hahn schon bekannt: in den %S.367 St"adten sah er ihn schon von weitem auf den T"urmen %S.367 sitzen und sich mit dem Wind umdrehen, in den D"orfern %S.367 h"orte er mehr als einen kr"ahen, und niemand wollte sich %S.367 "uber das Tier wundern, so da"s es nicht das Ansehn hatte, %S.367 als w"urde er sein Gl"uck damit machen. Endlich aber %S.367 geriet's ihm doch, da"s er auf eine Insel kam, wo die %S.367 Leute nichts von einem Hahn wu"sten, sogar ihre Zeit %S.367 nicht einzuteilen verstanden. Sie wu"sten wohl, wenn's %S.367 Morgen oder Abend war, aber nachts, wenn sie's nicht %S.367 verschliefen, wu"ste sich keiner aus der Zeit herauszufinden. %S.367 >>Seht<<, sprach er, >>was f"ur ein stolzes Tier, es hat %S.367 eine rubinrote Krone auf dem Kopf und tr"agt Sporn wie %S.367 ein Ritter. Es ruft euch des Nachts dreimal zu bestimmter %S.367 Zeit an, und wenn's das letztemal ruft, so geht die %S.367 Sonne bald auf. Wenn's aber bei hellem Tag ruft, so %S.367 richtet euch darauf ein, dann gibt's gewi"s anderes Wetter.<< %S.367 Den Leuten gefiel das wohl, sie schliefen eine ganze %S.367 Nacht nicht und h"orten mit gro"ser Freude, wie der %S.367 Hahn um zwei, vier und sechs Uhr laut und vernehmlich %S.367 die Zeit abrief. Sie fragten ihn, ob das Tier nicht feil w"are %S.367 und wieviel er daf"ur verlangte. >>Etwa so viel, als ein Esel %S.367 Gold tr"agt<<, antwortete er. >>Ein Spottgeld f"ur ein so %S.367 kostbares Tier<<, riefen sie insgesamt und gaben ihm %S.367 gerne, was er gefordert hatte. %S.367 Als er mit dem Reichtum heimkam, verwunderten sich %S.367 seine Br"uder, und der zweite sprach: >>So will ich mich %S.367 doch aufmachen und sehen, ob ich meine Sense auch so %S.367 gut losschlagen kann.<< Es hatte aber nicht das Ansehen %S.367 danach, denn "uberall begegneten ihm Bauern und hatten %S.367 so gut eine Sense auf der Schulter als er. Doch zuletzt %S.368 gl"uckte es ihm auch auf einer Insel, wo die Leute nichts %S.368 von einer Sense wu"sten. Wenn dort das Korn reif war, so %S.368 fuhren sie Kanonen vor den Feldern auf und schossen's %S.368 herunter. Das war nun ein ungewisses Ding, mancher %S.368 scho"s dr"uber hinaus, ein anderer traf statt des Halms die %S.368 "Ahren und scho"s sie fort, dabei ging viel zugrund, und %S.368 obendrein gab's einen l"asterlichen L"armen. Da stellte %S.368 sich der Mann hin und m"ahte es so still und so geschwind %S.368 nieder, da"s die Leute Maul und Nase vor Verwunderung %S.368 aufsperrten. Sie waren willig, ihm daf"ur zu geben, was er %S.368 verlangte, und er bekam ein Pferd, dem war Gold aufgeladen, %S.368 soviel es tragen konnte. %S.368 Nun wollte der dritte Bruder seine Katze auch an den %S.368 rechten Mann bringen. Es ging ihm wie den andern, %S.368 solange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten, %S.368 es gab allerorten Katzen, und waren ihrer so %S.368 viel, da"s die neugebornen Jungen meist im Wasser %S.368 ers"auft wurden. Endlich lie"s er sich auf eine Insel "uberschiffen, %S.368 und es traf sich gl"ucklicherweise, da"s dort noch %S.368 niemals eine gesehen war und doch die M"ause so "uberhandgenommen %S.368 hatten, da"s sie auf den Tischen und %S.368 B"anken tanzten, der Hausherr mochte daheim sein oder %S.368 nicht. Die Leute jammerten gewaltig "uber die Plage, der %S.368 K"onig selbst wu"ste sich in seinem Schlosse nicht dagegen %S.368 zu retten: in allen Ecken pfiffen M"ause und zernagten, %S.368 was sie mit ihren Z"ahnen nur packen konnten. Da fing %S.368 nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald ein paar S"ale %S.368 gereinigt, und die Leute baten den K"onig, das Wundertier %S.368 f"ur das Reich zu kaufen. Der K"onig gab gerne, was %S.368 gefordert wurde, das war ein mit Gold beladener Maulesel, %S.368 und der dritte Bruder kam mit den allergr"o"sten %S.368 Sch"atzen heim. %S.368 Die Katze machte sich in dem k"oniglichen Schlosse mit %S.368 den M"ausen eine rechte Lust und bi"s so viele tot, da"s sie %S.368 nicht mehr zu z"ahlen waren. Endlich ward ihr von der %S.368 Arbeit hei"s, und sie bekam Durst; da blieb sie stehen, %S.369 drehte den Kopf in die H"ohe und schrie: >>Miau, miau.<< %S.369 Der K"onig samt allen seinen Leuten, als sie das seltsame %S.369 Geschrei vernahmen, erschraken und liefen in ihrer %S.369 Angst s"amtlich zum Schlo"s hinaus. Unten hielt der %S.369 K"onig Rat, was zu tun das beste w"are; zuletzt ward %S.369 beschlossen, einen Herold an die Katze abzuschicken %S.369 und sie aufzufordern, das Schlo"s zu verlassen oder zu %S.369 gew"artigen, da"s Gewalt gegen sie gebraucht w"urde. Die %S.369 R"ate sagten: >>Lieber wollen wir uns von den M"ausen %S.369 plagen lassen, an das "Ubel sind wir gew"ohnt, als unser %S.369 Leben einem solchen Untier preisgeben.<< Ein Edelknabe %S.369 mu"ste hinaufgehen und die Katze fragen, ob sie das %S.369 Schlo"s gutwillig r"aumen wollte. Die Katze aber, deren %S.369 Durst nur noch gr"o"ser geworden war, antwortete blo"s: %S.369 >>Miau, miau.<< Der Edelknabe verstand: >>Durchaus, %S.369 durchaus nicht<<, und "uberbrachte dem K"onig die Antwort. %S.369 >>Nun<<, sprachen die R"ate, >>soll sie der Gewalt %S.369 weichen.<< Es wurden Kanonen aufgef"uhrt und das Haus %S.369 in Brand geschossen. Als das Feuer in den Saal kam, wo %S.369 die Katze sa"s, sprang sie gl"ucklich zum Fenster hinaus; %S.369 die Belagerer h"orten aber nicht eher auf, als bis das ganze %S.369 Schlo"s in Grund und Boden geschossen war. %S.369