% @book{bg_hr_khm_1857, %S.334 % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von H. Shouzaki, am 30. Januar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 29. M"arz 2001 % \maerchentitel{KHM 51: Fundevogel} \markright{KHM 51: Fundevogel} Es war einmal ein F"orster, der ging in den Wald auf die %S.261 Jagd, und wie er in den Wald kam, h"orte er schreien, als %S.261 ob's ein kleines Kind w"are. Er ging dem Schreien nach %S.261 und kam endlich zu einem hohen Baum, und oben darauf %S.261 sa"s ein kleines Kind. Es war aber die Mutter mit dem %S.261 Kinde unter dem Baum eingeschlafen, und ein Raubvogel %S.261 hatte das Kind in ihrem Scho"se gesehen: da war er %S.261 hinzugeflogen, hatte es mit seinem Schnabel weggenommen %S.261 und auf den hohen Baum gesetzt. %S.261 Der F"orster stieg hinauf, holte das Kind herunter und %S.261 dachte: >>Du willst das Kind mit nach Haus nehmen und %S.261 mit deinem Lenchen zusammen aufziehn.<< Er brachte es %S.261 also heim, und die zwei Kinder wuchsen miteinander %S.261 auf. Das aber, das auf dem Baum gefunden worden war, %S.261 und weil es ein Vogel weggetragen hatte, wurde \emph{Fundevogel} %S.261 gehei"sen. Fundevogel und Lenchen hatten sich so %S.261 lieb, nein so lieb, da"s wenn eins das andere nicht sah, %S.261 ward es traurig. %S.261 Der F"orster hatte aber eine alte K"ochin, die nahm eines %S.261 Abends zwei Eimer und fing an, Wasser zu schleppen, %S.261 und ging nicht einmal, sondern vielemal hinaus an den %S.261 Brunnen. Lenchen sah es und sprach: >>H"or einmal, alte %S.261 Sanne, was tr"agst du denn so viel Wasser zu?<< >>Wenn %S.261 du's keinem Menschen wiedersagen willst, so will ich %S.261 dir's wohl sagen.<< Da sagte Lenchen, nein, sie wollte es %S.261 keinem Menschen wiedersagen, so sprach die K"ochin: %S.261 >>Morgen fr"uh, wenn der F"orster auf die Jagd ist, da %S.261 koche ich das Wasser, und wenn's im Kessel siedet, %S.261 werfe ich den Fundevogel 'nein und will ihn darin kochen.<< %S.261 Des andern Morgens in aller Fr"uhe stieg der F"orster auf %S.261 und ging auf die Jagd, und als er weg war, lagen die %S.261 Kinder noch im Bett. Da sprach Lenchen zum Fundevogel: %S.262 >>Verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch %S.262 nicht.<< So sprach der Fundevogel: >>Nun und nimmermehr.<< %S.262 Da sprach Lenchen: >>Ich will es dir nur sagen, %S.262 die alte Sanne schleppte gestern abend so viel Eimer %S.262 Wasser ins Haus, da fragte ich sie, warum sie das t"ate, so %S.262 sagte sie, wenn ich's keinem Menschen sagen wollte, so %S.262 wollte sie es mir wohl sagen; sprach ich, ich wollte es %S.262 gewi"s keinem Menschen sagen; da sagte sie, morgen %S.262 fr"uh, wenn der Vater auf die Jagd w"are, wollte sie den %S.262 Kessel voll Wasser sieden, dich hineinwerfen und %S.262 kochen. Wir wollen aber geschwind aufsteigen, uns %S.262 anziehen und zusammen fortgehen.<< %S.262 Also standen die beiden Kinder auf, zogen sich %S.262 geschwind an und gingen fort. Wie nun das Wasser im %S.262 Kessel kochte, ging die K"ochin in die Schlafkammer, %S.262 wollte den Fundevogel holen und ihn hineinwerfen. %S.262 Aber als sie hineinkam und zu den Betten trat, waren die %S.262 Kinder alle beide fort; da wurde ihr grausam angst, und %S.262 sie sprach vor sich: >>Was will ich nun sagen, wenn der %S.262 F"orster heimkommt und sieht, da"s die Kinder weg sind? %S.262 Geschwind hinten nach, da"s wir sie wieder kriegen.<< %S.262 Da schickte die K"ochin drei Knechte nach, die sollten %S.262 laufen und die Kinder einlangen. Die Kinder aber sa"sen %S.262 vor dem Wald, und als sie die drei Knechte von weitem %S.262 laufen sahen, sprach Lenchen zum Fundevogel: >>Verl"a"st %S.262 du mich nicht, so verla"s ich dich auch nicht.<< So sprach %S.262 Fundevogel: >>Nun und nimmermehr.<< Da sagte Lenchen: %S.262 >>Werde du zum Rosenst"ockchen und ich zum %S.262 R"oschen darauf.<< Wie nun die drei Knechte vor den %S.262 Wald kamen, so war nichts da als ein Rosenstrauch und %S.262 ein R"oschen oben drauf, die Kinder aber nirgend. Da %S.262 sprachen sie: >>Hier ist nichts zu machen<<, und gingen %S.262 heim und sagten der K"ochin, sie h"atten nichts in der Welt %S.262 gesehen als nur ein Rosenst"ockchen und ein R"oschen %S.262 oben darauf. Da schalt die alte K"ochin: >>Ihr Einfaltspinsel, %S.262 ihr h"attet das Rosenst"ockchen sollen entzweischneiden %S.263 und das R"oschen abbrechen und mit nach Haus %S.263 bringen, geschwind und tut's.<< Sie mu"sten also zum %S.263 zweitenmal hinaus und suchen. Die Kinder sahen sie %S.263 aber von weitem kommen, da sprach Lenchen: >>Fundevogel, %S.263 verl"a"st du mich nicht, so verla"s ich dich auch %S.263 nicht.<< Fundevogel sagte: >>Nun und nimmermehr.<< %S.263 Sprach Lenchen: >>So werde du eine Kirche und ich die %S.263 Krone darin.<< Wie nun die drei Knechte dahin kamen, %S.263 war nichts da als eine Kirche und eine Krone darin. Sie %S.263 sprachen also zueinander: >>Was sollen wir hier machen, %S.263 la"st uns nach Hause gehen.<< Wie sie nach Haus kamen, %S.263 fragte die K"ochin, ob sie nichts gefunden h"atten; so %S.263 sagten sie, nein, sie h"atten nichts gefunden als eine %S.263 Kirche, da w"are eine Krone darin gewesen. >>Ihr Narren<<, %S.263 schalt die K"ochin, >>warum habt ihr nicht die %S.263 Kirche zerbrochen und die Krone mit heimgebracht?<< %S.263 Nun machte sich die alte K"ochin selbst auf die Beine und %S.263 ging mit den drei Knechten den Kindern nach. Die %S.263 Kinder sahen aber die drei Knechte von weitem kommen, %S.263 und die K"ochin wackelte hinten nach. Da sprach %S.263 Lenchen: >>Fundevogel, verl"a"st du mich nicht, so verla"s %S.263 ich dich auch nicht.<< Da sprach der Fundevogel: >>Nun %S.263 und nimmermehr.<< Sprach Lenchen: >>Werde zum Teich %S.263 und ich die Ente drauf.<< Die K"ochin aber kam herzu, %S.263 und als sie den Teich sahe, legte sie sich dr"uber hin und %S.263 wollte ihn aussaufen. Aber die Ente kam schnell %S.263 geschwommen, fa"ste sie mit ihrem Schnabel beim Kopf %S.263 und zog sie ins Wasser hinein; da mu"ste die alte Hexe %S.263 ertrinken. Da gingen die Kinder zusammen nach Haus %S.263 und waren herzlich froh; und wenn sie nicht gestorben %S.263 sind, leben sie noch. %S.263