% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von K. OKAMOTO am 10. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 30. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 63: Die drei Federn} \markright{KHM 63: Die drei Federn} Es war einmal ein K"onig, der hatte drei S"ohne, davon %S.343 waren zwei klug und gescheit, aber der dritte sprach %S.343 nicht viel, war einf"altig und hie"s nur der \emph{Dummling}. Als %S.343 der K"onig alt und schwach ward und an sein Ende %S.343 dachte, wu"ste er nicht, welcher von seinen S"ohnen nach %S.343 ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen: %S.343 >>Ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, %S.343 der soll nach meinem Tod K"onig sein.<< Und damit es %S.343 keinen Streit unter ihnen gab, f"uhrte er sie vor sein %S.343 Schlo"s, blies drei Federn in die Luft und sprach: >>Wie %S.343 die fliegen, so sollt ihr ziehen.<< Die eine Feder flog nach %S.343 Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber %S.343 gerad[e]aus und flog nicht weit, sondern fiel bald zur %S.343 Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging %S.343 links, und sie lachten den Dummling aus, der bei der %S.343 dritten Feder da, wo sie niedergefallen war, bleiben %S.343 mu"ste. %S.343 Der Dummling setzte sich nieder und war traurig. Da %S.343 bemerkte er auf einmal, da"s neben der Feder eine Fallt"ure %S.343 lag. Er hob sie in die H"ohe, fand eine Treppe und %S.343 stieg hinab. Da kam er vor eine andere T"ure, klopfte an %S.343 und h"orte, wie es inwendig rief: %S.343 \begin{verse} >>Jungfer gr"un und klein, \\ %S.343 Hutzelbein, \\ %S.343 Hutzelbeins H"undchen, \\ %S.343 Hutzel hin und her, \\ %S.343 la"s geschwind sehen, wer drau"sen w"ar.<< %S.343 \end{verse} Die T"ure tat sich auf, und er sah eine gro"se di"cke Itsche %S.343 (Kr"ote) sitzen und rings um sie eine Menge kleiner %S.343 Itschen. Die di"cke Itsche fragte, was sein Begehren w"are. %S.343 Er antwortete: >>Ich h"atte gerne den sch"onsten und feinsten %S.343 Teppich.<< Da rief sie eine junge und sprach: %S.343 \begin{verse} >>Jungfer gr"un und klein, \\ %S.344 Hutzelbein, \\ %S.344 Hutzelbeins H"undchen, \\ %S.344 Hutzel hin und her, \\ %S.344 bring mir die gro"se Schachtel her.<< %S.344 \end{verse} Die junge Itsche holte die Schachtel, und die di"cke Itsche %S.344 machte sie auf und gab dem Dummling einen Teppich %S.344 daraus, so sch"on und so fein, wie oben auf der Erde %S.344 keiner konnte gewebt werden. Da dankte er ihr und stieg %S.344 wieder hinauf. %S.344 Die beiden andern hatten aber ihren j"ungsten Bruder f"ur %S.344 so albern gehalten, da"s sie glaubten, er w"urde gar nichts %S.344 finden und aufbringen. >>Was sollen wir uns mit Suchen %S.344 gro"s M"uhe geben<<, sprachen sie, nahmen dem ersten %S.344 besten Sch"afersweib, das ihnen begegnete, die groben %S.344 T"ucher vom Leib und trugen sie dem K"onig heim. Zu %S.344 derselben Zeit kam auch der Dummling zur"uck und %S.344 brachte seinen sch"onen Teppich, und als der K"onig den %S.344 sah, erstaunte er und sprach: >>Wenn es dem Recht nach %S.344 gehen soll, so geh"ort dem j"ungsten das K"onigreich.<< %S.344 Aber die zwei andern lie"sen dem Vater keine Ruhe und %S.344 sprachen, unm"oglich k"onnte der Dummling, dem es in %S.344 allen Dingen an Verstand fehlte, K"onig werden, und %S.344 baten ihn, er m"ochte eine neue Bedingung machen. Da %S.344 sagte der Vater: >>Der soll das Reich erben, der mir den %S.344 sch"onsten Ring bringt<<, f"uhrte die drei Br"uder hinaus %S.344 und blies drei Federn in die Luft, denen sie nachgehen %S.344 sollten. Die zwei "altesten zogen wieder nach Osten und %S.344 Westen, und f"ur den Dummling flog die Feder geradeaus %S.344 und fiel neben der Erdt"ure nieder. Da stieg er wieder %S.344 hinab zu der di"cken Itsche und sagte ihr, da"s er den %S.344 sch"onsten Ring brauchte. Sie lie"s sich gleich ihre gro"se %S.344 Schachtel holen und gab ihm daraus einen Ring, der %S.344 gl"anzte von Edelsteinen und war so sch"on, da"s ihn kein %S.344 Goldschmied auf der Erde h"atte machen k"onnen. Die %S.344 zwei "altesten lachten "uber den Dummling, der einen %S.344 goldenen Ring suchen wollte, gaben sich gar keine %S.345 M"uhe, sondern schlugen einem alten Wagenring die %S.345 N"agel aus und brachten ihn dem K"onig. Als aber der %S.345 Dummling seinen goldenen Ring vorzeigte, so sprach der %S.345 Vater abermals: >>Ihm geh"ort das Reich.<< Die zwei "altesten %S.345 lie"sen nicht ab, den K"onig zu qu"alen, bis er noch %S.345 eine dritte Bedingung machte und den Ausspruch tat, der %S.345 sollte das Reich haben, der die sch"onste Frau heimbr"achte. %S.345 Die drei Federn blies er nochmals in die Luft, %S.345 und sie flogen wie die vorigemale. %S.345 Da ging der Dummling ohne weiteres hinab zu der %S.345 di"cken Itsche und sprach: >>Ich soll die sch"onste Frau %S.345 heimbringen.<< >>Ei<<, antwortete die Itsche, >>die sch"onste %S.345 Frau! Die ist nicht gleich zur Hand, aber du sollst sie %S.345 doch haben.<< Sie gab ihm eine ausgeh"ohlte gelbe R"ube, %S.345 mit sechs M"auschen bespannt. Da sprach der Dummling %S.345 ganz traurig: >>Was soll ich damit anfangen?<< Die Itsche %S.345 antwortete: >>Setze nur eine von meinen kleinen Itschen %S.345 hinein.<< Da griff er auf Geratewohl eine aus dem Kreis %S.345 und setzte sie in die gelbe Kutsche, aber kaum sa"s sie %S.345 darin, so ward sie zu einem wundersch"onen Fr"aulein, die %S.345 R"ube zur Kutsche und die sechs M"auschen zu Pferden. %S.345 Da k"u"ste er sie, jagte mit den Pferden davon und brachte %S.345 sie zu dem K"onig. Seine Br"uder kamen nach, die hatten %S.345 sich gar keine M"uhe gegeben, eine sch"one Frau zu %S.345 suchen, sondern die ersten besten Bauernweiber mitgenommen. %S.345 Als der K"onig sie erblickte, sprach er: >>Dem %S.345 j"ungsten geh"ort das Reich nach meinem Tod.<< Aber die %S.345 zwei "altesten bet"aubten die Ohren des K"onigs aufs neue %S.345 mit ihrem Geschrei: >>Wir k"onnen's nicht zugeben, da"s %S.345 der Dummling K"onig wird<<, und verlangten, der sollte %S.345 den Vorzug haben, dessen Frau durch einen Ring springen %S.345 k"onnte, der da mitten in dem Saal hing. Sie dachten: %S.345 >>Die Bauernweiber k"onnen das wohl, die sind stark %S.345 genug, aber das zarte Fr"aulein springt sich tot.<< Der alte %S.345 K"onig gab das auch noch zu. Da sprangen die zwei %S.345 Bauernweiber, sprangen auch durch den Ring, waren %S.346 aber so plump, da"s sie fielen und ihre groben Arme und %S.346 Beine entzweibrachen. Darauf sprang das sch"one Fr"aulein, %S.346 das der Dummling mitgebracht hatte, und sprang so %S.346 leicht hindurch wie ein Reh, und aller Widerspruch %S.346 mu"ste aufh"oren. Also erhielt er die Krone und hat lange %S.346 in Weisheit geherrscht. %S.346