% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von H. Shouzaki, am 24. M"arz 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 53: Sneewittchen} \markright{KHM 53: Sneewittchen} Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken %S.269 fielen wie Federn vom Himmel herab, da sa"s eine K"onigin %S.269 an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem %S.269 Ebenholz hatte, und n"ahte. Und wie sie so n"ahte und %S.269 nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel %S.269 in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den %S.269 Schnee. Und weil das Rote im wei"sen Schnee so sch"on %S.269 aussah, dachte sie bei sich: >>H"att ich ein Kind so wei"s %S.269 wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz %S.269 an dem Rahmen.<< Bald darauf bekam sie ein T"ochterlein, %S.269 das war so wei"s wie Schnee, so rot wie Blut und so %S.269 schwarzhaarig wie Ebenholz, und ward darum das Sneewittchen %S.269 (Schneewei"schen) genannt. Und wie das Kind %S.269 geboren war, starb die K"onigin. %S.269 "Uber ein Jahr nahm sich der K"onig eine andere Gemahlin. %S.269 Es war eine sch"one Frau, aber sie war stolz und %S.269 "uberm"utig und konnte nicht leiden, da"s sie an Sch"onheit %S.269 von jemand sollte "ubertroffen werden. Sie hatte einen %S.269 wunderbaren Spiegel, wenn sie vor den trat und sich %S.269 darin beschaute, sprach sie: %S.269 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.269 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<< %S.269 \end{verse} So antwortete der Spiegel: %S.269 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste im Land.<< %S.269 \end{verse} Da war sie zufrieden, denn sie wu"ste, da"s der Spiegel die %S.269 Wahrheit sagte. %S.269 Sneewittchen aber wuchs heran und wurde immer sch"oner, %S.269 und als es sieben Jahr alt war, war es so sch"on wie %S.269 der klare Tag und sch"oner als die K"onigin selbst. Als %S.269 diese einmal ihren Spiegel fragte: %S.269 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.269 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<<, %S.269 \end{verse} so antwortete er: %S.270 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste hier, \\ %S.270 aber Sneewittchen ist tausendmal sch"oner als Ihr.<< %S.270 \end{verse} Da erschrak die K"onigin und ward gelb und gr"un vor %S.270 Neid. Von Stund an, wenn sie Sneewittchen erblickte, %S.270 kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum, so ha"ste sie das %S.270 M"adchen. Und der Neid und Hochmut wuchsen wie ein %S.270 Unkraut in ihrem Herzen immer h"oher, da"s sie Tag und %S.270 Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen J"ager und %S.270 sprach: >>Bring das Kind hinaus in den Wald, ich will's %S.270 nicht mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es t"oten %S.270 und mir Lunge und Leber zum Wahrzeichen mitbringen.<< %S.270 Der J"ager gehorchte und f"uhrte es hinaus, und als %S.270 er den Hirschf"anger gezogen hatte und Sneewittchens %S.270 unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu %S.270 weinen und sprach: >>Ach, lieber J"ager, la"s mir mein %S.270 Leben; ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr %S.270 wieder heimkommen.<< Und weil es so sch"on war, %S.270 hatte der J"ager Mitleiden und sprach: >>So lauf hin, du %S.270 armes Kind.<< >>Die wilden Tiere werden dich bald gefressen %S.270 haben<<, dachte er, und doch war's ihm, als w"ar ein %S.270 Stein von seinem Herzen gew"alzt, weil er es nicht zu %S.270 t"oten brauchte. Und als gerade ein junger Frischling %S.270 dahergesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und %S.270 Leber heraus und brachte sie als Wahrzeichen der K"onigin %S.270 mit. Der Koch mu"ste sie in Salz kochen, und das %S.270 boshafte Weib a"s sie auf und meinte, sie h"atte Sneewittchens %S.270 Lunge und Leber gegessen. %S.270 Nun war das arme Kind in dem gro"sen Wald mutterselig %S.270 allein, und ward ihm so angst, da"s es alle Bl"atter an den %S.270 B"aumen ansah und nicht wu"ste, wie es sich helfen sollte. %S.270 Da fing es an zu laufen und lief "uber die spitzen Steine %S.270 und durch die Dornen, und die wilden Tiere sprangen an %S.270 ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief, solange nur %S.270 die F"u"se noch fort konnten, bis es bald Abend werden %S.270 wollte, da sah es ein kleines H"auschen und ging hinein, %S.270 sich zu ruhen. In dem H"auschen war alles klein, aber so %S.271 zierlich und reinlich, da"s es nicht zu sagen ist. Da stand %S.271 ein wei"s gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, %S.271 jedes Tellerlein mit seinem L"offelein, ferner sieben Messerlein %S.271 und G"ablein und sieben Becherlein. An der Wand %S.271 waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und %S.271 schneewei"se Laken dar"ubergedeckt. Sneewittchen, weil %S.271 es so hungrig und durstig war, a"s von jedem Tellerlein %S.271 ein wenig Gem"us und Brot und trank aus jedem Becherlein %S.271 einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem %S.271 allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so m"ude war, %S.271 legte es sich in ein Bettchen, aber keins pa"ste; das eine %S.271 war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente %S.271 recht war: und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und %S.271 schlief ein. %S.271 Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von %S.271 dem H"auslein, das waren die sieben Zwerge, die in den %S.271 Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie z"undeten ihre %S.271 sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im H"auslein %S.271 ward, sahen sie, da"s jemand darin gewesen war, denn es %S.271 stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen %S.271 hatten. Der erste sprach: >>Wer hat auf meinem St"uhlchen %S.271 gesessen?<< Der zweite: >>Wer hat von meinem Tellerchen %S.271 gegessen?<< Der dritte: >>Wer hat von meinem Br"otchen %S.271 genommen?<< Der vierte: >>Wer hat von meinem Gem"uschen %S.271 gegessen?<< Der f"unfte: >>Wer hat mit meinem %S.271 G"abelchen gestochen?<< Der sechste: >>Wer hat mit meinem %S.271 Messerchen geschnitten?<< Der siebente: >>Wer hat %S.271 aus meinem Becherlein getrunken?<< Dann sah sich der %S.271 erste um und sah, da"s auf seinem Bett eine kleine D"alle %S.271 war, da sprach er: >>Wer hat in mein Bettchen getreten?<< %S.271 Die andern kamen gelaufen und riefen: >>In meinem hat %S.271 auch jemand gelegen.<< Der siebente aber, als er in sein %S.271 Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und %S.271 schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen %S.271 und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein %S.271 und beleuchteten Sneewittchen. >>Ei, du mein Gott! %S.272 Ei, du mein Gott!<< riefen sie. >>Was ist das Kind so %S.272 sch"on!<< Und hatten so gro"se Freude, da"s sie es nicht %S.272 aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen lie"sen. Der %S.272 siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei %S.272 jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. %S.272 Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es %S.272 die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber %S.272 freundlich und fragten: >>Wie hei"st du?<< >>Ich hei"se %S.272 Sneewittchen<<, antwortete es. >>Wie bist du in unser %S.272 Haus gekommen?<< sprachen weiter die Zwerge. Da %S.272 erz"ahlte es ihnen, da"s seine Stiefmutter es h"atte wollen %S.272 umbringen lassen, der J"ager h"atte ihm aber das Leben %S.272 geschenkt, und da w"ar es gelaufen den ganzen Tag, bis es %S.272 endlich ihr H"auslein gefunden h"atte. Die Zwerge sprachen: %S.272 >>Willst du unsern Haushalt versehen, kochen, %S.272 betten, waschen, n"ahen und stricken, und willst du alles %S.272 ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns %S.272 bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.<< >>Ja<<, sagte %S.272 Sneewittchen, >>von Herzen gern<<, und blieb bei ihnen. %S.272 Es hielt ihnen das Haus in Ordnung; morgens gingen sie %S.272 in die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen %S.272 sie wieder, und da mu"ste ihr Essen bereit sein. Den Tag %S.272 "uber war das M"adchen allein, da warnten es die guten %S.272 Zwerglein und sprachen: >>H"ute dich vor deiner Stiefmutter, %S.272 die wird bald wissen, da"s du hier bist; la"s ja %S.272 niemand herein.<< %S.272 Die K"onigin aber, nachdem sie Sneewittchens Lunge und %S.272 Leber glaubte gegessen zu haben, dachte nicht anders, als %S.272 sie w"are wieder die erste und allersch"onste, trat vor ihren %S.272 Spiegel und sprach: %S.272 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.272 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<< %S.272 \end{verse} Da antwortete der Spiegel: %S.272 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste hier, \\ %S.272 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.272 bei den sieben Zwergen \\ %S.273 ist noch tausendmal sch"oner als Ihr.<< %S.273 \end{verse} Da erschrak sie, denn sie wu"ste, da"s der Spiegel keine %S.273 Unwahrheit sprach, und merkte, da"s der J"ager sie betrogen %S.273 hatte und Sneewittchen noch am Leben war. Und da %S.273 sann und sann sie aufs neue, wie sie es umbringen wollte; %S.273 denn solange sie nicht die sch"onste war im ganzen Land, %S.273 lie"s ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich %S.273 etwas ausgedacht hatte, f"arbte sie sich das Gesicht und %S.273 kleidete sich wie eine alte Kr"amerin, und war ganz %S.273 unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie "uber die sieben %S.273 Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die T"ure und %S.273 rief: >>Sch"one Ware feil! feil!<< Sneewittchen guckte zum %S.273 Fenster heraus und rief: >>Guten Tag, liebe Frau, was %S.273 habt Ihr zu verkaufen?<< >>Gute Ware, sch"one Ware<<, %S.273 antwortete sie, >>Schn"urriemen von allen Farben<<, und %S.273 holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. %S.273 >>Die ehrliche Frau kann ich hereinlassen<<, dachte Sneewittchen, %S.273 riegelte die T"ure auf und kaufte sich den %S.273 h"ubschen Schn"urriemen. >>Kind<<, sprach die Alte, >>wie %S.273 du aussiehst! Komm, ich will dich einmal ordentlich %S.273 schn"uren.<< Sneewittchen hatte kein Arg, stellte sich vor %S.273 sie und lie"s sich mit dem neuen Schn"urriemen schn"uren; %S.273 aber die Alte schn"urte geschwind und schn"urte so fest, %S.273 da"s dem Sneewittchen der Atem verging und es f"ur tot %S.273 hinfiel. >>Nun bist du die sch"onste gewesen<<, sprach sie %S.273 und eilte hinaus. %S.273 Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben %S.273 Zwerge nach Haus, aber wie erschraken sie, als sie ihr %S.273 liebes Sneewittchen auf der Erde liegen sahen; und es %S.273 regte und bewegte sich nicht, als w"are es tot. Sie hoben es %S.273 in die H"ohe, und weil sie sahen, da"s es zu fest geschn"urt %S.273 war, schnitten sie den Schn"urriemen entzwei: da fing es %S.273 an, ein wenig zu atmen, und ward nach und nach wieder %S.273 lebendig. Als die Zwerge h"orten, was geschehen war, %S.273 sprachen sie: >>Die alte Kr"amerfrau war niemand als die %S.273 gottlose K"onigin: h"ute dich und la"s keinen Menschen %S.274 herein, wenn wir nicht bei dir sind.<< %S.274 Das b"ose Weib aber, als es nach Haus gekommen war, %S.274 ging vor den Spiegel und fragte: %S.274 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.274 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<< %S.274 \end{verse} Da antwortete er wie sonst: %S.274 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste hier, \\ %S.274 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.274 bei den sieben Zwergen \\ %S.274 ist noch tausendmal sch"oner als Ihr.<< %S.274 \end{verse} Als sie das h"orte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so %S.274 erschrak sie, denn sie sah wohl, da"s Sneewittchen wieder %S.274 lebendig geworden war. >>Nun aber<<, sprach sie, >>will %S.274 ich etwas aussinnen, das dich zugrunde richten soll<<, und %S.274 mit Hexenk"unsten, die sie verstand, machte sie einen %S.274 giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die %S.274 Gestalt eines andern alten Weibes an. So ging sie hin "uber %S.274 die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die %S.274 T"ure und rief: >>Gute Ware feil! feil!<< Sneewittchen %S.274 schaute heraus und sprach: >>Geht nur weiter, ich darf %S.274 niemand hereinlassen.<< >>Das Ansehen wird dir doch %S.274 erlaubt sein<<, sprach die Alte, zog den giftigen Kamm %S.274 heraus und hielt ihn in die H"ohe. Da gefiel er dem Kinde %S.274 so gut, da"s es sich bet"oren lie"s und die T"ure "offnete. Als %S.274 sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte: >>Nun will ich %S.274 dich einmal ordentlich k"ammen.<< Das arme Sneewittchen %S.274 dachte an nichts und lie"s die Alte gew"ahren, aber %S.274 kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das %S.274 Gift darin wirkte und das M"adchen ohne Besinnung %S.274 niederfiel. >>Du Ausbund von Sch"onheit<<, sprach das %S.274 boshafte Weib, >>jetzt ist's um dich geschehen<<, und ging %S.274 fort. Zum Gl"uck aber war es bald Abend, wo die sieben %S.274 Zwerglein nach Haus kamen. Als sie Sneewittchen wie %S.274 tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die %S.274 Stiefmutter in Verdacht, suchten nach und fanden den %S.274 giftigen Kamm, und kaum hatten sie ihn herausgezogen, %S.275 so kam Sneewittchen wieder zu sich und erz"ahlte, was %S.275 vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf %S.275 seiner Hut zu sein und niemand die T"ure zu "offnen. %S.275 Die K"onigin stellte sich daheim vor den Spiegel und %S.275 sprach: %S.275 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.275 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<< %S.275 \end{verse} Da antwortete er wie vorher: %S.275 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste hier, \\ %S.275 aber Sneewittchen "uber den Bergen \\ %S.275 bei den sieben Zwergen \\ %S.275 ist doch noch tausendmal sch"oner als Ihr.<< %S.275 \end{verse} Als sie den Spiegel so reden h"orte, zitterte und bebte sie %S.275 vor Zorn. >>Sneewittchen soll sterben<<, rief sie, >>und %S.275 wenn es mein eignes Leben kostet.<< Darauf ging sie in %S.275 eine ganz verborgene einsame Kammer, wo niemand %S.275 hinkam, und machte da einen giftigen, giftigen Apfel. %S.275 "Au"serlich sah er sch"on aus, wei"s mit roten Backen, da"s %S.275 jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein %S.275 St"uckchen davon a"s, der mu"ste sterben. Als der Apfel %S.275 fertig war, f"arbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich %S.275 in eine Bauersfrau, und so ging sie "uber die sieben Berge %S.275 zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Sneewittchen %S.275 streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach: >>Ich %S.275 darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge %S.275 haben mir's verboten.<< >>Mir auch recht<<, antwortete die %S.275 B"aurin, >>meine "Apfel will ich schon loswerden. Da, %S.275 einen will ich dir schenken.<< >>Nein<<, sprach Sneewittchen, %S.275 >>ich darf nichts annehmen.<< >>F"urchtest du dich %S.275 vor Gift?<< sprach die Alte. >>Siehst du, da schneide ich %S.275 den Apfel in zwei Teile; den roten Backen i"s du, den %S.275 wei"sen will ich essen.<< Der Apfel war aber so k"unstlich %S.275 gemacht, da"s der rote Backen allein vergiftet war. Sneewittchen %S.275 lusterte den sch"onen Apfel an, und als es sah, %S.275 da"s die B"aurin davon a"s, so konnte es nicht l"anger %S.275 widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die %S.276 giftige H"alfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im %S.276 Mund, so fiel es tot zur Erde nieder. Da betrachtete es %S.276 die K"onigin mit grausigen Blicken und lachte "uberlaut %S.276 und sprach: >>Wei"s wie Schnee, rot wie Blut, schwarz %S.276 wie Ebenholz! Diesmal k"onnen dich die Zwerge nicht %S.276 wieder erwecken.<< Und als sie daheim den Spiegel befragte: %S.276 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.276 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<<, %S.276 \end{verse} so antwortete er endlich: %S.276 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste im Land.<< %S.276 \end{verse} Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches %S.276 Herz Ruhe haben kann. %S.276 Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden %S.276 Sneewittchen auf der Erde liegen, und es ging kein Atem %S.276 mehr aus seinem Mund, und es war tot. Sie hoben es auf, %S.276 suchten, ob sie was Giftiges f"anden, schn"urten es auf, %S.276 k"ammten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und %S.276 Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und %S.276 blieb tot. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle %S.276 siebene daran und beweinten es, und weinten drei Tage %S.276 lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so %S.276 frisch aus wie ein lebender Mensch und hatte noch seine %S.276 sch"onen roten Backen. Sie sprachen: >>Das k"onnen wir %S.276 nicht in die schwarze Erde versenken<<, und lie"sen einen %S.276 durchsichtigen Sarg von Glas machen, da"s man es von %S.276 allen Seiten sehen konnte, legten es hinein und schrieben %S.276 mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf, und da"s %S.276 es eine K"onigstochter w"are. Dann setzten sie den Sarg %S.276 hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer %S.276 dabei und bewachte ihn. Und die Tiere kamen auch und %S.276 beweinten Sneewittchen, erst eine Eule, dann ein Rabe, %S.276 zuletzt ein T"aubchen. %S.276 Nun lag Sneewittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und %S.276 verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es schliefe, %S.276 denn es war noch so wei"s als Schnee, so rot als Blut und %S.277 so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, da"s ein %S.277 K"onigssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus %S.277 kam, da zu "ubernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg, %S.277 und das sch"one Sneewittchen darin, und las, was mit %S.277 goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach %S.277 er zu den Zwergen: >>La"st mir den Sarg, ich will euch %S.277 geben, was ihr daf"ur haben wollt.<< Aber die Zwerge %S.277 antworteten: >>Wir geben ihn nicht um alles Gold in der %S.277 Welt.<< Da sprach er: >>So schenkt mir ihn, denn ich kann %S.277 nicht leben, ohne Sneewittchen zu sehen, ich will es %S.277 ehren und hochachten wie mein Liebstes.<< Wie er so %S.277 sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit %S.277 ihm und gaben ihm den Sarg. Der K"onigssohn lie"s ihn %S.277 nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da %S.277 geschah es, da"s sie "uber einen Strauch stolperten, und %S.277 von dem Sch"uttern fuhr der giftige Apfelgr"utz, den %S.277 Sneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht %S.277 lange, so "offnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg %S.277 in die H"ohe und richtete sich auf, und war wieder %S.277 lebendig. >>Ach Gott, wo bin ich?<< rief es. Der K"onigssohn %S.277 sagte voll Freude: >>Du bist bei mir<<, und erz"ahlte, %S.277 was sich zugetragen hatte, und sprach: >>Ich habe dich %S.277 lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines %S.277 Vaters Schlo"s, du sollst meine Gemahlin werden.<< Da %S.277 war ihm Sneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre %S.277 Hochzeit ward mit gro"ser Pracht und Herrlichkeit angeordnet. %S.277 Zu dem Fest wurde aber auch Sneewittchens gottlose %S.277 Stiefmutter eingeladen. Wie sie sich nun mit sch"onen %S.277 Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und %S.277 sprach: %S.277 \begin{verse} >>Spieglein, Spieglein an der Wand, \\ %S.277 wer ist die sch"onste im ganzen Land?<< %S.277 \end{verse} Der Spiegel antwortete: %S.277 \begin{verse} >>Frau K"onigin, Ihr seid die sch"onste hier, \\ %S.278 aber die junge K"onigin ist tausendmal sch"oner als %S.278 Ihr.<< %S.278 \end{verse} Da stie"s das b"ose Weib einen Fluch aus, und ward ihr so %S.278 angst, so angst, da"s sie sich nicht zu lassen wu"ste. Sie %S.278 wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen; doch %S.278 lie"s es ihr keine Ruhe, sie mu"ste fort und die junge %S.278 K"onigin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie %S.278 Sneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da %S.278 und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne %S.278 Pantoffeln "uber Kohlenfeuer gestellt und wurden mit %S.278 Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da mu"ste %S.278 sie in die rotgl"uhenden Schuhe treten und so lange tanzen, %S.278 bis sie tot zur Erde fiel. %S.278