% @book{bg_hr_khm_1857, % author = "Br{\"{u}}der Grimm", % editor = "Heinz R{\"{o}}lleke", % title = "{K}inder- und {H}ausm{\"{a}}rchen", % publisher = "Philipp Reclam jun. GmbH {\&} Co.", % address = "Stuttgart, Germany", % year = "1995", % volume = "1", % series = "Universal-Bibliothek Nr. 3191", % isbn = "3-15-003191-5", % language = "German", % colophon = "BR{\"{U}}DER GRIMM % Kinder- und Hausm{\"{a}}rchen % AUSGABE LETZTER HAND % MIT DEN ORIGINALANMERKUNGEN % DER BR{\"{U}}DER GRIMM % MIT EINEM ANHANG % S{\"{A}}MTLICHER, NICHT IN ALLEN AUFLAGEN % VER{\"{O}}FFENTLICHTER M{\"{A}}RCHEN % UND HERKUNFTSNACHWEISEN HERAUSGEGEBEN % VON HEINZ R{\"{O}}LLEKE % PHILIPP RECLAM JUN. STUTTGART, 1980/1995" } % % Originaltext f"ur das LaTeX-Quelldokument % bearbeitet und redigiert von Y. Nagata, am 03. Januar 2001 % \maerchentitel{KHM 25: Die sieben Raben} \markright{KHM 25: Die sieben Raben} Ein Mann hatte sieben S"ohne und immer noch kein %S.154 T"ochterchen, sosehr er sich's auch w"unschte; endlich gab %S.154 ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, %S.154 und wie's zur Welt kam, war's auch ein M"adchen. Die %S.154 Freude war gro"s, aber das Kind war schm"achtig und %S.154 klein und sollte wegen seiner Schwachheit die Nottaufe %S.154 haben. Der Vater schickte einen der Knaben eilends zur %S.154 Quelle, Taufwasser zu holen; die andern sechs liefen mit, %S.154 und weil jeder der erste beim Sch"opfen sein wollte, so fiel %S.154 ihnen der Krug in den Brunnen. Da standen sie und %S.154 wu"sten nicht, was sie tun sollten, und keiner getraute %S.154 sich heim. Als sie immer nicht zur"uckkamen, ward der %S.154 Vater ungeduldig und sprach: >>Gewi"s haben sie's wieder %S.154 "uber ein Spiel vergessen, die gottlosen Jungen.<< Es ward %S.154 ihm angst, das M"adchen m"u"ste ungetauft verscheiden, %S.154 und im "Arger rief er: >>Ich wollte, da"s die Jungen alle zu %S.154 Raben w"urden.<< Kaum war das Wort ausgeredet, so %S.154 h"orte er ein Geschwirr "uber seinem Haupt in der Luft, %S.154 blickte in die H"ohe und sah sieben kohlschwarze Raben %S.154 auf und davon fliegen. %S.154 Die Eltern konnten die Verw"unschung nicht mehr %S.154 zur"ucknehmen, und so traurig sie "uber den Verlust ihrer %S.154 sieben S"ohne waren, tr"osteten sie sich doch einigerma"sen %S.154 durch ihr liebes T"ochterchen, das bald zu Kr"aften kam %S.154 und mit jedem Tage sch"oner ward. Es wu"ste lange Zeit %S.154 nicht einmal, da"s es Geschwister gehabt hatte, denn die %S.154 Eltern h"uteten sich, ihrer zu erw"ahnen, bis es eines Tags %S.154 von ungef"ahr die Leute von sich sprechen h"orte, das %S.154 M"adchen w"are wohl sch"on, aber doch eigentlich schuld %S.154 an dem Ungl"uck seiner sieben Br"uder. Da ward es ganz %S.154 betr"ubt, ging zu Vater und Mutter und fragte, ob es denn %S.154 Br"uder gehabt h"atte und wo sie hingeraten w"aren. Nun %S.154 durften die Eltern das Geheimnis nicht l"anger verschweigen, %S.155 sagten jedoch, es sei so des Himmels Verh"angnis %S.155 und seine Geburt nur der unschuldige Anla"s gewesen. %S.155 Allein das M"adchen machte sich t"aglich ein Gewissen %S.155 daraus und glaubte, es m"u"ste seine Geschwister wieder %S.155 erl"osen. Es hatte nicht Ruhe und Rast, bis es sich heimlich %S.155 aufmachte und in die weite Welt ging, seine Br"uder %S.155 irgendwo aufzusp"uren und zu befreien, es m"ochte %S.155 kosten, was es wollte. Es nahm nichts mit sich als ein %S.155 Ringlein von seinen Eltern zum Andenken, einen Laib %S.155 Brot f"ur den Hunger, ein Kr"uglein Wasser f"ur den Durst %S.155 und ein St"uhlchen f"ur die M"udigkeit. %S.155 Nun ging es immerzu, weit, weit bis an der Welt Ende. %S.155 Da kam es zur Sonne, aber die war zu hei"s und f"urchterlich %S.155 und fra"s die kleinen Kinder. Eilig lief es weg und lief %S.155 hin zu dem Mond, aber der war gar zu kalt und auch %S.155 grausig und b"os, und als er das Kind merkte, sprach er: %S.155 >>Ich rieche, rieche Menschenfleisch.<< Da machte es sich %S.155 geschwind fort und kam zu den Sternen, die waren ihm %S.155 freundlich und gut, und jeder sa"s auf seinem besondern %S.155 St"uhlchen. Der Morgenstern aber stand auf, gab ihm ein %S.155 Hinkelbeinchen und sprach: >>Wenn du das Beinchen %S.155 nicht hast, kannst du den Glasberg nicht aufschlie"sen, %S.155 und in dem Glasberg, da sind deine Br"uder.<< %S.155 Das M"adchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in %S.155 ein T"uchlein und ging wieder fort so lange, bis es an den %S.155 Glasberg kam. Das Tor war verschlossen, und es wollte %S.155 das Beinchen hervorholen, aber wie es das T"uchlein %S.155 aufmachte, so war es leer, und es hatte das Geschenk der %S.155 guten Sterne verloren. Was sollte es nun anfangen? Seine %S.155 Br"uder wollte es erretten und hatte keinen Schl"ussel zum %S.155 Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm ein Messer, %S.155 schnitt sich ein kleines Fingerchen ab, steckte es in das %S.155 Tor und schlo"s gl"ucklich auf. Als es eingegangen war, %S.155 kam ihm ein Zwerglein entgegen, das sprach: >>Mein %S.155 Kind, was suchst du?<< >>Ich suche meine Br"uder, die %S.155 sieben Raben<<, antwortete es. Der Zwerg sprach: >>Die %S.156 Herren Raben sind nicht zu Haus, aber willst du hier so %S.156 lang warten, bis sie kommen, so tritt ein.<< Darauf trug %S.156 das Zwerglein die Speise der Raben herein auf sieben %S.156 Tellerchen und in sieben Becherchen, und von jedem %S.156 Tellerchen a"s das Schwesterchen ein Br"ockchen, und aus %S.156 jedem Becherchen trank es ein Schl"uckchen; in das letzte %S.156 Becherchen aber lie"s es das Ringlein fallen, das es mitgenommen %S.156 hatte. %S.156 Auf einmal h"orte es in der Luft ein Geschwirr und ein %S.156 Geweh, da sprach das Zwerglein: >>Jetzt kommen die %S.156 Herren Raben heimgeflogen.<< Da kamen sie, wollten %S.156 essen und trinken und suchten ihre Tellerchen und %S.156 Becherchen. Da sprach einer nach dem andern: >>Wer hat %S.156 von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem %S.156 Becherchen getrunken? Das ist eines Menschen Mund %S.156 gewesen.<< Und wie der siebente auf den Grund des %S.156 Bechers kam, rollte ihm das Ringlein entgegen. Da sah er %S.156 es an und erkannte, da"s es ein Ring von Vater und %S.156 Mutter war, und sprach: >>Gott gebe, unser Schwesterlein %S.156 w"are da, so w"aren wir erl"ost.<< Wie das M"adchen, das %S.156 hinter der T"ure stand und lauschte, den Wunsch h"orte, %S.156 so trat es hervor, und da bekamen alle die Raben ihre %S.156 menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten und k"u"sten %S.156 einander und zogen fr"ohlich heim. %S.156