% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 07. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 39: Die Wichtelm"anner} \markright{KHM 39: Die Wichtelm"anner} \untertitel{Erstes M"archen} Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, %S.215 da"s ihm endlich nichts mehr "ubrigblieb als Leder zu %S.215 einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend %S.215 die Schuhe zu, die wollte er den n"achsten Morgen in %S.215 Arbeit nehmen; und weil er ein gutes Gewissen hatte, so %S.215 legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott %S.215 und schlief ein. Morgens, nachdem er sein Gebet verrichtet %S.215 hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte, so %S.215 standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. %S.215 Er verwunderte sich und wu"ste nicht, was er dazu sagen %S.215 sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie n"aher zu %S.215 betrachten: sie waren so sauber gearbeitet, da"s kein Stich %S.215 daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterst"uck %S.215 sein sollte. Bald darauf trat auch schon ein K"aufer ein, %S.216 und weil ihm die Schuhe so gut gefielen, so bezahlte er %S.216 mehr als gew"ohnlich daf"ur, und der Schuster konnte von %S.216 dem Geld Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln. Er %S.216 schnitt sie abends zu und wollte den n"achsten Morgen %S.216 mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte %S.216 es nicht, denn als er aufstand, waren sie schon fertig, und %S.216 es blieben auch nicht die K"aufer aus, die ihm so viel Geld %S.216 gaben, da"s er Leder zu vier Paar Schuhen einkaufen %S.216 konnte. Er fand fr"uhmorgens auch die vier Paar fertig; %S.216 und so ging's immerfort, was er abends zuschnitt, das %S.216 war am Morgen verarbeitet, also da"s er bald wieder sein %S.216 ehrliches Auskommen hatte und endlich ein wohlhabender %S.216 Mann ward. Nun geschah es eines Abends nicht %S.216 lange vor Weihnachten, als der Mann wieder zugeschnitten %S.216 hatte, da"s er vor Schlafengehen zu seiner Frau %S.216 sprach: >>Wie w"ar's, wenn wir diese Nacht aufblieben, %S.216 um zu sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?<< %S.216 Die Frau war's zufrieden und steckte ein Licht an; darauf %S.216 verbargen sie sich in den Stubene"cken, hinter den Kleidern, %S.216 die da aufgeh"angt waren, und gaben acht. Als es %S.216 Mitternacht war, da kamen zwei kleine, niedliche nackte %S.216 M"annlein, setzten sich vor des Schusters Tisch, nahmen %S.216 alle zugeschnittene Arbeit zu sich und fingen an, mit %S.216 ihren Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu %S.216 n"ahen, zu klopfen, da"s der Schuster vor Verwunderung %S.216 die Augen nicht abwenden konnte. Sie lie"sen nicht nach, %S.216 bis alles zu Ende gebracht war und fertig auf dem Tische %S.216 stand, dann sprangen sie schnell fort. %S.216 Am andern Morgen sprach die Frau: >>Die kleinen M"anner %S.216 haben uns reich gemacht, wir m"u"sten uns doch %S.216 dankbar daf"ur bezeigen. Sie laufen so herum, haben %S.216 nichts am Leib und m"ussen frieren. Wei"st du was? Ich %S.216 will Hemdlein, Rock, Wams und H"oslein f"ur sie n"ahen, %S.216 auch jedem ein Paar Str"umpfe stri"cken; mach du jedem %S.216 ein Paar Sch"uhlein dazu.<< Der Mann sprach: >>Das bin %S.216 ich wohl zufrieden<<, und abends, wie sie alles fertig %S.217 hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen %S.217 Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich %S.217 dann, um mit anzusehen, wie sich die M"annlein dazu %S.217 anstellen w"urden. Um Mitternacht kamen sie herangesprungen %S.217 und wollten sich gleich an die Arbeit machen, %S.217 als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die %S.217 niedlichen Kleidungsst"u"cke fanden, verwunderten sie %S.217 sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Freude. %S.217 Mit der gr"o"sten Geschwindigkeit zogen sie sich an, %S.217 strichen die sch"onen Kleider am Leib und sangen: %S.217 \begin{verse} >>Sind wir nicht Knaben glatt und fein? \\ %S.217 Was sollen wir l"anger Schuster sein!<< %S.217 \end{verse} Dann h"upften und tanzten sie und sprangen "uber St"uhle %S.217 und B"anke. Endlich tanzten sie zur T"ure hinaus. Von %S.217 nun an kamen sie nicht wieder, dem Schuster aber ging es %S.217 wohl, solang er lebte, und es gl"uckte ihm alles, was er %S.217 unternahm. %S.217 \untertitel{Zweites M"archen} Es war einmal ein armes Dienstm"adchen, das war flei"sig %S.217 und reinlich, kehrte alle Tage das Haus und sch"uttete das %S.217 Kehricht auf einen gro"sen Haufen vor die T"ure. Eines %S.217 Morgens, als es eben wieder an die Arbeit gehen wollte, %S.217 fand es einen Brief darauf, und weil es nicht lesen %S.217 konnte, so stellte es den Besen in die E"cke und brachte %S.217 den Brief seiner Herrschaft, und da war es eine Einladung %S.217 von den Wichtelm"annern, die baten das M"adchen, %S.217 ihnen ein Kind aus der Taufe zu heben. Das M"adchen %S.217 wu"ste nicht, was es tun sollte, endlich auf vieles Zureden, %S.217 und weil sie ihm sagten, so etwas d"urfte man nicht %S.217 abschlagen, so willigte es ein. Da kamen drei Wichtelm"anner %S.217 und f"uhrten es in einen hohlen Berg, wo die %S.217 Kleinen lebten. Es war da alles klein, aber so zierlich und %S.217 pr"achtig, da"s es nicht zu sagen ist. Die Kindbetterin lag %S.217 in einem Bett von schwarzem Ebenholz mit Kn"opfen %S.218 von Perlen, die De"cken waren mit Gold gestickt, die %S.218 Wiege war von Elfenbein, die Badwanne von Gold. Das %S.218 M"adchen stand nun Gevatter und wollte dann wieder %S.218 nach Haus gehen, die Wichtelm"annlein baten es aber %S.218 inst"andig, drei Tage bei ihnen zu bleiben. Es blieb also %S.218 und verlebte die Zeit in Lust und Freude, und die %S.218 Kleinen taten ihm alles zu Liebe. Endlich wollte es sich %S.218 auf den R"uckweg machen, da steckten sie ihm die %S.218 Taschen erst ganz voll Gold und f"uhrten es hernach %S.218 wieder zum Berge heraus. Als es nach Haus kam, wollte %S.218 es seine Arbeit beginnen, nahm den Besen in die Hand, %S.218 der noch in der E"cke stand, und fing an zu kehren. Da %S.218 kamen fremde Leute aus dem Haus, die fragten, wer es %S.218 w"are und was es da zu tun h"atte. Da war es nicht drei %S.218 Tage, wie es gemeint hatte, sondern sieben Jahre bei den %S.218 kleinen M"annern im Berge gewesen, und seine vorige %S.218 Herrschaft war in der Zeit gestorben. %S.218 \untertitel{Drittes M"archen} Einer Mutter war ihr Kind von den Wichtelm"annern aus %S.218 der Wiege geholt und ein Wechselbalg mit di"ckem Kopf %S.218 und starren Augen hineingelegt, der nichts als essen und %S.218 trinken wollte. In ihrer Not ging sie zu ihrer Nachbarin %S.218 und fragte sie um Rat. Die Nachbarin sagte, sie sollte den %S.218 Wechselbalg in die K"uche tragen, auf den Herd setzen, %S.218 Feuer anmachen und in zwei Eierschalen Wasser kochen: %S.218 das bringe den Wechselbalg zum Lachen, und wenn er %S.218 lache, dann sei es aus mit ihm. Die Frau tat alles, wie die %S.218 Nachbarin gesagt hatte. Wie sie die Eierschalen mit %S.218 Wasser "uber das Feuer setzte, sprach der Klotzkopf: %S.218 \begin{verse} >>Nun bin ich so alt \\ %S.218 wie der Westerwald \\ %S.218 und hab nicht gesehen, da"s jemand in Schalen kocht.<< %S.218 \end{verse} Und fing an, dar"uber zu lachen. Indem er lachte, kam auf %S.219 einmal eine Menge von Wichtelm"annerchen, die brachten %S.219 das rechte Kind, setzten es auf den Herd und nahmen %S.219 den Wechselbalg wieder mit fort. %S.219