% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 03. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 28: Der singende Knochen} \markright{KHM 28: Der singende Knochen} Es war einmal in einem Lande gro"se Klage "uber ein %S.164 Wildschwein, das den Bauern die "A"cker umw"uhlte, das %S.164 Vieh t"otete und den Menschen mit seinen Hauern den %S.164 Leib aufri"s. Der K"onig versprach einem jeden, der das %S.164 Land von dieser Plage befreien w"urde, eine gro"se Belohnung; %S.164 aber das Tier war so gro"s und stark, da"s sich %S.164 niemand in die N"ahe des Waldes wagte, worin es hauste. %S.165 Endlich lie"s der K"onig bekanntmachen, wer das Wildschwein %S.165 einfange oder t"ote, solle seine einzige Tochter %S.165 zur Gemahlin haben. %S.165 Nun lebten zwei Br"uder in dem Lande, S"ohne eines %S.165 armen Mannes, die meldeten sich und wollten das Wagnis %S.165 "ubernehmen. Der "alteste, der listig und klug war, tat %S.165 es aus Hochmut, der j"ungste, der unschuldig und dumm %S.165 war, aus gutem Herzen. Der K"onig sagte: >>Damit ihr %S.165 desto sicherer das Tier findet, so sollt ihr von entgegengesetzten %S.165 Seiten in den Wald gehen.<< Da ging der "alteste %S.165 von Abend und der j"ungste von Morgen hinein. Und als %S.165 der j"ungste ein Weilchen gegangen war, so trat ein kleines %S.165 M"annlein zu ihm; das hielt einen schwarzen Spie"s in %S.165 der Hand und sprach: >>Diesen Spie"s gebe ich dir, weil %S.165 dein Herz unschuldig und gut ist; damit kannst du %S.165 getrost auf das wilde Schwein eingehen, es wird dir %S.165 keinen Schaden zuf"ugen.<< Er dankte dem M"annlein, %S.165 nahm den Spie"s auf die Schulter und ging ohne Furcht %S.165 weiter. Nicht lange, so erblickte er das Tier, das auf ihn %S.165 losrannte, er hielt ihm aber den Spie"s entgegen, und in %S.165 seiner blinden Wut rannte es so gewaltig hinein, da"s ihm %S.165 das Herz entzweigeschnitten ward. Da nahm er das %S.165 Unget"um auf die Schulter, ging heimw"arts und wollte es %S.165 dem K"onige bringen. %S.165 Als er auf der andern Seite des Waldes herauskam, stand %S.165 da am Eingang ein Haus, wo die Leute sich mit Tanz und %S.165 Wein lustig machten. Sein "altester Bruder war da eingetreten %S.165 und hatte gedacht, das Schwein liefe ihm doch %S.165 nicht fort, erst wollte er sich einen rechten Mut trinken. %S.165 Als er nun den j"ungsten erblickte, der mit seiner Beute %S.165 beladen aus dem Wald kam, so lie"s ihm sein neidisches %S.165 und boshaftes Herz keine Ruhe. Er rief ihm zu: >>Komm %S.165 doch herein, lieber Bruder, ruhe dich aus und st"arke dich %S.165 mit einem Becher Wein.<< Der j"ungste, der nichts Arges %S.165 dahinter vermutete,. ging hinein und erz"ahlte ihm von %S.165 dem guten M"annlein, das ihm einen Spie"s gegeben, %S.166 womit er das Schwein get"otet h"atte. Der "alteste hielt ihn %S.166 bis zum Abend zur"uck, da gingen sie zusammen fort. Als %S.166 sie aber in der Dunkelheit zu der Br"u"cke "uber einen Bach %S.166 kamen, lie"s der "alteste den j"ungsten vorangehen, und als %S.166 er mitten "uber dem Wasser war, gab er ihm von hinten %S.166 einen Schlag, da"s er tot hinabst"urzte. Er begrub ihn %S.166 unter der Br"u"cke, nahm dann das Schwein und brachte es %S.166 dem K"onig mit dem Vorgeben, er h"atte es get"otet; worauf %S.166 er die Tochter des K"onigs zur Gemahlin erhielt. Als %S.166 der j"ungste Bruder nicht wiederkommen wollte, sagte er: %S.166 >>Das Schwein wird ihm den Leib aufgerissen haben<<, %S.166 und das glaubte jedermann. %S.166 Weil aber vor Gott nichts verborgen bleibt, sollte auch %S.166 diese schwarze Tat ans Licht kommen. Nach langen %S.166 Jahren trieb ein Hirt einmal seine Herde "uber die Br"u"cke %S.166 und sah unten im Sande ein schneewei"ses Kn"ochlein %S.166 liegen und dachte, das g"abe ein gutes Mundst"uck. Da %S.166 stieg er herab, hob es auf und schnitzte ein Mundst"uck %S.166 daraus f"ur sein Horn. Als er zum erstenmal darauf %S.166 geblasen hatte, so fing das Kn"ochlein zu gro"ser Verwunderung %S.166 des Hirten von selbst an zu singen: %S.166 \begin{verse} >>Ach, du liebes Hirtelein, \\ %S.166 du bl"ast auf meinem Kn"ochelein, \\ %S.166 mein Bruder hat mich erschlagen, \\ %S.166 unter der Br"u"cke begraben, \\ %S.166 um das wilde Schwein, \\ %S.166 f"ur des K"onigs T"ochterlein.<< %S.166 \end{verse} >>Was f"ur ein wunderliches H"ornchen<<, sagte der Hirt, %S.166 >>das von selber singt, das mu"s ich dem Herrn K"onig %S.166 bringen.<< Als er damit vor den K"onig kam, fing das %S.166 H"ornchen abermals an, sein Liedchen zu singen. Der %S.166 K"onig verstand es wohl und lie"s die Erde unter der %S.166 Br"u"cke aufgraben, da kam das ganze Gerippe des %S.166 Erschlagenen zum Vorschein. Der b"ose Bruder konnte %S.166 die Tat nicht leugnen, ward in einen Sack gen"aht und %S.166 lebendig ers"auft, die Gebeine des Gemordeten aber wurden %S.167 auf den Kirchhof in ein sch"ones Grab zur Ruhe %S.167 gelegt. %S.167