% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 07. Januar 2000 % \maerchentitel{KHM 34: Die kluge Else} \markright{KHM 34: Die kluge Else} Es war ein Mann, der hatte eine Tochter, die hie"s die %S.189 \emph{kluge Else}. Als sie nun erwachsen war, sprach der Vater: %S.189 >>Wir wollen sie heiraten lassen.<< >>Ja<<, sagte die Mutter, %S.189 >>wenn nur einer k"ame, der sie haben wollte.<< Endlich %S.189 kam von weither einer, der hie"s \emph{Hans} und hielt um sie %S.189 an, er machte aber die Bedingung, da"s die kluge Else %S.189 auch recht gescheit w"are, >>Oh<<, sprach der Vater, >>die %S.189 hat Zwirn im Kopf<<, und die Mutter sagte: >>Ach, die %S.189 sieht den Wind auf der Gasse laufen und h"ort die Fliegen %S.189 husten.<< >>Ja<<, sprach der Hans, >>wenn sie nicht recht %S.189 gescheit ist, so nehm ich sie nicht.<< Als sie nun zu Tisch %S.189 sa"sen und gegessen hatten, sprach die Mutter: >>Else, geh %S.189 in den Keller und hol Bier.<< Da nahm die kluge Else den %S.189 Krug von der Wand, ging in den Keller und klappte %S.189 unterwegs brav mit dem Deckel, damit ihr die Zeit ja %S.189 nicht lang w"urde. Als sie unten war, holte sie ein St"uhlchen %S.189 und stellte es vors Fa"s, damit sie sich nicht zu %S.189 b"ucken brauchte und ihrem R"ucken etwa nicht wehe t"ate %S.189 und unverhofften Schaden n"ahme. Dann stellte sie die %S.189 Kanne vor sich und drehte den Hahn auf, und w"ahrend %S.189 der Zeit, da"s das Bier hineinlief, wollte sie doch ihre %S.189 Augen nicht m"u"sig lassen, sah oben an die Wand hinauf %S.189 und erblickte nach vielem Hin- und Herschauen eine %S.189 Kreuzhacke gerade "uber sich, welche die Maurer da aus %S.189 Versehen hatten steckenlassen. Da fing die kluge Else an %S.189 zu weinen und sprach: >>Wenn ich den Hans kriege, und %S.189 wir kriegen ein Kind, und das ist gro"s, und wir schicken %S.189 das Kind in den Keller, da"s es hier soll Bier zapfen, so %S.189 f"allt ihm die Kreuzhacke auf den Kopf und schl"agt's tot.<< %S.189 Da sa"s sie und weinte und schrie aus Leibeskr"aften "uber %S.189 das bevorstehende Ungl"uck. Die oben warteten auf den %S.189 Trank, aber die kluge Else kam immer nicht. Da sprach %S.189 die Frau zur Magd: >>Geh doch hinunter in den Keller %S.190 und sieh, wo die Else bleibt.<< Die Magd ging und fand %S.190 sie vor dem Fasse sitzend und laut schreiend. >>Else, was %S.190 weinst du?<< fragte die Magd. >>Ach<<, antwortete sie, %S.190 >>soll ich nicht weinen? Wenn ich den Hans kriege, und %S.190 wir kriegen ein Kind, und das ist gro"s und soll hier %S.190 Trinken zapfen, so f"allt ihm vielleicht die Kreuzhacke auf %S.190 den Kopf und schl"agt es tot.<< Da sprach die Magd: >>Was %S.190 haben wir f"ur eine kluge Else!<<, setzte sich zu ihr und %S.190 fing auch an, "uber das Ungl"uck zu weinen. "Uber eine %S.190 Weile, als die Magd nicht wiederkam und die droben %S.190 durstig nach dem Trank waren, sprach der Mann zum %S.190 Knecht: >>Geh doch hinunter in den Keller und sieh, wo %S.190 die Else und die Magd bleibt.<< Der Knecht ging hinab; %S.190 da sa"s die kluge Else und die Magd und weinten beide %S.190 zusammen. Da fragte er: >>Was weint ihr denn?<< >>Ach<<, %S.190 sprach die Else, >>soll ich nicht weinen? Wenn ich den %S.190 Hans kriege, und wir kriegen ein Kind, und das ist gro"s %S.190 und soll hier Trinken zapfen, so f"allt ihm die Kreuzhacke %S.190 auf den Kopf und schl"agt's tot.<< Da sprach der Knecht: %S.190 >>Was haben wir f"ur eine kluge Else!<<, setzte sich zu ihr %S.190 und fing auch an, laut zu heulen. Oben warteten sie auf %S.190 den Knecht; als er aber immer nicht kam, sprach der %S.190 Mann zur Frau: >>Geh doch hinunter in den Keller und %S.190 sieh, wo die Else bleibt.<< Die Frau ging hinab und fand %S.190 alle drei in Wehklagen und fragte nach der Ursache; da %S.190 erz"ahlte ihr die Else auch, da"s ihr zuk"unftiges Kind wohl %S.190 w"urde von der Kreuzhacke totgeschlagen werden, wenn %S.190 es erst gro"s w"are und Bier zapfen sollte und die Kreuzhacke %S.190 fiele herab. Da sprach die Mutter gleichfalls: >>Ach, %S.190 was haben wir f"ur eine kluge Else!<<, setzte sich hin und %S.190 weinte mit. Der Mann oben wartete noch ein Weilchen; %S.190 als aber seine Frau nicht wiederkam und sein Durst %S.190 immer st"arker ward, sprach er: >>Ich mu"s nur selber in %S.190 den Keller gehn und sehen, wo die Else bleibt.<< Als er %S.190 aber in den Keller kam und alle da beieinander sa"sen und %S.190 weinten und er die Ursache h"orte, da"s das Kind der Else %S.191 schuld w"are, das sie vielleicht einmal zur Welt br"achte, %S.191 und von der Kreuzhacke k"onnte totgeschlagen werden, %S.191 wenn es gerade zur Zeit, wo sie herabfiele, darunters"a"se, %S.191 Bier zu zapfen, da rief er: >>Was f"ur eine kluge Else!<<, %S.191 setzte sich und weinte auch mit. Der Br"autigam blieb %S.191 lange oben allein; da niemand wiederkommen wollte, %S.191 dachte er: >>Sie werden unten auf dich warten, du mu"st %S.191 auch hingehen und sehen, was sie vorhaben.<< Als er %S.191 hinabkam, sa"sen da f"unfe und schrien und jammerten %S.191 ganz erb"armlich, einer immer besser als der andere. >>Was %S.191 f"ur ein Ungl"uck ist denn geschehen?<< fragte er. >>Ach, %S.191 lieber Hans<<, sprach die Else, >>wann wir einander heiraten %S.191 und haben ein Kind, und es ist gro"s, und wir %S.191 schicken's vielleicht hierher, Trinken zu zapfen, da kann %S.191 ihm ja die Kreuzhacke, die da oben ist steckengeblieben, %S.191 wenn sie herabfallen sollte, den Kopf zerschlagen, da"s es %S.191 liegenbleibt; sollen wir da nicht weinen?<< >>Nun<<, sprach %S.191 Hans, >>mehr Verstand ist f"ur meinen Haushalt nicht %S.191 n"otig; weil du so eine kluge Else bist, so will ich dich %S.191 haben<<, packte sie bei der Hand und nahm sie mit hinauf %S.191 und hielt Hochzeit mit ihr. %S.191 Als sie den Hans eine Weile hatte, sprach er: >>Frau, ich %S.191 will ausgehen, arbeiten und uns Geld verdienen, geh du %S.191 ins Feld und schneid das Korn, da"s wir Brot haben.<< >>Ja, %S.191 mein lieber Hans, das will ich tun.<< Nachdem der Hans %S.191 fort war, kochte sie sich einen guten Brei und nahm ihn %S.191 mit ins Feld. Als sie vor den Acker kam, sprach sie zu %S.191 sich selbst: >>Was tu ich? Schneid ich eh'r, oder e"s ich %S.191 eh'r? Hei, ich will erst essen.<< Nun a"s sie ihren Topf mit %S.191 Brei aus, und als sie dick satt war, sprach sie wieder: %S.191 >>Was tu ich? Schneid ich eh'r oder schlaf ich eh'r? Hei, %S.191 ich will erst schlafen.<< Da legte sie sich ins Korn und %S.191 schlief ein. Der Hans war l"angst zu Haus, aber die Else %S.191 wollte nicht kommen; da sprach er: >>Was hab ich f"ur %S.191 eine kluge Else, die ist so flei"sig, da"s sie nicht einmal %S.191 nach Haus kommt und i"st.<< Als sie aber noch immer %S.192 ausblieb und es Abend ward, ging der Hans hinaus und %S.192 wollte sehen, was sie geschnitten h"atte; aber es war nichts %S.192 geschnitten, sondern sie lag im Korn und schlief. Da eilte %S.192 Hans geschwind heim und holte ein Vogelgarn mit kleinen %S.192 Schellen und h"angte es um sie herum; und sie schlief %S.192 noch immer fort. Dann lief er heim, schlo"s die Haust"ure %S.192 zu und setzte sich auf seinen Stuhl und arbeitete. Endlich, %S.192 als es schon ganz dunkel war, erwachte die kluge %S.192 Else, und als sie aufstand, rappelte es um sie herum, und %S.192 die Schellen klingelten bei jedem Schritte, den sie tat. Da %S.192 erschrak sie, ward irre, ob sie auch wirklich die kluge %S.192 Else w"are, und sprach: >>Bin ich's, oder bin ich's nicht?<< %S.192 Sie wu"ste aber nicht, was sie darauf antworten sollte, %S.192 und stand eine Zeitlang zweifelhaft; endlich dachte sie: %S.192 >>Ich will nach Haus gehen und fragen, ob ich's bin oder %S.192 ob ich's nicht bin, die werden's ja wissen.<< Sie lief vor %S.192 ihre Haust"ure, aber die war verschlossen; da klopfte sie %S.192 an das Fenster und rief: >>Hans, ist die Else drinnen?<< %S.192 >>Ja<<, antwortete der Hans, >>sie ist drinnen.<< Da erschrak %S.192 sie und sprach: >>Ach Gott, dann bin ich's nicht<<, und %S.192 ging vor eine andere T"ur; als aber die Leute das Klingeln %S.192 der Schellen h"orten, wollten sie nicht aufmachen, und sie %S.192 konnte nirgend unterkommen. Da lief sie fort zum Dorfe %S.192 hinaus, und niemand hat sie wiedergesehen. %S.192