% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von A. Katsumoto, am 02. Februar 2001 % und "uberpr"uft von Y. Nagata am 28. M"arz 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 44: Der Gevatter Tod} \markright{KHM 44: Der Gevatter Tod} Es hatte ein armer Mann zw"olf Kinder und mu"ste Tag %S.227 und Nacht arbeiten, damit er ihnen nur Brot geben %S.227 konnte. Als nun das dreizehnte zur Welt kam, wu"ste er %S.227 sich in seiner Not nicht zu helfen, lief hinaus auf die %S.227 gro"se Landstra"se und wollte den ersten, der ihm begegnete, %S.227 zu Gevatter bitten. Der erste, der ihm begegnete, %S.227 das war der liebe Gott, der wu"ste schon, was er auf dem %S.227 Herzen hatte, und sprach zu ihm: >>Armer Mann, du %S.227 dauerst mich, ich will dein Kind aus der Taufe heben, %S.227 will f"ur es sorgen und es gl"ucklich machen auf Erden.<< %S.227 Der Mann sprach: >>Wer bist du?<< >>Ich bin der liebe %S.227 Gott.<< >>So begehr ich dich nicht zu Gevatter<<, sagte der %S.227 Mann, >>du gibst dem Reichen und l"assest den Armen %S.227 hungern.<< Das sprach der Mann, weil er nicht wu"ste, %S.227 wie weislich Gott Reichtum und Armut verteilt. Also %S.227 wendete er sich von dem Herrn und ging weiter. Da trat %S.227 der Teufel zu ihm und sprach: >>Was suchst du? Willst du %S.227 mich zum Paten deines Kindes nehmen, so will ich ihm %S.227 Gold die H"ulle und F"ulle und alle Lust der Welt dazu %S.228 geben.<< Der Mann fragte: >>Wer bist du?<< >>Ich bin der %S.228 Teufel.<< >>So begehr ich dich nicht zum Gevatter<<, %S.228 sprach der Mann, >>du betr"ugst und verf"uhrst die Menschen.<< %S.228 Er ging weiter, da kam der d"urrbeinige Tod auf %S.228 ihn zugeschritten und sprach: >>Nimm mich zu Gevatter.<< %S.228 Der Mann fragte: >>Wer bist du?<< >>Ich bin der Tod, %S.228 der alle gleich macht.<< Da sprach der Mann: >>Du bist der %S.228 rechte, du holst den Reichen wie den Armen ohne %S.228 Unterschied, du sollst mein Gevattersmann sein.<< Der %S.228 Tod antwortete: >>Ich will dein Kind reich und ber"uhmt %S.228 machen, denn wer mich zum Freunde hat, dem kann's %S.228 nicht fehlen.<< Der Mann sprach: >>K"unftigen Sonntag ist %S.228 die Taufe, da stelle dich zu rechter Zeit ein.<< Der Tod %S.228 erschien, wie er versprochen hatte, und stand ganz %S.228 ordentlich Gevatter. %S.228 Als der Knabe zu Jahren gekommen war, trat zu einer %S.228 Zeit der Pate ein und hie"s ihn mitgehen. Er f"uhrte ihn %S.228 hinaus in den Wald, zeigte ihm ein Kraut, das da wuchs, %S.228 und sprach: >>Jetzt sollst du dein Patengeschenk empfangen. %S.228 Ich mache dich zu einem ber"uhmten Arzt. Wenn du %S.228 zu einem Kranken gerufen wirst, so will ich dir jedesmal %S.228 erscheinen; steh ich zu H"aupten des Kranken, so kannst %S.228 du keck sprechen, du wolltest ihn wieder gesund %S.228 machen, und gibst du ihm dann von jenem Kraut ein, so %S.228 wird er genesen; steh ich aber zu F"u"sen des Kranken, so %S.228 ist er mein, und du mu"st sagen, alle Hilfe sei umsonst, %S.228 und kein Arzt in der Welt k"onne ihn retten. Aber h"ute %S.228 dich, da"s du das Kraut nicht gegen meinen Willen %S.228 gebrauchst, es k"onnte dir schlimm ergehen.<< %S.228 Es dauerte nicht lange, so war der J"ungling der ber"uhmteste %S.228 Arzt auf der ganzen Welt. >>Er braucht nur den %S.228 Kranken anzusehen, so wei"s er schon, wie es steht, ob er %S.228 wieder gesund wird oder ob er sterben mu"s<<, so hie"s es %S.228 von ihm, und weit und breit kamen die Leute herbei, %S.228 holten ihn zu den Kranken und gaben ihm so viel Gold, %S.228 da"s er bald ein reicher Mann war. Nun trug es sich zu, %S.229 da"s der K"onig erkrankte; der Arzt ward berufen und %S.229 sollte sagen, ob Genesung m"oglich w"are. Wie er aber zu %S.229 dem Bette trat, so stand der Tod zu den F"u"sen des %S.229 Kranken, und da war f"ur ihn kein Kraut mehr gewachsen. %S.229 >>Wenn ich doch einmal den Tod "uberlisten k"onnte<<, %S.229 dachte der Arzt, >>er wird's freilich "ubelnehmen, aber da %S.229 ich sein Pate bin, so dr"uckt er wohl ein Auge zu: ich %S.229 will's wagen.<< Er fa"ste also den Kranken und legte ihn %S.229 verkehrt, so da"s der Tod zu H"aupten desselben zu %S.229 stehen kam. Dann gab er ihm von dem Kraute ein, und %S.229 der K"onig erholte sich und ward wieder gesund. Der Tod %S.229 aber kam zu dem Arzte, machte ein b"oses und finsteres %S.229 Gesicht, drohte mit dem Finger und sagte: >>Du hast %S.229 mich hinter das Licht gef"uhrt: diesmal will ich dir's %S.229 nachsehen, weil du mein Pate bist, aber wagst du das %S.229 noch einmal, so geht dir's an den Kragen, und ich nehme %S.229 dich selbst mit fort.<< %S.229 Bald hernach verfiel die Tochter des K"onigs in eine %S.229 schwere Krankheit. Sie war sein einziges Kind, er weinte %S.229 Tag und Nacht, da"s ihm die Augen erblindeten, und lie"s %S.229 bekanntmachen, wer sie vom Tode errettete, der sollte %S.229 ihr Gemahl werden und die Krone erben. Der Arzt, als %S.229 er zu dem Bette der Kranken kam, erblickte den Tod zu %S.229 ihren F"u"sen. Er h"atte sich der Warnung seines Paten %S.229 erinnern sollen, aber die gro"se Sch"onheit der K"onigstochter %S.229 und das Gl"uck, ihr Gemahl zu werden, bet"orten %S.229 ihn so, da"s er alle Gedanken in den Wind schlug. Er sah %S.229 nicht, da"s der Tod ihm zornige Bli"cke zuwarf, die Hand %S.229 in die H"ohe hob und mit der d"urren Faust drohte; er hob %S.229 die Kranke auf und legte ihr Haupt dahin, wo die F"u"se %S.229 gelegen hatten. Dann gab er ihr das Kraut ein, und %S.229 alsbald r"oteten sich ihre Wangen, und das Leben regte %S.229 sich von neuem. %S.229 Der Tod, als er sich zum zweitenmal um sein Eigentum %S.229 betrogen sah, ging mit langen Schritten auf den Arzt zu %S.229 und sprach: >>Es ist aus mit dir, und die Reihe kommt %S.230 nun an dich<<, packte ihn mit seiner eiskalten Hand so %S.230 hart, da"s er nicht widerstehen konnte, und f"uhrte ihn in %S.230 eine unterirdische H"ohle. Da sah er, wie tausend und %S.230 tausend Lichter in un"ubersehbaren Reihen brannten, %S.230 einige gro"s, andere halbgro"s, andere klein. Jeden %S.230 Augenblick verloschen einige, und andere brannten wieder %S.230 auf, also da"s die Fl"ammchen in best"andigem Wechsel %S.230 hin und her zu h"upfen schienen. >>Siehst du<<, sprach der %S.230 Tod, >>das sind die Lebenslichter der Menschen. Die %S.230 gro"sen geh"oren Kindern, die halbgro"sen Eheleuten in %S.230 ihren besten Jahren, die kleinen geh"oren Greisen. Doch %S.230 auch Kinder und junge Leute haben oft nur ein kleines %S.230 Lichtchen.<< >>Zeige mir mein Lebenslicht<<, sagte der %S.230 Arzt und meinte, es w"are noch recht gro"s. Der Tod %S.230 deutete auf ein kleines Endchen, das eben auszugehen %S.230 drohte, und sagte: >>Siehst du, da ist es.<< >>Ach, lieber %S.230 Pate<<, sagte der erschro"ckene Arzt, >>z"undet mir ein %S.230 neues an, tut mir's zuliebe, damit ich meines Lebens %S.230 genie"sen kann, K"onig werde und Gemahl der sch"onen %S.230 K"onigstochter.<< >>Ich kann nicht<<, antwortete der Tod, %S.230 >>erst mu"s eins verl"oschen, eh ein neues anbrennt.<< >>So %S.230 setzt das alte auf ein neues, das gleich fortbrennt, wenn %S.230 jenes zu Ende ist<<, bat der Arzt. Der Tod stellte sich, als %S.230 ob er seinen Wunsch erf"ullen wollte, langte ein frisches %S.230 gro"ses Licht herbei; aber weil er sich r"achen wollte, %S.230 versah er's beim Umste"cken absichtlich, und das St"uckchen %S.230 fiel um und verlosch. Alsbald sank der Arzt zu %S.230 Boden und war nun selbst in die Hand des Todes geraten. %S.230