% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 07. Januar 2001 % \maerchentitel{KHM 33: Die drei Sprachen} \markright{KHM 33: Die drei Sprachen} In der Schweiz lebte einmal ein alter Graf, der hatte nur %S.186 einen einzigen Sohn, aber er war dumm und konnte %S.186 nichts lernen. Da sprach der Vater: >>H"ore, mein Sohn, %S.186 ich bringe nichts in deinen Kopf, ich mag es anfangen, %S.186 wie ich will. Du mu"st fort von hier, ich will dich einem %S.186 ber"uhmten Meister "ubergeben, der soll es mit dir versuchen.<< %S.186 Der Junge ward in eine fremde Stadt geschickt %S.186 und blieb bei dem Meister ein ganzes Jahr. Nach Verlauf %S.186 dieser Zeit kam er wieder heim, und der Vater fragte: %S.186 >>Nun, mein Sohn, was hast du gelernt?<< >>Vater, ich habe %S.186 gelernt, was die Hunde bellen<<, antwortete er. >>Da"s %S.186 Gott erbarm<<, rief der Vater aus, >>ist das alles, was du %S.186 gelernt hast? Ich will dich in eine andere Stadt zu einem %S.186 andern Meister tun.<< Der Junge ward hingebracht und %S.186 blieb bei diesem Meister auch ein Jahr. Ah; er zur"uckkam, %S.186 fragte der Vater wiederum: >>Mein Sohn, was hast %S.186 du gelernt?<< Er antwortete: >>Vater, ich habe gelernt, was %S.186 die V"ogli sprechen.<< Da geriet der Vater in Zorn und %S.186 sprach: >>O du verlorner Mensch, hast die kostbare Zeit %S.186 hingebracht und nichts gelernt und sch"amst dich nicht, %S.186 mir unter die Augen zu treten? Ich will dich zu einem %S.186 dritten Meister schicken, aber lernst du auch diesmal %S.186 nichts, so will ich dein Vater nicht mehr sein.<< Der Sohn %S.186 blieb bei dem dritten Meister ebenfalls ein ganzes Jahr, %S.187 und als er wieder nach Haus kam und der Vater fragte: %S.187 >>Mein Sohn, was hast du gelernt?<<, so antwortete er: %S.187 >>Lieber Vater, ich habe dieses Jahr gelernt, was die %S.187 Fr"osche quaken.<< Da geriet der Vater in den h"ochsten %S.187 Zorn, sprang auf, rief seine Leute herbei und sprach: %S.187 >>Dieser Mensch ist mein Sohn nicht mehr, ich sto"se ihn %S.187 aus und gebiete euch, da"s ihr ihn hinaus in den Wald %S.187 f"uhrt und ihm das Leben nehmt.<< Sie f"uhrten ihn hinaus, %S.187 aber als sie ihn t"oten sollten, konnten sie nicht vor %S.187 Mitleiden und lie"sen ihn gehen. Sie schnitten einem Reh %S.187 Augen und Zunge aus, damit sie dem Alten die Wahrzeichen %S.187 bringen konnten. %S.187 Der J"ungling wanderte fort und kam nach einiger Zeit zu %S.187 einer Burg, wo er um Nachtherberge bat. >>Ja<<, sagte der %S.187 Burgherr, >>wenn du da unten in dem alten Turm "ubernachten %S.187 willst, so gehe hin, aber ich warne dich, es ist %S.187 lebensgef"ahrlich, denn er ist voll wilder Hunde, die %S.187 bellen und heulen in einem fort, und zu gewissen Stunden %S.187 m"ussen sie einen Menschen ausgeliefert haben, den %S.187 sie auch gleich verzehren.<< Die ganze Gegend war dar"uber %S.187 in Trauer und Leid und konnte doch niemand %S.187 helfen. Der J"ungling aber war ohne Furcht und sprach: %S.187 >>La"st mich nur hinab zu den bellenden Hunden und %S.187 gebt mir etwas, das ich ihnen vorwerfen kann; mir sollen %S.187 sie nichts tun.<< Weil er nun selber nicht anders wollte, so %S.187 gaben sie ihm etwas Essen f"ur die wilden Tiere und %S.187 brachten ihn hinab zu dem Turm. Als er hineintrat, %S.187 bellten ihn die Hunde nicht an, wedelten mit den %S.187 Schw"anzen ganz freundlich um ihn herum, fra"sen, was %S.187 er ihnen hinsetzte, und kr"ummten ihm kein H"archen. %S.187 Am andern Morgen kam er zu jedermanns Erstaunen %S.187 gesund und unversehrt wieder zum Vorschein und sagte %S.187 zu dem Burgherrn: >>Die Hunde haben mir in ihrer %S.187 Sprache offenbart, warum sie da hausen und dem Lande %S.187 Schaden bringen. Sie sind verw"unscht und m"ussen einen %S.187 gro"sen Schatz h"uten, der unten im Turme liegt, und %S.188 kommen nicht eher zur Ruhe, als bis er gehoben ist, und %S.188 wie dies geschehen mu"s, das habe ich ebenfalls aus ihren %S.188 Reden vernommen.<< Da freuten sich alle, die das h"orten, %S.188 und der Burgherr sagte, er wollte ihn an Sohnes Statt %S.188 annehmen, wenn er es gl"ucklich vollbr"achte. Er stieg %S.188 wieder hinab, und weil er wu"ste, was er zu tun hatte, so %S.188 vollf"uhrte er es und brachte eine mit Gold gef"ullte Truhe %S.188 herauf. Das Geheul der wilden Hunde ward von nun an %S.188 nicht mehr geh"ort, sie waren verschwunden, und das %S.188 Land war von der Plage befreit. %S.188 "Uber eine Zeit kam es ihm in den Sinn, er wollte nach %S.188 Rom fahren. Auf dem Weg kam er an einem Sumpf %S.188 vorbei, in welchem Fr"osche sa"sen und quakten. Er %S.188 horchte auf, und als er vernahm, was sie sprachen, ward %S.188 er ganz nachdenklich und traurig. Endlich langte er in %S.188 Rom an, da war gerade der Papst gestorben und unter %S.188 den Kardin"alen gro"ser Zweifel, wen sie zum Nachfolger %S.188 bestimmen sollten. Sie wurden zuletzt einig, derjenige %S.188 sollte zum Papst erw"ahlt werden, an dem sich ein g"ottliches %S.188 Wunderzeichen offenbaren w"urde. Und als das eben %S.188 beschlossen war, in demselben Augenblick trat der junge %S.188 Graf in die Kirche, und pl"otzlich flogen zwei schneewei"se %S.188 Tauben auf seine beiden Schultern und blieben da %S.188 sitzen. Die Geistlichkeit erkannte darin das Zeichen Gottes %S.188 und fragte ihn auf der Stelle, ob er Papst werden %S.188 wolle. Er war unschl"ussig und wu"ste nicht, ob er dessen %S.188 w"urdig w"are, aber die Tauben redeten ihm zu, da"s er es %S.188 tun m"ochte, und endlich sagte er ja. Da wurde er gesalbt %S.188 und geweiht, und damit war eingetroffen, was er von den %S.188 Fr"oschen unterwegs geh"ort und was ihn so best"urzt %S.188 gemacht hatte, da"s er der heilige Papst werden sollte. %S.188 Darauf mu"ste er eine Messe singen und wu"ste kein Wort %S.188 davon, aber die zwei Tauben sa"sen stets auf seinen %S.188 Schultern und sagten ihm alles ins Ohr. %S.188