% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO am 10. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 30. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 64: Die goldene Gans} \markright{KHM 64: Die goldene Gans} Es war ein Mann, der hatte drei S"ohne, davon hie"s der %S.346 j"ungste der \emph{Dummling} und wurde verachtet und verspottet %S.346 und bei jeder Gelegenheit zur"uckgesetzt. Es geschah, %S.346 da"s der "alteste in den Wald gehen wollte, Holz hauen, %S.346 und eh er ging, gab ihm noch seine Mutter einen sch"onen %S.346 feinen Eierkuchen und eine Flasche Wein mit, damit er %S.346 nicht Hunger und Durst litte. Als er in den Wald kam, %S.346 begegnete ihm ein altes graues M"annlein, das bot ihm %S.346 einen guten Tag und sprach: >>Gib mir doch ein St"uck %S.346 Kuchen aus deiner Tasche und la"s mich einen Schluck %S.346 von deinem Wein trinken, ich bin so hungrig und durstig.<< %S.346 Der kluge Sohn aber antwortete: >>Geb ich dir %S.346 meinen Kuchen und meinen Wein, so hab ich selber %S.346 nichts, pack dich deiner Wege<<, lie"s das M"annlein stehen %S.346 und ging fort. Als er nun anfing, einen Baum zu %S.346 behauen, dauerte es nicht lange, so hieb er fehl, und die %S.346 Axt fuhr ihm in den Arm, da"s er mu"ste heimgehen und %S.346 sich verbinden lassen. Das war aber von dem grauen %S.346 M"annchen gekommen. %S.346 Darauf ging der zweite Sohn in den Wald, und die %S.346 Mutter gab ihm, wie dem "altesten, einen Eierkuchen und %S.346 eine Flasche Wein. Dem begegnete gleichfalls das alte %S.346 graue M"annchen und hielt um ein St"uckchen Kuchen und %S.346 einen Trunk Wein an. Aber der zweite Sohn sprach auch %S.347 ganz verst"andig: >>Was ich dir gebe, das geht mir selber %S.347 ab, pack dich deiner Wege<<, lie"s das M"annlein stehen %S.347 und ging fort. Die Strafe blieb nicht aus, als er ein paar %S.347 Hiebe am Baum getan, hieb er sich ins Bein, da"s er %S.347 mu"ste nach Haus getragen werden. %S.347 Da sagte der Dummling: >>Vater, la"s mich einmal hinausgehen %S.347 und Holz hauen.<< Antwortete der Vater: >>Deine %S.347 Br"uder haben sich Schaden dabei getan, la"s dich davon, %S.347 du verstehst nichts davon.<< Der Dummling aber bat so %S.347 lange, bis er endlich sagte: >>Geh nur hin, durch Schaden %S.347 wirst du klug werden.<< Die Mutter gab ihm einen %S.347 Kuchen, der war mit Wasser in der Asche gebacken, und %S.347 dazu eine Flasche saueres Bier. Als er in den Wald kam, %S.347 begegnete ihm gleichfalls das alte graue M"annchen, %S.347 gr"u"ste ihn und sprach: >>Gib mir ein St"uck von deinem %S.347 Kuchen und einen Trunk aus deiner Flasche, ich bin so %S.347 hungrig und durstig.<< Antwortete der Dummling: >>Ich %S.347 habe aber nur Aschenkuchen und saueres Bier, wenn dir %S.347 das recht ist, so wollen wir uns setzen und essen.<< Da %S.347 setzten sie sich, und als der Dummling seinen Aschenkuchen %S.347 herausholte, so war's ein feiner Eierkuchen, und %S.347 das sauere Bier war ein guter Wein. Nun a"sen und %S.347 tranken sie, und danach sprach das M"annlein: >>Weil du %S.347 ein gutes Herz hast und von dem deinigen gerne mitteilst, %S.347 so will ich dir Gl"uck bescheren. Dort steht ein alter %S.347 Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas %S.347 finden.<< Darauf nahm das M"annlein Abschied. %S.347 Der Dummling ging hin und hieb den Baum um, und wie %S.347 er fiel, sa"s in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn %S.347 von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich %S.347 und ging in ein Wirtshaus, da wollte er "ubernachten. Der %S.347 Wirt hatte aber drei T"ochter, die sahen die Gans, waren %S.347 neugierig, was das f"ur ein wunderlicher Vogel w"are, und %S.347 h"atten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. %S.347 Die "alteste dachte: >>Es wird sich schon eine Gelegenheit %S.347 finden, wo ich mir eine Feder ausziehen kann.<< Und als %S.348 der Dummling einmal hinausgegangen war, fa"ste sie die %S.348 Gans beim Fl"ugel, aber Finger und Hand blieben ihr %S.348 daran festh"angen. Bald danach kam die zweite und hatte %S.348 keinen andern Gedanken, als sich eine goldene Feder zu %S.348 holen; kaum aber hatte sie ihre Schwester anger"uhrt, so %S.348 blieb sie festh"angen. Endlich kam auch die dritte in %S.348 gleicher Absicht; da schrieen die andern: >>Bleib weg, %S.348 ums Himmels willen, bleib weg.<< Aber sie begriff nicht, %S.348 warum sie wegbleiben sollte, dachte: >>Sind die dabei, so %S.348 kann ich auch dabei sein<<, und sprang herzu, und wie sie %S.348 ihre Schwester anger"uhrt hatte, so blieb sie an ihr h"angen. %S.348 So mu"sten sie die Nacht bei der Gans zubringen. %S.348 Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in %S.348 den Arm, ging fort und bek"ummerte sich nicht um die %S.348 drei M"adchen, die daranhingen. Sie mu"sten immer hinter %S.348 ihm dreinlaufen, links und rechts, wie's ihm in die Beine %S.348 kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, %S.348 und als er den Aufzug sah, sprach er: >>Sch"amt euch, ihr %S.348 garstigen M"adchen, was lauft ihr dem jungen Bursch %S.348 durchs Feld nach, schickt sich das?<< Damit fa"ste er die %S.348 j"ungste an die Hand und wollte sie zur"uckziehen; wie er %S.348 sie aber anr"uhrte, blieb er gleichfalls h"angen und mu"ste %S.348 selber hinterdreinlaufen. Nicht lange, so kam der K"uster %S.348 daher und sah den Herrn Pfarrer, der drei M"adchen auf %S.348 dem Fu"s folgte. Da verwunderte er sich und rief: >>Ei, %S.348 Herr Pfarrer, wo hinaus so geschwind? Verge"st nicht, %S.348 da"s wir heute noch eine Kindtaufe haben<<, lief auf ihn zu %S.348 und fa"ste ihn am "Armel, blieb aber auch fest h"angen. %S.348 Wie die f"unf so hintereinander hertrabten, kamen zwei %S.348 Bauern mit ihren Hacken vom Feld; da rief der Pfarrer %S.348 sie an und bat, sie m"ochten ihn und den K"uster losmachen. %S.348 Kaum aber hatten sie den K"uster anger"uhrt, so %S.348 blieben sie h"angen und waren ihrer nun siebene, die dem %S.348 Dummling mit der Gans nachliefen. %S.348 Er kam darauf in eine Stadt, da herrschte ein K"onig, der %S.348 hatte eine Tochter, die war so ernsthaft, da"s sie niemand %S.349 zum Lachen bringen konnte. Darum hatte er ein Gesetz %S.349 gegeben, wer sie k"onnte zum Lachen bringen, der sollte %S.349 sie heiraten. Der Dummling, als er das h"orte, ging mit %S.349 seiner Gans und ihrem Anhang vor die K"onigstochter, %S.349 und als diese die sieben Menschen immer hintereinander %S.349 herlaufen sah, fing sie "uberlaut an zu lachen und wollte %S.349 gar nicht wieder aufh"oren. Da verlangte sie der Dummling %S.349 zur Braut, aber dem K"onig gefiel der Schwiegersohn %S.349 nicht, er machte allerlei Einwendungen und sagte, er %S.349 m"u"ste ihm erst einen Mann bringen, der einen Keller voll %S.349 Wein austrinken k"onnte. Der Dummling dachte an das %S.349 graue M"annchen, das k"onnte ihm wohl helfen, ging %S.349 hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum %S.349 abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte %S.349 ein ganz betr"ubtes Gesicht. Der Dummling fragte, was er %S.349 sich so sehr zu Herzen n"ahme. Da antwortete er: >>Ich %S.349 habe so gro"sen Durst und kann ihn nicht l"oschen, das %S.349 kalte Wasser vertrage ich nicht, ein Fa"s Wein habe ich %S.349 zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem %S.349 hei"sen Stein?<< >>Da kann ich dir helfen<<, sagte der %S.349 Dummling, >>komm nur mit, du sollst satt haben.<< Er %S.349 f"uhrte ihn darauf in des K"onigs Keller, und der Mann %S.349 machte sich "uber die gro"sen F"asser, trank und trank, da"s %S.349 ihm die H"uften wehtaten, und ehe ein Tag herum war, %S.349 hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling %S.349 verlangte abermals seine Braut, der K"onig aber "argerte %S.349 sich, da"s ein schlechter Bursch, den jedermann einen %S.349 Dummling nannte, seine Tochter davontragen sollte, %S.349 und machte neue Bedingungen: er m"u"ste erst einen %S.349 Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen k"onnte. %S.349 Der Dummling besann sich nicht lange, sondern ging %S.349 gleich hinaus in den Wald; da sa"s auf demselben Platz ein %S.349 Mann, der schn"urte sich den Leib mit einem Riemen %S.349 zusammen, machte ein gr"amliches Gesicht und sagte: %S.349 >>Ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, %S.349 aber was hilft das, wenn man so gro"sen Hunger hat %S.350 wie ich: mein Magen bleibt leer, und ich mu"s mich nur %S.350 zuschn"uren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.<< Der %S.350 Dummling war froh dar"uber und sprach: >>Mach dich auf %S.350 und geh mit mir, du sollst dich satt essen.<< Er f"uhrte ihn %S.350 an den Hof des K"onigs, der hatte alles Mehl aus dem %S.350 ganzen Reich zusammenfahren und einen ungeheuern %S.350 Berg davon backen lassen; der Mann aber aus dem Walde %S.350 stellte sich davor, fing an zu essen, und in einem Tag war %S.350 der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte %S.350 zum drittenmal seine Braut, der K"onig aber suchte noch %S.350 einmal Ausflucht und verlangte ein Schiff, das zu Land %S.350 und zu Wasser fahren k"onnte: >>Sowie du aber damit %S.350 angesegelt kommst<<, sagte er, >>so sollst du gleich meine %S.350 Tochter zur Gemahlin haben.<< Der Dummling ging %S.350 geradesweges in den Wald, da sa"s das alte graue M"annchen, %S.350 dem er seinen Kuchen gegeben hatte, und sagte: %S.350 >>Ich habe f"ur dich getrunken und gegessen, ich will dir %S.350 auch das Schiff geben; das alles tu ich, weil du barmherzig %S.350 gegen mich gewesen bist.<< Da gab er ihm das Schiff, %S.350 das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der K"onig das %S.350 sah, konnte er ihm seine Tochter nicht l"anger vorenthalten. %S.350 Die Hochzeit ward gefeiert, nach des K"onigs Tod %S.350 erbte der Dummling das Reich und lebte lange Zeit %S.350 vergn"ugt mit seiner Gemahlin. %S.350