% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Katsumoto, am 19. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 50: Dornr"oschen} \markright{KHM 50: Dornr"oschen} Vorzeiten war ein K"onig und eine K"onigin, die sprachen %S.257 jeden Tag: >>Ach, wenn wir doch ein Kind h"atten!<<, und %S.257 kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die K"onigin %S.257 einmal im Bade sa"s, da"s ein Frosch aus dem Wasser ans %S.257 Land kroch und zu ihr sprach: >>Dein Wunsch wird %S.257 erf"ullt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter %S.257 zur Welt bringen.<< Was der Frosch gesagt hatte, das %S.257 geschah, und die K"onigin gebar ein M"adchen, das war so %S.257 sch"on, da"s der K"onig vor Freude sich nicht zu lassen %S.257 wu"ste und ein gro"ses Fest anstellte. Er ladete nicht blo"s %S.257 seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch %S.257 die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und %S.257 gewogen w"aren. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, %S.257 weil er aber nur zw"olf goldene Teller hatte, von %S.257 welchen sie essen sollten, so mu"ste eine von ihnen %S.257 daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, %S.257 und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen %S.257 das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, %S.257 die andere mit Sch"onheit, die dritte mit Reichtum, und %S.257 so mit allem, was auf der Welt zu w"unschen ist. Als elfe %S.257 ihre Spr"uche eben getan hatten, trat pl"otzlich die dreizehnte %S.257 herein. Sie wollte sich daf"ur r"achen, da"s sie nicht %S.257 eingeladen war, und ohne jemand zu gr"u"sen oder nur %S.257 anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: >>Die K"onigstochter %S.257 soll sich in ihrem funfzehnten Jahr an einer Spindel %S.257 stechen und tot hinfallen.<< Und ohne ein Wort weiter zu %S.257 sprechen, kehrte sie sich um und verlie"s den Saal. Alle %S.257 waren erschro"cken, da trat die zw"olfte hervor, die ihren %S.257 Wunsch noch "ubrig hatte, und weil sie den b"osen Spruch %S.257 nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte %S.257 sie: >>Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertj"ahriger %S.257 tiefer Schlaf, in welchen die K"onigstochter f"allt.<< %S.257 Der K"onig, der sein liebes Kind vor dem Ungl"uck gern %S.258 bewahren wollte, lie"s den Befehl ausgehen, da"s alle %S.258 Spindeln im ganzen K"onigreiche sollten verbrannt werden. %S.258 An dem M"adchen aber wurden die Gaben der %S.258 weisen Frauen s"amtlich erf"ullt, denn es war so sch"on, %S.258 sittsam, freundlich und verst"andig, da"s es jedermann, %S.258 der es ansah, liebhaben mu"ste. Es geschah, da"s an dem %S.258 Tage, wo es gerade funfzehn Jahr alt ward, der K"onig %S.258 und die K"onigin nicht zu Haus waren und das M"adchen %S.258 ganz allein im Schlo"s zur"uckblieb. Da ging es allerorten %S.258 herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, %S.258 und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die %S.258 enge Wendeltreppe hinauf und gelangte zu einer kleinen %S.258 T"ure. In dem Schlo"s steckte ein verrosteter Schl"ussel, %S.258 und als es umdrehte, sprang die T"ure auf, und sa"s da in %S.258 einem kleinen St"ubchen eine alte Frau mit einer Spindel %S.258 und spann emsig ihren Flachs. >>Guten Tag, du altes %S.258 M"utterchen<<, sprach die K"onigstochter, >>was machst du %S.258 da?<< >>Ich spinne<<, sagte die Alte und nickte mit dem %S.258 Kopf. >>Was ist das f"ur ein Ding, das so lustig herumspringt?<< %S.258 sprach das M"adchen, nahm die Spindel und %S.258 wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel %S.258 anger"uhrt, so ging der Zauberspruch in Erf"ullung, und %S.258 sie stach sich damit in den Finger. %S.258 In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel %S.258 sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem %S.258 tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich "uber das %S.258 ganze Schlo"s: der K"onig und die K"onigin, die eben %S.258 heimgekommen waren und in den Saal getreten waren, %S.258 fingen an einzuschlafen, und der ganze Hofstaat mit %S.258 ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde %S.258 im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der %S.258 Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde fla"ckerte, ward %S.258 still und schlief ein, und der Braten h"orte auf zu brutzeln, %S.258 und der Koch, der den K"uchenjungen, weil er %S.258 etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, lie"s %S.258 ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und auf den %S.259 B"aumen vor dem Schlo"s regte sich kein Bl"attchen %S.259 mehr. %S.259 Rings um das Schlo"s aber begann eine Dornenhe"cke zu %S.259 wachsen, die jedes Jahr h"oher ward und endlich das %S.259 ganze Schlo"s umzog und dar"uber hinaus wuchs, da"s gar %S.259 nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne %S.259 auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von %S.259 dem sch"onen schlafenden Dornr"oschen, denn so ward %S.259 die K"onigstochter genannt, also da"s von Zeit zu Zeit %S.259 K"onigss"ohne kamen und durch die He"cke in das Schlo"s %S.259 dringen wollten. Es war ihnen aber nicht m"oglich, denn %S.259 die Dornen, als h"atten sie H"ande, hielten fest zusammen, %S.259 und die J"unglinge blieben darin h"angen, konnten sich %S.259 nicht wieder losmachen und starben eines j"ammerlichen %S.259 Todes. Nach langen, langen Jahren kam wieder einmal %S.259 ein K"onigssohn in das Land und h"orte, wie ein alter %S.259 Mann von der Dornenhe"cke erz"ahlte, es sollte ein Schlo"s %S.259 dahinter stehen, in welchem eine wundersch"one K"onigstochter, %S.259 Dornr"oschen genannt, schon seit hundert Jahren %S.259 schliefe, und mit ihr schliefe der K"onig und die K"onigin %S.259 und der ganze Hofstaat. Er wu"ste auch von seinem %S.259 Gro"svater, da"s schon viele K"onigss"ohne gekommen %S.259 w"aren und versucht h"atten, durch die Dornenhe"cke zu %S.259 dringen, aber sie w"aren darin h"angengeblieben und eines %S.259 traurigen Todes gestorben. Da sprach der J"ungling: >>Ich %S.259 f"urchte mich nicht, ich will hinaus und das sch"one Dornr"oschen %S.259 sehen.<< Der gute Alte mochte ihm abraten, wie %S.259 er wollte, er h"orte nicht auf seine Worte. %S.259 Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und %S.259 der Tag war gekommen, wo Dornr"oschen wieder erwachen %S.259 sollte. Als der K"onigssohn sich der Dornenhe"cke %S.259 n"aherte, waren es lauter gro"se sch"one Blumen, die taten %S.259 sich von selbst auseinander und lie"sen ihn unbesch"adigt %S.259 hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine %S.259 He"cke zusammen. Im Schlo"shof sah er die Pferde und %S.259 sche"ckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem %S.260 Dache sa"sen die Tauben und hatten das K"opfchen unter %S.260 den Fl"ugel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen %S.260 die Fliegen an der Wand, der Koch in der K"uche hielt %S.260 noch die Hand, als wollte er den Jungen anpa"cken, und %S.260 die Magd sa"s vor dem schwarzen Huhn, das sollte %S.260 gerupft werden. Da ging er weiter und sah im Saale den %S.260 ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem %S.260 Throne lag der K"onig und die K"onigin. Da ging er noch %S.260 weiter, und alles war so still, da"s einer seinen Atem %S.260 h"oren konnte, und endlich kam er zu dem Turm und %S.260 "offnete die T"ure zu der kleinen Stube, in welcher Dornr"oschen %S.260 schlief. Da lag es und war so sch"on, da"s er die %S.260 Augen nicht abwenden konnte, und er b"uckte sich und %S.260 gab ihm einen Ku"s. Wie er es mit dem Ku"s ber"uhrt %S.260 hatte, schlug Dornr"oschen die Augen auf, erwachte und %S.260 blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen %S.260 herab, und der K"onig erwachte und die K"onigin und der %S.260 ganze Hofstaat und sahen einander mit gro"sen Augen %S.260 an. Und die Pferde im Hof standen auf und r"uttelten %S.260 sich; die Jagdhunde sprangen und wedelten; die Tauben %S.260 auf dem Dache zogen das K"opfchen unterm Fl"ugel hervor, %S.260 sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an den %S.260 W"anden krochen weiter; das Feuer in der K"uche erhob %S.260 sich, fla"ckerte und kochte das Essen; der Braten fing %S.260 wieder an zu brutzeln; und der Koch gab dem Jungen %S.260 eine Ohrfeige, da"s er schrie; und die Magd rupfte das %S.260 Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des K"onigssohns %S.260 mit dem Dornr"oschen in aller Pracht gefeiert, und %S.260 sie lebten vergn"ugt bis an ihr Ende. %S.260