% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO am 10. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 30. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 67: Die zw"olf J"ager} \markright{KHM 67: Die zw"olf J"ager} Es war einmal ein K"onigssohn, der hatte eine Braut und %S.358 hatte sie sehr lieb. Als er nun bei ihr sa"s und ganz %S.358 vergn"ugt war, da kam die Nachricht, da"s sein Vater %S.358 todkrank l"age und ihn noch vor seinem Ende zu sehen %S.358 verlangte. Da sprach er zu seiner Liebsten: >>Ich mu"s nun %S.358 fort und mu"s dich verlassen, da geb ich dir einen Ring zu %S.358 meinem Andenken. Wann ich K"onig bin, komm ich %S.358 wieder und hol dich heim.<< Da ritt er fort, und als er bei %S.358 seinem Vater anlangte, war dieser sterbenskrank und %S.358 dem Tode nah. Er sprach zu ihm: >>Liebster Sohn, ich %S.358 habe dich vor meinem Ende noch einmal sehen wollen, %S.358 versprich mir, nach meinem Willen dich zu verheiraten<<, %S.358 und nannte ihm eine gewisse K"onigstochter, die sollte %S.358 seine Gemahlin werden. Der Sohn war so betr"ubt, da"s er %S.358 sich gar nicht bedachte, sondern sprach: >>Ja, lieber %S.358 Vater, was Euer Wille ist, soll geschehen<<, und darauf %S.358 schlo"s der K"onig die Augen und starb. %S.358 Als nun der Sohn zum K"onig ausgerufen und die Trauerzeit %S.358 verflossen war, mu"ste er das Versprechen halten, das %S.359 er seinem Vater gegeben hatte, und lie"s um die K"onigstochter %S.359 werben, und sie ward ihm auch zugesagt. Das %S.359 h"orte seine erste Braut und gr"amte sich "uber die Untreue %S.359 so sehr, da"s sie fast verging. Da sprach ihr Vater zu ihr: %S.359 >>Liebstes Kind, warum bist du so traurig? Was du dir %S.359 w"unschest, das sollst du haben.<< Sie bedachte sich einen %S.359 Augenblick, dann sprach sie: >>Lieber Vater, ich w"unsche %S.359 mir elf M"adchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir %S.359 v"ollig gleich.<< Sprach der K"onig: >>Wenn's m"oglich ist, %S.359 soll dein Wunsch erf"ullt werden<<, und lie"s in seinem %S.359 ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden %S.359 waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und %S.359 Wuchs v"ollig gleich. %S.359 Als sie zu der K"onigstochter kamen, lie"s diese zw"olf %S.359 J"agerkleider machen, eins wie das andere, und die elf %S.359 Jungfrauen mu"sten die J"agerkleider anziehen, und sie %S.359 selber zog das zw"olfte an. Darauf nahm sie Abschied von %S.359 ihrem Vater und ritt mit ihnen fort und ritt an den Hof %S.359 ihres ehemaligen Br"autigams, den sie so sehr liebte. Da %S.359 fragte sie an, ob er J"ager brauchte und ob er sie nicht alle %S.359 zusammen in seinen Dienst nehmen wollte. Der K"onig %S.359 sah sie an und erkannte sie nicht; weil es aber so sch"one %S.359 Leute waren, sprach er, ja, er wollte sie gerne nehmen; %S.359 und da waren sie die zw"olf J"ager des K"onigs. %S.359 Der K"onig aber hatte einen L"owen, das war ein wunderliches %S.359 Tier, denn er wu"ste alles Verborgene und Heimliche. %S.359 Es trug sich zu, da"s er eines Abends zum K"onig %S.359 sprach: >>Du meinst, du h"attest da zw"olf J"ager?<< >>Ja<<, %S.359 sagte der K"onig, >>zw"olf J"ager sind's.<< Sprach der L"owe %S.359 weiter: >>Du irrst dich, das sind zw"olf M"adchen.<< Antwortete %S.359 der K"onig: >>Das ist nimmermehr wahr, wie %S.359 willst du mir das beweisen?<< >>Oh, la"s nur Erbsen in dein %S.359 Vorzimmer streuen<<, antwortete der L"owe, >>da wirst %S.359 du's gleich sehen. M"anner haben einen festen Tritt, wenn %S.359 die "uber Erbsen hingehen, regt sich keine, aber M"adchen, %S.359 die trippeln und trappeln und schlurfeln, und die %S.360 Erbsen rollen.<< Dem K"onig gefiel der Rat wohl, und er %S.360 lie"s die Erbsen streuen. %S.360 Es war aber ein Diener des K"onigs, der war den J"agern %S.360 gut, und wie er h"orte, da"s sie sollten auf die Probe %S.360 gestellt werden, ging er hin und erz"ahlte ihnen alles %S.360 wieder und sprach: >>Der L"owe will dem K"onig weismachen, %S.360 ihr w"art M"adchen.<< Da dankte ihm die K"onigstochter %S.360 und sprach hernach zu ihren Jungfrauen: >>Tut %S.360 euch Gewalt an und tretet fest auf die Erbsen.<< Als nun %S.360 der K"onig am andern Morgen die zw"olf J"ager zu sich %S.360 rufen lie"s und sie ins Vorzimmer kamen, wo die Erbsen %S.360 lagen, so traten sie so fest darauf und hatten einen so %S.360 sichern starken Gang, da"s auch nicht eine rollte oder sich %S.360 bewegte. Da gingen sie wieder fort, und der K"onig %S.360 sprach zum L"owen: >>Du hast mich belogen, sie gehen ja %S.360 wie M"anner.<< Antwortete der L"owe: >>Sie haben's %S.360 gewu"st, da"s sie sollten auf die Probe gestellt werden, %S.360 und haben sich Gewalt angetan. La"s nur einmal zw"olf %S.360 Spinnr"ader ins Vorzimmer bringen, so werden sie herzukommen %S.360 und werden sich daran freuen, und das tut kein %S.360 Mann.<< Dem K"onig gefiel der Rat, und er lie"s die %S.360 Spinnr"ader ins Vorzimmer stellen. %S.360 Der Diener aber, der's redlich mit den J"agern meinte, %S.360 ging hin und entdeckte ihnen den Anschlag. Da sprach %S.360 die K"onigstochter, als sie allein waren, zu ihren elf %S.360 M"adchen: >>Tut euch Gewalt an und blickt euch nicht um %S.360 nach den Spinnr"adern.<< Wie nun der K"onig am andern %S.360 Morgen seine zw"olf J"ager rufen lie"s, so kamen sie durch %S.360 das Vorzimmer und sahen die Spinnr"ader gar nicht an. %S.360 Da sprach der K"onig wiederum zum L"owen: >>Du hast %S.360 mich belogen, es sind M"anner, denn sie haben die Spinnr"ader %S.360 nicht angesehen.<< Der L"owe antwortete: >>Sie %S.360 haben's gewu"st, da"s sie sollten auf die Probe gestellt %S.360 werden, und haben sich Gewalt angetan.<< Der K"onig %S.360 aber wollte dem L"owen nicht mehr glauben. %S.360 Die zw"olf J"ager folgten dem K"onig best"andig zur Jagd, %S.361 und er hatte sie je l"anger, je lieber. Nun geschah es, da"s, %S.361 als sie einmal auf der Jagd waren, Nachricht kam, die %S.361 Braut des K"onigs w"are im Anzug. Wie die rechte Braut %S.361 das h"orte, tat's ihr so weh, da"s es ihr fast das Herz %S.361 abstie"s und sie ohnm"achtig auf die Erde fiel. Der K"onig %S.361 meinte, seinem lieben J"ager sei etwas begegnet, lief hinzu %S.361 und wollte ihm helfen und zog ihm den Handschuh aus. %S.361 Da erblickte er den Ring, den er seiner ersten Braut %S.361 gegeben, und als er ihr in das Gesicht sah, erkannte er %S.361 sie. Da ward sein Herz so ger"uhrt, da"s er sie k"u"ste, und %S.361 als sie die Augen aufschlug, sprach er: >>Du bist mein, %S.361 und ich bin dein, und kein Mensch auf der Welt kann das %S.361 "andern.<< Zu der andern Braut aber schickte er einen %S.361 Boten und lie"s sie bitten, in ihr Reich zur"uckzukehren, %S.361 denn er habe schon eine Gemahlin, und wer einen alten %S.361 Schl"ussel wiedergefunden habe, brauche den neuen %S.361 nicht. Darauf ward die Hochzeit gefeiert, und der L"owe %S.361 kam wieder in Gnade, weil er doch die Wahrheit gesagt %S.361 hatte. %S.361