% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 03. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 27: Die Bremer Stadtmusikanten} \markright{KHM 27: Die Bremer Stadtmusikanten} Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die %S.161 S"a"cke unverdrossen zur M"uhle getragen hatte, dessen %S.161 Kr"afte aber nun zu Ende gingen, so da"s er zur Arbeit %S.161 immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn %S.161 aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, da"s %S.161 kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den %S.161 Weg nach Bremen: dort, meinte er, k"onnte er ja Stadtmusikant %S.161 werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, %S.161 fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte %S.161 wie einer, der sich m"ude gelaufen hat. >>Nun, was jappst %S.161 du so, Packan?<< fragte der Esel. >>Ach<<, sagte der Hund, %S.161 >>weil ich alt bin und jeden Tag schw"acher werde, auch %S.161 auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr %S.161 wollen totschlagen, da hab ich Rei"saus genommen; aber %S.161 womit soll ich nun mein Brot verdienen?<< >>Wei"st du %S.161 was<<, sprach der Esel, >>ich gehe nach Bremen und werde %S.161 dort Stadtmusikant, geh mit und la"s dich auch bei der %S.161 Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schl"agst %S.161 die Pauken.<< Der Hund war's zufrieden, und sie gingen %S.161 weiter. Es dauerte nicht lange, so sa"s da eine Katze an %S.161 dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. %S.161 >>Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter %S.161 Bartputzer?<< sprach der Esel. >>Wer kann da lustig sein, %S.161 wenn's einem an den Kragen geht<<, antwortete die %S.161 Katze, >>weil ich nun zu Jahren komme, meine Z"ahne %S.161 stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und %S.161 spinne als nach M"ausen herumjage, hat mich meine Frau %S.161 ers"aufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, %S.161 aber nun ist guter Rat teuer: wo soll ich hin?<< >>Geh mit %S.161 uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, %S.161 da kannst du ein Stadtmusikant werden.<< Die %S.161 Katze hielt das f"ur gut und ging mit. Darauf kamen die %S.161 drei Landesfl"uchtigen an einem Hof vorbei, da sa"s auf %S.162 dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskr"aften. %S.162 >>Du schreist einem durch Mark und Bein<<, sprach der %S.162 Esel, >>was hast du vor?<< >>Da hab ich gut Wetter prophezeit<<, %S.162 sprach der Hahn, >>weil unserer lieben Frauen Tag %S.162 ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen %S.162 hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag %S.162 G"aste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen %S.162 und hat der K"ochin gesagt, sie wollte mich morgen in der %S.162 Suppe essen, und da soll ich mir heut abend den Kopf %S.162 abschneiden lassen. Nun schrei ich aus vollem Hals, %S.162 solang ich noch kann.<< >>Ei was, du Rotkopf<<, sagte der %S.162 Esel, >>zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, %S.162 etwas Besseres als den Tod findest du "uberall; du hast %S.162 eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, %S.162 so mu"s es eine Art haben.<< Der Hahn lie"s sich den %S.162 Vorschlag gefallen, und sie gingen alle viere zusammen %S.162 fort. %S.162 Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht %S.162 erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie %S.162 "ubernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich %S.162 unter einen gro"sen Baum, die Katze und der Hahn %S.162 machten sich in die "Aste, der Hahn aber flog bis in die %S.162 Spitze, wo es am sichersten f"ur ihn war. Ehe er einschlief, %S.162 sah er sich noch einmal nach allen vier Winden %S.162 um, da d"auchte ihn, er s"ahe in der Ferne ein F"unkchen %S.162 brennen, und rief seinen Gesellen zu, es m"u"ste nicht gar %S.162 weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der %S.162 Esel: >>So m"ussen wir uns aufmachen und noch hingehen, %S.162 denn hier ist die Herberge schlecht.<< Der Hund meinte, %S.162 ein paar Knochen und etwas Fleisch dran t"aten ihm auch %S.162 gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, %S.162 wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, %S.162 und es ward immer gr"o"ser, bis sie vor ein hell erleuchtetes %S.162 R"auberhaus kamen. Der Esel, als der gr"o"ste, n"aherte %S.162 sich dem Fenster und schaute hinein. >>Was siehst du, %S.162 Grauschimmel?<< fragte der Hahn. >>Was ich sehe?<< antwortete %S.163 der Esel. >>Einen gedeckten Tisch mit sch"onem %S.163 Essen und Trinken, und R"auber sitzen daran und lassen's %S.163 sich wohl sein.<< >>Das w"are was f"ur uns<<, sprach der %S.163 Hahn. >>Ja, ja, ach, w"aren wir da!<< sagte der Esel. Da %S.163 ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen m"u"sten, um %S.163 die R"auber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. %S.163 Der Esel mu"ste sich mit den Vorderf"u"sen auf das Fenster %S.163 stellen, der Hund auf des Esels R"u"cken springen, die %S.163 Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn %S.163 hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das %S.163 geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, %S.163 ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, %S.163 die Katze miaute, und der Hahn kr"ahte; dann st"urzten %S.163 sie durch das Fenster in die Stube hinein, da"s die Scheiben %S.163 klirrten. Die R"auber fuhren bei dem entsetzlichen %S.163 Geschrei in die H"ohe, meinten nicht anders, als ein %S.163 Gespenst k"ame herein, und flohen in gr"o"ster Furcht in %S.163 den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an %S.163 den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was "ubriggeblieben %S.163 war, und a"sen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. %S.163 Wie die vier Spielleute fertig waren, l"oschten sie das %S.163 Licht aus und suchten sich eine Schlafst"atte, jeder nach %S.163 seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf %S.163 den Mist, der Hund hinter die T"ure, die Katze auf den %S.163 Herd bei die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf %S.163 den Hahnenbalken; und weil sie m"ude waren von ihrem %S.163 langen Weg, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht %S.163 vorbei war und die R"auber von weitem sahen, da"s kein %S.163 Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig schien, %S.163 sprach der Hauptmann: >>Wir h"atten uns doch nicht %S.163 sollen ins Bockshorn jagen lassen<<, und hie"s einen hingehen %S.163 und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand %S.163 alles still, ging in die K"uche, ein Licht anzuz"unden, und %S.163 weil er die gl"uhenden, feurigen Augen der Katze f"ur %S.163 lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelh"olzchen %S.164 daran, da"s es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand %S.164 keinen Spa"s, sprang ihm ins Gesicht, spie und %S.164 kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur %S.164 Hintert"ure hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf %S.164 und bi"s ihn ins Bein; und als er "uber den Hof an dem %S.164 Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen t"uchtigen %S.164 Schlag mit dem Hinterfu"s; der Hahn aber, der vom %S.164 L"armen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden %S.164 war, rief vom Balken herab: >>Kikeriki!<< Da lief der %S.164 R"auber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zur"uck %S.164 und sprach: >>Ach, in dem Haus sitzt eine greuliche %S.164 Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen %S.164 Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der T"ure %S.164 steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein %S.164 gestochen; und auf dem Hof liegt ein schwarzes Unget"um, %S.164 das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; %S.164 und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief: %S.164 \frq{}Bringt mir den Schelm her.\flq{} Da machte ich, da"s ich %S.164 fortkam.<< Von nun an getrauten sich die R"auber nicht %S.164 weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiel's %S.164 aber so wohl darin, da"s sie nicht wieder heraus wollten. %S.164 Und der das zuletzt erz"ahlt hat, dem ist der Mund noch %S.164 warm. %S.164