% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Katsumoto am 14. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 48: Der alte Sultan} \markright{KHM 48: Der alte Sultan} Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hie"s, %S.248 der war alt geworden und hatte alle Z"ahne verloren, so %S.248 da"s er nichts mehr fest pa"cken konnte. Zu einer Zeit %S.248 stand der Bauer mit seiner Frau vor der Haust"ure und %S.248 sprach: >>Den alten Sultan schie"s ich morgen tot, der ist %S.248 zu nichts mehr n"utze.<< Die Frau, die Mitleid mit dem %S.249 treuen Tiere hatte, antwortete: >>Da er uns so lange Jahr %S.249 gedient hat und ehrlich bei uns gehalten, so k"onnten wir %S.249 ihm wohl das Gnadenbrot geben.<< >>Ei was<<, sagte der %S.249 Mann, >>du bist nicht recht gescheit: er hat keinen Zahn %S.249 mehr im Maul, und kein Dieb f"urchtet sich vor ihm, er %S.249 kann jetzt abgehen. Hat er uns gedient, so hat er sein %S.249 gutes Fressen daf"ur gekriegt.<< %S.249 Der arme Hund, der nicht weit davon in der Sonne %S.249 ausgestreckt lag, hatte alles mit angeh"ort und war traurig, %S.249 da"s morgen sein letzter Tag sein sollte. Er hatte einen %S.249 guten Freund, das war der Wolf, zu dem schlich er %S.249 abends hinaus in den Wald und klagte "uber das Schicksal, %S.249 das ihm bevorst"ande. >>H"ore, Gevatter<<, sagte der Wolf, %S.249 >>sei gutes Mutes, ich will dir aus deiner Not helfen. Ich %S.249 habe etwas ausgedacht. Morgen in aller Fr"uhe geht dein %S.249 Herr mit seiner Frau ins Heu, und sie nehmen ihr kleines %S.249 Kind mit, weil niemand im Hause zur"uckbleibt. Sie %S.249 pflegen das Kind w"ahrend der Arbeit hinter die He"cke in %S.249 den Schatten zu legen: lege dich daneben, gleich als %S.249 wolltest du es bewachen. Ich will dann aus dem Walde %S.249 herauskommen und das Kind rauben: du mu"st mir eifrig %S.249 nachspringen, als wolltest du mir es wieder abjagen. Ich %S.249 lasse es fallen, und du bringst es den Eltern wieder %S.249 zur"uck, die glauben dann, du h"attest es gerettet, und sind %S.249 viel zu dankbar, als da"s sie dir ein Leid antun sollten; im %S.249 Gegenteil, du kommst in v"ollige Gnade, und sie werden %S.249 es dir an nichts mehr fehlen lassen.<< %S.249 Der Anschlag gefiel dem Hund, und wie er ausgedacht %S.249 war, so ward er auch ausgef"uhrt. Der Vater schrie, als er %S.249 den Wolf mit seinem Kinde durchs Feld laufen sah, als es %S.249 aber der alte Sultan zur"uckbrachte, da war er froh, %S.249 streichelte ihn und sagte: >>Dir soll kein H"archen %S.249 gekr"ummt werden, du sollst das Gnadenbrot essen, %S.249 solange du lebst.<< Zu seiner Frau aber sprach er: >>Geh %S.249 gleich heim und koche dem alten Sultan einen Weckbrei, %S.249 den braucht er nicht zu bei"sen, und bring das Kopfkissen %S.250 aus meinem Bette, das schenk ich ihm zu seinem Lager.<< %S.250 Von nun an hatte es der alte Sultan so gut, als er sich's %S.250 nur w"unschen konnte. Bald hernach besuchte ihn der %S.250 Wolf und freute sich, da"s alles so wohl gelungen war. %S.250 >>Aber Gevatter<<, sagte er, >>du wirst doch ein Auge %S.250 zudr"u"cken, wenn ich bei Gelegenheit deinem Herrn ein %S.250 fettes Schaf weghole. Es wird einem heutzutage schwer, %S.250 sich durchzuschlagen.<< >>Darauf rechne nicht<<, antwortete %S.250 der Hund, >>meinem Herrn bleibe ich treu, das darf %S.250 ich nicht zugeben.<< Der Wolf meinte, das w"are nicht im %S.250 Ernste gesprochen, kam in der Nacht herangeschlichen %S.250 und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer, dem der %S.250 treue Sultan das Vorhaben des Wolfes verraten hatte, %S.250 pa"ste ihm auf und k"ammte ihm mit dem Dreschflegel %S.250 garstig die Haare. Der Wolf mu"ste ausrei"sen, schrie aber %S.250 dem Hund zu: >>Wart, du schlechter Geselle, daf"ur sollst %S.250 du b"u"sen.<< %S.250 Am andern Morgen schickte der Wolf das Schwein und %S.250 lie"s den Hund hinaus in den Wald fordern, da wollten sie %S.250 ihre Sache ausmachen. Der alte Sultan konnte keinen %S.250 Beistand finden als eine Katze, die nur drei Beine hatte, %S.250 und als sie zusammen hinausgingen, humpelte die arme %S.250 Katze daher und streckte zugleich vor Schmerz den %S.250 Schwanz in die H"ohe. Der Wolf und sein Beistand waren %S.250 schon an Ort und Stelle, als sie aber ihren Gegner %S.250 daherkommen sahen, meinten sie, er f"uhrte einen S"abel %S.250 mit sich, weil sie den aufgerichteten Schwanz der Katze %S.250 daf"ur ansahen. Und wenn das arme Tier so auf drei %S.250 Beinen h"upfte, dachten sie nicht anders, als es h"obe %S.250 jedesmal einen Stein auf, wollte damit auf sie werfen. Da %S.250 ward ihnen beiden angst: das wilde Schwein verkroch %S.250 sich ins Laub, und der Wolf sprang auf einen Baum. Der %S.250 Hund und die Katze, als sie herankamen, wunderten %S.250 sich, da"s sich niemand sehen lie"s. Das wilde Schwein %S.250 aber hatte sich im Laub nicht ganz verste"cken k"onnen, %S.250 sondern die Ohren ragten noch heraus. W"ahrend die %S.251 Katze sich bed"achtig umschaute, zwinste das Schwein %S.251 mit den Ohren; die Katze, welche meinte, es regte sich %S.251 da eine Maus, sprang darauf zu und bi"s herzhaft hinein. %S.251 Da erhob sich das Schwein mit gro"sem Geschrei, lief fort %S.251 und rief: >>Dort auf dem Baum, da sitzt der Schuldige.<< %S.251 Der Hund und die Katze schauten hinauf und erblickten %S.251 den Wolf, der sch"amte sich, da"s er sich so furchtsam %S.251 gezeigt hatte, und nahm von dem Hund den Frieden an. %S.251