% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 03. Januar 2001 % % ck version (input e.g. Dru"cker instead of Drucker) % \maerchentitel{KHM 26: Rotk"appchen} \markright{KHM 26: Rotk"appchen} Es war einmal eine kleine s"u"se Dirne, die hatte jedermann %S.156 lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre %S.156 Gro"smutter, die wu"ste gar nicht, was sie alles dem %S.156 Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein K"appchen %S.156 von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand %S.157 und es nichts anders mehr tragen wollte, hie"s es nur das %S.157 Rotk"appchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: %S.157 >>Komm, Rotk"appchen, da hast du ein St"uck Kuchen und %S.157 eine Flasche Wein, bring das der Gro"smutter hinaus; sie %S.157 ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach %S.157 dich auf, bevor es hei"s wird, und wenn du hinauskommst, %S.157 so geh h"ubsch sittsam und lauf nicht vom Weg %S.157 ab, sonst f"allst du und zerbrichst das Glas, und die %S.157 Gro"smutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube %S.157 kommst, so vergi"s nicht, guten Morgen zu sagen, und %S.157 guck nicht erst in alle E"cken herum.<< %S.157 >>Ich will schon alles gut machen<<, sagte Rotk"appchen %S.157 zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Gro"smutter %S.157 aber wohnte drau"sen im Wald, eine halbe Stunde %S.157 vom Dorf. Wie nun Rotk"appchen in den Wald kam, %S.157 begegnete ihm der Wolf. Rotk"appchen aber wu"ste nicht, %S.157 was das f"ur ein b"oses Tier war, und f"urchtete sich nicht %S.157 vor ihm. >>Guten Tag, Rotk"appchen<<, sprach er. >>Sch"onen %S.157 Dank, Wolf.<< >>Wo hinaus so fr"uh, Rotk"appchen?<< %S.157 >>Zur Gro"smutter.<< >>Was tr"agst du unter der Sch"urze?<< %S.157 >>Kuchen und Wein: gestern haben wir geba"cken, da soll %S.157 sich die kranke und schwache Gro"smutter etwas zugut %S.157 tun und sich damit st"arken.<< >>Rotk"appchen, wo wohnt %S.157 deine Gro"smutter?<< >>Noch eine gute Viertelstunde weiter %S.157 im Wald, unter den drei gro"sen Eichb"aumen, da steht %S.157 ihr Haus, unten sind die Nu"she"cken, das wirst du ja %S.157 wissen<<, sagte Rotk"appchen. Der Wolf dachte bei sich: %S.157 >>Das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird %S.157 noch besser schme"cken als die Alte: du mu"st es listig %S.157 anfangen, damit du beide erschnappst.<< Da ging er ein %S.157 Weilchen neben Rotk"appchen her, dann sprach er: >>Rotk"appchen, %S.157 sieh einmal die sch"onen Blumen, die ringsumher %S.157 stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, %S.157 du h"orst gar nicht, wie die V"oglein so lieblich singen? Du %S.157 gehst ja f"ur dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und %S.158 ist so lustig hau"sen in dem Wald.<< %S.158 Rotk"appchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie %S.158 die Sonnenstrahlen durch die B"aume hin und her tanzten %S.158 und alles voll sch"oner Blumen stand, dachte es: >>Wenn %S.158 ich der Gro"smutter einen frischen Strau"s mitbringe, der %S.158 wird ihr auch Freude machen; es ist so fr"uh am Tag, da"s %S.158 ich doch zu rechter Zeit ankomme<<, lief vom Wege ab in %S.158 den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine %S.158 gebrochen hatte, meinte es, weiter hinaus st"ande eine %S.158 sch"onere, und lief darnach, und geriet immer tiefer in %S.158 den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach %S.158 dem Haus der Gro"smutter und klopfte an die T"ure. %S.158 >>Wer ist drau"sen?<< >>Rotk"appchen, das bringt Kuchen %S.158 und Wein, mach auf.<< >>Dr"uck nur auf die Klinke<<, rief %S.158 die Gro"smutter, >>ich bin zu schwach und kann nicht %S.158 aufstehen.<< Der Wolf dr"uckte auf die Klinke, die T"ure %S.158 sprang auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, %S.158 gerade zum Bett der Gro"smutter und verschluckte sie. %S.158 Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte %S.158 sich in ihr Bett und zog die Vorh"ange vor. %S.158 Rotk"appchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, %S.158 und als es so viel zusammen hatte, da"s es keine mehr %S.158 tragen konnte, fiel ihm die Gro"smutter wieder ein, und %S.158 es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, da"s %S.158 die T"ure aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es %S.158 ihm so seltsam darin vor, da"s es dachte: >>Ei, du mein %S.158 Gott, wie "angstlich wird mir's heute zumut, und bin %S.158 sonst so gerne bei der Gro"smutter!<< Es rief >>Guten %S.158 Morgen<<, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es %S.158 zum Bett und zog die Vorh"ange zur"uck: da lag die %S.158 Gro"smutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt %S.158 und sah so wunderlich aus. >>Ei, Gro"smutter, was hast %S.158 du f"ur gro"se Ohren!<< >>Da"s ich dich besser h"oren kann.<< %S.158 >>Ei, Gro"smutter, was hast du f"ur gro"se Augen!<< >>Da"s %S.158 ich dich besser sehen kann.<< >>Ei, Gro"smutter, was hast %S.158 du f"ur gro"se H"ande!<< >>Da"s ich dich besser pa"cken %S.159 kann.<< >>Aber, Gro"smutter, was hast du f"ur ein entsetzlich %S.159 gro"ses Maul!<< >>Da"s ich dich besser fressen kann.<< %S.159 Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus %S.159 dem Bette und verschlang das arme Rotk"appchen. %S.159 Wie der Wolf sein Gel"usten gestillt hatte, legte er sich %S.159 wieder ins Bett, schlief ein und fing an, "uberlaut zu %S.159 schnarchen. Der J"ager ging eben an dem Haus vorbei %S.159 und dachte: >>Wie die alte Frau schnarcht, du mu"st doch %S.159 sehen, ob ihr etwas fehlt.<< Da trat er in die Stube, und %S.159 wie er vor das Bette kam, so sah er, da"s der Wolf darin %S.159 lag. >>Finde ich dich hier, du alter S"under<<, sagte er, >>ich %S.159 habe dich lange gesucht.<< Nun wollte er seine B"uchse %S.159 anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf k"onnte die Gro"smutter %S.159 gefressen haben und sie w"are noch zu retten: scho"s %S.159 nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden %S.159 Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar %S.159 Schnitte getan hatte, da sah er das rote K"appchen leuchten, %S.159 und noch ein paar Schnitte, da sprang das M"adchen %S.159 heraus und rief: >>Ach, wie war ich erschro"cken, wie %S.159 war's so dunkel in dem Wolf seinem Leib!<< Und dann %S.159 kam die alte Gro"smutter auch noch lebendig heraus und %S.159 konnte kaum atmen. Rotk"appchen aber holte geschwind %S.159 gro"se Steine, damit f"ullten sie dem Wolf den Leib, und %S.159 wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine %S.159 waren so schwer, da"s er gleich niedersank und sich %S.159 totfiel. %S.159 Da waren alle drei vergn"ugt; der J"ager zog dem Wolf den %S.159 Pelz ab und ging damit heim, die Gro"smutter a"s den %S.159 Kuchen und trank den Wein, den Rotk"appchen gebracht %S.159 hatte, und erholte sich wieder, Rotk"appchen aber dachte: %S.159 >>Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab %S.159 in den Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat.<< %S.159 \anhang{*} %S.159 Es wird auch erz"ahlt, da"s einmal, als Rotk"appchen der %S.159 alten Gro"smutter wieder Geba"ckenes brachte, ein anderer %S.159 Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe %S.159 ableiten wollen. Rotk"appchen aber h"utete sich und ging %S.159 gerade fort seines Wegs und sagte der Gro"smutter, da"s %S.159 es dem Wolf begegnet w"are, der ihm guten Tag %S.159 gew"unscht, aber so b"os aus den Augen geguckt h"atte: %S.159 >>Wenn's nicht auf offner Stra"se gewesen w"are, er h"atte %S.159 mich gefressen.<< >>Komm<<, sagte die Gro"smutter, >>wir %S.159 wollen die T"ure verschlie"sen, da"s er nicht herein kann.<< %S.159 Bald darnach klopfte der Wolf an und rief: >>Mach auf, %S.159 Gro"smutter, ich bin das Rotk"appchen, ich bring dir %S.159 Geba"ckenes.<< Sie schwiegen aber still und machten die %S.159 T"ure nicht auf: da schlich der Graukopf etlichemal um %S.159 das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten, %S.159 bis Rotk"appchen abends nach Haus ginge, dann wollte er %S.159 ihm nachschleichen und wollt's in der Dunkelheit fressen. %S.159 Aber die Gro"smutter merkte, was er im Sinn hatte. %S.159 Nun stand vor dem Haus ein gro"ser Steintrog, da sprach %S.159 sie zu dem Kind: >>Nimm den Eimer, Rotk"appchen, %S.159 gestern hab ich W"urste gekocht, da trag das Wasser, %S.159 worin sie gekocht sind, in den Trog.<< Rotk"appchen trug %S.159 so lange, bis der gro"se, gro"se Trog ganz voll war. Da %S.159 stieg der Geruch von den W"ursten dem Wolf in die Nase, %S.159 er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den %S.159 Hals so lang, da"s er sich nicht mehr halten konnte und %S.159 anfing zu rutschen: so rutschte er vom Dach herab, %S.159 gerade in den gro"sen Trog hinein, und ertrank. Rotk"appchen %S.159 aber ging fr"ohlich nach Haus, und tat ihm %S.159 niemand etwas zuleid. %S.159