% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 08. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 40: Der R"auberbr"autigam} \markright{KHM 40: Der R"auberbr"autigam} Es war einmal ein M"uller, der hatte eine sch"one Tochter, %S.219 und als sie herangewachsen war, so w"unschte er, sie w"are %S.219 versorgt und gut verheiratet; er dachte: >>Kommt ein %S.219 ordentlicher Freier und h"alt um sie an, so will ich sie ihm %S.219 geben.<< Nicht lange, so kam ein Freier, der schien sehr %S.219 reich zu sein, und da der M"uller nichts an ihm auszusetzen %S.219 wu"ste, so versprach er ihm seine Tochter. Das %S.219 M"adchen aber hatte ihn nicht so recht lieb, wie eine %S.219 Braut ihren Br"autigam liebhaben soll, und hatte kein %S.219 Vertrauen zu ihm: sooft sie ihn ansah oder an ihn dachte, %S.219 f"uhlte sie ein Grauen in ihrem Herzen. Einmal sprach er %S.219 zu ihr: >>Du bist meine Braut und besuchst mich nicht %S.219 einmal.<< Das M"adchen antwortete: >>Ich wei"s nicht, wo %S.219 Euer Haus ist.<< Da sprach der Br"autigam: >>Mein Haus %S.219 ist drau"sen im dunkeln Wald.<< Es suchte Ausreden und %S.219 meinte, es k"onnte den Weg dahin nicht finden. Der %S.219 Br"autigam sagte: >>K"unftigen Sonntag mu"s[t] du hinaus %S.219 zu mir kommen, ich habe die G"aste schon eingeladen, und %S.219 damit du den Weg durch den Wald findest, so will ich dir %S.219 Asche streuen.<< Als der Sonntag kam und das M"adchen %S.219 sich auf den Weg machen sollte, ward ihm so angst, es %S.219 wu"ste selbst nicht recht warum, und damit es den Weg %S.219 bezeichnen k"onnte, steckte es sich beide Taschen voll %S.219 Erbsen und Linsen. An dem Eingang des Waldes war %S.219 Asche gestreut, der ging es nach, warf aber bei jedem %S.219 Schritt rechts und links ein paar Erbsen auf die Erde. Es %S.220 ging fast den ganzen Tag, bis es mitten in den Wald kam, %S.220 wo er am dunkelsten war, da stand ein einsames Haus, %S.220 das gefiel ihm nicht, denn es sah so finster und unheimlich %S.220 aus. Es trat hinein, aber es war niemand darin und %S.220 herrschte die gr"o"ste Stille. Pl"otzlich rief eine Stimme: %S.220 \begin{verse} >>Kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.220 du bist in einem M"orderhaus.<< %S.220 \end{verse} Das M"adchen blickte auf und sah, da"s die Stimme von %S.220 einem Vogel kam, der da in einem Bauer an der Wand %S.220 hing. Nochmals rief er: %S.220 \begin{verse} >>Kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.220 du bist in einem M"orderhaus.<< %S.220 \end{verse} Da ging die sch"one Braut weiter aus einer Stube in die %S.220 andere und ging durch das ganze Haus, aber es war alles %S.220 leer und keine Menschenseele zu finden. Endlich kam sie %S.220 auch in den Keller, da sa"s eine steinalte Frau, die wa"ckelte %S.220 mit dem Kopfe. >>K"onnt Ihr mir nicht sagen<<, %S.220 sprach das M"adchen, >>ob mein Br"autigam hier wohnt?<< %S.220 >>Ach, du armes Kind<<, antwortete die Alte, >>wo bist du %S.220 hingeraten! Du bist in einer M"ordergrube. Du meinst, du %S.220 w"arst eine Braut, die bald Hochzeit macht, aber du wirst %S.220 die Hochzeit mit dem Tode halten. Siehst du, da hab ich %S.220 einen gro"sen Kessel mit Wasser aufsetzen m"ussen, wenn %S.220 sie dich in ihrer Gewalt haben, so zerha"cken sie dich %S.220 ohne Barmherzigkeit, kochen dich und essen dich, denn %S.220 es sind Menschenfresser. Wenn ich nicht Mitleiden mit %S.220 dir habe und dich rette, so bist du verloren.<< %S.220 Darauf f"uhrte es die Alte hinter ein gro"ses Fa"s, wo man %S.220 es nicht sehen konnte. >>Sei wie ein M"auschen still<<, sagte %S.220 sie, >>rege dich nicht und bewege dich nicht, sonst ist's %S.220 um dich geschehen. Nachts, wenn die R"auber schlafen, %S.220 wollen wir entfliehen, ich habe schon lange auf eine %S.220 Gelegenheit gewartet.<< Kaum war das geschehen, so kam %S.220 die gottlose Rotte nach Haus. Sie brachten eine andere %S.220 Jungfrau mitgeschleppt, waren trunken und h"orten nicht %S.220 auf ihr Schreien und Jammern. Sie gaben ihr Wein zu %S.221 trinken, drei Gl"aser voll, ein Glas wei"sen, ein Glas roten %S.221 und ein Glas gelben, davon zersprang ihr das Herz. %S.221 Darauf rissen sie ihr die feinen Kleider ab, legten sie auf %S.221 einen Tisch, zerhackten ihren sch"onen Leib in St"u"cke %S.221 und streuten Salz dar"uber. Die arme Braut hinter dem %S.221 Fa"s zitterte und bebte, denn sie sah wohl, was f"ur ein %S.221 Schicksal ihr die R"auber zugedacht hatten. Einer von %S.221 ihnen bemerkte an dem kleinen Finger der Gemordeten %S.221 einen goldenen Ring, und als er sich nicht gleich abziehen %S.221 lie"s, so nahm er ein Beil und hackte den Finger ab; %S.221 aber der Finger sprang in die H"ohe "uber das Fa"s hinweg %S.221 und fiel der Braut gerade in den Scho"s. Der R"auber %S.221 nahm ein Licht und wollte ihn suchen, konnte ihn aber %S.221 nicht finden. Da sprach ein anderer: >>Hast du auch %S.221 schon hinter dem gro"sen Fasse gesucht?<< Aber die Alte %S.221 rief: >>Kommt und e"st und la"st das Suchen bis morgen: %S.221 der Finger l"auft euch nicht fort.<< %S.221 Da sprachen die R"auber: >>Die Alte hat recht<<, lie"sen %S.221 vom Suchen ab, setzten sich zum Essen, und die Alte %S.221 tr"opfelte ihnen einen Schlaftrunk in den Wein, da"s sie %S.221 sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und schnarchten. %S.221 Als die Braut das h"orte, kam sie hinter dem Fa"s %S.221 hervor und mu"ste "uber die Schlafenden wegschreiten, %S.221 die da reihenweise auf der Erde lagen, und hatte gro"se %S.221 Angst, sie m"ochte einen aufwe"cken. Aber Gott half ihr, %S.221 da"s sie gl"ucklich durchkam, die Alte stieg mit ihr hinauf, %S.221 "offnete die T"ure, und sie eilten, so schnell sie konnten, %S.221 aus der M"ordergrube fort. Die gestreute Asche hatte der %S.221 Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen hatten %S.221 gekeimt und waren aufgegangen und zeigten im Mondenschein %S.221 den Weg. Sie gingen die ganze Nacht, bis sie %S.221 morgens in der M"uhle ankamen. Da erz"ahlte das M"adchen %S.221 seinem Vater alles, wie es sich zugetragen hatte. %S.221 Als der Tag kam, wo die Hochzeit sollte gehalten werden, %S.221 erschien der Br"autigam, der M"uller aber hatte alle %S.221 seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie %S.222 bei Tische sa"sen, ward einem jeden aufgegeben, etwas zu %S.222 erz"ahlen. Die Braut sa"s still und redete nichts. Da sprach %S.222 der Br"autigam zur Braut: >>Nun, mein Herz, wei"st du %S.222 nichts? Erz"ahl uns auch etwas.<< Sie antwortete: >>So will %S.222 ich einen Traum erz"ahlen. Ich ging allein durch einen %S.222 Wald und kam endlich zu einem Haus, da war keine %S.222 Menschenseele darin, aber an der Wand war ein Vogel in %S.222 einem Bauer, der rief: %S.222 \begin{verse} {\frq}Kehr um, kehr um, du junge Braut, \\ %S.222 du bist in einem M"orderhaus.{\flq} %S.222 \end{verse} Und rief es noch einmal. Mein Schatz, das tr"aumte mir %S.222 nur. Da ging ich durch alle Stuben, und alle waren leer, %S.222 und es war so unheimlich darin; ich stieg endlich hinab in %S.222 den Keller, da sa"s eine steinalte Frau darin, die wa"ckelte %S.222 mit dem Kopfe. Ich fragte sie: {\frq}Wohnt mein Br"autigam in %S.222 diesem Haus?{\flq} Sie antwortete: {\frq}Ach, du armes Kind, du %S.222 bist in eine M"ordergrube geraten, dein Br"autigam wohnt %S.222 hier, aber er will dich zerha"cken und t"oten, und will dich %S.222 dann kochen und essen.{\flq} Mein Schatz, das tr"aumte mir %S.222 nur. Aber die alte Frau versteckte mich hinter ein gro"ses %S.222 Fa"s, und kaum war ich da verborgen, so kamen die %S.222 R"auber heim und schleppten eine Jungfrau mit sich, der %S.222 gaben sie dreierlei Wein zu trinken, wei"sen, roten und %S.222 gelben, davon zersprang ihr das Herz. Mein Schatz, das %S.222 tr"aumte mir nur. Darauf zogen sie ihr die feinen Kleider %S.222 ab, zerhackten ihren sch"onen Leib auf einem Tisch in %S.222 St"u"cke und bestreuten ihn mit Salz. Mein Schatz, das %S.222 tr"aumte mir nur. Und einer von den R"aubern sah, da"s an %S.222 dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil er %S.222 schwer abzuziehen war, so nahm er ein Beil und hieb ihn %S.222 ab, aber der Finger sprang in die H"ohe und sprang hinter %S.222 das gro"se Fa"s und fiel mir in den Scho"s. Und da ist der %S.222 Finger mit dem Ring.<< Bei diesen Worten zog sie ihn %S.222 hervor und zeigte ihn den Anwesenden. %S.222 Der R"auber, der bei der Erz"ahlung ganz kreidewei"s %S.222 geworden war, sprang auf und wollte entfliehen, aber die %S.223 G"aste hielten ihn fest und "uberlieferten ihn den Gerichten. %S.223 Da ward er und seine ganze Bande f"ur ihre Schandtaten gerichtet. %S.223